Mirko Krumbach

Eine Frau - Ihr Leben und was sie dafür opferte


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der fremden Frau genauer vor und forschte noch gewissenhafter als bisher in ihren Aufzeichnungen weiter.

      Je tiefer dieser Suchende in die zahlreichen Lebenserinnerungen der fremden Dame eintauchte, desto mehr wurde er von ihnen magisch erfasst und in einen wilden Strudel hineingezogen. Zeitweise hatte sich der Autor in die Lektüre so verbissen, dass aller anderen Projekte in dieser Zeit vollkommen still standen.

      Aber alles bisher Gewünschte und eine unbestimmte Hoffnung in die nahe Zukunft nützten ihm wenig. Es musste langsam eine wichtige Entscheidung gefällt werden. Einige Tage trug sich sein Kopf mit einer heiklen Idee. Dennoch, allen Bedenken zum Trotz: An einem trüben Vormittag im September fasste er den unumkehrbaren Entschluss, diese Erlebnisse in einem Buch zu verfassen. Dabei wollte der Autor gewissenhaft, wie ein Detektiv, aus dem Geschriebenen seine eigenen Schlüsse ziehen und hoffte so auf einen Geistesblitz, der ihm am Ende die wahre Identität enthüllen würde.

      Als der naive Schreiberling mit der Arbeit begann, eröffnete sich erneut eine sehr schöne und lebendige Welt. Fast so wunderbar und einzigartig, wie die Stunden mit der Unbekannten im Zugabteil. Mit dieser Frau – ihrem Leben und was sie dafür opferte“!

      Ein Bild aus glücklichen Tagen?

      „Was hatte ich mir da nur angetan“, grummelte Herr K. mit schwerem Kopf vor sich hin.

      Er hatte sich auf der Couch eine bequeme Ecke vorbereitet und ließ all seinen Zweifeln und Gedanken hierzu freien Raum. Seine Augen schauten müde aus einem fahlen, fast geisterhaften Gesicht. Die feurige Energie der vergangenen Tage war einer alles lähmenden Nüchternheit gewichen. Neben ihm lag das Konvolut an Blättern und Notizen. In seiner puren Verzweiflung nahm der Autor das wundervolle Meisterwerk, dieser geheimnisvollen verschwiegenen Fremden, immer wieder in seine Händen. Aus den lebhaften Schilderungen wollte er ihre Geschichte schriftlich niederlegen! Obwohl er bisher keine Möglichkeit gefunden hatte, wie er am elegantesten anfangen sollte. Seite für Seite fuhr sein Daumen fast beschwörend das Papier ab, in der stillen Hoffnung auf einer zündenden Eingebung.

      „Was wusste ich schon von ihrem Leben, ihrem Leiden und den unterschiedlichen Empfindungen, denen diese Frau in ihrem Leben ausgesetzt war“?

      Beim ziellosen Durchblättern der vielen Seiten, den gefühlvollen Worten auf jedem Blatt, das der Mann bisher gelesen hatte, trieb dieser von einem aufregenden, ja ergreifenden Erlebnis zum nächsten hinüber. Je länger er sich durch die Seiten und ihren Inhalt kämpfte, desto hoffnungsloser wurde er zum Ende hin, dieser Person auch nur mit einem seiner Wort gerecht werden zu können.

      Als wollte er seine erdrückenden Selbstzweifel vertreiben, hoben die Hände den ganzen Konvolut an Blättern fast beschwörend in die Höhe.

      „ Ihr Worte, sprecht zu mir und gebt euer Geheimnis endlich Preis“, rief er voller Verzweiflung aus. Bei diesem ungeschickten Akt einer völligen Hilflosigkeit, fiel plötzlich ein dickeres Stück Papier heraus und landete direkt auf dem Boden, neben seinen Füßen.

      Das kleinere Blatt hatte zwischen zwei Seiten, ganz eng in dem Innersten des Buchrückens, festgesteckt.

      Herr K. nahm es auf und drehte es langsam und vorsichtig um. Es war aber kein Notizblatt, sondern es handelte sich um ein Foto aus einer Sofortbildkamera. Auf dieser leicht verblassten Oberfläche posierte ein Paar in ausgelassener Stimmung. Im Hintergrund lag das blaue Meer, weißer Sandstrand und einige Palmen bogen ihre grünen Kronen in den wolkenlosen Himmel. Am Bildrand schaute der Teil einer Veranda, mit Schaukel, oder einer stabileren Hängematte heraus.

      Dieses Foto enthielt eine handschriftliche Notiz auf der Rückseite :

      „Unser zweites gemeinsames Haus... Wenn Träume endlich wahr werden“!

      Für Herrn K. war dieses Photo nicht neu. Er hatte es schon des Öfteren beim Durchblättern zur Kenntnis genommen, aber immer wieder an die Stelle zwischen den Seiten eingefügt. Diese Situation war ihm peinlich. Er fühlte sich in diesem Moment als Fremder, der in einem sehr privaten Moment ein Paar bei ihrer gemeinsamen Freude störte. Er hielt es für einen sehr persönlichen Eindruck, der ihn, als Fremden überhaupt nichts anginge. Zudem quälte Herrn K. der glückliche Ausdruck in ihrem Gesicht, mit dem Mann an ihrer Seite – seine Eifersucht konnte er in diesem Moment nicht völlig leugnen!

      Das Motiv schien zudem völlig belanglos und es hatte bisher für den Autor keinen besonderen Wert dargestellt. Denn er war bisher auf der Suche nach einer außergewöhnlichen Eintragung, gar einem schriftlichen Hinweis gewesen.

      Aber wie einfältig musste der Betrachter in dem Moment gewesen sein?!

      Natürlich war es für ihn ein schlichtes Urlaubsmotiv! Doch für die Besitzerin dieses Notizbuchs musste es einen ganz besonderen Wert gehabt haben – und ebenso musste der Anlass ein sehr wichtiger in ihrem Leben gewesen sein. Würde sie sonst auf der Rückseite eine Bemerkung eintragen?! Und es handelte sich um das einzige Bild!

      Die Ecken des Papiers waren unansehnlich geworden und, vermutlich durch häufigen Gebrauch, etwas zerfranst. Denn dunkle Stellen säumten an den Rändern die Fotografie – viele Hände schienen diese gehalten, viele Augen das Motiv betrachtet zu haben.

      Mit Sicherheit ist bei jedem Betrachter, wie auch bei dem Autor der Eindruck entstanden, dass es eine sehr glückliche und unbeschwerte Zeit der Menschen gewesen sein musste – auch ohne die handschriftliche Notiz.

      In den Gesichtern des jungen Paares, voller grenzenloser, ausgelassener Freude war der Wunsch deutlich zu erkennen: „ Niemals soll dieser Augenblick vergehen“!

      Auf den Anlass dieser besonderen Freude, jetzt noch neugieriger geworden, lass der Autor die nachfolgenden Seiten ganz gewissenhaft durch. Nach einigen Sätzen, der unbekannten Autorin, ließ der Leser endlich entspannt seine Arme sinken. Er fing an sich dazu ein phantasievolles Bild an die Tapete der Wand gegenüber zu malen. Hierzu verschmolzen alle Farben der Natur eigenwillig miteinander und fügten sich wieder sinnvoll zusammen. Durch Licht und Schatten bildete das Urlaubsmotiv eine besondere Atmosphäre. Personen, Gegenständen und Orte, fügten sich vor seinem geistigen Auge zu spannenden Szenen zusammen. Ein Paradies war so entstanden, in dem dieser fremde Mann jetzt einen Moment lang ein willkommener Gast sein durfte.

      Mit einem Mal hatte Herr K. den Anfang dieser Geschichte, ihrer Geschichte gefunden!

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