rächen. Er arbeitet bereits seit Jahren auf eigene Rechnung, sucht sich seine eigenen Geheimoperationen und lässt sich vom Meistbietenden für seine Verbrechen bezahlen. Nur ein Schurke strebt also tatsächlich die Weltherrschaft an: Hugo Drax. Karl Stromberg ist nur an der Unterwasserweltherrschaft interessiert. Da aber gerade diese beiden Filme in Deutschland besonders erfolgreich waren („Der Spion, der mich liebte“ (1977) war mit 7,6 Millionen Zuschauern in Deutschland der erfolgreichste Bond-Film, „Moonraker - streng geheim“ (1979) liegt mit 4,2 Millionen immerhin jetzt noch auf Platz 9), hat sich das Bild des Schurken, der nach Weltherrschaft strebt, fälschlicherweise in den Köpfen der Zuschauer und bei der Presse eingeprägt, und das bis heute.
Das Streben nach Macht, egal auf welchem Gebiet, weist auf die Neurose der Schurken hin, deren gestörte Vergangenheit bzw. Kindheit der Grund dieser Erkrankung ist. Ansatzweise wird in den Filmen darauf eingegangen, mehr jedoch in den Romanen.
Sigmund Freud334 schrieb: „Maßhalten, sich bescheiden, resignieren lernt es (das Kind) erst durch die Kultur der Erziehung. Bekanntlich neigt der Neurotiker zur Maßlosigkeit und Unmäßigkeit.“
James Bonds Gegner streben also nur selten die Weltherrschaft an, doch sie verraten 007 ihren Plan.
Wenn ein Verbrecher schließlich seine Pläne erläutert oder seine Beweggründe für ein bestimmtes Handeln rechtfertigt, erzählt er nicht nur, sondern er schmückt aus, schwärmt und gerät fast in einen Zustand der Trance. Die Reden erinnern an die Ausführungen Adolf Hitlers335. (Siehe Kapitel 25) Während James Bond Intelligenz, Stärke, Mut etc. in einer Person vereint, sind die meisten James-Bond-Widersacher nur mit einzelnen Fähigkeiten ausgestattet. Um jedoch Bond ebenbürtig zu erscheinen und zu einer echten Bedrohung zu werden, treten Schurken in den seltensten Fällen allein in Erscheinung (vgl. „James Bond XXL“).
Die folgende Einteilung in physisch starke Gegner Bonds, die meist in der Überzahl auftreten und psychisch starke Schurken, die meist Kopf einer Operation sind oder die Fäden ziehen, unterstreicht diese Theorie der Aufteilung der Eigenschaften.
In „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) und „In tödlicher Mission“ (1981) wird deutlich, wie eine Verschiebung der Figur in den einzelnen Kategorien erfolgen kann, wenn eine Figur hinzukommt oder den Filmtod stirbt.336
Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Schurkentypen kann auch durch ungleiche Anzahl der Charaktere in einer Kategorie erzeugt werden, wie z.B. in „Lizenz zum Töten“ (1989). Die Figur des Franz Sanchez bedarf mehrerer Handlanger, um das Gleichgewicht zwischen „Körper und Geist“ des Bösen zu erzeugen.
Film | Psychischer Schurke | Physischer Schurke |
---|---|---|
„James Bond 007 jagd Dr. No“ (1962) | Julius No | Three Blind Mice (Mörder Trio) Professor Dent |
„Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) | Ernst Stavro Blofeld Rosa Klebb | Red Grant |
„Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) - nach Grants Tod | Ernst Stavro Blofeld | Rosa Klebb |
„Goldfinger“ (1964)300 | Auric Goldfinger | Oddjob |
„Feuerball“ (1965) | Ernst Stavro Blofeld Emilio Largo | Fiona Volpe |
„Man lebt nur zweimal“ (1967) | Ernst Stavro Blofeld | Hans |
„Im Geheimdienst ihrer Majestät“ (1969) | Ernst Stavro Blofeld | Gunther Irma Bunt |
„Diamantenfieber“ (1971) | Ernst Stavro Blofeld | Mr. Wint Mr. Kidd Bambi Klopfer |
„Leben und sterben lassen“ (1973) | Dr. Kananga/Mr. Big | Tee Hee Whisper Baron Samedi |
„Der Mann mit dem goldenen Colt“ (1974) | Francisco Scaramanga | Schnick Schnack |
„Der Spion, der mich liebte“ (1977) | Karl Stromberg | Beißer Sandor |
„Moonraker - streng geheim“ (1979) | Hugo Drax | Chang Beißer |
„In tödlicher Mission“ (1981) | Ari Kristatos Emile Leopold Locque | Erich Kriegler Hector Gonzales Apostis |
„In tödlicher Mission“ (1981) - nach Gonzales Tod | Ari Kristatos | Emile Leopold Locque |
„Octopussy“ (1983) | Kamal Khan General Orlow | Gobinda Mischka Grischka |
„Im Angesicht des Todes“ (1985) | Max Zorin Karl Mortner | May Day Scarpine Jenny Flex |
„Der Hauch des Todes“ (1987) | Brad Whitaker Georgi Koskov | Necros |
„Lizenz zum Töten“ (1989) | Franz Sanchez | Dario Milton Krest Braun Perez |
„GoldenEye“ (1995) | Alec Trevelyan General Ourumov | Boris Grischenko Xenia Onatopp337 |
„Der Morgen stirbt nie“ (1997) | Elliot Carver Henry Gupta | Stamper Dr. Kaufmann |
„Die Welt ist nicht genug“ (1999) | Elektra King Victor Zokas (Renard) | Gabor Sasha Davidov Goldie |
„Stirb an einem anderen Tag“ (2002) | Gustav Graves Miranda Frost | Zao Mr. Kil |
„Casino Royale“ (2006) | Mr. White Le Chiffre | Obanno Kratt Mollaka |
„Ein Quantum Trost“ (2008) | Mr. White Dominic Green | Elvis338 |
„Skyfall“ (2012) | Raoul Silva | Patrice |
Die Gegner 007s haben Tiere bei sich, durch die sie charakterisiert werden oder die sie als Waffe einsetzen. Blofelds weiße Perserkatze ist ein Muss, wenn die Figur in anderen Filmen parodiert wird.
Mit einer Vogelspinne soll Professor Dent James Bond im Auftrag von Julius No beseitigen.339
Blofeld hält sich in „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) neben seiner Katze siamesische Kampffische (Betta splendens) und demonstriert daran die Vorgehensweise von Spectre.340 In „Man lebt nur zweimal“ (1967) wirft er unliebsame Mitarbeiter Piranhas zum Fraß vor.
Emilio Largo hält sich in „Feuerball“ (1965) für diesen Zweck Haie in seinem Swimmingpool, Mr. Wint und Mr. Kidd nennen den Skorpion „Mutter Naturs liebsten Killer“ und töten mit einem der Tiere Dr. Tynan, Kananga besitzt in „Leben und sterben lassen“ (1973) eine Krokodilfarm, auf der 007 zur Hauptspeise für die Tiere werden soll. Als das nicht gelingt, sollen Bond und Solitaire an seine Haie verfüttert werden. Auch die Schlangen von Baron Samedi spielen eine Rolle.
Scaramanga outet sich in „Der Mann mit dem goldenen Colt“ (1974) als Tierfreund, ohne dass im Film Tiere, die mit ihm in Verbindung stehen, vorkommen. Allerdings relativiert er seine Tierliebe im selben Satz auch schon wieder: „Ich dachte immer, mein größtes Glück sei meine Liebe zu Tieren, aber dann entdeckte ich ein noch größeres Glück: Menschen zu erschießen.“
Scaramanga-Nachfolger Karl Stromberg hält sich einen Hai, um abtrünnige Angestellte zu beseitigen. Beißer überlebt den Haiangriff jedoch und tötet das Tier. Hugo Drax setzt auf seinen Python, der von 007 mit einer giftigen Kugelschreibermine getötet wird. Corinne Dufour wird im selben Film von Drax' Dobermännern zerfleischt - die übrigens Probleme bei den Dreharbeiten verursachten, da sie schlecht erzogen waren.
Ari Kristatos besitzt in „In tödlicher Mission“ (1981) zwar keine Tiere, weiß aber, wo Haie zu finden sind und will ihnen Bond vor der albanischen Küste zum Fraß vorwerfen.
Kamal Khan, der indische Prinz im Exil, hält sich ebenfalls keine Haustiere, doch gibt es in seinem Palast und in der Nähe zahlreiche Tiere, die Bond das Leben schwer machen: Tiger, Krokodile, Spinnen, Blutegel, Schlangen und Elefanten. Den Octopus von Octopussy setzt Bond gekonnt gegen einen Angreifer ein: Das Tier saugt sich am Kopf eines Gegners fest und tötet ihn mit dem starken Gift.
Maximilian Largo hält sich in „Sag niemals nie“ (1983) Aasgeier in einem Verlies, in dem 007 seine letzten Tage verbringen soll. Fatima Blush stellt James Bond im selben Film eine Falle und lockt ihn, markiert mit einem Sender, auf dessen Frequenz Haie abgerichtet sind, in eine fast ausweglose Situation in einem Wrack.
Max Zorin ist in „Im Angesicht des Todes“ (1985) ein begeisterter Pferdezüchter und macht seine Tiere durch implantierte Spritzen zu gefährlichen, unberechenbaren Wesen. Bond bekommt dies bei einem Pferderennen zu spüren.
Markenzeichen von Franz Sanchez in „Lizenz zum Töten“ (1989) ist ein Leguan mit einem Diamantenhalsband. Das Tier trug bei den Dreharbeiten den Spitznamen Iguanita341. Die Szene,