Annika Engemann

Vollzeitreisende


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Abenteuer. Ob Löwen, Klein-Venedig, ganze Achterbahnen durch Hotels oder der Eiffelturm mitten in der Stadt, hier gibt es allerhand zu entdecken. Und Campingplätze mit Pool, wie wir sie am KOA-Campingplatz direkt in Las Vegas gefunden haben, haben doch auch seinen Charme. Die KOA-Campingplätze in den USA sind ohnehin sehr zu empfehlen. Sie sind sehr gepflegt, oft super gelegen, nicht zu teuer und manchmal haben sie sogar einen Pool.

      Nach zwei Tagen in der Großstadt fuhren wir in Richtung Death Valley. Hier sollte man genügend Getränke mit sich führen, auch in der vermeintlich kälteren Jahreszeit. Zudem muss der Tank voll sein. Einen Supermarkt oder Tankstellen gibt es hier auf vielen Kilometern nicht. Das Informationscenter bietet allerhand interessante Fakten über das "Tal des Todes". Die unendlich scheinenden Straßen tun ihr Übriges. Aussteigen kann man an den riesigen Salzseen, die ein tolles Fotomotiv abgeben und die Trockenheit der Landschaft perfekt widerspiegeln. Die Weite wird hier erst richtig deutlich. Bis zum Horizont sahen wir einzig nur Salz und Einöde.

      Wir übernachteten auf unserer Camper-Tour durch die USA entweder auf Stellplätzen oder Campingplätzen, die wir uns vorher herausgesucht hatten. Oder aber wir suchten uns Baumarktparkplätze oder Tankstellen, an denen wir kostenlos stehen konnten. Weil man nicht jeden Tag die volle Versorgung mit Dusche, Wasserversorgung oder Elektrizität benötigt, da unser Camper ein kleines Bad und einen großen Wassertank hatte, war diese Art des Übernachtungsplatzes definitiv die kostengünstigste Variante. An einem Abend stellten wir uns an einer Tankstelle neben einigen Trucks auf. Die Trucks in den USA sind im Vergleich zu den deutschen LKWs riesig. In unserem für uns geräumigen Camper kamen wir uns daher sogleich sehr klein vor neben den Riesen-Trucks.

      Es folgte der Yosemite Nationalpark. Hier sahen wir gigantische Bäume, in denen man sogar Picknick machen könnte! Das sollte man aber dann doch lieber im Wohnmobil oder im Auto verzehren, da überall Warnschilder vor Bären aufgestellt sind. Nicht selten hat es durch vergessene Essensreste schon Bärenangriffe auf den Campingplätzen gegeben. Durch einige Mammutbäume kann man sogar hindurchspazieren. Ein tolles Erlebnis, was man so schnell sicher nicht vergisst. Anfang April war es hier doch noch erheblich kälter, sodass wir im Schnee durch die Mammutbäume spazierten und unsere Winterjacken zum Glück nicht umsonst dabei hatten.

      Dann ging es nach San Francisco, bisher meine absolute Lieblingsstadt in den USA! Neben der imposanten Golden Gate Bridge haben mir vor allem die Gefängnisinsel Alcatraz und die Cable Cars gefallen. Die Stadt ist super schön und geht sprichwörtlich auf und ab. Ein Glück, dass es die Cable Cars gibt, die einen bequem über jeden Berg bringen und sehr praktisch sind. Nicht umsonst sind sie bei den Einwohnern sehr beliebt. So muss man nicht jede steile Straße zu Fuß gehen, obwohl die Lombard Street natürlich jeder San Francisco Besucher einmal gegangen sein muss. Einmal mit einem echten Cable Car zu fahren ist in San Francisco ein Muss. Man kann sich einen der schönen alten Wagen aussuchen, einfach aufspringen und wird von den freundlichen Einwohnern San Francisco noch nett angelächelt, eine tolle Stadt!

      Anschließend fuhren wir weiter die Küste entlang nach Los Angeles. Klar sind das Hollywood-Sign und der Hollywood-Boulevard ein Highlight, jedoch hatte ich mir von Los Angeles etwas mehr versprochen. Spazieren gehen und die zahlreichen Sterne begutachten ist auch schön, aber mich faszinieren eben eher die Natur und deren Lebewesen als große Städte und Filmikonen. Die Stadt bietet ansonsten nicht viel außer diverse Freizeitparks. Im Disneyland Anaheim muss man natürlich gewesen sein, gerade als Disney-Fan! Da keiner mit mir auf eine etwas wildere Dunkelachterbahn gehen wollte, stellte ich mich mit meinen 15 Jahren allein an und wartete knapp eine Stunde in der Warteschlange. Kurz bevor ich an der Reihe war, hatte die Achterbahn aber einen technischen Defekt und alle Fahrgäste mussten evakuiert werden.

      Glück gehabt, dass ich nicht gerade in diesem Moment in der Achterbahn saß, aber jetzt musste ich erstmal meine Familie wiederfinden, die sich schon Sorgen gemacht hatten, da sie nicht erwartet haben, dass ich so lange weg sein würde. Glücklicherweise ging alles gut und wir fanden uns wieder. Nur die Achterbahn konnte ich leider nicht mehr fahren. Im Vergleich zum Pariser Disneyland ist der Freizeitpark in Kalifornien größer und wie ich finde auch schöner. Klar, dass ein Foto mit meinen Disneyhelden dazugehörte.

      Von Los Angeles aus kann man schnell und einfach mit einer Bahn in die Stadt Long Beach fahren, die etwa 25 Meilen entfernt liegt. Hier kann man, wie wir, Whale-watching unternehmen oder einfach am schönen Strand liegen. Aber Achtung, der Wellengang ist nichts für schwache Nerven, was mein Vater am eigenen Leibe erfahren musste. Die Hälfte der Touristen auf dem Whale-watching Boot musste sich mehrmals übergeben und sah von den Walen nicht viel. Die dutzenden Wale haben daher nur diejenigen gesehen, denen nicht besonders übel war und die am Deck die großen Meeresbewohner aus nächster Nähe betrachten konnten. Obwohl mir beim Autofahren vor allem als Kind oft schlecht wurde, hatte ich auf der Whale-watching-Tour keinerlei Probleme. Für mich definitiv ein Highlight in diesem Urlaub: Zum ersten Mal in meinem Leben konnte ich Wale aus nächster Nähe beobachten, darunter viele Buckelwale.

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      Abbildung 1 Monument Valley im Navajo-Reservat

      Eine Anekdote, die wir auch nicht so schnell vergessen werden, spielte sich wie folgt ab: Meine Mutter und mein Bruder saßen mit mir auf dem oberen Deck und beobachteten die Wale bei starkem Seegang. Eine ältere Frau mit einem Kakao in der Hand ging gerade die Treppe vom unteren auf das obere Deck hinauf, als eine große Welle das Boot stark zum Schaukeln brachte. Der Kakao ergoss sich komplett auf der strahlend weißen Hose meiner Mutter. Was ein Pech. Wir jedenfalls fanden es sehr lustig und so haben wir auch nach Jahren immer noch diese Geschichte von Walen, Kakao und einer weißen Hose zu erzählen, die meine Mutter später sogar wieder komplett sauber bekommen hat.

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      Ein Jahr später folgte dann eine Reise nach Florida, wieder mit der ganzen Familie und wieder mit dem liebgewonnenen Wohnmobil. Auf der Reise wollte mein Vater seinen 50. Geburtstag feiern. Mittlerweile hatten wir schon etwas Erfahrung im Campen und kannten so einige Tipps und Tricks. Vorher buchten wir bereits einige Campingplätze und ein Hotel für die erste Nacht. Da man ein Wohnmobil in den USA nicht direkt am Tag der Ankunft buchen kann, verbrachten wir die erste Nacht in einem Hotel in Miami. Am nächsten Tag konnten wir das Wohnmobil abholen und uns dort häuslich einrichten. Ein Highlight in Florida ist der Everglades Nationalpark, in dem man Alligatoren beobachten kann. In Miami warten viele tolle Strände und das gewisse Miami-Feeling. Ein super Ort also für einen 50. Geburtstag!

      Von Miami aus ging es mit dem Wohnmobil weiter in Richtung Süden, zunächst nach Key West. Über unzählige Brücken fährt man hier dem südlichsten Zipfel der USA entgegen. Von hier ist es nicht mehr weit bis Kuba und bei gutem Wetter kann man die kubanische Insel sogar sehen.

      Die Sonnenuntergänge in Key West sind weltberühmt. Einfach nur atemberaubend und an den unzähligen Bars direkt am Strand wunderbar zu genießen. Abends wollten wir mit unserem Wohnmobil am Straßenrand stehen bleiben und übernachten. In den USA ja eigentlich kein Problem.

      Durch Jetlag waren wir entsprechend müde und früh am Abend im Bett. So waren wir mehr als überrascht, als es mitten in der Nacht plötzlich am Wohnmobil klopfte. Zunächst warteten wir ab und dachten, dass sich nur ein paar Jugendliche einen Spaß erlaubten, aber als das Klopfen nicht enden wollte, machte mein Vater dann doch die Tür auf. Vor ihm stand ein Polizist. Durften wir hier am Straßenrand etwa nicht für eine Nacht parken? Oder haben wir sonst etwas falsch gemacht? In den USA als deutsche Touristen weiß man ja nie!

      Aber nichts von all dem. Der Polizist wollte uns nur mitteilen, dass unser Licht am Wohnmobil noch an war und uns die Batterie leer zieht. Also schnell das Scheinwerferlicht am Wohnmobil ausgemacht, uns vielmals beim Polizisten bedankt und weitergeschlafen. Eine wirklich nette Geste des Polizisten, der uns wahrscheinlich so einige Probleme mit einer leeren Batterie am nächsten Morgen erspart hat.

      Es ging dann wieder die gleiche Strecke zurück über die vielen Inseln und Brücken in Richtung Everglades Nationalpark. Hier mussten wir unbedingt mit einem Airboat fahren und aus geringer Entfernung Alligatoren in der freien Natur anschauen. Es war schon etwas beunruhigend die gefährlichen Tiere so nah zu sehen, aber super toll. Die ganz Mutigen können sogar einen