K. Krista

LOST AND FOUND


Скачать книгу

       Vom Freund getrennt, die Firma in der ich arbeite hat Konkurs angemeldet und wird gerade abgewickelt. Mir steht die ganze Welt offen.

       Nun hätte vielleicht die eine oder andere Frau im Hinblick auf eine drohende Arbeitslosigkeit ihr Geld gespart. Doch ich machte mir keine Gedanken darüber, wie es beruflich weiter gehen sollte, steckte mir die gesparten 1500 DM ein, setzte mich ins Auto und fuhr los.

       Mein Traumziel – Italien.

       Vielleicht sollte ich noch kurz erwähnen, dass ich nach der Trennung von meinem Freund, wieder bei meiner Mutter eingezogen bin, mir somit, über Wohnung und Miete keine Gedanken machen musste.

       Eigentlich wollte ich ja nicht allein in den Urlaub fahren, aber keine meiner Bekannten oder Freundinnen wollten allein – also nur zwei Frauen allein – in den Urlaub nach Italien fahren. Ende der 70iger, Anfang der 80iger Jahre, ist es nicht üblich, als Frau allein in den Urlaub zu verreisen. Außer vielleicht in einen Cluburlaub, die Hotelanlagen nicht verlassend, wohl behütet durch die Veranstalter, wenn überhaupt, dann nur in Gruppen unterwegs.

      Richtig lächerlich wird es eigentlich erst, wenn man weiß, dass ich an den Gardasee und nicht etwa in den Irak wollte, aber gut, dann eben allein, ich freute mich und genoss bereits die Fahrt nach Italien in vollen Zügen.

       Am Gardasee angekommen lief zunächst alles super.

       Da es erst Anfang Juni war, gab es keine Probleme ein Hotelzimmer zu finden. Eine günstige Unterkunft war schnell gefunden, da ich vorhatte, ein paar Wochen hier zu bleiben, schied eine Luxusunterkunft schon mal aus. Ich wollte solange hier bleiben, bis mir das Geld ausgeht. Die Arbeitsstelle war futsch, ich musste auf niemanden Rücksicht nehmen und in Deutschland wartete nichts und Niemand auf mich.

       Ich sah einer wunderbaren Zeit entgegen.

       Bereits am zweiten Tag lernte ich zwei Italiener, die hier am Gardasee leben kennen, den Inhaber und den Teilhaber eines ortsansässigen Motorboothandels.

       Nun muss ich kurz erwähnen, dass ich kein Kind von Traurigkeit bin, soll heißen, ich bin, was das Sexuelle angeht sehr freizügig und habe viel Spaß dabei.

       Die Jungs waren ganz nach meinem Geschmack und so dauerte es nicht lange und wir vertrieben uns die Zeit mit Motorboot fahren auf dem Gardasee, sowie mit diversen gegenseitigen sexuellen Gefälligkeiten, vorsichtig ausgedrückt.

       Ich weiß ja, wie prüde du bist, mein liebes Tagebuch, deshalb versuche ich mich vorsichtig und gewählt auszudrücken.

       Die Typen hatten richtig viel Kohle und hielten mich aus, allerdings beschränkte sich das „Aushalten“ bis dahin, rein aufs Essen gehen.

       Was sich jedoch sehr bald ändern sollte.

       Ich kann nicht unerwähnt lassen, dass Beide verheiratet waren und sich deshalb unsere Aktivitäten lediglich auf die Zeit von morgens bis in den Spätnachmittag beschränkten. Die Abende verbrachte ich allein in diversen Bars oder Diskotheken.

       So kam es dann leider auch, dass ich eines Abends – stark angetrunken – meine Handtasche in einer dieser Lokalitäten verloren hatte, oder sie wurde mir gestohlen, ich kann das bis heute nicht nachvollziehen.

       Nun wäre allein die Tatsache einer verlorenen gegangen Tasche schon ärgerlich genug gewesen, da ich aber meinem Hotelzimmer, bzw. dem Personal nicht traute und Mangels eines Tresors, meine gesamte Barschaft mit mir herumtrug, war diese auch weg. Ich war von jetzt auf gleich, nicht nur ohne Papiere, sondern auch ohne einen Pfennig Geld unterwegs.

       Was tun?

       Ob ich wollte oder nicht, ich musste wenigsten das Geld für eine Tankfüllung auftreiben, damit ich wieder nach Hause komme. Das Hotelzimmer hatte ich Gott sei Dank für die ganze Woche im Voraus bezahlt.

       Ich sprach also meine beiden Liebhaber an und erzählte ihnen von meinem Missgeschick. Sie lachten mich zunächst nur aus, nicht weil ich meine Tasche verloren hatte, sondern weil sie dachten ich belüge sie und wollte nur an ihr Geld.

       Lange Rede kurzer Sinn, ich konnte sie davon überzeugen, dass ich tatsächlich so blöd war, mir die Tasche mit all meinen Habseligkeiten klauen zu lassen, bzw. sie verloren hatte.

       Zu meiner großen Überraschung fragten mich die Beiden, ob ich noch länger hier bleiben möchte.

       Natürlich wollte ich das.

       Nichts wollte ich weniger, als bereits nach knapp einer Woche wieder bei meinen Freunden auf der Matte stehen und ihnen erzählen zu müssen, warum ich so schnell wieder aus dem Urlaub zurück bin. Damit hätte ich all den Bedenken, die diese zu meiner Reise hatten, Recht gegeben. Diese Peinlichkeit wollte ich mir wirklich ersparen.

       Die Beiden quartierten mich in ein anderes Hotel ein, bezahlten die Vollpension und gaben mir auch ein paar Lira Trinkgeld. Nicht so viel, dass ich hätte große Sprünge machen können, aber ein oder zwei Getränke an einer Bar waren drin.

       Zu allem Übel gab auch noch mein Auto den Geist auf, die Lichtmaschine war hinüber und ich musste damit in die Werkstatt. Einerseits froh darüber, dass die Beiden dies für mich übernahmen und natürlich auch bezahlten, andererseits aber auch langsam genervt, als sie mir mitteilten, dass die Reparatur wohl ein bis zwei Wochen dauern könnte.

       Inzwischen war es mir mit den Beiden schon langsam langweilig geworden, es ist schon etwas anderes, wenn man aus Spaß mit jemandem die Zeit verbringt, als wenn es zur Pflicht wird, bzw. man abhängig ist.

       Sicher die Jungs waren immer noch süß und ich war ihnen auch dankbar, aber mein Plan war, das lächerliche Taschengeld ein paar Tage zu sparen, die Reparatur abzuwarten und dann einfach in den Wagen zu springen und nach Deutschland abzuhauen.

       Schon deshalb, weil einer der beiden Männer immer seltsamer wurde.

       Ich kann mich leider nicht mehr sicher an seinen Namen erinnern, ich glaube, er hieß Mario, sein Auftreten wurde immer dominanter, er wollte mir vorschreiben, wie ich meinen Tag zu verbringen habe, mit wem, oder mit wem ich nicht verkehren durfte und viele Einschränkungen mehr.

       Kurz gesagt, er machte mir langsam Angst.

       Eines Nachmittags, meine beiden „Gönner“ waren geschäftlich unterwegs, saß ich an der Standpromenade in einem Lokal und schlürfte gelangweilt einen Kaffee, als sich ein älterer Herr an meinen Tisch setzte. Nicht ohne, vorher höflich und in ausgezeichnetem Deutsch nachzufragen, ob dies gestattet sei.

       Er hieß Stelio und war mir sofort sympathisch.

       Wir kamen sehr schnell ins Gespräch.

       Er informierte mich darüber, dass ich ihm bereits seit längerer Zeit aufgefallen wäre und warnte mich davor, mich näher auf meine beiden Begleiter einzulassen.

       Daraufhin erzählte ich ihm, wie nah ich mich bereits eingelassen hätte und nun nur noch auf eine Gelegenheit warte, die Biege zu machen, mir aber das nötige Kleingeld und momentan auch noch das Fahrzeug dazu fehlte, da es immer noch in der Reparatur war.

       Stelio lud mich zum Essen ein und ich erzählte ihm im Laufe des Nachmittags was ich seit meiner Ankunft, hier am Gardasee, erlebt hatte. Noch bevor ich von ihm wusste, dass er vor seiner Rente als Polizist gearbeitet hatte, fasste ich Vertrauen zu ihm und war sehr dankbar, als er sich anbot, mir zu helfen.

       Bedauernd erklärte er mir, dass er nur über eine kleine Rente verfüge, er mir