Titelblatt
Annika Engemann
Vollzeitreisende
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Wie man trotz 40-Stunden-Job um die Welt reist
Texte: © Copyright by Annika Engemann
Bilder: © Copyright by Annika Engemann
Umschlaggestaltung: © Copyright by Engemann
Verlag:
Annika Engemann
Uhlandstr. 18A
45525 Hattingen
Einleitung
Noch so ein Reisebuch mit einer Weltreise in nur 10 Tagen, spektakulären Abenteuern und verrückten Essensgewohnheiten? Mitnichten!
Ich stelle mich mal kurz vor: Ich bin eine ganz normale junge Frau, auch wenn meine Familie und mein Mann Kai das definitiv anders sehen und mich oft für verrückt halten. Ich habe meine Schullaufbahn halbwegs gut gemeistert, eine Ausbildung gemacht und anschließend berufsbegleitend studiert, während ich Vollzeit gearbeitet habe. Ich war mit 23 Jahren fertig mit dem Studium und dem Pauken. Ansonsten spiele ich leidenschaftlich gerne Fußball, fahre Snowboard und spiele Klavier. Ich fahre Motorrad und gehe wandern, manchmal auch 55 Kilometer am Stück. Alles nicht so unnormal, wie ich finde. Auch wenn meine Schwiegermutter das bei unserem ersten Treffen sicherlich anders sah. Aber wie bin ich zum Reisen gekommen und speziell zum Abenteuer?
Es gab keinen Punkt in meinem Leben, an dem ich gesagt habe: „Ab jetzt bin ich Abenteuerin und bereise die Welt!“. Schuld an meiner Reiselust haben sicherlich auch meine Eltern, die mir und meinem zwei Brüdern in unserer Kindheit eigentlich jedes Jahr das Reisen ermöglicht haben. Während es hauptsächlich Wander- und Skiurlaube in Europa waren, ging es anlässlich eines runden Geburtstags 2010 zum ersten Mal über den großen Teich, nach Amerika! Mit 15 Jahren konnte ich also zum ersten Mal die Reiselust spüren und lernte das Reisen Schritt für Schritt lieben. Anfangs mit der Familie, später allein und nun oft mit meinem Ehemann Kai.
Obwohl wenn meine Eltern über meine Reiseziele oft stöhnen und sich vielleicht wünschen, dass ich einfach mal eine Pauschalreise nach Mallorca unternehme (was auch schon vorgekommen ist), sind sie glaube ich auch stolz auf mich und unterstützen mich in all meinen Plänen. Möglicherweise, weil sie nicht anders sind. Auch sie streben nach Freiheit.
Im Rahmen der damaligen Möglichkeiten waren auch sie in jungen Jahren reisebegeistert. Wären meine Eltern in der heutigen Zeit aufgewachsen, würden sie die Vorzüge des Reisens und die im Vergleich niedrigen Preise für Flugreisen sicher ähnlich nutzen wie ich und nicht nur mit einem alten Mercedes mit drei Kindern vollgepackt in die bayrischen Alpen oder an die Nordsee fahren, wie es in den 70er- und 80er-Jahren Gang und Gebe war. Diese Art von Reisen hat natürlich auch seinen Charme und früher gab es oft keine andere Möglichkeit.
Aber warum ist der Drang nach Abenteuer, unberührter Natur und anderen Kulturen bei mir so groß? Ich möchte die Welt erkunden, auch wenn die zur Verfügung stehende Zeit in meinem Alltag begrenzt ist. Während andere ihre Urlaubstage während des berufsbegleitenden Studiums für intensive Lernphasen nutzten, was ich manchmal besser hätte auch tun sollen, war und bin ich in der Welt unterwegs und erlebe ein Abenteuer nach dem anderen.
Ob das der richtige Weg ist, kann ich nicht beantworten. Aber es ist mein persönlicher Weg, um die Welt und ihre Menschen, die Natur und ihre Lebewesen zu verstehen und um ein anderer Mensch zu werden mit all den Eindrücken von den verschiedenen Kulturen.
In diesem Buch werden keine extremen Abenteuer oder Weltreisen beschrieben. Aber es ist eine lange Weltreise über mehrere Jahre im Rahmen der Möglichkeiten einer jungen, in Vollzeit arbeitenden Frau, der die ganze Welt offensteht.
„IRGENDWANN…“
Kennt ihr das, wenn eure Freunde, Arbeitskollegen oder Familienmitglieder einen Satz mit diesem Wort anfangen?
"IRGENDWANN möchte ich einmal an das andere Ende der Welt reisen."
"IRGENDWANN mache ich einmal einen Fallschirmsprung."
"IRGENDWANN besteige ich einen 6000er."
„IRGENDWANN schwimme ich mit Delfinen.“
Aber warum warten wir so lange, bis wir es wirklich IRGENDWANN einmal tun? Wieso gehen wir unsere Träume und Wünsche nicht schon viel eher an? Gibt es immer etwas, was einem im Weg steht und uns davon abhält, unsere Träume zu verwirklichen? Wenn man in ein paar Jahrzehnten im Altersheim sitzt und sich gegenseitig die Erlebnisse seiner Vergangenheit erzählt, bleibt es da bei diesem „Irgendwann“ oder "Hätten wir doch damals dies und jenes unternommen, als wir jung waren"?
Für mich unvorstellbar! Deshalb nutze ich alle Chancen, die unseren Großeltern und Eltern teilweise verwehrt wurden und die wir in der heutigen Zeit als junge Menschen haben. Wir leben trotz einiger Ausnahmen in einer so freien Welt, dass man auch als junge Frau allein reisen kann ohne um sein Leben fürchten zu müssen. Meine 95-jährige Oma ist in ihrem Leben noch nie geflogen. Dafür hat sie andere Erfahrungen in ihrer Kindheit und Jugend machen müssen, die mit Krieg, Hunger, Ungewissheiten und Diktatur zu tun hatten.
Ich bin sehr froh, dass ich diese Erfahrungen nicht machen musste, ich frei reisen kann, keine Angst haben muss allein in der Welt unterwegs zu sein und meine Träume leben kann. Wir sollten stolz darauf sein, was unsere Großeltern, Eltern und Freunde aus anderen Ländern in Bezug auf Freiheit und Gerechtigkeit geschafft haben und diese Vorlagen nutzen, um die Welt zu einem besseren Planeten zu machen. Auch wenn die Welt nicht perfekt ist, es noch viel zu viel Leid, Hunger und Gewalt auf dieser Erde gibt, sind wir, wie ich finde, auf einem guten Weg. Wenn wirklich jeder auf seinen Einfluss achtet, wir Rücksicht zu nehmen lernen und die Natur und Tierwelt schützen, können wir viel bewirken.
Deshalb habe ich das „Irgendwann“ aus meinem Wortschatz verbannt. Dafür wird meine Liste der Dinge, die ich unbedingt einmal erleben möchte, umso länger. Kein Grund also für Langeweile. Es gibt noch so viel zu entdecken auf dieser Welt! Die Zeit ist begrenzt, also lasst uns gemeinsam die Welt erleben, neue Freundschaften schließen, Kulturen kennenlernen, über unsere Grenzen gehen und manchmal auch Angst vor dem Ungewissen haben!
Die Angst spielt beim Reisen eine große Rolle. Natürlich hatte ich insbesondere bei meinen Alleinreisen Angst. Angst vor Flugverspätungen, Angst vor gesundheitlichen Problemen oder Angst vor Verständigungsproblemen. Aber durch diese Angst bin ich gleichzeitig in meiner Persönlichkeit gewachsen. Ich bin selbstbewusster geworden und fühle mich bei Fremden wohl. Dank der oft großartigen Gastfreundschaft, die ich bei meinen Reisen erfahren durfte, fühlte ich mich nie fremd, sondern fast schon zuhause. Die vorige Angst war daher meist vollkommen unbegründet.
Immer wenn ich meinen Eltern oder Freunden von meinen Reiseplänen, vom Motorradführerschein oder sonstigen Entscheidungen erzählt habe, konnte ich viel Unmut, Unverständnis und Besorgnis heraushören. Dafür habe ich, auch wenn ich dies sehr ernst nehme, wenig Verständnis. Denn ich lebe mein Leben so, wie ich es möchte, habe meinen eigenen Kopf mit diversen, vielleicht auch manchmal ungewöhnlichen Entscheidungen. Aber ich kann später nicht sagen, dass ich „Irgendwann einmal“ dies oder jenes erleben wollte, es aber nun mit 80 Jahren zu spät sei. Wer weiß, wie lange Zeit einem im Leben bleibt. Die Zeit zum Erleben ist auf jeden Fall begrenzt. Das sollte man sich immer wieder in Erinnerung rufen, wenn doch irgendetwas Belangloses gegen eine persönliche Entscheidung, beispielweise zu einer Reise, spricht.
Warum ich mich entschlossen habe, dieses Buch zu schreiben? Vielleicht ein Stück weit, um Mut zu machen. Um den Leuten da draußen zu zeigen, dass alles möglich ist, man sich nicht immer hinter „Ich habe keine Zeit zu reisen“ verstecken sollte und damit die schönsten Dinge dieser Erde zu verpassen – deren Vielfalt, Einzigartigkeit und Herzlichkeit, die ich auf all meinen Reisezielen bislang erfahren durfte.
Ein Sprichwort, was mir sehr gefällt lautet: „Reisen ist