K. Krista

LOST AND FOUND


Скачать книгу

mit Männern gegen Bezahlung zu schlafen, könnte er einiges für mich arrangieren.

       Sofort läuten alle Alarmglocken in mir, hatte ich es hier mit einem Zuhälter zu tun?

       Doch bei genauer Betrachtung – was hatte ich zu verlieren und irgendwie musste ich an Kohle kommen, wollte ich irgendwann hier weg. Ich habe Spaß am Sex, also setzte ich alles auf eine Karte und konfrontierte ihn deshalb damit, dass ich nur unter zwei Einschränkungen dazu bereit wäre.

       Punkt eins, ich behalte das verdiente Geld komplett für mich.

       Punkt zwei, ich gehe nur mit Männern ins Bett, die mir gefallen.

       Er erklärte mir schnell, dass ich ihn völlig falsch verstanden hätte.

       Erstens möchte er von diesem Geld nichts haben und zweitens könnte ich mir die Männer selbstverständlich aussuchen. Er eröffnete mir, dass er hier am Gardasee unzählige Geschäftsmänner, darunter auch Ärzte kenne, die ich mir vorher ansehen könnte und erst dann, wenn sie mir gefallen und ich mit ihnen schlafen möchte, das Geschäft zu Stande kommt.

       Ich sollte noch erwähnen, dass ich wirklich sehr auf den südländischen Typ Mann stehe. Ich liebe ihren Umgang mit Frauen, die Art und Weise wie sie Frauen hofieren, turnt mich richtig an. Die Aussicht darauf, mit gut aussehenden Männern, guten Sex, in tollem Ambiente haben zu können, lockte mich mehr, als das Geld.

       Es folgten ein paar wunderbare Wochen.

       Stelio hielt Wort und führte mir, ohne finanzielle Hintergedanken, viele gutaussehende Geschäftsmänner zu, mit denen ich neben einem super Verdienst auch noch richtig Spaß hatte. Ich verdiente locker zwischen zwei – bis dreitausend DM im Monat, für mein Alter völlig ausreichend, um mir das sorglose Leben zu finanzieren, welches ich immer erträumt hatte.

       Nicht, dass du, mein liebes Tagebuch jetzt denkst, ich hätte für dieses Geld viel getan, ganz im Gegenteil. Ich suchte mir wöchentlich ein oder auch mal zwei Männer aus, die dann umgerechnet zwischen 400 und 500 DM bezahlten und den Rest der Zeit machte ich Urlaub, genoss mein Leben und lernte immer mehr Einheimische kennen.

       Wodurch es dann leider immer wieder zu Streitigkeiten mit Stelio kam, denn entweder gibt es am Gardasee nur Verbrecher, oder ich hatte einfach ein Händchen dafür, mir die falschen Leute auszusuchen.

       Ich erinnere mich noch daran, wie ich Lucio Galli kennen lernte.

       Nein mein liebes Tagebuch, diesen Namen habe ich nicht erfunden, der Typ hieß wirklich so.

       Stelio schäumte vor Wut, als er davon erfuhr.

       Lucio stünde der Mafia nahe, tobte er und wollte mir verbieten, mich mit ihm zu treffen. Dabei war der Typ einfach nur scharf und als er mich auf eine Party bei ihm einlud, konnte und vor allem wollte ich nicht absagen.

       Dass es sich dabei um eine Sex Party handelte, hätte er zugegeben, vorher erwähnen können, aber was soll`s, nun war ich schon mal da. Es gab Koks in rauen Mengen, die anwesenden Männer und auch die Frauen waren einfach nur erste Sahne.

       Später erfuhr ich dann, dass die Frauen Prostituierte aus Verona waren.

       Die Party war eine Wucht, Stelio tobte.

       Ich dachte schon, dass er mich nicht mehr sehen möchte, mit der Zeit beruhigte er sich aber wieder und ich blieb weiterhin am Gardasee. Ohne Stelio hätte ich keine Verdienstmöglichkeit mehr gehabt, ich hätte nach Hause fahren müssen.

       Vielleicht war Stelio auch deshalb so sauer, weil indirekt er es war, über den ich Lucio kennen lernte, denn er war es, der mich mit Antonella, der Schwester von Lucio bekannt gemacht hatte, nicht ohne Hintergedanken, wie ich sehr schnell feststellen sollte.

       Antonella war lesbisch und wie mir schnell klar wurde, sehr von mir angetan.

       Kein Kind von Traurigkeit, war ich auch nicht abgeneigt, mit dieser zugegeben, ausgesprochen rassigen Italienerin etwas anzufangen.

       Nicht rot werden, mein liebes Tagebuch, ich sagte schon, dass ich sexuell sehr freizügig und experimentierfreudig bin.

       Unsere gegenseitige Zuneigung, von meiner Seite aus, reines sexuelles Interesse, blieb auch Stelio nicht lange verborgen und er bat mich, bzw. uns, bei unserem Liebesspiel zusehen zu dürfen. Kurz überrascht von dieser Bitte, erfüllte ich ihm den Wunsch jedoch, als er mir eröffnete, dass er impotent sei und es bereits Jahre her wäre, dass er bei einer Frau gelegen habe.

       Außerdem war ich ihm, meiner Meinung nach, auch einfach etwas schuldig.

       Nicht zu Letzt hatte ich ihm mein sorgenfreies und ehrlich schönes Leben hier am Gardasee zu verdanken. Nicht nur, dass er mir eine fast unerschöpfliche Geldquelle eröffnet hatte, er zeigte mir in den Monaten, in denen ich am Gardasee war, ganz Norditalien. Wir verbrachten sehr viel Zeit zusammen, so fuhren wir oft nach Venedig, die Stadt, in der er Sprachen studiert hatte. Deshalb sprach er so ein ausgezeichnetes, fast akzentfreies Deutsch. Er zeigte mir die Stadt, wie sie wohl kein Tourist je zu sehen bekommt. Meine Begeisterung für die Stadt hielt sich allerdings in Grenzen, von der schönen Kulisse und den geradezu lächerlich vielen Kirchen mal abgesehen, haben wir immer wieder Tage erwischt, an denen die Kanäle wie Kloaken gestunken haben. Oder ich bin einfach nur ein Kulturbanause, wie auch immer, Venedig war für mich keine Reise wert.

       Wir verbrachten viel Zeit in Padua auf der Pferderennbahn, wovon ich sehr fasziniert war, obwohl ich nur sehr wenig Geld für Wetten einsetzte. Allein das Ambiente gefiel mir sehr. Ich bin kein Spieler, deshalb erlag ich der Faszination dieser Location nicht, begleitete Stelio aber immer gern, da er mich für seinen Glücksbringer hielt.

       Er gewann immer wenn ich anwesend war.

      Ferner unternahmen wir Touren in die nahe gelegenen Berge, oder machten einen Abstecher nach Verona, wo wir ausgezeichnete Speiselokale besuchten, oder einfach unter dem Balkon der Julia standen und uns über die Touristen amüsierten, die völlig hingerissen von dieser Kulisse waren.

       Wie ich damals erfahren konnte, ist es tatsächlich so, dass auch impotente Männer einen Orgasmus bekommen können, es kommt nur keine Flüssigkeit heraus und es dauert sehr lange. Stelio sah Antonia und mir zu, wie wir uns liebten und onanierte dabei. Er war sehr glücklich und ich fand es schön, ihm eine Freude machen zu können.

       Antonella verliebte sich leider in mich und wurde sehr anhänglich.

       Mir hat der Sex mit ihr sehr viel Spaß gemacht, aber ich bin keine Lesbe, mir fehlte nach einiger Zeit das Maskuline und so war ich sehr froh, dass Stelio, wegen des Treffens mit ihrem Bruder Lucio, so sauer auf mich war und mir den Kontakt mit Antonella verbot. Eine Klasse Ausrede um aus der Beziehung auszusteigen.

       Ziemlich feige im Nachhinein betrachtet, aber so war es einfacher und Antonella hielt sich, zu meiner Überraschung auch strickt an das Kontaktverbot.

      ***

       Die Wochen vergingen wie im Fluge, inzwischen war es bereits Mitte August und der Gardasee wurde überschwemmt von Touristen. Unzählige Frauen darunter, die sich ihre Liebesdienste nicht bezahlen ließen.

       Meine Einnahmequelle schwand dahin.

       Es wurde immer schwieriger für Stelio, geeignete Partner für mich zu finden. Nach wie vor, war ich doch ziemlich wählerisch, was die Auswahl meiner Sexualpartner betraf.

       Langsam keimte in mir der Gedanke auf, wieder nach Deutschland zurück zu kehren,