Dirk Ziegler

Schnell Glutenfrei Kochen – Das Kochbuch mit 120 Express Rezepten für eine optimale Ernährung bei Glutenintoleranz


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kann. Dieser Vorgang wird als Resorption bezeichnet.

      Damit der Dünndarm dieser so wichtigen Aufgabe optimal nachgehen kann, hat er einen ganz einzigartigen Aufbau. Die Darmwand ist faltig und die Schleimhaut verfügt über unzählige fingerförmige Erhebungen, die sogenannten Darmzotten. Auf diesen Schleimhautausstülpungen sitzen sogenannte Mikrovilli, auch „Bürstensaum“ genannt: In diesem werden essenzielle Verdauungsenzyme gebildet.

      Dieser spezielle Organaufbau ist von grundlegend wichtiger Bedeutung, um die Darmoberfläche zu vergrößern. Auf diese Weise ist der Darm nämlich in der Lage, noch mehr Nährstoffe aus der Nahrung zu resorbieren. Würde man die gesamte Dünndarmoberfläche eines erwachsenen Menschen ausbreiten, so würde man die Größe eines Tennisspielfeldes erreichen. Über diese große Fläche kann der Dünndarm die wichtigen Nährstoffe in den Blutkreislauf befördern.

      Das Darm-Mikrobiom – die Darmflora

      Zunächst einmal muss der Nahrungsbrei in seine kleinsten chemischen Einzelteile zersetzt werden. Diese wichtige Aufgabe übernehmen Billionen von gesunden Bakterien, die in unserem Darm leben: Dieses Darm-Ökosystem wird als Darmflora bezeichnet. Die gesunde Zusammensetzung dieser Darmflora ist abhängig von der Art und Weise unserer Ernährung, aber auch von der individuellen Lebensweise. Je nachdem, wie gesund die Darmflora und wie ausgewogen die Zusammensetzung der dort lebenden wertvollen Mikroorganismen ist, ist auch unser allgemeiner Gesundheitszustand. Im Darm sitzen 80 Prozent des menschlichen Immunsystems, das für die Abwehr von gefährlichen Krankheitserregern verantwortlich ist.

      Personen, die von einer Gluten-Intoleranz betroffen sind, haben im Allgemeinen auch keine gesunde Darmflora-Zusammensetzung mehr. Das bedeutet zugleich, dass diese ihre so bedeutsamen Aufgaben nicht mehr einwandfrei leisten kann.

      Der menschliche Darm ist also unser größtes Abwehrsystem: Mit seiner Innen- und Außenhaut sorgt es täglich dafür, dass lebensnotwendige Stoffe in den Körper aufgenommen werden können, während gleichzeitig lebensgefährliche und schädliche Stoffe effizient abgewehrt werden. Mit der Nahrung die wir verzehren, bringen wir mehrmals pro Tag eine gefährliche Mischung an Stoffen in den Verdauungstrakt: Neben gesunden Vital- und Nährstoffen enthält der Nahrungsbrei auch immer zahlreiche ungesunde Bestandteile, wie zum Beispiel Pilze oder Bakterien. Diese muss der Organismus erkennen, inaktivieren und schließlich aus dem Körper ausscheiden.

      Aus diesem Grund befindet sich im Darm auch der überwiegende Anteil des Immunsystems. Hier sorgt es für einen reibungslosen Ablauf und insgesamt für den Erhalt der menschlichen Gesundheit. Die spezifischen Zellen des Immunsystems sind darauf programmiert, Eindringlinge, Krankheitserreger und Fremdstoffe zu identifizieren und unschädlich zu machen. Sobald der menschliche Organismus nun ein weiteres Mal mit einem bestimmten Stoff in Berührung kommt, können ihn die Zellen sofort wieder identifizieren, docken sich daran an und sorgen dafür, dass kein Schaden im Körper angerichtet werden kann: Dieses Phänomen wird in der Medizin auch als „Schlüssel-Schloss-Prinzip“ bezeichnet.

      Dieser Vorgang ist lebensnotwendig, doch in einigen Fällen kann er sich auch auf Stoffe ausweiten, die im Allgemeinen gar nicht schädlich sind. Infolgedessen reagiert das Immunsystem überempfindlich und erkennt selbst normale Bestandteile und Stoffe als Eindringlinge. Bleibt dieser Zustand langfristig aufrecht erhalten, entsteht eine Allergie.

      Wichtig ist es allerdings abzugrenzen. Zöliakie ist keine Allergie, sondern eine Unverträglichkeit.

      Bei einer Zöliakie wird der Bestandteil des Getreideproduktes Gluten fälschlicherweise als Eindringling erkannt. Das Immunsystem wird in Alarmbereitschaft versetzt und beginnt Abwehrzellen zu produzieren, sogenannte Antikörper. Diese Antikörper rufen schließlich eine Entzündung der Darmschleimhaut hervor und schädigen somit das körpereigene Gewebe. Aus diesem Grund wird bei der Zöliakie auch von einer Autoimmunerkrankung gesprochen.

      Was geschieht im Rahmen der Glutenunverträglichkeit im Dünndarm?

      Liegt nun eine Zöliakie vor, so sorgt das sogenannte Prolamin – ein Glutenbestandteil – dafür, dass der charakteristische Aufbau der Dünndarmschleimhaut mehr und mehr zerstört wird. Die Darmzotten flachen ab, bis hin zu dem Zustand, dass sie sogar vollständig fehlen. Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang von einer sogenannten Zottenatrophie. Infolgedessen entzündet sich die Darmschleimhaut – und das dauerhaft. Auch die Zwischenräume zwischen den Darmausstülpungen, den sogenannten Krypten, vertiefen sich immer mehr. Die Darmoberfläche verringert sich dadurch immens, wodurch die Schleimhaut auch nicht mehr in der Lage ist, ausreichend Verdauungsenzyme zu bilden. Es können nicht mehr so viele Nähr- und Vitalstoffe aus der Nahrung resorbiert werden und es kommt zu Vitamin-, Mineralstoff- und erheblichen Nährstoffmängeln.

      Die gereizte und entzündete Darmschleimhaut führt zudem noch zu vielen weiteren Beschwerden. Es kann zu besonders schweren Krankheitsverläufen kommen, wenn wichtige Nahrungsbestandteile nicht mehr in ausreichender Menge aufgenommen werden können, so zum Beispiel Fette, Proteine, Vitamine, Eisen oder Kalzium. Es kommt zu Folgeerkrankungen wie Knochenschwund oder Blutarmut. Insbesondere bei Kindern kann das gravierende Konsequenzen nach sich ziehen, denn bei ihnen kann es zu Wachstumsverzögerungen und Entwicklungsstörungen kommen.

      Wer an Zöliakie leidet und sich nicht an eine glutenfreie Ernährung hält, der kann nach einigen Jahren ein erhöhtes Risiko haben, an seltenen und bösartigen Darmtumoren zu erkranken oder am sogenannten T-Zell-Lymphom.

      Die Zöliakie beschränkt sich also nicht einzig und allein auf den Darm. Aus diesem Grund bezeichnen Ärzte diese Erkrankung auch als „Systemerkrankung“.

      Welche möglichen Ursachen liegen der Zöliakie zugrunde?

      Bei Personen, die unter einer Zöliakie leiden, kann ein bestimmtes Risiko-Gen nachgewiesen werden, das Immun-Gen HLA. Dieses kann durch Vererbung weitergegeben werden. Verwandte ersten Grades einer erkrankten Person, das heißt, zum Beispiel Kinder, haben ein erhöhtes Risiko, ebenfalls an einer Glutenunverträglichkeit zu leiden. Bei Verwandten zweiten Grades besteht nur noch ein leicht erhöhtes Risiko. Offenbar haben auch Personen mit einem Diabetes Typ 1 ein erhöhtes Risiko, an einer Zöliakie zu erkranken.

      Es ist möglich, sich sozusagen selbst zu testen, um festzustellen, ob möglicherweise eine Glutenunverträglichkeit vorliegt oder nicht. Hierzu bieten Hersteller spezielle Selbstchecks in der Apotheke an. Gemäß den Herstellerangaben sollen diese Tests sehr zuverlässig und simpel durchführbar sein. Es gibt aber bis zum heutigen Zeitpunkt keinen seriösen Selbsttest, der absolut zuverlässig ist. Zöliakie kann aktuell sicher nur durch eine Dünndarmbiopsie durch einen Arzt festgestellt werden. Jedoch nur solange auch noch Gluten konsumiert wird. Wird kein Gluten mehr gegessen, ist eine sichere Diagnose nur schwer möglich, da keine Veränderungen im Dünndarm mehr erkennbar sind. Darüber hinaus gib es auch noch spezielle Blutwerte, die auf eine Zöliakie hindeuten können.

      Eine große Hilfe kann hierbei auch der Diagnose-Flyer der Deutschen Zöliakie Gesellschaft e.V. (DZG) liefern. Diesen finden Sie im Internet auf der Homepage der DZG.

      Wenn Sie also bestimmte Beschwerden feststellen und eine Zöliakie dahinter vermuten, lassen Sie die Symptome bitte unbedingt ärztlich abklären. Dieser kann dann die entsprechenden Untersuchungen durchführen, die auf eine Zöliakie hinweisen können. Ihr Arzt kann Ihnen nicht nur eine klare Diagnose geben, sondern auch viele wertvolle Ratschläge!

      Symptome einer Zöliakie

      Indem die Zotten im Dünndarm immer mehr schwinden, können sich unterschiedliche Symptome bemerkbar machen. Die wichtigsten und am häufigsten vorkommenden sind im Allgemeinen Bauchschmerzen, Durchfall, Appetitlosigkeit, Blähungen, Müdigkeit, Blässe sowie eine Gewichtsabnahme. Bei Kindern kann eine Glutenunverträglichkeit auch zu Entwicklungsstörungen führen.

      Erwachsene Personen zeigen leider eher häufig untypische Begleiterscheinungen. Wenn die typischen Verdauungsleiden wie zum Beispiel