Manfred Lafrentz

Der Weg des Vagabunden


Скачать книгу

sahen uns mit sorgenvollen Mienen nach, während ich ihnen noch einmal zuversichtlich winkte.

      Als wir aus der Sichtweite des Dorfes waren, kramte ich den Richtungsstein hervor.

      „Wir müssen nach da“, sagte ich und zeigte die Richtung an.

      „Aber das ist Nordosten!“, protestierte Eluîna.

      „Natürlich“, sagte ich. „Hast du etwa gedacht, ich wäre tatsächlich so blöd, diesen ominösen Krieger aufzuspüren?“ Ich setzte eine würdevolle Miene auf. „Zahllose Menschen in dieser Welt warten auf mein Erscheinen, damit ich sie mit meinen Arzneien von ihren Gebrechen erlöse. Und da soll ich mein Leben aufs Spiel setzen, um zweifelhafte Strolche zu jagen?“ Ich sah sie wehmütig an. „Das kannst du nicht von mir erwarten.“

      „Aber du hast ihr Geld genommen!“

      „Na und?“, sagte ich wegwerfend. „Sie haben mich respektlos behandelt, also haben sie´s nicht besser verdient.“

      „Das ist nicht recht!“

      „Stell dich nicht so an“, sagte ich. „So ist die Welt nun mal. Eine kleine Elfe aus der Provinz kann dabei gar nicht mitreden.“ Ich schlug ihr vergnügt auf die Schulter. „Jetzt lass uns machen, dass wir wegkommen. Vielleicht finden wir noch mehr solcher Hohlköpfe!“

      Mürrisch stapfte sie neben mir her, während ich die Münzen in dem Beutel zählte.

      „So viel ist das gar nicht“, brummte ich unwillig. „Für so einen lausigen Lohn können sie keinen geübten Unholdverjager erwarten. Das wird ihnen eine Lehre sein, und sie können mir dafür danken, dass ich sie ihnen erteile.“

      Vorwurfsvolles elfisches Schweigen.

      Ich ließ mich davon aber nicht beeindrucken. Es war höchste Zeit, dass dieses schlichte Gemüt erfuhr, wie es in der Welt zugeht. Aus langer Erfahrung wusste ich, dass man gewieft sein musste, um nicht von den Gewieften übers Ohr gehauen zu werden. Und wenn es um Gewieftheit ging, so strebte ich nichts Geringeres an, als der Gewiefteste von allen zu sein. Wenn Eluîna damit ein Problem hatte und schmollen wollte, war das ihre Sache. Sollte sie schmollen, so lange sie wollte. Für mich spielte das keine Rolle. Nicht die geringste.

      „Jetzt hör endlich auf zu schmollen!“, rief ich ärgerlich. „Kannst du mir vielleicht verraten, wie wir einen furchteinflößenden, hundsgemeinen, schwer bewaffneten und kampferprobten Krieger hätten vertreiben sollen?“

      „Nein“, sagte sie trotzig. „Aber wenn du es auch nicht weißt, hättest du es ihnen nicht versprechen und nicht ihr Geld nehmen dürfen.“

      „Meine Güte!“, sagte ich ungeduldig. „Ich glaube, ich muss dir mal etwas über Gewieftheit erzählen, denn wenn es um …“

      „Es ist einfach nicht recht!“

      „Also gut, also gut“, sagte ich ergeben. „Wenn wir wieder mal in diese Gegend kommen, gebe ich das Geld zurück.“

      Sie sah mich misstrauisch an. „Warum nicht gleich?“

      „Hör mal!“, sagte ich. „Diese Rückerstattung hat Zeit. Ich habe wichtige Dinge zu erledigen.“ Eine schöne Ausrede, fand ich, obwohl sie mich unangenehm an Meister Norwins Auftrag erinnerte.

      „Was denn für wichtige Dinge?“

      „Ich kann jetzt nicht darüber reden, aber es ist sehr wichtig.“

      Das schien ihr nicht zu gefallen. „Versprichst du, das Geld zurückzugeben?“

      „Sobald wir wieder in diese Gegend kommen“, sagte ich und beschloss, dieses Gebiet weiträumig zu meiden. Immerhin schien die Elfe nun einigermaßen beschwichtigt.

      Aufgrund meines Beschlusses war ich froh, als wir den Bereich der Felder in der Umgebung des Dorfes hinter uns ließen. Allerdings wurde das Gelände sumpfig, und ein üppiger Pflanzenwuchs erschwerte ebenfalls das Vorankommen. Die Sonne stand noch hoch am frühen Nachmittagshimmel, an dem kaum ein Federwölkchen zu sehen war, und die Wärme brachte mich bei jedem Schritt mehr zum Schwitzen. Neidisch sah ich auf Eluîna, die leichtfüßig durch das hohe Gras huschte, während ihr dicke Pflanzenbüschen, die mir ein ums andere Mal ins Gesicht klatschten, geradezu auszuweichen schienen.

      Ich nahm meinen Hut ab und wischte mir den Schweiß von der Stirn. „Wie machst du das bloß?“, grunzte ich.

      „Du suchst keinen Weg“, sagte sie, „du machst einen. Das ist viel anstrengender.“

      Für diese neunmalkluge Bemerkung hätte ich sie gerne in den Morast geschubst, aber andererseits war ich froh, dass sie wieder mit mir redete. Ich beobachtete sie verstohlen und versuchte herauszufinden, wo denn nun der Weg war, den sie ging. Es gelang mir zwar nicht ganz, aber allmählich sah ich einen Sinn darin, wie sie ihre Schritte setzte, und versuchte es ihr gleich zu tun. Tatsächlich kam ich dadurch etwas besser voran.

      Bald sah ich vor uns Wasser in der Sonne schimmern. „Ah, ein Teich!“, rief ich. Die Aussicht auf ein kühles Bad verbesserte meine Laune erheblich. Ich wandte mich Eluîna zu. „Diesmal gebe ich zu, dass ich es nötig habe“, sagte ich lachend.

      Sie schaute mir mit großen Augen über die Schulter.

      Ich drehte mich um. Vor mir stand ein hochgewachsener, kriegerisch wirkender Mann. Statt eines menschlichen hatte er den Kopf eines Salamanders. Er war groß und stark und furchteinflößend, und ich fiel in Ohnmacht.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCA0/CWADASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwDiVGGG e3SkwQzEmhXB6g5AxSHKYzzkc1jc1H7yV+b5QOgFNGc7iBmmhww244oJ/h7UxDnbucc9xRyrBCoz jJ9xUYyhJKkrjPNOfJX5TtORznkUAP3leq55p0WMhegJJNNDDG7PJ7U3cW7Y7c8UXFYfu2HBJK03 +ILg57U1j23D8KUyZk+XgeuaBkiRANuJ5UcD3p80g3byBuPAAqAsQ4H1oGDtbvnHJpFDi4Ocdjin RAkgkjjmmKuTkjHPSn7QDgdaASHvIS2AM4prMN27FKSGb72B3xSA4ZgwHtRcdkOh+aTcO3Jq1HL5 ULNuwRz061CkYcJ5YwcZzU8aozAnkgcjtUtlJCrgSeYg3Bhmhi7Or7QCe/vSI/ygJkA0pZwpBGU7 UtSrIXftkbgFj+VQs7byWHNPkBG3p0zwajJ3Jye/WquS0gGc8ip4jtBxUSMCMbeanChlx0pNjSQ9 FZSWIySOtNAMjHcAQO9SPIwIxwO9NVl3g9u9K4+VEgWE5HVhUbtufPIHSnswJLKAme9RAFyMZxnk 0XBpCHgnr7UJ1JOaRjhyuc4705CS4XIxRcSSJCoEfykkntSqGYHAwRT/ADFVwQvAp3mg5wvUdaXM XyohZWB3HAHtUYAL7gQCKcSxYgH8DVYB1Y5Q49cU02S42JZX3tyQatW5DLxwRVFcZJAGamiYjpxS lcqG5qQMS+CfxqyqlScNms+ORQwyavAggFTxXLNs9KkkyYk9qUZHJFIksfTOTSNL1HQVlzM6lBDi FYc8VFkKeBTwdyY4JphYrkEc01Jj5UJkGlHU4FRgg/eGKevsaLsXKhr7gaavJ+firBCkcsKhIB7G jmYcqFKgdG4pVA9aYASeKftYdBRzMOVEsefSpQGPQYpkQYCpfm9anmYuVAgYHkVJgd8UwN7kUpGf 4jRzMORC7tv0pyyjFQ7T2JNOAxw