Thomas Riedel

Tamora - Das Erotikfilmprojekt


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bezogenen Bett hatte sie vierundzwanzig herzförmige Folienballons – jeder einzelne war von ihr mit einer Sicherheitsnadel am Oberbett befestigt worden – zu einem großen Herzen arrangiert und in dessen Mitte, mit Rosenblättern, die Worte ›Side by side – Forever yours‹ geschrieben.

      Violett kam auf sie zu und nahm sie fest in den Arm. »Du bist sooooo süüüüß«, murmelte sie gedehnt und drückte ihr einen langen heißen Kuss auf die Lippen. »Womit habe ich dich bloß verdient?«

      »Ich weiß nicht?«, flötete Tamora, wobei sie vom einen bis zum anderen Ohr grinste. Dann fasste sie ihrer Königin unvermittelt in den Schritt, drang mit einem Finger in sie ein und hauchte: »Ich will dich da unten schmecken … jetzt!«, während sie ihre Freundin, die sich direkt ergeben hatte, mit sich auf den hochflorigen Teppich zog.

      ***

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      Kapitel 3

      Zwei Tage später stand Bethany Reynolds Beerdigung an. Tamora war froh darüber, dass sie nicht allein gehen musste und Violett an ihrer Seite wusste, auch wenn diese ihre Freundin nie kennengelernt hatte. Dankbar drückte sie ihr die Hand.

      Bethanys Mann wurde von zwei Männern begleitet. Niemand der Anwesenden ahnte, dass es sich bei diesen um Justizbeamte in Zivil handelte. Nur im engsten Freundeskreis kannte man die wahre Geschichte um Bethanys Tod, aber aus Rücksicht auf deren Familie sprach niemand darüber.

      Es regnete als Tamora neben Violett dabei zusah, wie der Sarg langsam in die Grube hinabgelassen wurde. Sie konnte es immer noch nicht fassen. Gerade Bethany war ihr immer eine tolle Freundin gewesen. Mit ihr hatte sie eine besondere, eine tiefe Freundschaft verbunden – und jetzt war sie nicht mehr da.

      All die Tage hatte Tamora den Gedanken daran verdrängt, dass Bethany nur deshalb hatte sterben müssen, weil sie ihr spontan geholfen und ihr das Auto geliehen hatte.

      Aus den Augenwinkeln beobachtete sie den Mann, dessen Frau den Tod gestorben war, den er ihr zugedacht und sich für sie gewünscht hatte. Und wenngleich sie nur durch puren Zufall mit dem Leben davongekommen war, würde sie der zutiefst empfundene Schmerz noch lange belasten.

      Nach einigen letzten Worten des Priesters, trat auch sie, Hand in Hand mit Violett, vor das noch offene Grab. Beide hielten sie je eine schwarze Rose in den Fingern. Tamora liefen dicke Tränen übers Gesicht. Sie war kaum fähig zu sprechen. Ihr Schluchzen ließ ihre Stimme undeutlich klingen: »Plötzlich bist du nicht mehr da und die Vögel begrüßen den neuen Tag mit ihrem Singen, wie sie es auch am Tag zuvor taten. Nichts hat sich am Tagesablauf geändert … nur du …« Sie schluchzte laut auf. »Du bist fortgegangen … Ach … Bethany … nun bist du frei … schau meine Tränen … Sie wünschen dir Glück.«

      Ihre Augen waren so feucht, dass sie kaum imstande war den Flug ihrer Rose zu verfolgen, als diese wie Zeitlupe langsam ins Grab hinabsank und auf den Sarg ihrer Freundin fiel.

      Violett nahm sie tröstend in den Arm und wischte ihr die Tränen fort, nachdem auch sie ihre Rose hatte fallen lassen.

      Tamora wandte sich noch einmal dem Grab zu und blickte plötzlich unerwartet direkt in das Gesicht von Bethanys Mann, der von zwei Beamten eskortiert wurde. Auch er sah sie an, doch mit ausdruckslosem Gesicht. Sie versuchte ihn zu hassen und wunderte sich darüber, dass sie es nicht konnte.

      »Komm, Prinzessin«, meinte Violett und hakte ihren Arm ein.

      Bethanys Mann öffnete den Mund ein wenig. Es schien als wollte er etwas sagen, aber er brachte keinen Ton heraus.

      Auf einen Wink von Chiefinspector Whitehead, der mit Sergeant Smithers, ebenfalls zur Beerdigung gekommen war, brachten ihn die beiden Justizbeamten fort.

      »Wir werden für ein verlängertes Wochenende verreisen«, erklärte Violett. »Es wird uns beiden gut tun. Wir müssen unbedingt etwas Abstand gewinnen.«

      »Ich kann euch gut verstehen«, erwiderte Whitehead in vertraulichem Ton. »Ganz wird es nicht gehen. In paar Monaten wird es zum Prozess kommen. Aber ich wünsche mir, dass es euch gelingt. Das Leben geht weiter und keiner von euch muss sich Vorwürfe machen. Ihr tragt an der ganzen Sache keine Schuld … Passt auf euch auf.«

      Er tippte noch grüßend an seinen Hut und ging, gefolgt von seinem Sergeant, zu seinem Dienstwagen.

      *

      »Jetzt lade ich dich zum Essen ein, Prinzessin«, lächelte Violett sie an, während sie Arm in Arm langsam auf den Ausgang des Friedhofs zuschritten. Tamora sah sie traurig, aber dankbar an. »Wir überlegen uns mal, wohin wir dieses Wochenende fahren … vielleicht nach Torquay? Was meinst du? … Und nach dem Essen entführe ich dich in die Möbelgeschäfte. Es wird Zeit, dass wir dir einen ordentlichen Arbeitsplatz einrichten.«

      »Ein Wochenende mit dir am Strand und in das Riesenrad?« Sofort begannen Tamoras Augen freudig zu strahlen. »Oh ja, Vio … und das Büro … darauf freue mich sehr.«

      »Weißt du, ich habe mir überlegt, dass es doch am schönsten wäre, wenn wir das Gästezimmer mit diesem zusammenlegen und gemeinsam zum Arbeiten nutzen und nicht jeder für sich allein in seinem Raum hockt. Wir lassen die Wand rausnehmen. Das Gästezimmer kann erst einmal in das ungenutzte Zimmer … Was meinst du?«

      Tamora nickte. »Finde ich eine gute Idee … Wo hast du eigentlich deine Büroeinrichtung gekauft?« Nachdem ihr Violett den Händler genannt hatte, meinte sie: »Dann ergänzen wir sie … ist doch schöner, wenn alles zusammenpasst, findest du nicht auch?«

      Jetzt war es Violett die schmunzelnd nickte. »Aber bevor wir uns ins Getümmel stürzen … ich bekomme Hunger.«

      »Dann wird es Zeit, dass wir etwas dagegen unternehmen.«

      ***

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      Kapitel 4

      Eine Woche später waren die Umbauarbeiten abgeschlossen und das alte Gästezimmer in den leeren Raum verlegt worden. Damit war Tamora einen weiteren Schritt gegangen, sich von den Altlasten ihres bisherigen Lebens zu trennen. Auch ihre persönlichen Sachen waren inzwischen abgeholt worden. Doch das hatte sie sich allein nicht getraut – Larry, Clark und andere Freunde Violetts waren ihr dabei zur Seite gestanden, um jeden möglichen Übergriff seitens ihres Ex-Freundes direkt im Keim zu ersticken. Ihr Anwalt hatte ihm mittlerweile eine Frist zum Auszug gesetzt.

      Sie saß an ihrem Laptop und arbeitete begeistert an ihrem neuen Roman, über dessen Plot sich Violett beim Frühstück königlich amüsiert hatte.

      »Du hast heute morgen darüber noch gewitzelt«, meinte Tamora und schaute sie an. »Fakt ist: Ich finde die Idee nicht nur als Fiktion gut.«

      »Was willst du damit andeuten?« Violett legte den Füllfederhalter beiseite, mit dem sie zuvor einige Briefe unterschrieben hatte.

      »Na, überlege doch mal«, schmunzelte sie. »Es ist ja schön und gut, dass wir Geld in Immobilien anlegen und daraus zusätzliche Einnahmen generieren … Aber hast du schon einmal daran gedacht, das Betätigungsfeld zu erweitern?«

      Violett steckte sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und lächelte. »Ich ahne worauf du hinaus willst. Du denkst an ein weiteres Standbein.«

      »Wie wäre es denn, wenn wir tatsächlich ins Filmgeschäft einsteigen würden? Ich stell mir das durchaus lukrativ vor … begleitet von einer eigenen Webseite und dem was heute so üblich ist.«

      »Deinem Gesichtsausdruck nach, scheint es dir mit dieser ausgeflippten Idee absolut ernst zu sein, wie?«

      »Ist es auch«, erwiderte Tamora ernst. »Wir könnten es genauso wie im Plot machen … uns nicht nur filmen lassen, sondern die Streifen auch noch selbst produzieren und vertreiben.«

      »Ganz ehrlich, Prinzessin?« Violett aschte ab und grinste lakonisch. »Manchmal bist du ganz schön