Loa Imago

Tochter des Mare


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sagte Alynn und wehrte seine Hand ab. Er hob entschuldigend die Hände.

      „Aber verratet mir, was seid Ihr? Dieses Haar… Ich habe noch nie eine Frau mit solch langen vollen, und vor allem solch blauen, Haaren gesehen.“

      „Bei Mare. Blau? Halb Riburet färbt sich die Haare mit magischen Mittelchen.“

      Er schüttelte den Kopf.

      „Keine Söldnerin würde sich die Mühe machen ihr Haar blau zu färben, geschweige denn es so lang zu tragen“, sagte er und nach einem Moment. „Und kein Mensch kann die Magie so meisterhaft beherrschen.“

      Er trat einen Schritt näher und versuchte Augenkontakt herzustellen. „Ihr könnt nicht behaupten, Ihr wärt ein gewöhnlicher Mensch.“

      „Ich bezeichne mich selbst gern als Nymphe, falls Euch das was sagt, Elfling.“

      Langsam verlor sie die Geduld. Sie hatte keine Lust mit irgendwelchen Elfen Gespräche über ihre Haare zu führen.

      „Was wollt Ihr überhaupt von dieser Frau? Sie ist ein Mensch! Und dazu noch eine Adlige. Sind alle Vorurteile auf einmal verschwunden? Ewige Liebe? Flammende Leidenschaft?“ Alynn machte ein verächtliches Geräusch. Der Elf schmunzelte.

      „Sagt mir lieber, weshalb arbeitet eine so liebreizende Nymphe, wie Ihr eine seid, als Söldnerin. Obendrein noch für den Kanzler des roten Ordens?“ Alynn runzelte die Stirn. „Oh!“ Er grinste selbstgefällig. „Wusstet Ihr wohl möglich nicht, wer Euer Auftraggeber ist?“ Nein, das hatte sie wirklich nicht gewusst. Und es interessierte Alynn auch nicht im Geringsten. Sie zuckte mit den Schultern. „Zahlt gut.- Sagte seine Frau wäre von Banditen entführt worden.“ „Und Ihr saht nichts als das Gold?“

      Sie zuckte erneut mit den Schultern. „Gold bringt Essen, ein Bett für die Nacht und Alkohol. Wie ich schon sagte, Politik interessiert mich nicht.“

      Der Elf machte ein verächtliches Geräusch.

      „Würdet Ihr immer noch so denken, wenn die Menschen Euch aus eurer Heimat vertreiben und jagen wie Tiere?“

      Die Augen der Amazone wurden dunkler. „Geht doch nach Elderan, wenn euch die Menschen so auf die Nerven gehen.“

      Der Elf war sichtbar wütend. „Elderan. Unser Land den Menschen überlassen? Das Land unserer Ahnen? Und ins Land der Elfen gehen? Kampflos aufgeben?“

      „Sie sind zwar ziemlich hochnäsig, und das Bier ist ungenießbar, aber es ist kein schlechter Ort zum Leben. Für Spitzohren.“ Der Elf hatte sich vor ihr aufgebaut. Es sollte wohl bedrohlich aussehen, beeindruckte Alynn aber nicht im Geringsten.

      „Gebt Ihr mir die Frau jetzt?“

      Der Elf starrte sie weiter an, als wolle er sie in Stücke reißen. Dann schien er sich eines Besseren zu besinnen. Schade! Alynn wurde bereits langweilig, bei so viel Gerede.

      „Ihr könnt sie haben. Wenn Ihr mir im Gegenzug einen Gefallen erweist.“

      Die Adlige japste hörbar nach Luft. Sie hielt sich die Hand auf die Brust.

      „Tut mir leid, aber mit Elfen bin ich durch.“

      „Es lebt ein Wyvern in einem Gewässer, der zu unserem Revier gehört. Seitdem können wir nicht mehr in Ruhe dort jagen. Tötet ihn und Ihr werdet belohnt.“

      Er machte eine Pause. „Und Ihr bekommt die Frau.“

      Alynn rollte mit den Augen. „Es sollte sich besser für mich lohnen!“

      Sonst würde sie die Adlige, samt Elfen ins Jenseits befördern.

      Schweigend folgte die Amazone dem Elf durch den Wald. Ohne Mühe kletterte sie durch das dichte Unterholz. Wobei er mit Absicht den schwierigsten Weg gewählt hatte. Er warf ihr immer wieder neugierige Blicke zu.

      Warum reagierte die Nymphe nicht auf seine Annährungsversuche?

      Sie versuchte seine Blicke zu ignorieren; schaffte es aber nicht. Fluchend blieb sie stehen und wandte sich zu ihm. „Wenn Ihr etwas fragen wollt, Elf, Dann fragt!“

      Er zeigte grinsend seine Zähne. „Da ist mehr an Euch als ihr erzählen wollt. Eine Nymphe und dann auch noch Kriegerin. Ihr könnt mir nicht weiß machen ihr wärt nur eine gewöhnliche Söldnerin.“

      Alynn blieb unbeeindruckt. „Manchmal ist es aber einfach so. Keine großen Mysterien.“

      „Gut. Wie heißt Ihr und woher kommt Ihr?“

      „Ihr wollt alles über mich wissen aber über Euch nichts erzählen.“ Sie lief weiter. Der Elf nebenher. „Ich fühle mich geschmeichelt, dass Ihr doch noch Interesse an mir zeigt.“

      „Träumt weiter Elf!“, knurrte Alynn.

      Er lachte. „Mein Name ist Baldur. Ich führe die Elfen der wilden Wälder an und beschütze sie.“

      Sie lief schweigend weiter. „Und ihr?“, löcherte der Elf.

      „Mann nennt mich Alynn.“

      „Und woher stammt Ihr? Sicher nicht von hier.“

      „Jenseits von Elderan und dem Dschungel liegt wildes weites Land.“

      „Dort herrschen die Amazonenstämme“, sagte der Elf.

      „Meine Mutter war Amazone, bis sie sich mit meinem Vater einließ und Piratin wurde. Irgendwann warf sie mich über Bord und von da an lebte ich im Ozean. Ich habe keine Heimat, keinen Stamm keinen Wohnsitz. Zufrieden?“

      „Aber was genau macht Euch zu einer Nymphe?“

      „Mein Vater ist ein Meermann.“

      „Und was macht eine Nymphe als Söldnerin, so tief im Reich der Menschen?“

      „Ich dachte, dass wäre Euer Land“, sagte Alynn gereizt.

      Sie blieb stehen und fixierte den Elf mit ihrem Blick.

      „Hört mal, Baldur… Ich helfe Euch jetzt mit dem Wyvern. Dann geh ich wieder meines Weges und du und deine kleine Rebellengruppe, ihr macht weiter was ihr vorher gemacht habt. Es interessiert mich nicht.“

      Baldur hielt ihrem Blick stand. War da ein Hauch von Verbitterung in seinem Blick?

      Alynn‘Weir wusste um das traurige Schicksal der Waldelfen. Sie hatte jedoch schon zu viel Krieg, Leid und Tod gesehen. Jahrhunderte über Jahrhunderte und es war immer das gleiche Spiel. In diesem Krieg hatten viele Völker ihre Heimat schon an die Menschen verloren. Baldur wandte sich wieder von ihr ab und ging weiter. Die Nymphe folgte ihm.

      Wie er erwartet hatte machte die Amazone kurzen Prozess mit dem Wyvern. Den Kopf trennte sie als Trophäe ab. Schweigend machten sie sich auf den Weg zurück zum Rebellenlager.

      Er hatte eine Chance gewittert. Für wahr, ihre Lage war verzweifelt. Die Frau des Kanzlers zu verführen war eine Tat der Verzweiflung gewesen. Die Heimat seiner Vorfahren zu verlassen nach all den Jahren des Wiederstandes erschien ihm wie Verrat. In den letzten Jahren wurden sie immer weniger und ihre Lage aussichtsloser.

      Selbst der Fremden war es nicht entgangen. Zurück im Dorf gab man ihr hundert Goldmünzen und die Frau. Die Frau zeterte und jammerte und flehte ihn an. Aber er zeigte ihr die kalte Schulter. Schließlich begann sie zu weinen und ihn zu verfluchen. Dann folgte sie der Nymphe ohne weiteren Widerstand. Alynn schien das Spektakel nicht im Geringsten zu interessieren.

      Alynn, zurück an ihrem Tisch in der Taverne trank Met und versuchte über andere Dinge nachzudenken. Oder besser: Gar nicht mehr zu denken. Wo würde sie als nächstes hinreisen? Richtung Norden? Tiefer ins Reich der Menschen…

      Jemand schob den Stuhl ihr gegenüber zurück und setzte sich. Interessiert sah Alynn zu wie die Person die Kapuze vom Kopf zog. Ein Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit und entblößte zwei Reihen scharfer Zähne.

      Der löwenmähnige Mann lächelte sie durch seine großen goldenen Augen freundlich an. „Du hast dir Zeit gelassen!“, sagte sie und stellte ihren