sahen uns mit sorgenvollen Mienen nach, während ich ihnen noch einmal zuversichtlich winkte.
Als wir aus der Sichtweite des Dorfes waren, kramte ich den Richtungsstein hervor.
„Wir müssen nach da“, sagte ich und zeigte die Richtung an.
„Aber das ist Nordosten!“, protestierte Eluîna.
„Natürlich“, sagte ich. „Hast du etwa gedacht, ich wäre tatsächlich so blöd, diesen ominösen Krieger aufzuspüren?“ Ich setzte eine würdevolle Miene auf. „Zahllose Menschen in dieser Welt warten auf mein Erscheinen, damit ich sie mit meinen Arzneien von ihren Gebrechen erlöse. Und da soll ich mein Leben aufs Spiel setzen, um zweifelhafte Strolche zu jagen?“ Ich sah sie wehmütig an. „Das kannst du nicht von mir erwarten.“
„Aber du hast ihr Geld genommen!“
„Na und?“, sagte ich wegwerfend. „Sie haben mich respektlos behandelt, also haben sie´s nicht besser verdient.“
„Das ist nicht recht!“
„Stell dich nicht so an“, sagte ich. „So ist die Welt nun mal. Eine kleine Elfe aus der Provinz kann dabei gar nicht mitreden.“ Ich schlug ihr vergnügt auf die Schulter. „Jetzt lass uns machen, dass wir wegkommen. Vielleicht finden wir noch mehr solcher Hohlköpfe!“
Mürrisch stapfte sie neben mir her, während ich die Münzen in dem Beutel zählte.
„So viel ist das gar nicht“, brummte ich unwillig. „Für so einen lausigen Lohn können sie keinen geübten Unholdverjager erwarten. Das wird ihnen eine Lehre sein, und sie können mir dafür danken, dass ich sie ihnen erteile.“
Vorwurfsvolles elfisches Schweigen.
Ich ließ mich davon aber nicht beeindrucken. Es war höchste Zeit, dass dieses schlichte Gemüt erfuhr, wie es in der Welt zugeht. Aus langer Erfahrung wusste ich, dass man gewieft sein musste, um nicht von den Gewieften übers Ohr gehauen zu werden. Und wenn es um Gewieftheit ging, so strebte ich nichts Geringeres an, als der Gewiefteste von allen zu sein. Wenn Eluîna damit ein Problem hatte und schmollen wollte, war das ihre Sache. Sollte sie schmollen, so lange sie wollte. Für mich spielte das keine Rolle. Nicht die geringste.
„Jetzt hör endlich auf zu schmollen!“, rief ich ärgerlich. „Kannst du mir vielleicht verraten, wie wir einen furchteinflößenden, hundsgemeinen, schwer bewaffneten und kampferprobten Krieger hätten vertreiben sollen?“
„Nein“, sagte sie trotzig. „Aber wenn du es auch nicht weißt, hättest du es ihnen nicht versprechen und nicht ihr Geld nehmen dürfen.“
„Meine Güte!“, sagte ich ungeduldig. „Ich glaube, ich muss dir mal etwas über Gewieftheit erzählen, denn wenn es um …“
„Es ist einfach nicht recht!“
„Also gut, also gut“, sagte ich ergeben. „Wenn wir wieder mal in diese Gegend kommen, gebe ich das Geld zurück.“
Sie sah mich misstrauisch an. „Warum nicht gleich?“
„Hör mal!“, sagte ich. „Diese Rückerstattung hat Zeit. Ich habe wichtige Dinge zu erledigen.“ Eine schöne Ausrede, fand ich, obwohl sie mich unangenehm an Meister Norwins Auftrag erinnerte.
„Was denn für wichtige Dinge?“
„Ich kann jetzt nicht darüber reden, aber es ist sehr wichtig.“
Das schien ihr nicht zu gefallen. „Versprichst du, das Geld zurückzugeben?“
„Sobald wir wieder in diese Gegend kommen“, sagte ich und beschloss, dieses Gebiet weiträumig zu meiden. Immerhin schien die Elfe nun einigermaßen beschwichtigt.
Aufgrund meines Beschlusses war ich froh, als wir den Bereich der Felder in der Umgebung des Dorfes hinter uns ließen. Allerdings wurde das Gelände sumpfig, und ein üppiger Pflanzenwuchs erschwerte ebenfalls das Vorankommen. Die Sonne stand noch hoch am frühen Nachmittagshimmel, an dem kaum ein Federwölkchen zu sehen war, und die Wärme brachte mich bei jedem Schritt mehr zum Schwitzen. Neidisch sah ich auf Eluîna, die leichtfüßig durch das hohe Gras huschte, während ihr dicke Pflanzenbüschen, die mir ein ums andere Mal ins Gesicht klatschten, geradezu auszuweichen schienen.
Ich nahm meinen Hut ab und wischte mir den Schweiß von der Stirn. „Wie machst du das bloß?“, grunzte ich.
„Du suchst keinen Weg“, sagte sie, „du machst einen. Das ist viel anstrengender.“
Für diese neunmalkluge Bemerkung hätte ich sie gerne in den Morast geschubst, aber andererseits war ich froh, dass sie wieder mit mir redete. Ich beobachtete sie verstohlen und versuchte herauszufinden, wo denn nun der Weg war, den sie ging. Es gelang mir zwar nicht ganz, aber allmählich sah ich einen Sinn darin, wie sie ihre Schritte setzte, und versuchte es ihr gleich zu tun. Tatsächlich kam ich dadurch etwas besser voran.
Bald sah ich vor uns Wasser in der Sonne schimmern. „Ah, ein Teich!“, rief ich. Die Aussicht auf ein kühles Bad verbesserte meine Laune erheblich. Ich wandte mich Eluîna zu. „Diesmal gebe ich zu, dass ich es nötig habe“, sagte ich lachend.
Sie schaute mir mit großen Augen über die Schulter.
Ich drehte mich um. Vor mir stand ein hochgewachsener, kriegerisch wirkender Mann. Statt eines menschlichen hatte er den Kopf eines Salamanders. Er war groß und stark und furchteinflößend, und ich fiel in Ohnmacht.
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