Celine Ziegler

Die Collide-Lovestory


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mit den Schultern. "Ich zeige dir lediglich mehr von ‚So etwas'."

      Wir kommen an einem großen Parkplatz mit einem großen Holzhaus an, vor dem einige Leute sitzen und etwas essen und trinken. Aiden führt mich in die Gaststätte und geht zu der Theke, an der eine Mitarbeiterin steht. Ich schätze sie auf Ende dreißig, "Aiden, dich hab ich hier schon ewig nicht mehr gesehen." Ihr Lächeln strahlt eine enorme Sympathie aus.

      Warum wundere ich mich eigentlich noch darüber, dass Aiden jemanden kennt?

      "Es hat heute mal wieder gepasst", sagt er freundlich. "Wo ist denn Dad?" Arbeitet sein Vater hier?

      "Er ist unten am See bei den Booten und weist gerade eine Familie ein. Heute ist ganz schön viel los hier“, antwortet die Frau und wischt mit einem Lappen über die Theke.

      Aiden nickt und sieht jetzt zu mir herab. "Mein Dad arbeitet hier. Glaubst du er hat noch ein Boot für uns übrig?", richtet er sich jetzt wieder an die Mitarbeiterin.

      "Na klar, vor allem, wenn er deine hübsche Begleitung sieht", lächelt sie und sieht mich freundlich an.

      Ich lächle zurück und werde leicht rot.

      "Susan, sag so etwas besser nicht, sie kann nicht mit Komplimenten umgehen", neckt Aiden mich.

      Ich stupse ihn leicht von der Seite an und werfe ihm einen bösen Blick zu.

      Susan sieht grinsend zwischen ihm und mir hin und her. Ihre Miene verblasst dann aber und sie sieht auf einmal ernst zu Aiden. "Mit Pete ist es in letzter Zeit immer schlimmer geworden. Er weiß immer noch nicht, wie er ... damit umgehen soll."

      Wovon redet sie? Fragend sehe ich sie und Aiden an. Aiden sieht Susan erschrocken an und schüttelt mit dem Kopf. Susan räuspert sich und redet dann weiter: "Wie auch immer. Er ist unten."

      Aiden nickt und ich lächle ihr zum Abschied noch leicht zu. Das eben war wirklich merkwürdig. Wieso hat Aiden so komisch reagiert?

      "Da ist er", sagt er und zeigt auf den See, an dem mehrere Leute auf einem Steg stehen. Der See ist wirklich schön und Aiden hatte Recht, als er sagte, dass man hier den Sonnenuntergang gut sehen kann.

      "Es ist wirklich schön", sage ich und folge ihm über einen Steinweg.

      "Sage ich doch." Er lächelt selbstgefällig und schaut in Richtung Horizont.

      Wir laufen auf den Steg, auf dem ein älterer Mann - ungefähr Anfang fünfzig - in Shorts und blauem Shirt, mit der Aufschrift 'SILVERLAKE' steht. Ich nehme an, es ist Aidens Vater. Die Familie, mit der er gerade noch geredet hat, steigt gerade in ein Boot und Aidens Vater startet den Motor.

      "Dad!", ruft Aiden und winkt ihm zu.

      Aidens Vater sieht in unsere Richtung und grinst sofort breit, als er uns erblickt. Er hat genau das gleiche Lächeln wie Aiden. Das macht ihn mir sofort sympathisch. Als die Familie mit dem Boot losfährt, kommt er auf uns zu. "Oh man, Aiden", sagt er und nimmt Aiden in den Arm. "Schön dich mal wieder zu sehen." Sie lösen sich aus der Umarmung und Aidens Vater sieht zu mir. "Und wie ich sehe, hast du endlich mal eine weibliche Begleitung mitgebracht." Er lächelt warm und hält mir seine Hand hin.

      "Hallo, Mister Bender, ich bin Ravely", lächle ich und schüttle seine Hand. "Es ist wirklich schön hier."

      "Danke. Das monatelange Aufbauen hat sich wirklich gelohnt." Er zeigt auf den Steg gegenüber von uns. "Allein das bisschen Holz hat uns zwei Monate harte Arbeit gekostet. Übrigens kannst du mich Pete nennen." Gehört die ganze Anlage etwa Aidens Vater? Ich meine Pete. Das würde Aidens teures Auto erklären.

      Aiden stöhnt auf. "Okay, Dad, ich komme auch schon gleich zu meinem Anliegen. Ich will Raven die unwiderstehliche Aussicht zeigen und dafür bräuchte ich ein Boot."

      Pete nickt und zeigt auf ein Boot, das an dem Steg angebunden ist. "Da habt ihr gerade noch Glück gehabt, das ist nämlich das letzte."

      Er will gerade das Seil abwickeln, das das Boot an dem Steg hält, doch Aiden nimmt es ihm ab und sagt: "Lass nur, ich mach das."

      Ich freue mich, dass die beiden sich so gut verstehen, obwohl Aidens Eltern getrennt sind. Ich wünschte, bei mir wäre es auch so.

      "Und Raven?", sagt Pete jetzt an mich gerichtet, "Bist du auch auf der ZOS?"

      "Ja, ich studiere englische Literatur."

      "Noch so ein Schreiberling“, stellt er staunend fest.

      Ich nicke belustigt. "Genau." Aiden kämpft immer noch mit dem Seil. Ich beobachte ihn schmunzelnd.

      "Ist das dein erstes Jahr?", fragt Pete weiter.

      "Ja."

      "Und gefällt es dir?"

      "Es war schon immer mein größter Traum auf die ZOS gehen zu dürfen, also wäre es eine Schande, wenn es mir nicht gefallen würde."

      Pete stimmt mit in mein Lachen ein. "Du hast Recht." Er ist wirklich nett, ich mag ihn.

      "So", stöhnt Aiden und bekommt dadurch unsere Aufmerksamkeit. "Alles bereit, wir können."

      Ich nicke und lächle Pete noch zu, bevor ich zu Aiden ins Boot steige.

      "Viel Spaß und mach keine Dummheiten, Aiden!" Er zeigt mit erhobenem Finger auf Aiden. "Ich warne dich, ich meine es ernst!"

      "Ja, Dad!", lacht Aiden und startet den Motor. Ich setze mich auf einen eingebauten Sitz und binde meine Haare zu einem Zopf. "Halt dich fest!", ruft Aiden mir zu und fährt los.

      Mit einem Ruck fahren wir über den See. Es ist unglaublich schön hier. Die Luft riecht wunderbar nach Natur und der Wind weht mir um die Ohren. Um den See herum ist nur Wald. Das macht es alles nur noch schöner. Das Wasser sieht überhaupt nicht schmutzig aus, es ist rein und sauber. Aiden steuert das Boot um eine lange Kurve, sodass man den Blick auf den kompletten Himmel hat. Kilometerweit vor uns kann man einen kleinen Wasserfall erkennen. Der Himmel ist bereits in ein tiefes rot getränkt und es ist kaum eine Wolke zu sehen.

      Aiden stoppt den Motor, "Wir sind da."

      "Es ist wirklich unglaublich", staune ich und starre an dem Wasser vorbei in den Himmel.

      "Also hab ich dir hiermit nicht den Abend versaut?", fragt er und fasst sich gespielt ans Herz.

      "Nein, hast du nicht" Mein Blick ist noch immer auf den rosafarbenen Himmel über uns gerichtet. "Ganz und gar nicht."

      Ich spüre wie das Leder der Sitze neben mir nach unten gedrückt wird, weil Aiden sich neben mich setzt und den Kopf in den Nacken legt, seine Augen schließt und seine Sonnenbrille in sein T-Shirt klemmt. "Als ich hier vor Jahren zum ersten Mal war, hab ich mich sofort in diesen See verliebt. Die alten Besitzer der Gaststätte wollten erst alles abreißen, aber dann hat mein Dad beschlossen einfach alles zu kaufen, auf meinen Wunsch. Es hat zwar jede Menge Geld gekostet, aber es hat sich gelohnt."

      "Ich bin froh, dass dein Vater auf dich gehört hat." Gemütlich lasse ich mich in die Bank hinter dem Steuer sinken. Ich muss wieder an das Gespräch mit Susan denken. Was hatte sie bloß damit gemeint, als sie sagte, dass es mit ihm immer schlimmer werde und er nicht wisse, wie er 'damit' umgehen soll? Ich würde Aiden unglaublich gerne danach fragen, aber ich denke, dass es noch zu früh ist. Immerhin sind wir nicht schon jahrelang befreundet.

      Die Sonne verschwindet immer weiter hinter dem Horizont und ich wünschte sie könnte noch länger da bleiben, wo sie gerade steht. Ich schätze, dass sie in fünfzehn Minuten komplett verschwunden ist.

      "Erzähl mir ein Geheimnis", meint Aiden.

      Ich sehe ihn stirnrunzelnd an. "Ein Geheimnis?"

      "Ja, irgendetwas, das niemand weiß."

      "Dann ist es doch aber kein Geheimnis mehr."

      Aiden zuckt mit den Schultern und hat die Augen immer noch geschlossen. "Ich werde es niemandem erzählen."

      Ich überlege. "Ich habe mal einen Füller aus einem Drogeriegeschäft geklaut."

      Aiden