Peter Urban

Der Fluch von Azincourt Gesamtausgabe


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Tot geboren hatte er das Tor der Anderswelt hinter sich gelassen und war hinübergefahren bis zum Hafen der Untergehenden Sonne – en aod pa vez aet an heol da guzh. Er hatte die Insel gesehen, Inis Gwenva, die weiße Welt, das Reich der Kinder des Lichtes …

      Erst als mit dem Beginn der Sommerzeit und den lodernden Bealltainn-Feuern alles durch die Hand der Drouiz wieder zu neuem Leben erweckt worden war, war auch Sévran von seiner Reise in die andere Welt zurückgekehrt. Aodrén wusste genau, dass in diesem Augenblick auch etwas von dem Licht und von den Zaubern von Inis Gwenva mit dem Kind nach Tir na m-Béa, in ihre Welt zurückgekehrt war…etwas, das noch tief in ihm verborgen schlummerte, denn er war jung und unerfahren. Doch eines Tages, wenn die Zeit reif war, dann würde Sévran verstehen. Es war eine Kraft, die nicht erlernt, sondern nur erinnert, geweckt werden konnte. Aodrén trieb seinen Zelter dichter neben den kleinen weißen Hengst und legte dem Knaben liebevoll die Hand auf die Schulter: „Du möchtest also noch eine Geschichte hören? Gut! Aber dreh Dich zuerst einmal um und beschreibe mir genau, was Du am Ufer des Silberflusses siehst.“

      Der jüngste Sohn des Herzogs von Cornouailles grinste, zügelte sein Pferdchen und tat, was Aodrén ihm aufgetragen hatte. Er kannte das Spiel seines alten Mannes. Immer, wenn er irgendetwas wissen wollte, musste er Aodrén zuerst etwas von seinem eigenen Wissen preisgeben. Sie waren im Argoat, in der Ferne erhoben sich die Monts Arée durch die Nebel des Herbsttages. Yenn Elez, das Höllenmoor lag dort hinten, unweit des Eingangs zur alten Silbermine von Rhiotomas: „Nun, wer bereit ist, sich die Füße schmutzig zu machen, der kann durch das Schilf, die Uferböschung hinuntersteigen und in das Meer aus Felsen eintauchen, Aodrén“, erwiderte er übermütig, „aber danach ist mir heute wirklich nicht. Ich möchte lieber mit sauberen Stiefeln nachhause kommen.“

      „ Das muss sich das kleine Tierchen damals wohl auch gesagt haben“, begann der alte Mann vergnügt seine Geschichte. Der cremefarbene Zelter fiel aus dem Schritt in einen weichen Passgang, Sévrans Schimmelchen trabte locker neben dem größeren Tier her. Das Kind war von der Erzählung seines Lehrers so gefesselt, das es nicht einmal mehr auf den Weg achtete, den sie einschlugen.

      „Vor langer, langer Zeit einmal ritt der Hochkönig Conan Meriadec durch diesen Wald“, erzählte Aodrén, „und genau an dieser Stelle hier zügelte er sein Pferd, denn irgendetwas bewegte sich im Schilf des schlammigen Flussufers...“

      Es war natürlich ein kleines, schneeweißes Hermelin: Conan, neugierig geworden, hielt sein Pferd zurück und beobachtete es Das kleine Tier mit dem schneeweißen Pelz ging vorwärts, dann schreckte es zurück, und versuchte erneut, den schwärzlichen Schlamm auf einem viel zu schwachen Ast zu überqueren. Es schien wirklich verwirrt beim Anblick dieses Morasts. „„Warum ist dieses anmutige Tier so ängstlich? Und warum flüchtet es nicht so schnell wie möglich vor uns? Ist es vielleicht verletzt“, fragte Conan den Waffenträger, der ihn begleitete.

      „Herr, das Hermelin ist nicht verwundet, aber es will ohne Flecken bleiben. Es fürchtet, sein makelloses Kleid beim Überqueren des Flusses zu beschmutzen.“

      Herr , das Hermelin ist nicht verwundet, aber es will ohne Flecken bleiben. Es fürchtet, sein makelloses Kleid beim Überqueren des Baches zu beschmutzen.“O Wunder der Reinheit“, rief Meriadec aus,O Wunder der Reinheit! rief Mériadec aus. „die Ehre gebietet es, dass König Conan das Hermelin rettet und beschützt.“

      Die Ehre gebietet es, daß König Conan es schützt und rettet. Als ob das Hermelin das Gespräch der beiden Männer verstanden und die Güte von Conan vorausgeahnt hätte, lief es schnurstracks auf die Hand, die der König ihm entgegenstreckte, und suchte Zuflucht in den Falten des königlichen Mantels, der reich mit Hermelinpelzen geschmückt war.

      Als ob das Hermelin das Gespräch der beiden Männer verstanden und die Güte von Conan vorausgeahnt hätte, lief es auf die Hand, die der König ihm entgegenstreckte, und suchte Zuflucht in den Falten des königlichen Mantels, der reich mit Hermelinpelzen geschmückt war.Conan sagte spöttisch zu ihm: „Also ziehst Du es vor zu sterben, anstatt Deinen Pelz zu retten, indem Du ihn schmutzig machst und wegläufst? Lieber der Tod, als die Schande? Dies sei fortan unsere Devise und Du, das Hermelin, sollst dafür das lebende Symbol sein“, fügte der König hinzu, während er das Tierchen auf seinen Schild hob und es über den Silberfluss ans andere Ufer trug.

      Conan sagte spöttisch zu ihm: Also ziehst Du es vor zu sterben als Dich zu beschmutzen? Lieber der Tod als ein Makel? Dies sei fortan unsere Devise; und Du, das Hermelin, wirst dafür das lebende Symbol sein! fügte König Conan hinzu während er es auf sein Schild hob.ñ”Kentoc'h mervel eget en em saotrañ - Eine gute Devise, Aodrén: Lieber der Tod, als die Schande!“ Sévran de Carnac lächelte seinen alten Mann zufrieden an. ,Melius mori, quam feodari! Eine gute Devise, Aodren. Lieber der Tod, als ein Makel!í Sévran de Carnac lächelte seinen alten Mann zufrieden an. Die Geschichte von König Conan hatte ihm gefallen. Er wollte gerade sein Schimmelchen aus dem Trab zu einem leichten Galopp antreiben, um endlich zurück nach Hause zu reiten, denn inzwischen spürte auch sein junger Körper den Wind und die Kälte und die Müdigkeit des langen Tages. Doch Aodrén hielt ihn zurück und brachte seinen Zelter ganz zum Stehen.

      Die Geschichte hatte ihm gefallen. Er wollte gerade sein Schimmelchen aus dem Trab zu einem leichten Galopp antreiben, um endlich zurück nach Hause zu reiten. Inzwischen spürte auch sein junger Körper den Wind und die Kälte und die Müdigkeit des langen Tages. Doch Aodren hielt ihn zurück und brachte seinen Zelter ganz zum Stehen.“Und nur weil ich Dir eine uralte Legende von einem schlauen Hermelin erzähle, der sich den weißen Pelz nicht schmutzig machen will, denkst Du, Du kämst heute genau so leicht davon, junger Mann?“ Die braunen Augen des Drouiz blitzten fröhlich. Sein spindeldürrer Finger deutete zurück auf den Silberfluss, auf die Uferböschung und auf eine unscheinbare Ansammlung welker, gelblich verfärbter, spitz zulaufender und sehr schmaler Blätter, die sich vom dunkelbraunen Schlamm abhoben. Die Furt über den Fluss lag schon weit hinter ihnen.

      ,Und nur weil ich Dir eine uralte Geschichte von einem Hermelin erzähle der sich den weißen Pelz nicht schmutzig machen will, denkst Du Du kämst heute genau so leicht davon, junger Mann!í Die Augen des Druiden blitzten fröhlich. Sein spindeldürrer Finger deutete zurück auf den Silberfluss. auf die Uferböschung und eine Ansammlung welker, gelblich verfärbter, spitz zulaufender und sehr schmaler Blätter, die sich deutlich vom dunkelbraunen Schlamm abhoben. Die Furt lag weit hinter ihnen.“Schwertlilien“, seufzte das Kind. Sie hatten den ganzen langen Tag nach Schwertlilien Ausschau gehalten und keine gefunden und genau in dem Augenblick in dem er sich nur noch nach einem warmen Feuer, trockenen Kleidern und einer großen Schüssel heißer Suppe sehnte, hatte sein alter Mann an der unmöglichsten Stelle im ganzen Uhel Koad die markanten Blätter der Pflanze entdeckt.

      ,Schwertlilien,í seufzte das Kind; Sie hatten den ganzen langen Tag nach Schwertlilien Ausschau gehalten und keine gefunden und genau in dem Augenblick in dem er sich nur noch nach einem warmen Feuer, trockenen Kleidern und einer großen Schüssel heißer Suppe sehnte hatte sein alter Mann an der unmöglichsten Stelle im ganzen Wald von Uhel Koad die markanten Blätter der Pflanze entdeckt.“Da wird Dir wohl nicht viel übrig bleiben…“, murmelte der Drouiz, während er ein kurzes Messer mit breiter Klinge aus dem Gürtel zog und es Sévran hinstreckte.

      ,Da wird Dir wohl nicht viel übrig bleiben, Kind!í Murmelte der Druide, während er ein kurzes Messer mit breiter Klinge aus dem Gürtel zog und es Sévran hinstreckte.Der Knabe nahm das Messer aus der Hand seines Lehrers entgegen und wollte gerade sein Pferd wenden, als der alte Mann ihm mit einer unerwartet schnellen Handbewegung in die Zügel griff. Der Knabe nahm das Messer aus Aodrenís Hand entgegen und wollte gerade sein Pferd wenden, als der alte Mann ihm mit einer unerwartet schnellen Handbewegung in die Zügel griff.“Das kurze Stück kannst Du doch sicher auch laufen, Sévran. Ich bleib hier stehen und ruhe mich ein bisschen aus und damit mein Pferd sich nicht so einsam fühlt, werde ich Dein Pony festhalten.“ Die Lachfalten um Aodréns Augen wurden tiefer. Sein schmaler Mund, der hinter seinem langen, steingrauen Bart gut versteckt lag, verzog sich listig und schlau.

      ,Das kurze Stück kannst Du auch laufen, Sévran. Ich bleib hier stehen und damit