dumpfen Donnerschlag.
»Mein Gott, jetzt hat‘s eingschlagen«, gab sie erschrocken von sich. »Hoffentlich nicht in ein Haus«, sagte Hanna zu ihrem Mann, der am Küchentisch saß und die Tageszeitung las.
»Das werden wir gleich wissen, wenn die Sirene losgeht«, stellte Johann nebenbei fest.
Nichts folgte, dass auf einen Einschlag hindeutete. Mehrere Blitze entluden sich noch über dem Ort und seiner Umgebung. Plötzlich ertönte die Dorfsirene und schon nach kürzester Zeit waren die ersten Autos von den Männern der freiwilligen Feuerwehr unterwegs. Mit hoher Geschwindigkeit fuhren sie zur Feuerwache. Der Sohn vom Nachbarn verließ eilig das Haus. Hanna öffnete sofort das Fenster und rief hinaus: »wo brennt‘s denn Klaus?«
»Bei den Jansens!«, rief er Hanna unterm Laufen zu. Er stieg in seinen Wagen und fuhr los. Hanna schloss wieder ihr Fenster und wendete sich ganz aufgebracht an Johann.
»Stell dir vor bei den Jansens brennt‘s!« Johann legte die Zeitung beiseite und schüttelte nachdenklich den Kopf.
»Hoffentlich können sie den Brand löschen, bevor das Haus abbrennt. Wenigstens ist es nicht in der Nacht passiert, sodass sie nicht im Schlaf überrascht wurden.«
Hanna nickte und war im Begriff die Wohnküche zu verlassen. »Wo gehst du hin?«
»Ich geh in die Kirche und bete für die Jansens.«
»Es schüttet in Strömen, da wirst du patschnass.« Hanna winkte ab.
»Na und, das ist nichts im Vergleich mit den Jansens ihrem Schicksal.«
Hanna verließ die Küche und zog sich im Korridor ihren Regenmantel über. Sie nahm ihren Regenschirm und verließ das Haus.
Vor der Kirche traf sie auf den Pfarrer. »Herr Pfarrer, haben‘s schon gehört? Bei den Jansens hat‘s eingschlagen!«
Der Pfarrer nickte. »Ja, das ist schlimm, willst du für sie Beten?«
»Freilich warum glaubst du, dass ich bei dem Sauwetter raus geh!«
»Komm mit, dann beten wir gemeinsam, dass der Familie selbst nichts passiert ist.«
Wie lang Günter Decker so gesessen hatte, wusste er nicht, auf jeden Fall ließ ihn die plötzliche Sirene der Feuerwehr aufhorchen.
»Da hat‘s anscheinend doch irgendwo eingschlagen«, sagte er und ging nochmals zum Fenster. Er blickte über die Häuser in die Ferne, sah jedoch nichts. Neugierig, wie er war, öffnete er das Fenster und lehnte sich hinaus, damit er auch links und rechts der Anhöhe entlang sehen konnte. Aber auch da war nichts. Während er das Fenster wieder schloss und sein Blick zufällig in Richtung Hofstätter See fiel, sah er eine dicke schwarze Rauchsäule zwischen dem dicht bewaldeten Gelände aufsteigen. Inzwischen konnte er die Feuerwehr mit lautem Martinshorn hören. Günter verweilte solang am Fenster, bis er die ersten blauen Lichter der Feuerwehr auf der Forststraße sehen konnte.
»Da hinten ist doch nichts – vielleicht ein Waldbrand? … Oder doch, da hinten liegt das Haus von dem Nordlicht und seiner Familie. Das könnte die Richtung sein.«
Während er den Löschzügen der Feuerwehr nachsah, wie sie nacheinander die Straße entlang fuhren, ließ der Platzregen etwas nach. Als sie aus Günters Blickfeld verschwunden waren, widmete er sich wieder seiner Akte.
Die Feuerwehr erreichte inzwischen das Haus der Familie Jansen, das mittlerweile lichterloh brannte. Ein ungutes Gefühl überkam die Männer, als sie keine Personen in der Nähe des Hauses sahen. Sie wussten alle, dass hier eine Familie wohnte.
»Vielleicht waren sie ja nicht daheim«, sprach der Kommandant, um die Hoffnung laut auszusprechen, die jeder der Männer in diesem Moment in sich trug. Sie stiegen schnell, aber mit festem Tritt aus den schweren Löschfahrzeugen aus.
Flink, aber ohne Hektik rollten sie die Schläuche aus und schon nach kürzester Zeit spritzte das Wasser aus vollen Schläuchen in das Feuer.
Die ersten Männer der Rettung machten sich bereit, um in das brennende Haus vorzudringen.
Hans und zwei weitere Männer in Brandschutzkleidung drangen in das Haus ein und trafen sogleich auf die Erste verkohlte Leiche.
»Mein Gott, schau da liegt einer«, stellte Hans entsetzt fest. Vorsichtig gingen sie durch den Korridor zu einer offenstehenden Tür. Der Qualm machte es ihnen schwer, dass sie etwas sehen oder erkennen konnten. Zwischendurch mussten sie mit ihren Feuerlöschgeräten größere Flammen löschen, um ungehindert weiter gehen zu können. In der Mitte des Zimmers stand ein verkohlter runder Tisch, sie leuchteten mit einer Lampe das rauchige Zimmer aus, aber niemand war hier. Als Hans am Tisch vorbeiging, um in das nächste Zimmer vorzudringen, blieb er abrupt stehen und sah zu seinem Kollegen. Hans deutete vor sich auf den Boden. Als Klaus sich näherte, sah er drei weitere verkohlte Leichen vor Hans auf dem Boden liegen. Sie konnten unschwer feststellen, dass es sich dabei auch um zwei Kinder handeln musste. Hans ging weiter in den anschließenden Raum, aber dort gab es keine weiteren Leichen und er sah, dass eines der beiden Fenster geöffnet war.
»Warum sind sie ned aus dem Fenster gestiegen, wenn‘s scho offen war?«, fragte Hans.
»Es schaut so aus, als hätten sie es nimmer erreicht«, vermutete Klaus. Als die anderen Zimmer auch durchforstet waren, verließen sie die Brandruine. Sie gingen zurück zu ihrem Kommandanten, der sie fragend ansah.
»Es gibt vier Tote im Haus, darunter sind zwei Kinder«, sagte Hans.
»Brennt‘s in den Zimmern noch, wo die Toten sind?«
»Nein nicht mehr, den restlichen Brandherd haben wir gelöscht. Wir gehen aber vorsorglich noch einmal hinein.«
»Sind‘s richtig verkohlt?«, fragte der Kommandant. Die Männer nickten. »Übrigens eines der Fenster im Schlafzimmer ist geöffnet. Ich frag mich bloß, wer das aufgemacht hat? Die toten Personen, können‘s ja wohl nicht gewesen sein … also war es schon auf. Dann frag ich mich aber, warum sie nicht durch das Fenster ins Freie sind, falls der Korridor schon brannte?«
Nachdenklich setzten sie ihre Schutzhelme wieder auf und erneuerten ihre Feuerlöschgeräte, dann gingen sie wieder ins Haus zurück.
Der Feuerwehrtrupp hatte das Feuer so gut wie gelöscht. Mehrere Männer stiegen über die Leiter hinauf zum Dach und legten den Dachstuhl frei, um eventuelle Glutnester zu löschen, als von Weitem das Signal eines näherkommenden Streifenwagens ertönte.
Die Polizisten gingen zum Kommandanten.
»Kommt‘s ihr doch noch, bevor wir wieder abziehen«, spöttelte der Komandant, bevor er beide Polizisten über seine Kenntnisse informierte. »Tja, wenn‘s Leichen gibt, dann müssen wir es nach München melden. Da brauch‘n wir einen Gerichtsmediziner und einen Kommissar«, sagte einer der Polizisten.
»Ned von Rosenheim?«, fragte der Komandant und schüttelte dabei den Kopf.
»Die Münchner müssen ran, neue Anordnung«, sagte der junge blonde Polizist und ging zum Streifenwagen, um sich mit dem Kommissariat in Verbindung zu setzen.
»Können wir schon ins Haus?«, fragte ein Polizist mit einer angenehm dunklen Stimme.
»Wartet‘s noch auf die Sicherungsmänner? Die kommen gleich raus. Auf jeden Fall gibt‘s vier Leichen und das Komische daran ist, dass ein Fenster geöffnet ist … das aber keiner benutzt hat, um ins Freie zu kommen, sagte der Komandant.«
Eilig kam der junge Polizist wieder von seinem Streifenwagen zurück.
»Also ich hab mit dem Kommissar Maier in München telefoniert. Der ist anderweitig beschäftigt und kann nicht kommen. Wir sollen zum Günter Decker fahren, Maier telefoniert in der Zwischenzeit mit ihm. Der Spurensicherung und dem Gerichtsmediziner gibt er Bescheid.
Drei Feuerwehrleute kamen aus dem Haus und gingen auf die Polizisten zu.
»Servus, ihr könnt‘s rein, es besteht keine Gefahr mehr. Schützt eure Nase vor den beißenden Geruch. Qualm ist keiner mehr drin,