Loa Imago

Tochter des Mare


Скачать книгу

so etwas wenig. Sie war so schnell weg, wie sie hergekommen war. Jede Wasseroberfläche war für sie ein Portal, in das sie bloß hineinspringen musste und schon war sie auf der anderen Seite der Welt. Die Rettung der Waldelfen und der lange Weg hierher hatten aber an ihren Kräften gezerrt. Sie musste Zeit schinden.

      „Hör zu! Ich werde dich einfach kao schlagen und an den Haaren aus dem Palast schleifen. Dann verarbeite ich dich zu Fischfile, wenn du nicht mitmachst“, zischte sie der Meerjungfrau zu.

      „Würden mir die Meerhexen, dann nicht erst recht den Krieg erklären?“

      Alynn lief es kalt den Rücken runter. Die Stimme war ihr wohl bekannt. Ihr Magen schnürte sich zusammen. Langsam drehte sie sich um, wobei sie versuchte in den Schatten zu bleiben.

      Da stand er. Am oberen Ansatz der breiten Stufen, die zum Becken hinab führten. Die Hände hatte er hinterm Rücken verschränkt. Er stand aufrecht, den Kopf hocherhoben. Ganz der König, der er war.

      Das Haar trug er offen. Es umrahmte sein hübsches, fast feminines Gesicht.

      Er trug nur einen Morgenmantel und leichte Stoffhosen, was vermuten ließ, dass er gerade aus dem Bett kam. Seine blauen Augen leuchteten kalt und bedrohlich im Dunklen. Alynn hatte fast mit Allem gerechnet, aber nicht mit ihm. Sie war unvorsichtig geworden. Wahrscheinlich waren ihre Sinne immer noch von Alkohol betäubt. Sie war doch keine Diebin oder ein Assassine. Sie war eine Kriegerin und Amazone. Solche Geheimmissionen waren einfach nicht ihr Ding.

      „Herr König“, kam es aus ihrem Mund. Sie betonte die Worte etwas zu sehr. „Was machen Sie denn hier?“

      Er schritt langsam die Stufen hinab. Seine nackten Füße machten dabei keinerlei Geräusch. Sie ging langsam rückwärts und versuchte dabei ihn und die Meerjungfrau im Auge zu behalten.

      Der König lächelte dünn. „Dies ist mein Palast.“

      „Es ist mitten in der Nacht“, konterte Alynn und kam sich dabei dämlich vor. Bei Mare, wo war sie da bloß wieder hineingeraten. Dumme, dumme Alynn! Tali würde etwas zu hören bekommen. Und dann würde sie verschwinden. Irgendwohin sehr sehr weit weg.

      Er kam näher. Seine Haltung und sein Gang waren so selbstsicher. Er war ein mächtiger Magier und in seinem Palast. Was sollte er befürchten.

      „Ich wusste nicht, dass ich noch eine blau haarige Meerjungfrau bekommen hatte.“

      „Sie ist-“ „Ich wurde beauftragt, die Kleine zu ihrer Mutter zurück zu bringen. Die Kopfgeldjäger hatten wahrscheinlich vergessen zu erwähnen, dass dies die Tochter einer mächtigen Meerhexe ist. Sie wird euch Elflingen den Krieg erklären, wenn sie erfährt, dass Ihr ihre Tochter habt.“ Der König hob eine Augenbraue.

      „Wenn sie nicht diejenige ist, nach der ich suche ist sie frei zu gehen.“ Die Meerjungfrau funkelte Alynn wütend an. „Sie ist es ganz gewiss nicht. Und die Indizien, nach denen ihr sucht sind wage, da könnt Ihr…“

      „Blaue Haare sind sehr selten bei Meerjungfrauen“, fuhr das Mädchen dazwischen, die nun am Beckenrand saß und sich das Haar auswrang.

      „Ich habe noch nie eine andere getroffen.“

      Alynn knurrte ärgerlich. „Ich sag es ist Zeitverschwendung.“

      „Sagte die blauhaarige Frau, die sich in den Schatten vor meinen Augen zu verbergen sucht“. Oberon klang belustigt.

      Alynn atmete tief durch. Es hatte keinen Sinn sich weiter verstecken zu wollen. Sie war aufgeflogen. Sein Blick wanderte von ihren nackten Füßen, über ihre langen Beine, und die nasse hautenge Lederkleidung, die sich an ihren Körper schmiegte, bis hin zu ihrem Gesicht und ihren Augen, die in der Dunkelheit flackerten wie Kerzenflammen.

      Sein Blick wurde glasig. Er streckte eine Hand zaghaft nach ihr aus. Sie wich leicht zurück. Er deutete mit dem Finger auf ihre Armbandagen. Sie hob automatisch den linken Arm. „Was ist damit?“

      „Legt sie ab.“ Alynn zuckte mit den Schultern und riss den Stoff von ihrem Arm.

      Der König holte hörbar Luft.

      Zum Vorschein kam das verschlungene schnörklige Muster, das sie immer daran erinnerte, dass sie an ihn gebunden war. Eine furchtbar elfische Angelegenheit.

      Er war wie zu Stein erstarrt. Wahrscheinlich stand er unter Schock.

      Sie wartete ab. Aber er starrte nur. Sie kratze sich unwohl den Arm.

      „Ich denke es ist… lange her?“, versuchte sie. Plötzlich ergriff er ihren Arm und zog sie an sich. Sie war so überrascht, dass sie es geschehen ließ. Er presste seine Lippen auf das Mal, dass ihre Verbindung symbolisierte. „Meine Frau“, hauchte er gegen ihre Haut. Er schob ihren Arm beiseite und sein brennender Blick traf ihren. „Meine Seele, mein Herz, mein Leben. Wo warst du?“

      Alynn räusperte sich und schob ihn sanft von sich weg. Oberons Reaktion überrumpelte die Nymphe. Bei Mare, bei den vielen Geliebten die der König in den letzten Jahrhunderten gehabt hatte, sollte man doch meinen er wäre schon lange über sie hinweg. Sie atmete tief durch, um ihre Nervosität in den Griff zu bekommen. Ihr Körper reagierte langsam wieder und ihr Herzschlag beruhigte sich. Sie sah hinüber zur Meerjungfrau, die mit offenem Mund zurück starrte.

      „DU?“ Ihre Stimme überschlug sich fast. Alynn zeigte die Zähne und zischte warnend. Sie wandte sich wieder an Oberon.

      „Oberon. Hör mir zu.“ Auch er schien sich wieder zu fangen. Man konnte sehen wie sein Verstand wieder zu arbeiten begann und er sich etwas mehr aufrichtete.

      „Hör auf blauhaarige Meerjungfrauen zu entführen. Die bringen nichts als Ärger und du machst dich nur lächerlich. Mich findest du dadurch auch nicht.“

      Er hob den Kopf und warf die Haare zurück. „Aber ich habe dich doch gefunden.“

      Alynn wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Er legte ihr eine Hand auf die Wange und schob den Daumen unter ihr Kinn, damit sie ihn anschaute.

      „Wo warst du all die Jahre?“

      „Hier und da. Ich bleib nicht lange an einem Ort.“ Wenn er nur wüsste, in was für eine schwierige Lage er sie gebracht hatte.

      Oberon schloss sie in seine Arme. Sie ließ es geschehen, da sie nicht wusste was sie als nächstes tun sollte. Er vergrub seine Nase in ihrem Nacken und seine Hände fuhren über ihren Rücken.

      „Ich habe mich so nach dir verzerrt“, flüsterte er ihr ins Ohr. Sie verzog die Augenbrauen. Nur die Götter wussten was falsch war mit diesem Mann. Mit sanftem Druck löste sie seine Arme von ihrer Taille und machte ein paar Schritte rückwärts Richtung Beckenrand.

      „Ich glaube, du bist gerade etwas verwirrt. Wir wissen beide, dass dies eine Lüge es. Das zwischen uns, war alles das Werk dieses Zauberers.“

      Oberon war wie vor den Kopf gestoßen. „Welcher Zauberer?“

      Alynn verdrehte die Augen. „Der Strand, das Schloss, die plötzliche Verliebtheit. Das verdammte Ritual. All das. Er hat uns reingelegt.“

      „Wovon redest du?“

      Die Wasseroberfläche des Schwimmbeckens begann zu leuchten. Wie Wasserfälle stürzten die Wasser aus Alynns Haaren und in das Becken. Der Raum wurde von dem blauen Leuchten des Wassers erhellt. Die Meerjungfrau schrie entsetzt und versuchte aus dem Wasser zu kommen, aber Hände formten sich aus dem Wasser und packten das Mädchen bei den Schultern und zogen sie Unterwasser.

      „Warte“, sagte Oberon eindringlich und versuchte nach ihr zu greifen.

      Sie wich zurück und schüttelte energisch den Kopf. Mit Staunen bemerkte er, wie Alynn nun auf der Wasseroberfläche stand und ihre Haare länger wurden bis sie mit dem Wasser verschmolzen. Die Nymphe wurde zusammen mit der Meerjungfrau vom Wasser verschlug und das Leuchten verschwand.

      Alynn war wütend. Sehr wütend. Die Meerjungfrau kreischte und zappelte. Sie versuchte Alynn zu kratzen und zu beißen. Gegen Alynns magischen Schutzschild