K. Krista

LOST AND FOUND


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Berufsschulfreiheit zu erlangen.

       Dieses Jahr zog ich mit erstklassigen Noten durch, um mir danach sofort eine Arbeitsstelle suchen zu können, was auch geklappt hat. Ich hatte extrem viele Fehlzeiten, da mich diese Schule völlig unterforderte. Die schulischen Anforderungen glichen in etwa jenen einer achten Klasse der Hauptschule und waren mir nicht nur bekannt, sondern auch ohne mich im geringsten anzustrengen zu erreichen. Mein Abschlusszeugnis wies ohne Ausnahme nur Einsen und Zweier auf, gut mit einer lächerlichen Ausnahme.

       In Sport hatte ich eine Vier.

       Über diese Bewertung amüsiere ich mich heute noch, da ich ein ausgesprochen sportlicher Mensch bin und während meiner gesamten Schulzeit nur Bestnoten in Sport vorweisen konnte. Die schlechte Note war der Tatsache geschuldet, dass ich das zweite Halbjahr zu keiner Sportstunde erschienen war, was dazu führte, dass die Note des ersten Halbjahres, einer Eins, mit der, des zweiten Halbjahres zusammengezählt wurde. Eins plus sechs ergibt sieben, dann wird durch zwei geteilt und aufgerundet.

       Vorlas – sportliche Leistung – ausreichend.

       Ich kann dich hören, liebes Tagebuch, du verachtest Schulschwänzer.

       Lass mich das kurz erklären.

       Im ersten Halbjahr schloss sich der Sportunterricht direkt an die anderen Fächer an, im Zweiten war das plötzlich anders. Der Stundenplan änderte sich und die Sportstunde wurde nach hinten verlegt, er fand jetzt nach der großen Mittagspause statt und ich hatte einfach keine Lust, nach der Stunde Mittagspause noch einmal in die Schule zu gehen.

       Eine lahme Ausrede, ich weiß, aber so war ich nun mal.

       Ich achtete schon früh auf eine ausgeglichene work – live - balance.

       Bla, bla, bla, jetzt bin ich völlig vom Thema abgekommen.

       Wo war ich?

       Ah ja.

       Also ich hatte noch ein paar Hunderter übrig und dachte darüber nach, auch in Deutschland meinen Körper zu verkaufen.

       Ich hörte mich also um, was nicht so schwer war, da ich in unmittelbarer Nähe eines Lokales aufgewachsen bin, in welchem fast ausschließlich Nutten und Zuhälter verkehrten und mischte mich unter die Leute um mehr über den Job einer Prostituierten zu erfahren.

       Überraschenderweise rieten mir sowohl die Nutten, wie auch die Zuhälter weitestgehend von dieser Tätigkeit ab.

       Ich wäre nicht der Typ dafür.

       Ist ein beschissener Job – frisst auf Dauer deine Seele auf.

       Freier sind Arschlöcher und vieles mehr.

       Na, rate mal!

       Klar konnte mich das nicht abschrecken.

       Ich redete mir ein, dass es bei mir ganz anders laufen würde.

       Ich freundete mich sehr schnell mit einigen Mädchen und auch mit einem so genannten Zuhälter an, ja ein kleines bisschen verliebte ich mich sogar in ihn.

       War auch ein toller Typ.

       Die Frauen standen sämtlich auf ihn, hatte den Charme eines „Monaco Franze“.

       Sorry – die Serie kennt heute wohl keiner mehr.

       Egal, der Mann war toll.

       Franz war wohl auch nicht der übliche Zuhälter, wie man sie aus dem Fernseher kennt. Er war charmant, groß, sehr attraktiv, nicht gewalttätig und ging einer geregelten Arbeit nach.

       Ist ein Mann bereits dann ein Zuhälter, wenn er mit einer Frau zusammen ist, die auf den Strich geht?

       Diese Frage muss wohl jeder für sich selbst beantworten.

       Ich lasse also nicht locker und irgendwann hatte ich Franz weich gekocht, er versprach mir, mich in einem Puff unterzubringen. Er klärte mich auf, dass es nicht üblich ist, als Frau allein in Puffs oder ähnlichen Etablissements vorstellig zu werden.

       Wie ich sehr schnell feststellen durfte, war es überhaupt eher unüblich, dass eine Frau ohne einen Zuhälter arbeiten möchte.

       Als es dann endlich soweit ist, war ich schon sehr nervös.

       Es sollte in einen Puff nach Kassel gehen – in den Bienenkorb.

       Vorausschickend sollte ich noch erwähnen, dass 1980, ich bin süße 20 Jahre alt, in den Puffs „Falle geschoben“ wird. Das muss man erst einmal lernen, also wird man von einer „Althure“ angelernt.

       Kurz zur Erklärung.

       Falls du liebes Tagebuch einmal in einen Puff, oder auch „Laufhaus“ genannt, mitgenommen wirst, werden dir Spione in den Türen auffallen. Diese sind dazu gedacht, um nachzuprüfen, ob die Mädchen tatsächlich „Falle schieben“, also die Penisse der Männer nicht einführen.

       Du siehst liebes Tagebuch, ich versuche mich gewählt auszudrücken, nicht dass du wieder rot wirst.

       Wird ein Mädchen dabei erwischt, dass es keine „Falle schiebt“, fliegt es raus und ihr Zuhälter wird darüber informiert. Tatsächlich wollen die Zuhälter zu dieser Zeit, nichts mit Frauen zu tun haben, welche den Geschlechtsverkehr tatsächlich ausüben, ihn also nicht nur vorzutäuschen.

       Na liebes Tagebuch, jetzt hab ich dich überrascht, das hättest du nicht gedacht oder?

       Gut, es gibt sicherlich Zuhälter, denen das völlig egal war, aber die schicken dann sicherlich nicht die eigene Frau auf den Strich. Denke das sind dann eher Menschenhändler, die rein nur an den Profit denken, doch solche Männer kenne ich nicht. Die Zuhälter die ich kenne, lassen sich von ihren Frauen ein schönes, faules Leben finanzieren und achten darauf, dass ihr „Mädchen“ nicht zu sehr angefasst wird.

       Das ist es also, was man beim „Falle schieben“ tut.

       Man täuscht dem Freier vor, dass er in einen eindringt.

       Hört sich allerdings leichter an, als es ist.

       Ich denke, liebes Tagebuch, dass ich dir die Technik und wie dies überhaupt möglich ist, die Freier so zu hintergehen kurz beschreiben muss, also nicht rot werden, einfach zuhören.

       Entgegen der landläufigen Meinung, alle Puffgänger sind abgebrühte Schweine, gut einige sind schon darunter, ist es doch eher so, dass die Herrn sich erst einmal Mut antrinken, bevor sie zu uns kommen. Das Anfassen der Geschlechtsteile einer Hure ist vollkommen untersagt. Wenn er Glück hat, darf er an die Titten, das war es dann aber auch schon.

       Die erfolgreichste Strategie einen Freier hinters Licht zu führen, ist Ablenkung.

       Diese erreichst du, indem du stöhnst als gäbe es kein Morgen, erzählst ihm wie toll sich sein Penis anfühlt, was für ein herrlicher Liebhaber er ist.

       Kurz du ziehst alle Register.

       Nicht vergessen, der Freier ist nervöser als du.

       Und nun zur Technik.

       Ganz wichtig, alle Ringe von den Fingern nehmen und die Hände gut einölen.

       Ich schaffe die „Falle“ immer nur wenn ich