Fabienne Gschwind

Sternenkarte


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sie den Chip vorerst in Form eines Armbands. Der Chip diente gleichzeitig als Schlüssel, Ausweis und Kreditkarte.

      Dann trudelten verschiedene Chrismaxen ein und setzten sich einer nach dem anderen. Trecca flüsterte der Mannschaft zu, wer sie waren. “Das sind Promis, und viele Mitglieder des Top-Kaders sowie andere Führungskräfte. Alle wollen euch sehen... Das ist übrigens Ghu, der Direktor der Polizeiabteilung. Prial ist der eigentliche Chef, aber Ghu kümmert sich um das Tagesgeschäft ... Ach, und da ist noch Chrodn, der erste Vorsitzende der Verwaltung und ..."

      Die Crew hörte der Flut von Namen und Titeln schweigend zu. Das Problem bei der Namensfindung war, dass die Übersetzungssoftware die Namen ein wenig "vermenschlichte", so dass sie irgendwie greifbar wurden. Treccas Name klang eher wie Trrccts und Morchen eher wie Mmrrccen. Die Chrismaxe waren sehr geizig mit Vokalen in ihren Namen... Und da man die Squeltrem-Organisation noch nicht kannte, war es ohnehin schwierig zu wissen, wer wer war.

      Schließlich traten Morchen, Prial und Mantichal vor. Sie besprachen die Beschlüsse. Die Aliens hatten einen chrismaxischen Monat Zeit, um zu beweisen, dass sie fähig und willens war, mit den Squeltrem zusammenzuarbeiten. Ein Meilenstein war der Bau eines Prototyps, ausgestattet mit einer neuen "Alien-Technologie". Nach dieser Probezeit sollen weitere Entscheidungen getroffen werden. Mantichal stellte in Aussicht, dass die Crew bei Erfolg offiziell in die Squeltrem eintreten und alle Vorteile genießen könne. Sie sagte auch, dass man ihnen helfen würde, einen Weg zurück nach Hause zu finden.

      Nach all den Zuckerbroten ließ Morchen die Peitsche knallen.

      "Und wehe, ihr verschwört euch gegen uns. Dann werden wir euch in lebende Skulpturen verwandeln lassen!"

      Die Menschen konnten mit dieser Drohung nichts anfangen, und Kiki konnte sie nur wörtlich übersetzen. Was auch immer es war, es musste etwas sein, das unbedingt vermieden werden sollte.

      Und noch eine Bedingung wurde gestellt: Die Menschen mussten als oberste Priorität die Squeltrem-Sprache lernen. Denn die Chrismaxen misstrauten der Übersetzungssoftware. Natürlich mussten die Menschen auch mathematische und wissenschaftliche Formeln und Zeichen lernen. Vorerst durften sie sich nur auf ihrem Schiff und in den Bereichen aufhalten, die ihnen gezeigt wurden.

      Jay stimmte im Namen der Besatzung zu und versicherte, dass sie sich auf eine gemeinsame Zukunft freuten.

      Damit war alles geklärt. Es gab eine weitere Fotosession, und in den nächsten Stunden mussten die Leute Handabdrücke auf verschiedenen Gegenständen machen. Dies war die Form der Autogramm-Geben der Squeltrems. Und dass die Aliens Fotos und Selfies liebten, war auch nach den zwei Tagen auf dem Raumschiff klar.

      Schließlich fanden sie sich in einer kleinen Gruppe zusammen. Zwei Sprachlehrer unterrichteten die Crew. Der Leiter der Forschungsabteilung war anwesend. Er wollte sich die Aliens ansehen und ein wenig mit ihnen reden, um zu sehen, mit welchem Wissenschaftler sie man am besten zusammenarbeiten könnte. Ebenfalls anwesend war ein Vertreter der Technikabteilung, diese Abteilung umfasste den technischen Support und die Wartung aller Subraumantriebe und der Energie. Nicht zu verwechseln mit dem technischen Dienst, der sich um die Lebenserhaltung kümmerte.

      Der nervöse Chefarzt von gestern war ebenfalls anwesend. Er behauptete, er sei sehr stolz darauf, sich um die Gesundheit der ETs zu kümmern und versprach, alles zu tun, damit sie sich wohlfühlten. Ebenfalls im Raum waren ein Spionage-Empath aus Squlairas Abteilung, zwei Soldaten von Prial und drei Sekretärinnen von Mantichal, um die Gespräche aufzuzeichnen und zusammenzufassen, sowie eine Gruppe von Psychologen und Ethnologen.

      Die gesundheitlichen Fragen wurden schnell geklärt, und die Menschen machten deutlich, dass sie mit der Umgebung zurechtkommen, auch wenn es ihnen zu heiß war. Es wurde auch bestätigt, dass die geforderten sieben Stunden Arbeit pro Tag kein Problem darstellen würden.

      Jay erwähnte jedoch, dass sie nicht so viel Schlaf bräuchten und dass es möglich sei, eine zweite Schicht zu arbeiten. Aber alle winkten ab, das wäre zu viel Aufwand, lautete die Begründung. Jay fügte schnell hinzu, dass nach sieben Stunden Arbeit eine kurze Pause nötig sei. Schließlich müssten sie sich erleichtern und etwas zu trinken haben.

      Das wurde fest im Protokoll vermerkt, und die Leute durften eine halbe Stunde Pause machen, mussten aber davor und danach etwas länger arbeiten. Für Chrismaxen war es wichtig, dass alles seine Ordnung hatte. Alles wurde in dreifacher Ausfertigung aufgeschrieben, aufgelistet und unterschrieben. Es war seltsam für die Menschen, eine so fortschrittliche Kultur zu sehen, die alles nur handschriftlich mit Papierformularen erledigt.

      Dann wurden ihnen Kalkulationstabellen mit Gantt-Diagrammen, Terminen und Meilensteinen gezeigt.

      Die Crew merkte schnell, dass die Chrismaxen absolute Projektmanagement-Fans waren. Alles wurde aufgeschrieben und es wurde genau festgehalten, wer was und wie gemacht hatte.

      Die Schicht endete in allgemeiner Zufriedenheit, und wenn Chrismaxen glücklich und zufrieden waren, nahmen sie eine leicht grünlich-weiße Farbe an. Wenn die Körperfarbe pulsierte, war das immer ein Zeichen für eine starke Emotion. Die Crew hatte nun auch entdeckt, dass Chrismaxen einen Sinn für Humor hatten und dass dieser dem menschlichen sehr ähnlich war; sie lachten über die gleichen Dinge. Wenn Maxmalen lachten, machten sie ein klickendes Geräusch, Chrismalen klapperten auch mit den Ohren.

      Mit den Armen voll Sprachbücher gingen sie zurück zum Schiff. Dieses würde bei der nächsten Schicht in einen anderen Hangar verlegt werden, der direkt neben der Forschungsabteilung lag. Das machte die Zusammenarbeit einfacher.

      "Das kommt gut", sagte Nemo grinsend, als er seine Bücherstapel auf dem Esszimmertisch abstellte. "Ich komme mit ihnen besser zurecht als mit anderen Menschen... Außer mit euch natürlich, ihr seid wie meine Familie." Er lächelte verlegen.

      Aber Jay klatschte in die Hände. "So, jeder trinkt etwas, und dann machen wir Sport. Das dürfen wir auf keinen Fall vernachlässigen, sonst verkümmern wir noch alle."

      Joe lachte. "Ja, ganz zu schweigen davon, dass ihre Schwerkraftplatten noch beschissener sind als unsere."

      Den Rest des Tages verbrachten sie damit, die Sprachbücher zu scannen, und Lex programmierte zusammen mit Kiki eine Sprachlernsoftware. Die Menschheit hatte bedeutende Fortschritte im Lehren und Lernen gemacht. Das Lernen war viel effizienter geworden, und das erste, was Schulkinder lernen mussten, war, was Lernen bedeutet und wie man es am besten macht. Der individualisierte Lehrplan, der perfekt auf jeden Schüler zugeschnitten war, ermöglichte es außerdem, dass jeder auf eine gehirngerechte Art und Weise lernen konnte. Die Lehrer hießen nicht mehr Lehrer, sondern Lerncoaches; ihre Aufgabe war es, den Kindern beim Lernen zu helfen. Der eigentliche Unterricht wurde von ausgewiesenen Experten oder von einer speziellen Lehr-KI durchgeführt, die das gesamte Wissen der Menschheit enthielt.

      Die Sprache Squeltrem war eine extrem vereinfachte Kunstsprache. Grammatik und Rechtschreibung bereiteten keine Probleme. Die tonale Aussprache und die vielen Grunzlaute war allerdings gewöhnungsbedürftig.

      An diesem Abend, beim Abendessen, hatte Milo ein neues Hobby aufgenommen. Mit Hilfe einer Übersetzungssoftware hatte er bereits ein ganzes Physikbuch verschlungen und gab seine erste chrismaxischische Mathe-Stunde.

      "Und so wird der Hamilton-Operator geschrieben. Und so werden die Integrale geschrieben", kratzte er an der Tafel und lästerte gleichzeitig über die primitive Subraumtechnik der Chrismaxen.

      Nemo unterbrach ihn: "Entschuldige, Milo, könntest du mit den Grundrechenarten anfangen, du bist einfach zu den Differentialen gesprungen, ohne Addition und Subtraktion durchzugehen...".

      Die Prototyp-Bojen

      Zu Beginn jeder Schicht versammelte sich die Mannschaft in einem Seminarraum, und Trecca erklärte ihnen wichtige Dinge zur Squeltrem. Heute war es Zeit für das Organigramm. Sie zeichnete eine Pyramide und schrieb Morchen's Namen darauf. Die Übersetzungssoftware war sich immer noch nicht sicher, wie sie Morchens Titel übersetzen sollte. König, Präsident, CEO, Papst, Kaiser, Kanzler, Admiral, Kommandant - so ziemlich alles war vorgeschlagen worden. Aber heute hatte sich die Software wieder auf den Fantasietitel Suprempräsident eingependelt.