Ewa A.

Schicksalsnetz - Ein romantischer Episodenroman


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Name existiert nicht mehr für mich.

      Kapitel 6

       Gefühle sind wie Pralinen, manche sind köstlich, manche sind schrecklich

      Ja, sie hatte es geschafft. Sie hatte Mark nie wieder zu Gesicht bekommen, bis heute. Dabei hatte sie so lange gebraucht diese Schmach, diese furchtbare Peinlichkeit zu verdrängen, zu verstecken und zu vergraben im hintersten Stübchen ihres Kopfes. Wie oft hatte sie mit Lillian darüber gesprochen? Unzählige Male. Lillian hatte sie angefleht, sich wieder mit ihr und den anderen Freunden zu treffen, doch sie hatte es rundweg abgelehnt, sobald Mark oder Theresa dabei waren.

      Lillian war eine gute Freundin, denn sie überraschte sie niemals mit einer hinterhältigen Falle, in der sie ihr Mark oder Theresa plötzlich gegenüber stellte. Ganz im Gegenteil, da Lilian wusste, wie schwer Marks Verhalten sie verletzt hatte, informierte sie sie immer rechtzeitig bevor er auftauchte, damit sie sich zügig in Luft auflösen konnte.

      Lillian und Emerald hatten geheiratet und pflegten noch immer ihre Freundschaften zu der alten Clique, auch zu Mark. Es war Glück, aber auch ein bisschen Weitsicht und Planung nötig, damit sie ihm in all den Jahren nie vor die Füße gelaufen war. Ab und zu hatte Lilian ihr von ihm erzählen wollen, aber seit jenem Vorfall wollte sie nichts mehr von ihm wissen.

      Und jetzt saß er da und behauptete, sie gehörten zusammen, das war der Gipfel der Frechheit. Nur um Lillian nicht länger warten zu lassen, ging sie auf seinen Vorschlag ein. Aber zu mehr war sie nicht bereit. Niemals.

      Mark fuhr sich durchs Haar. „Die Straße, die du genannt hast, dort wohnen doch Emerald und Lillian. Du triffst dich mit Lillian? Ich wusste nicht, dass ihr euch noch seht. Emerald hat mir nie davon erzählt.“

      Die junge Frau hätte am liebsten laut geschnaubt. Natürlich wusste er nichts davon, denn der gute alte Emerald hatte ja ein absolutes Redeverbot verpasst bekommen. Wie Lillian das angestellt hatte, wollte sie gar nicht wissen.

      Jenny sah stur geradeaus, ein Blick auf Mark wollte sie nicht riskieren, denn sonst würde ihr Herz wieder stolpern. Nein, danke!, dachte sie und sagte betont leger: „Ab und zu verabreden wir uns.“

      „Wusstest du, dass ich noch mit ihnen befreundet bin?“, fragte Mark empört aus seiner Sitzbank-Ecke.

      „Ich hab nie danach gefragt.“ Gelangweilt schaute Jenny zu ihrem Fenster raus.

      „Verdammt, Jenny! Kannst du mir jetzt mal in die Augen schauen?!“, platzte Mark daraufhin der Kragen.

      Mark wollte ihr ins Gesicht sehen, diesen herrlichen Mund und diese zart-braunen Kulleraugen bewundern, die wunderschön waren. Endlich schaute sie ihn an und er fühlte wie sein Magen sich zusammenzog. Angst lag in ihrem Blick, aber auch Wut. Oder bildete er sich das nur ein?

      „Warum? Was willst du von mir?“, fuhr sie ihn ungehalten an, schaute aber nun zu ihm rüber.

      Und ohne es wirklich zu wollen, sagte Mark die Wahrheit. „Weil ich dein schönes Gesicht sehen will.“

      Unecht lachte Jenny auf. „Ohja, sicher. Hör zu, ich fahr jetzt hier mit dir, in einem Taxi, aber das heißt nicht, dass wir uns unterhalten müssen oder so tun müssen, als wären wir gut befreundet.“

      Diesmal wandte sie ihm sogar den Rücken zu und doch sah Mark wie aufgeregt ihr Atem ging. Jetzt war offensichtlich kein guter Zeitpunkt ihr näher kommen zu wollen, er müsste das besser durchdacht angehen und vor allem langsamer. Verflucht nochmal, was hatte er denn angestellt? Er konnte sich nicht erinnern, dass er sie verärgert hatte. Die Zeit mit der Clique war schön gewesen. Als sie jung waren, hatten sie miteinander geflirtet und sogar Küsse getauscht. Nicht mal unterhalten wollte sie sich mit ihm? Wie konnte er ihre Aufmerksamkeit erlangen, wenn sie sich so quer stellte?

      Dabei brachte sie ihn ganz durcheinander, sein Körper reagiert in einer Weise auf sie, dass es schon unangenehm wurde. Hitze und Kälte wechselten sich ab.

      Ihre Lippen erinnerten ihn an eine pralle, glänzende Erdbeere. Eine leuchtend, rote Frucht, die einfach makellos war, die einem das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ, von der man auf der Stelle kosten wollte, weil man wusste, dass sie unvergleichlich süß schmecken würde.

      Eine sengende Wärme stieg in Mark auf. Als er sich jedoch ausmalte, wie ihre Lippen seinen Körper berühren könnten, bekam er eine Gänsehaut. Er musste sie unbedingt wieder sehen.

      Jenny blubberte wie ein kochender Pudding vor sich hin. Ha, schönes Gesicht! Warum musste er sowas sagen? Klar, wahrscheinlich quatschte er jede Frau so voll, immer noch. Verdrehte ihnen reihenweise die Köpfe und ließ sie dann stehen, genauso wie er es mit ihr getan hatte. Wieso hatte er an seiner Wirkung auf sie nichts eingebüßt? Sie konnte ihn trotzdem nicht leiden. Nicht die Bohne. Ihr Magen mochte ihn eindeutig nicht, denn der hielt sich im Moment für einen Hubschrauber und rotierte ununterbrochen um die eigene Achse.

      Jenny wurde immer ärgerlicher über Mark, aber noch mehr über sich selbst. Schweigend saß sie da und konnte fühlen wie seine Augen auf ihr lagen, spürte seine Anwesenheit mit jeder ihrer Hautzellen, die wie kleine Antennen auf ihn ausgerichtet waren. Irgendwie wurde das Taxi kleiner und die Sitzbank schrumpfte zusammen. Mark begann den ganzen Platz im Auto und in ihrem Kopf einzunehmen. Jennys Hände wurden feucht und krallten sich krampfhaft an den Taschen fest, die neben ihr lagen. Nach einer Unendlichkeit kam das Taxi an seinem Ziel an. Jenny streckte dem Fahrer einen Geldschein entgegen.

      „Lass nur, ich zahle das“, meldete sich Mark und legte seine Finger sachte auf Jennys Hand.

      Ein Mikro-Feuerwerk fand augenblicklich auf Jennys Handrücken statt, wo er sie berührte. Nun hatte Mark es geschafft, dass sie ihm direkt ins Gesicht sah, was sie hatte vermeiden wollen. Ihr Körper ließ sie umgehend spüren, dass er ein Verräter war und sie sehr wohl gut daran tat, ihn nicht nochmal ansehen zu wollen. Rote, blaue, grüne Raketen wurden in ihren Nervenbahnen wild hin und her geschossen und alles in ihrem Innern jubelte laut bei Marks Anblick.

      „Nein. Ich begleiche meine Rechnungen selbst, danke“, lehnte Jenny ab und versuchte rigoros die Zündschnur ihres persönlichen Lichterfestes zu kappen, was schwerer war als vermutet.

      Mark nickte und seine Augen offenbarten ihr seinen Appetit, was Jenny dahinschmelzen ließ, wie in vergangen Zeiten. Man sah ihm diese Gefühle so deutlich an, dass es einem ausgesprochenen Kompliment gleich kam. Er musste ein lausiger Pokerspieler sein, denn Bluffen zählte sichtlich nicht zu seinen Talenten.

      Mit einem frechen Schmunzeln erwiderte Mark: „Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder.“

      Unbewusst schüttelte Jenny ihre roten Wellen, als sie eilig versuchte aus dem Auto zu entkommen. Sie musste sich beherrschen nicht das zu sagen, was ihr Verstand schrie: ‚Da kannst du lange darauf hoffen, mein junger Pavian. ‘ Sie begnügte sich mit einem halbherzigen Abschied.

      „Lebwohl, Mark.“

      Mark grinste und beobachtete, wie Jenny voll bepackt mit ihren Sachen die Wagentür zu knallte und davon tippelte. Die Straßenlaterne warf ein weiches Licht auf ihr sinnlich schwingendes Hinterteil, das schließlich in der Nacht verschwand. Lebwohl?! Oh, nein, so einfach würde er sich nicht abhängen lassen. Sie glaubte allen Ernstes, sie könnte ihn aus ihrem Leben ausschließen und ihm ihren Erdbeermund vorenthalten? Bald würde sie ihr blaues Wunder erleben.

      Kapitel 7

       Nicht jedes Feuer lässt sich mit Wasser löschen

      Das Martinshorn schrillte laut in Garretts Ohren, während das Blaulicht von den Hauswänden reflektiert wurde, an denen sie vorbei rasten. Ein Nachteinsatz war kein Zuckerschlecken. Nicht nur der Rauch nahm einem im brennenden Gebäude die Sicht, sondern auch die Dunkelheit, weil fast immer der Strom ausfiel und kein Licht mehr funktionierte. Mark, der unbedingt mit ihm die Schicht hatte tauschen wollen, würde ihm ein Bier zahlen müssen. Er hasste Nachteinsätze.

      Es