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Mirko Krumbach
Eine Frau - Ihr Leben und was sie dafür opferte
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Der seltsame Autor und seine Zugfahrt
Nach dieser zufälligen Begegnung
Ein Bild aus glücklichen Tagen?
Viel Arbeit und Planung über Planung
Ein neues Leben! Aber, wo war das Alte?
Sie kommt der Wahrheit immer näher
Und heute, einige Jahre später
Das Alte endlich hinter sich lassen...
Wenige Stunden vor der Zugfahrt
Der seltsame Autor und seine Zugfahrt
Zögerlich betrat Herr K. das Zugabteil. Fast schon verloren stand er mitten im schmalen Gang des Wagons und schaute sich nochmals prüfend um. Ein Irrtum schien dieses Mal ausgeschlossen. Es war der richtige Zug. Endlich geschafft!
Die lästige, sehr mühsame “Sucherei“ nach dem richtigen Bahnsteig, hatte mittlerweile eine stattliche Anzahl von Schweiß auf seine Stirn getrieben. Der Mann war Anstrengungen von dieser Art überhaupt nicht mehr gewohnt. Die aufdringlichsten Tropfen tupfte er mit einem Taschentuch ab und steckte es eiligst zurück in seine Hosentasche. Dann sank er zufrieden auf einen der unbesetzten, sehr komfortablen Sitzgelegenheiten nieder und ließ ein paar unbestimmte Gedanken kreisen. Sein kritischer Blick zog abermals prüfend durch das mäßig besetzte Abteil. Aufmerksam, fast schon argwöhnisch musterte der neue Fahrgast die schon anwesenden Passagiere. Einige saßen an ihren Laptops und tippten Berichte. Andere Zeitgenossen lasen ihre E-Mails, oder telefonierten und schauten nebenbei durch die Fenster.
Ab und zu wurde das leise Gemurmel und die klickenden Geräusche der Tasten, im Innern des Wagons, von wichtigen Durchsagen auf dem Bahnsteig übertönt. Blecherne, fast krächzende Stimmen ertönten aus Lautsprechern, welche über den Köpfen der Reisenden die quirlige Atmosphäre des Bahnhofs kräftig durchmischten. Von irgendwo aus einem Bahnhofsbüro mühte sich ein Angestellter redlich, wichtige Informationen pünktlich und gewissenhaft an die Fahrgäste weiterzuleiten. Dabei konnte der Mitarbeiter aber niemals ganz sicher sein, dass die Mitteilungen auch richtig verstanden wurden.
Während auf dem Bahnsteig weiterhin reges Treiben herrschte, brachte Herr K. seine lästige Aufregung langsam, aber sicher unter Kontrolle. Ein paar entspannende Atemzüge später, ließen ihn endlich zu seiner gewohnten Ruhe finden. Hierbei verriet ein leicht verzücktes Lächeln, in seinem sonst ernsthaften Gesicht, dass er sich schon auf die bevorstehende Bahnfahrt freute.
Aber unverhofft spielten seine Sinne ihm einen ungewöhnlichen Streich! Er glaubte einen Moment lang wirklich am Ziel seiner Reise angelangt zu sein! Dieser vollkommen absurde Eindruck, endlich aussteigen zu können, erheiterte plötzlich sein Gemüt – dabei war der Zug noch gar nicht losgefahren! Und seinem endgültigen Reiseziel war er, mit Einnahme des Sitzplatzes, auch noch keinen einzigen Kilometer näher gerollt.
Einzig und allein die Tatsache, das schienengebundene Verkehrsmittel pünktlich erreicht und in dem Abteil einen Sitzplatz eingenommen zu haben, löste dieses täuschend ähnliche Hochgefühl in diesem großgewachsenen Mann aus. Zudem fehlten die lieben Familienangehörigen, die nach einer langen, anstrengenden Reise den Besuch voller Freude in Empfang nehmen!
Doch am Zielort von Herrn K. wartete lediglich sein alter Schulfreund T. und würde ihn an der Bahnsteigkante freudig begrüßen.
Es grenzte wirklich schon an ein wahres Wunder!
Sehr viele Jahre waren vergangen, bevor Fortunas fleißige Hände die beiden Männer, auf einer kleinen Buchmesse wieder zusammenbrachte. Zwischen kilometerlangen Bücherregalen und vielen Leseecken liefen sich Herr K. und sein alter Schulfreund T. unverhofft wieder über den Weg. Die Freude über ihre unverhoffte Begegnung war riesig und sogleich wurde ein genauer Termin für einen regen Austausch vergangener Erlebnisse fest gemacht.
Beide Freunde hatten schon seit ihren Jugendtagen einen höchst unterschiedlichen Lebensstil gepflegt, der sie über die Jahrzehnte auch immer wieder unbarmherzig trennte. Während Herr K. ein ruhiger, in sich gekehrter Mensch war und ewig lange an seinen Gedanken festhielt, lebte sein Freund T. ein schnelles aufregendes, mitunter gefährliches Leben. In seiner Welt hatte kaum etwas lange Bestand. Bei jeder günstigen Gelegenheit wurde altbekanntes durch neuartiges und reizvolleres ersetzt. Dabei spielte es oft keine Rolle, ob es ein Gegenstand oder eine Person war. Der Gedanke zu lange an einem Gegenstand, gar einem Menschen festzuhalten war ihm äußerst unangenehm. Die Angst enttäuscht, oder verlassen zu werden war bei ihm sehr groß. Die einzige Ausnahme in seinem Leben blieb der verschlossene Herr K.. Schon als Kind war er ein verlässlicher und angenehmer Zeitgenosse, dessen Meinung und Gegenwart der Schulfreund T. immer sehr geschätzt hatte.
Und Herr K. seinerseits bewunderte den freizügigen Lebensstil seines Freundes und wollte es, bei jeder sich bietenden Gelegenheit, ihm gleichtun. Doch alle Versuche aus seiner engen Gedankenwelt an die “Frische Luft“ zu kommen, waren grandios gescheitert.