Loa Imago

Tochter des Mare


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leuchtende Augen starrten ihr in der Dunkelheit hinterher. Alynn schwamm aus einem Höhlenausgang in eine riesige Höhle, wo die Meerhexe residierte. Das grüne von Algen und Meeresgetier durchsetztes Haar flog um sie wie eine Wolke. Sie lachte laut auf als sie ihre Tochter sah. Alynn ließ sie los und das Mädchen schwamm beschämt und verängstigt davon. Die glühenden katzenartigen Augen wandten sich zu der Nymphe.

      „Alynn‘Weir. Ich habe viel von dir gehört“, sagte sie.

      „Von Euch erzählt man auch so einiges, Eure Hoheit.“

      Die Meerhexe lachte erneut. „Eure Hoheit“, äffte sie Alynn nach.

      „Sollte ich dich nicht so nennen? Alynn, Tochter des Mare. Tochter der Zora, Bezwingerin der großen Meeresschlange Undirs, Heldin von Al’tunra, Champion von Schantra.“ Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. „Und Gemahlin des Hochkönigs von Elderan. Herrscher über alle Elfenkönigreiche. Oberon höchst selbst.“

      Alynn schnaubte verächtlich. „Gibt es eigentlich niemanden, der das noch nicht weiß?“

      „Der Ozean ist kleiner als manch einer denkt“, sagte die Meerhexe mit einem wissenden Lächeln.

      „Du, kleine Alynn, hast, um meine Tochter zu retten, dein Versteckspiel aufgegeben und dich deinem Elfenkönig zu erkennen gegeben, alles, um einen Krieg zu verhindern.“

      Alynn rollte mit den Augen. Das war Tali’s Plan gewesen. Er hatte das alles natürlich mal wieder perfekt eingefädelt.

      „Ich danke dir Alynn, Tochter des Meeres. Möge Mare immer über dich wachen.“

      Alynn hoffte nicht. Auch wenn Mare im Ozean allgegenwärtig war, hoffte sie das er ihre lange Abwesenheit noch nicht bemerkt hatte. Immerhin verging die Zeit für Götter anders als für den Rest der Welt. Sie verließ die Höhle der Meerhexe und trieb eine Weile irgendwo im Ozean und starrte gen Wasseroberfläche. Schließlich beschloss sie so weit weg wie möglich von Elderan sich eine Taverne zu suchen und sich zu betrinken. Danach musste sie weiter nach einem Weg suchen, diesen Zauber, der sie an Oberon band zu brechen. Beim Bart ihres Vaters, sie würde nie das Ende davon hören.

      Baldur stand im Empfangszimmer des Hochkönigs, begleitet von zwei seiner Jäger. Erin und Lavis. Tali’Weir der Löwe hatte sie in die nächste Stadt begleitet und dafür gesorgt, dass jemand sich um sie kümmerte. Dann war er spurlos verschwunden genauso wie die Nymphe Alynn. In Elderan wurden sie tatsächlich willkommen geheißen. Sie fanden in einem Wald nördlich der Hauptstadt eine neue Heimat. Sie bekamen Lebensmittel und alles notwendige Material, um ein neues Dorf zu errichten.

      Baldur hatte sogar eine Audienz beim Hochkönig selbst bekommen. Vor ein paar Wochen hätte er noch abschätzig über die Hochelfen und ihr arrogantes Gehabe gesprochen, jetzt war er für ihre Hilfe dankbar.

      Oberon, König der Hochelfen war ein hochgewachsener Mann. Er trug eine weiße Robe deren Ärmel mit aufwendigen Stickereien verziert waren. Auf seinem Haupte trug er nur einen silbernen Lorbeerkranz. Er lief vor seinem Besuch auf und ab. „Alynn‘Weir, nannte sie sich also?“

      Baldur war gereizt. Er hatte nicht mit einer Befragung gerechnet. Nun hatte er dem Hochkönig schon zum dritten Mal erzählt, wie Alynn sie gerettet hatte und was sie über sich preisgab.

      Sie arbeite als reisende Söldnerin und war vor ein paar Tagen in der Stadt erschienen. Sie verbrachte die meiste Zeit in der Taverne und erledigte einige Aufträge für etwas Gold, das sie dann wieder in der Taverne ließ. Mehr wusste er auch nicht.

      „Ich glaubte, sie sei ein Mensch, bis sie bei uns auftauchte und diese seltsame Magie wirkte. Ihre Haare waren wie flüssiges Wasser und sie erschuf damit ein Portal, mit dem sie uns nach Elderan brachte.“

      Er hatte von Anfang an gewusst, dass es mit Alynn‘Weir mehr auf sich hatte, als sie hatte zugeben wollen. Ob dies gut oder schlecht war wusste er nicht. Sie hatte sie nach Elderan gebracht und vor den roten Reitern gerettet.

      „Kayln, sagt mir alles was Ihr über Alynn in Erfahrung bringen konntet“, befahl der König. Die weiß gekleidete Elfe mit dem glasigen Blick hob den Kopf. Sie hatte die ganze Zeit stillschweigend in der Ecke des Raumes gestanden. „Alynn’Weir, Tochter der Zora. Sie ist eine Figur aus einer berühmten Seefahrermär in der Amazonenkriegerin Zora bei einer Seeschlacht von einem Meermann gerettet wurde und mit ihm Alynn’Weir zeugte. Ihr werden zahlreiche Heldentaten zugeschrieben, wie die Rettung des Kalivien von…“

      Es folgte eine Aufzählung von Heldentaten in den Alynn mit riesigen Seeschlagen rang, Monster bezwang und Königreiche rettete.

      Irgendwann unterbrach Oberon die Elfe und begann wieder auf und ab zu laufen.

      „Verzeiht, mein König aber…“

      Oberon funkelte die Elfe wütend an. „Aber…“ Sie wurde erneut unterbrochen als der König wütend die Papiere mit der Hand vom Tisch fegte.

      Die Waldelfen waren ein paar Schritte zurückgewichen.

      „Die Beschreibung dieser Söldnerin Alynn, passt ebenfalls zu eurer lang vermissten Gemahlin“, sagte sie unbeeindruckt von dem Wutausbruch des Königs.

      Baldur schnappte nach Luft. „Sie meinen doch nicht etwa…“

      „Liegt da nicht eine Verwechslung vor?“, fragte Lavis. Der Hochkönig sah auf und zu der Jägerin. „Nein. In der Nacht, nachdem sie Euch rettete kam sie zu mir in den Palast, um eine Meerjungfrau zu retten. Es war Alynn“, sagte er fast abwesend. Er verließ seinen Schreibtisch wieder und sagte an Kayln gewandt. „Findet alles heraus, was Ihr noch über Alynn in Erfahrung bringen könnt.“ Dann wandte er sich an Baldur und seine Jäger. „Seid bedankt… Da meine Gemahlin es für angemessen erachtet euch zu helfen, werde ich nicht minder tun. Euch wird eine Stelle bei Hofe angeboten. Um die Reiter des roten Ordens wird sich gekümmert. Ihr habt mein Wort.“ Der König verließ mit wehenden Gewändern den Raum.

      Den Gefährten der Söldnerin, Tali’Weir, fanden sie sehr schnell. Auf einer Versammlung hochrangiger Händler, die als Vertreter der großen Handelsstädte zu Verhandlungen zusammen kamen. Er wurde aufgefordert sich dem Hochkönig erkennen zu geben. Einen Tag später erschien er vor den Toren des Palastes.

      Der König ließ ihn Vorsprechen.

      Oberon betrachtete den in Mönchsroben gekleideten Mann mit den goldenen Augen und einer Haarmähne, die jeden Elfen blau vor Neid werden ließ. Auf den ersten Blick war sein erscheinen imposant, aber harmlos. Jedoch lag in seinem Blick ein Ausdruck, der verriet das er genau wusste weshalb er hier war und dass er seine eigene Agenda hatte. „Mein König, es ist mir eine Ehre eine Audienz bei Euch gewährt zu bekommen. Mögen die Götter Eure Regentschaft segnen.“

      Der König winkte ab.

      „Ihr wisst weshalb ihr hier seid, Gestaltwandler!“, sagte sein Herold. Der Löwenmann lächelte und seine spitzen Eckzähne kamen zum Vorschein. „Gewiss.“

      „So sprecht!“, sagte Oberon ungeduldig.

      „Die ganze Welt spricht davon. Von den Weiten der Wüsten bis in die tiefsten Tiefen des Ozeans. Sie ist Euch ins Netz gegangen, ist aber wieder entkommen und nun kennt Ihr ihren Namen und sucht noch dringlicher nach ihr. Nach Alynn’Weir.“

      Oberon beugte sich in seinem Thron vor.

      „Der Name wird häufig mit Euch in Verbindung gebracht, Wandler! Ihr seid mit ihr gesehen worden.“

      „Oh ja. Ich kenne sie sehr gut.“ Der Löwenmann grinste böse. Oberon spürte einen Stich in der Brust. Diese Eifersucht war ihm fremd und er ärgerte sich das eine Frau, die er seit Jahrhunderten nicht gesehen hatte, ihn so aus der Ruhe bringen konnte.

      „Und ich kenne sie schon sehr lange. Ich kann Euch jedoch nicht sagen, wo sie sich gerade befindet.“

      „Was wollt ihr? Gold? Macht?“, fragte Oberon. Tali schwieg und senkte leicht den Kopf. Das Lächeln verschwand von seinem Gesicht. „Das, mein König. Ist kein Thema, dass für die Ohren der Öffentlichkeit bestimmt ist.“