die Akquise erleichtern.
„Blake, und das gilt auch für Smithers, ihr Verkaufstalent ist gefordert, eine Quelle gibt es nicht, es ist unser Unternehmen, das mit seiner bisherigen Performance Anlegern zu sehr viel Geld verholfen hat. Was ich ihnen mitteile ist, höchst vertraulich zu behandeln. Sollte jemand von ihnen dagegen verstoßen, werde ich sehr ungemütlich.“ Caiden muss am Pierce denken.
„Wir lagen bisher fast immer richtig und ich habe nicht vor, diese Strategie …“
Caidens privates Mobiltelefon ist aktiv geworden, er wirft einen genervten Blick darauf. Eine ihm völlig unbekannte Nummer erscheint. Das ist unmöglich, sein Privatgerät gibt es eigentlich nicht, ein Dutzend Personen können ihn darüber erreichen, darunter der Außenminister der Vereinigten Staaten von Amerika.
„Entschuldigen sie meine Herren.“
Caiden eilt mit dem Gerät in eine unbesetzte Ecke des Nobelrestaurants und nimmt das Gespräch an.
„Ja?“
„Bestätige den Auftrag!“, fordert Pierce.
„Es ist ein Fehler, diese Gespräch hier.“
„In Deutschland?“
„So will ich es.“
Mit einem Knacken ist das Gespräch beendet. Caiden spürt Unbehagen in sich aufkommen. Das Essen ist für ihn beendet, obwohl er noch von dem geplanten Börsengang berichten wollte.
Los Angeles (Kalifornien)
„Irma, hast du auch deine Medikamente eingepackt?“ Cathy ist aufgeregter als die alte Dame.
„Kindchen, es ist alles in bester Ordnung und wenn etwas passiert, habe ich noch ein paar Adressen deutscher Ärzte, die mir Dr. Warner aufgeschrieben hat.“
„Pass, Kreditkarten und dieses komische Eurogeld, hast du wirklich nichts vergessen?“
„Nein und ja, komm mal mit“, fordert sie.
Beide gehen zu ihrem Schreibtisch, Irma zieht ein Dokument aus einem Ordner.
„Das ist eine Vollmacht für dich, ich habe sie ausschließlich auf deinen Namen ausstellen lassen. Sie berechtigt dich zur Öffnung eines meiner Schließfächer bei meiner Bank. Die Vollmacht gilt nur im Falle meines Todes. Sollte dieser Fall eintreten, wovon wir nicht ausgehen wollen, öffne es bitte. Du findest darin eine Eidesstattliche Versicherung, die ich vor ein paar Jahren angefertigt habe. Damit gehst du bitte zu meinem Prooker, meinem Anwalt, der wird alles Nötige veranlassen. Eine Kopie liegt ebenfalls im Schließfach. Es wäre schön, wenn du sie der Presse übergeben könntest.“
Cathy schaut Irma mit offenem Mund an.
„Hast du das verstanden, Cathy?“
„Ja, was steht denn in dieser Eidesstattlichen Versicherung drin?“
„Alles zu seiner Zeit, und die ist noch nicht gekommen.“
Singapur
Der Singapur Changi International Airport ist ein monumentales Bauwerk, futuristisch und weitläufig. Pierce weiß gar nicht, wie oft er schon lange Wartezeiten auf Flughäfen verbracht hat. Meist nutzte er die Zeit, um sich zu entspannen. Entweder vor oder nach einem Job. Die kalte Flughafenatmosphäre ist genau das Richtige für Pierce. Doch jetzt möchte er den anstehenden Job so schnell wie möglich erledigt haben. Eine innere Unruhe treibt ihn an.
War es vielleicht doch falsch, Caiden um eine Bestätigung zu bitten, ich bin doch Profi, denkt er. Aber die Umstände dieses Auftrages sind so irrwitzig, dass das einzugehende Risiko, eine falsche Person hinzurichten, kaum noch im angemessenen Verhältnis steht. Eine alterskranke Frau von 93 Jahren abmurksen. Sie wird für ein paar Tage in Deutschland Touristin sein, vermutlich ihre alten Wurzeln besuchen. Dank einer schon seit langem bekannten Hotelreservierung konnte Caiden ihm schon die Unterkunft mitteilen. „Kinderspiel“, baut sich Pierce auf. Die Lufthansa-Maschine nach Frankfurt wird aufgerufen.
Fort Maede (Maryland, USA)
Aus der Luft sieht der Gebäudekomplex gigantisch aus, komplett verspiegelt und umgeben von einem riesigen Parkplatz, der erahnen lässt, wie groß die Menschenmassen sind, die hier arbeiten. Der Hauptsitz der National Security Agency, kurz NSA, befindet sich im Bundesstaat Maryland. Die Behörde besitzt aufgrund ihrer weit verzweigten Aufgabenfelder weitere Außenstellen, auch außerhalb der USA.
Die Abteilung Inland zur Überwachung so genannter telefonischer Events ist seit der Zunahme einer terroristischen Bedrohung in den USA personell verstärkt worden. Mit hochsensiblen Suchprogrammen werden Telefonate, der weltweite Datenverkehr und die digitale Kommunikation nach bestimmten Stichworten durchforstet.
Die Unterabteilung Fox arbeitet anders, sie überwacht ausgewählte und namhafte Teilnehmer dauerhaft, zu ihrer eigenen Sicherheit, aber auch zur Erkenntniserlangung zu bestimmten Themen und Sachverhalten. Dieser streng geheime Vorgang bedarf dann der Freigabe durch das Weiße Haus, wenn es sich um bedeutende Personen des Öffentlichen Lebens oder systemrelevante Entscheidungsträger in der Wirtschaft handelt.
„Ich habe es jetzt zwei Mal durchlaufen lassen, das Modul arbeitet korrekt. Das Ergebnis gilt somit als bestätigt. Wir haben niemand gefunden.“ Angela Tanner ist zuständig für das Segment, wo auch Caidens Verbindungen beobachtet werden. Sie ist ehrgeizig und erst seit fünf Jahren bei der NSA. Mit der vorletzten Aufstockungswelle kam sie zum Dienst.
„Bislang sind die Kontakte unserer Zielperson über diese Telefonnummer sehr übersichtlich. Da wundert es schon, wenn jemand Neues hinzukommt. Es bleibt die Frage, wer es ist?“ Briggs ist schon Jahre dabei, der Bauch belegt das amerikanische Problem: zu wenig Bewegung und ungesunde Ernährung.
„Ich lade jetzt noch als letzten Versuch die Stimmendatei der vermissten und untergetauchten Personen und lasse sie mit der Stimme des Anrufers abgleichen. Da wir überhaupt keinen Anhaltspunkt haben, außer dass der Anruf aus Singapur stammt, gebe ich die Eingrenzung ‚männlich’ ein“. Tanners Finger zucken schon über die Tastatur, auf einem der vier Bildschirme beginnt sich ein Balken aufzubauen. In Zeitlupentempo bewegt er sich in Richtung Ziel.
„Das kann dauern“, Briggs nutzt die gewonnene Zeit, um sich über einen Donut herzumachen.
Tanner dreht den Ton der zu vergleichenden Aspiranten ab. Ein Warnton würde einen Treffer melden.
Berlin
Ein Trolley, gepackt mit Hemden und Anzügen und dem ganzen Krempel für zehn Tage. Dazu der Rucksack mit dem Notwendigsten. Lars steht schon seit Minuten an der Tür des ICE, doch die Einfahrt in den Hauptbahnhof verzögert sich, irgendetwas steht auf den Gleisen im Weg. Ein komisches Gefühl, wieder in die alte Heimat zu kommen, denkt Lars. So weit weg von Britta, wird sie ihn vermissen?
Zum Glück hat das mit dem Quartier geklappt. Boris und Lars kennen sich seit Beginn seines Fahrerjobs, von ihm hat er viel gelernt und ist auch schon mal in die Bresche gesprungen, wenn Boris bei zu vielen Jobs zugesagt hat. Normalerweise passen die Aufträge verschiedener Serviceunternehmen ganz gut hintereinander. Aber es braucht nur ein Flieger viel zu spät kommen, und schon fangen die Zeitprobleme an. Der nachfolgende Auftrag ist dann selbst bei waghalsiger Raserei nicht zu schaffen. Boris ist er schön öfter zur Hilfe geeilt.
Endlich rollt der Zug in den Bahnhof. Boris wohnt in der Ramlerstraße im Stadtviertel Gesundbrunnen, das zu Berlins neuer Mitte zählt. In seiner Wohnung kann Lars für die Zeit in Berlin wohnen. Der Chauffeur ist heute zu Hause, er hat erst am Abend bei einer Galaveranstaltung zu tun, die beiden werden sich auf ein Schwätzchen treffen können. Vorher möchte Lars noch bei ’Very first class Limo’ vorbei schauen und die Auftragsunterlagen entgegennehmen. In aller Regel kann er auch schon das Fahrzeug bekommen. Damit wäre seine Mobilität in Berlin gesichert.