Ewa A.

Schicksalsnetz - Ein romantischer Episodenroman


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freute der Kellner sich über ihre Zusage, denn er strahlte wie ein kleiner Junge, der sein Geburtstagsgeschenk einen Tag früher auspacken durfte.

      „Okay, ähm, ich gebe dir meine Nummer oder würdest du mir … deine geben?“

      Marie grinste, soviel Schüchternheit, war ihr schon lange nicht mehr in die Quere gekommen. „Wie wäre beides? Du tippst deine Nummer in mein Handy und ich gebe dir meine.“

      „Okay.“

      Der Kellner zog sein Telefon aus der Hosentasche und tauschte es gegen Maries. Beide tippten ihre Nummer in das Handy des anderen, während eine zierliche Brünette in die Bar stürmte und Maries Eroberung anrempelte. Fast wäre dem Kellner das Mobiltelefon aus den Händen gerutscht und zu Boden gefallen, nur aufgrund seiner schnellen Reaktion konnte er es, nach mehreren Fehlversuchen, sicher auffangen.

      Die brünette Frau entschuldigte sich höflich, obwohl man ihr ansah, dass sie voller Panik war. Totenbleich und mit schreckensweiten Augen sah sie immer wieder zur Tür, als würde sie jemand verfolgen.

      „Nichts passiert. Geht es Ihnen gut?“, fragte Marie.

      „Ja, ja, alles bestens danke“, erwiderte die Frau hastig, was noch deutlicher machte, dass gar nichts bestens war. Schnell ging sie weiter und verzog sich in das hinterste Eckchen der Bar.

      Marie und der Kellner schauten sich fragend an, was sie beide augenblicklich zum Schmunzeln brachte. Sie gaben sich ihre Handys zurück und jeder las den Namen des anderen.

      „Marie. Ein schöner Name, nett dich kennenzulernen.“

      „Ja, Robert, das Gleiche wollte ich auch zu dir sagen.“

      Peinliche Stille trat ein, die Robert als erster durchbrach. „Okay … darf ich dir noch etwas zu trinken bringen?“

      „Oh nein, ich zahl jetzt lieber, es wird sonst doch noch zu spät. Ich muss morgen früh raus.“

      „Schade, vielleicht sehen oder hören wir uns ja morgen noch?“

      Marie konnte nur nicken, zu sehr verwirrte sie sein sanftes Lächeln. Nachdem sie gezahlt hatte, verließ sie grinsend wie ein Honigkuchenpferd die Bar. Es war ein schöner Sommerabend, sie hatte es gewusst.

      Glücklich mit sich und dem Rest der Welt schlenderte Marie die Straße entlang, als plötzlich jemand ihren Namen rief.

      „Marie? Marie Thomas?“

      Erschrocken schaute Marie sich um und bemerkte eine junge Frau am Bordstein stehen. Kastanienrote Wellen flossen ihre Schultern hinab und sie trug einen engen Rock, der ihre schlanken Beine unverschämt gut zur Geltung brachte. Mit dem dunklen Blazer, der hellen Bluse und den hohen Schuhen schien die junge Frau aus einem Modekatalog entsprungen zu sein.

      „Ja?!“, antwortete Marie verwirrt, denn das Gesicht kam ihr bekannt vor, aber sie wusste nicht woher.

      Die rothaarige Frau lächelte. „Oh, du erinnerst dich vielleicht nicht mehr an mich. Ich bin Jenny Fennwick. Wir waren mal gemeinsam auf einer Jugendfreizeit von der Kirche.“

      „Ach ja, tatsächlich“, sprach Marie zögernd und näherte sich ihr.

      „Und wie geht es dir?“, fragte Jenny freundlich.

      Marie nickte. „Gut, danke. Du wohnst hier in der Gegend?“

      Demnächst würde diese Jenny die übliche Frage über Jeff stellen, wie immer, insgeheim wartete Marie schon darauf.

      „Nein, ich bin beruflich unterwegs. Sag mal … geht es hier immer so zu? Gerade wollte ich in ein Taxi einsteigen, als so ein Idiot in Jogginghosen es mir vor der Nase weggeschnappt hat. So was Dummes.“

      Marie staunte mit gerunzelter Stirn. „Naja, hier ist immer viel los, wenn du ein Taxi willst, musst du echt die Ellbogen ausfahren.“

      „Mist! Hoffentlich kommt bald eins, ich bin sowieso schon spät dran.“ Unruhig fuhr sich Jenny durch die Haare.

      „Hey, da hinten steht eins, wenn du Glück hast, ist es noch frei.“ Marie zeigte auf ein Taxi, das ein paar Meter die Straße aufwärts, zwischen den parkenden Autos, stand.

      Jennys Mine erhellte sich. „Oh, danke. Dann gehe ich gleich los. War schön dich mal wiederzusehen. Tschüss.“ Eilig stöckelte Jenny davon.

      Kapitel 4

       Alte Schulden vergisst man und neue lässt man alt werden.

      Quaid glaubte erst zu träumen, doch da stand wirklich Diana in der Tür, sie hatte sogar noch die Reisetasche in der Hand. Mit ungläubigen Augen starrte sie ihn an. Die Frau, die nackt auf ihm saß, war vergessen.

      „Diana, es ist nicht so, wie es aussieht!“, versuchte Quaid die Situation zu retten. Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, drehte sich Diana mit schmerzverzerrtem Gesicht um und lief in schnellen Schritten davon.

      „War sie das?“, fragte die andere Frau und legte ihre Hände auf seiner Schulter ab. Gleichzeitig spürte Quaid, wie jegliche Erregung in ihm erlosch.

      „Ja. Los geh runter von mir! Ich muss versuchen, sie noch zu erwischen, bevor sie über alle Berge ist.“

      Unsanft entfernte er die Frau von seinem Schoß, die ihn mit entsetztem Gesicht auf dem Bett sitzen blieb. In größter Eile zog er sich eine Jogginghose an, warf ein T-Shirt über, schlüpfte in ein Paar Schlappen und rannte Diana hinter her. Unten auf der Straße schaute er in alle Richtungen um sich, Diana war nirgends zu sehen. Hektisch hielt er den nächsten Passanten auf dem Weg fest, der an ihm vorüber lief.

      „Hey, haben Sie so eine Zierliche mit braunen Haaren hier irgendwo auf der Straße gesehen?“

      Angesichts des ruppigen Überfalls, schnappte der alte Mann empört nach Luft. „Junger Mann, also wirklich … Hmm, da vorne ist gerade eine Frau, auf die ihre Beschreibung zu trifft, in ein Taxi gestiegen.“

      Der Alte zeigte in Fahrtrichtung, wo ein Taxi im Verkehrsstrom mitschwamm, schnell hastete Quaid weiter. Er musste das Taxi einholen, er wollte Diana nicht verlieren. Wer sollte sonst die Miete und die Rechnungen zahlen?

      Ein paar Meter entfernt von ihm kam gerade ein Taxi zum Stehen und eine Rothaarige mit sexy Beinen, bei der er normalerweise versucht hätte zu landen, öffnete die Wagentür, um einzusteigen. Flink drängte sich Quaid an ihr vorbei, sprang in das Taxi und schlug ihr die Tür vor der Nase zu.

      „Los, Mann! Folgen Sie dem Taxi dort vorne, aber zackig!“, brüllte er den Fahrer an.

      „Hey, das ist mein Taxi!“, rief die junge Frau währenddessen verärgert, doch Quaid war das egal, wie immer, zählte für ihn nur das, was er wollte.

       ***

      Mark Pollack hatte Glück, in dieser Gegend ein Taxi zu ergattern, war schier ein Ding der Unmöglichkeit. Leicht angetrunken und total fertig ließ er sich auf der hinteren Sitzbank nieder. Er legte den Kopf in den Nacken, um kurz die Augen zu schließen und durchzuatmen.

      Soeben kam er von einer Hochzeit und war seit dem Morgen auf den Beinen. Für heute hatte er genug. Die Krawatte und der Anzug nervten ihn, weil er sich darin ganz und gar nicht wohl fühlte. Jeans und Shirt, das war seine Welt.

      Kaum abwartend, die Klamotten loswerden zu können, löste Mark den Krawattenknoten und öffnete die oberen Hemdknöpfe. Der Taxifahrer wartete bereits darauf, dass er ihm sagte, wohin es gehen sollte, als die Tür aufging und ein Paar wohlgeformte Frauenbeine in Marks Sichtfeld gerieten. Schmunzelnd beobachtete der junge Mann, wie der Rest des schlanken Frauenkörpers, nach den Beinen, ins Taxi einstieg. Die Frau hatte ihn noch nicht gesehen, denn sie war zu sehr damit beschäftigt, ihrer Handtasche, die Aktentasche und den Laptop ins Auto zu bekommen. Ihre rot-gelockte Mähne verbarg ihr Gesicht. Doch das, was Mark von ihr sehen konnte, gefiel ihm außerordentlich gut, sehr gut sogar.

      Sie trug hohe Schuhe und einen schmalgeschnittenen