Celine Ziegler

Die Collide-Lovestory


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mir und richtet sich wieder auf.

      "Okay. Mal sehen, was ich damit so anfangen kann." Aiden steht auf.

      "In zehn Minuten ist Abfahrt", ruft ein Mann in Sanitäter Uniform. Er scheint der Fahrer des Busses draußen zu sein. "Heute dürfen wir nicht zu spät zum Mittagessen kommen, sonst sperren uns die Cafeteria Frauen noch aus."

      Die Gruppe - einschließlich Aiden - fängt an zu lachen und es hallt durch die ganze Kirche.

      "Dann sollen sie sich mal mehr Mühe beim Kochen geben", beschwert sich ein Mann und steht auf.

      "Wenn es heute wieder diesen ekligen Nudelauflauf gibt, schmeiß ich es ihnen vor die Füße", fügt eine Frau noch hinzu und die anderen stehen ebenfalls vereinzelt auf.

      Aiden steht auch auf und geht zu einer Frau, die immer noch am Boden sitzt. Sie hat kaum einen Ausdruck im Gesicht und bewegt sich kein Stück. Mir fallen die Augenringe auf und dass sie ebenfalls total abgemagert ist. Ich würde sie auf ungefähr Anfang fünfzig schätzen. Ihre fast komplett grauen Haare hängen ihr nur noch strohig vom Kopf.

      Ich beobachte, wie Aiden sie im Brautstyle hochhebt und sie in einen Rollstuhl trägt, der neben den Sitzbänken steht, während er ihr leise etwas sagt.

      "Das ist Elizabeth", sagt das kleine Mädchen neben mir. Wir sitzen immer noch beide auf dem Boden. "Sie wird bald in den Himmel fliegen."

      Ich schnappe erschrocken nach Luft und sehe sie an. "Was?"

      Das Mädchen sieht jetzt zu Aiden und Elizabeth. "Ja, sie ist sehr krank. Aiden sagt zwar immer, dass sie nicht sterben wird, aber ich weiß, dass er das nur sagt, um mich nicht traurig zu machen."

      Mir klappt die Kinnlade nach unten. Dieses kleine Mädchen redet wie eine Erwachsene. Mir fehlen die Worte. Bedeutet das, dass sie auch krank ist? Sie ist ebenfalls sehr dünn.

      "Ich bin Tammy." Ihr Lächeln ist bildhübsch und voller Wärme. Sie steht auf.

      "Schöner Name." Ich stehe ebenfalls auf. "Ich bin Raven."

      Tammy bückt sich, hebt ihr Kissen auf und klemmt es sich unter ihren Arm. "Ist das dein Spitzname?"

      "Ja."

      "Ich mag den Namen."

      "Wie ich sehe, hast du Tammy schon kennengelernt", sagt Aide, der hinter mir auftaucht und Tammy auf seine Hüfte hebt. "Du musst aufpassen. Sie kann ein kleiner Teufel sein."

      "Ich bin kein Teufel!", kichert Tammy und wuschelt Aiden durch die Haare.

      Schmunzelnd beobachte ich die Szene vor mir. Die beiden scheinen sich echt gut zu verstehen. Es ist schön anzusehen, wie Aiden mit ihr umgeht.

      "Kannst du Raven das nächste Mal wieder mitbringen?" Sie legt ihre Arme um seinen Hals.

      Aiden runzelt die Stirn und sieht mich an. "Wow, du scheinst hier echt eine Freundin gefunden zu haben."

      Ich zucke mit den Schultern und sehe Tammy an. "Ich würde gerne wieder kommen."

      "Ja!", freut sich Tammy.

      "Tamara, wir müssen los!", ruft der Mann in der Sanitäter Uniform vom Eingang aus.

      "Ich will nicht wieder zurück", murmelt sie traurig und kuschelt sich an Aidens Brust. "Ich will bei euch bleiben."

      Aidens Miene verändert sich und er streichelt ihr über den Kopf. "Das packst du, Süße. Dafür benenne ich das Mädchen in meiner nächsten Geschichte auch nach dir. Aber versprich mir, dass du nicht mehr traurig bist."

      Tammy nickt und lächelt leicht.

      "Also los, du weißt ja, wie ungeduldig die Cafeteria Frauen sind." Er lächelt und stupst ihre Nase an.

      "Okay", lächelt Tammy und sie drückt Aiden einmal fest.

      Er lässt sie herunter und sieht schmunzelnd zu ihr herab.

      "Tschüss, Raven", sagt Tammy und drückt sich an mich. Sie ist so klein, dass sie ihre dünnen Arme gerade mal um meine Hüfte gehen.

      Ich sehe Aiden überrascht an und sehe dann wieder zu Tammy. "Mach's gut, Tammy. Wir sehen uns beim nächsten Mal."

      Sie nickt grinsend und rennt zur Tür, wo der Mann in der Uniform auf sie wartet. Sie winkt uns noch von weitem zu und der Mann verabschiedet sich von uns.

      Ich brauche einen Moment, um die Szene, die sich mir gerade geboten hat, zu verarbeiten. Es ist gerade so viel passiert, das so viele Dinge in mir ausgelöst hat.

      All diese Leute scheinen krank zu sein - einschließlich Tammy. Dann war da Elizabeth, die sich nicht mal mehr bewegen kann. Welche Krankheit hat sie, dass sie so unzurechnungsfähig ist?

      Und was mich am meisten schockiert ist, wie Tammy sich eben verhalten hat, als sie gehen musste. Sie schien wirklich nicht gehen zu wollen. Ich habe unheimlich Mitleid mit all diesen Leuten.

      "Jetzt weißt du, warum ich nicht in den Kursen war", unterbricht Aiden meine Gedanken und fängt an, die Kissen einzusammeln, die am Boden liegen.

      Ich erwache aus meiner Starre und helfe Aiden die Kissen einzusammeln. Ich atme tief ein und sage dann: "All diese Leute. Sie, ehm..." Ich bin so unsicher. Ich weiß nicht mal, ob Aiden darüber reden darf, geschweige denn, ob er darüber reden möchte. Ich reibe mir unsicher über die Stirn.

      Aiden nimmt mir die Kissen ab. "Ja, sie sind alle krank."

      Ich schlucke. "Okay."

      "Raven", lacht Aiden und räumt die Kissen in eine Kiste. "Sag einfach, was dir auf der Zunge liegt. Seit wann bist du so unsicher?"

      Jetzt platzt alles aus mir heraus. "Ich will auf keinen Fall zu aufdringlich sein, aber ich meine, hallo? Ich lauf in die Stadt und will eigentlich nur ein Geschenk kaufen, dann sehe ich dein Auto vor der Kirche und entdecke dich hier - während der Schulzeit - in der Kirche mit Menschen, die anscheinend öfters aus dem Krankenhaus hier her gefahren werden, um deine Geschichten anzuhören. Und dann die Sache mit Elizabeth und dann auch noch das kleine Mädchen. Wie traurig sie war, als sie gehen musste. Jetzt weiß ich auch, wieso du einen Schlüssel für die Kirche hast." Ich keuche verzweifelt und halte mir die Hand an die Stirn.

      "Wow, vergiss das Atmen nicht! Lass uns etwas frühstücken gehen, dann versuche ich, alle deine Fragen zu beantworten."

      "Frühstücken? Wir haben halb zwölf", feixe ich und sehe ihn mit erhobener Augenbraue an.

      Aiden geht zum Eingang und ich folge ihm. "Ich hab heute aber noch nichts gegessen und für Mittagessen ist es noch zu früh." Er hält mir die Tür auf "Und außerdem kann man immer frühstücken."

      "Na gut."

      Aiden schließt die Kirchentür ab und drückt einen Knopf auf seinem Autoschlüssel, sadass sein Auto auf geht. "Wieso bist du eigentlich nicht in den Kursen?", fragt Aiden selbstgerecht und steigt in seinen Range Rover.

      Ich steige ebenfalls ein und könnte sofort wieder meine Nase in diesen Sitzen versinken lassen, denn dieser Geruch von Jasmin, Moschus und Aiden steigt mir wieder in die Nase. "Der Rektor hat alle Professoren zu einer ganztägigen Konferenz berufen, somit ist jeglicher Unterricht ausgefallen."

      Aiden nickt und schaut auf sein iPhone, "Oh", macht er und grinst breit als er auf sein Handy sieht. "Ich hab nicht mitbekommen, dass du mir geschrieben hast. Wenn ich hier bin, ist mein Handy immer ausgeschaltet."

      "Schon ok", murmle ich. Mir ist meine Nachricht unheimlich peinlich, weil ich Aiden darin vorgeworfen habe zu schwänzen.

      Aiden startet den Motor und wir fahren in die Stadt in ein kleines Restaurant. Er hat mir die ganze Fahrt über erzählt, dass dieses Restaurant das beste Frühstück der Welt macht und dass er es schade findet, dass so wenige Leute dort hingehen.

      Das Restaurant heißt Little Poetry und sieht aus wie ein Lokal, von dem ich mir vorstellen könnte, dass ich hier öfters hinkommen könnte. Durch die altmodische Einrichtung hat es mir von Anfang an gefallen.

      Ich