Silke May

Still wie der See


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glaub das schenken wir uns. Wir müssen hernach mit dem Decker sowieso rein«, sagte der blonde Polizist.

      »Hast du Decker gsagt?«, fragte Hans von der Feuerwehr.

      »Ja, du hast schon richtig verstanden. Der Kommissar Maier aus München kann ned kommen und er meint, nachdem sich der Decker gut auskennt, und auch noch hier wohnt, soll der es übernehmen.«

      »Darf der des? Schließlich ist er ja ein Detektiv und kein Kriminaler?«, fragte ein hinzugekommener Kollege.

      »Der Günter war bis vor fünf Monaten ein Kriminaler in der Ettstraße.«

      »Das hab ich ned gewusst. Warum hat er den Job aufgegeben?«

      »Wegen der unregelmäßigen Arbeitszeit und der nicht selten brutal zugerichteten Leichen sagte er.«

      »Aha, dann wird er ja jetzt begeistert sein, wenn er zu den verkohlten Leichen muss«, spottete ein Polizist.

      »Wer weiß, vielleicht lehnt er ja ab?«, mischte sich der Kommandant ein. »Jetzt fahrt‘s zu ihm hin, nicht das die Ermittler vor ihm da sind, das wäre peinlich – wo er doch praktisch nur ums Eck wohnt.

      »Stimmt, das wär‘s«, bestätigten die beiden Polizisten. Sie stiegen in ihr Auto und fuhren zu Decker.

      Günter Decker saß immer noch an seinem Schreibtisch und sah genervt auf den Bildschirm seines Computers, als sein Handy läutete.

      Er sah am Display, dass es Hermann Maier sein ehemaliger Kollege und Freund war.

      »Hermann, servus, was gibt mir die Ehre, dass du anrufst? Ist dir langweilig?« Hermann Maier gab ihm kurz und bündig zu verstehen, was er von ihm erwartete. Günter holte tief Luft als Hermann mit seinem Wunsch fertig war.

      »Du weißt aber schon, dass ich eigentlich nichts mehr mit Leichen zutun haben will? Was sagt der Oberboss überhaupt dazu, denn ohne sein Okay, mach ich gar nichts, schließlich will ich dafür auch Kohle sehn.«

      »Der steht gerade neben mir, ich geb ihn dir wart.«

      »Herr Decker hier ist Stolz, ich würde sie bitten, dass sie den Fall übernehmen, wir haben totalen Personalmangel. Natürlich bekommen sie eine ordentliche Bezahlung dafür, ganz nach ihren Tagessätzen – versteht sich. Herr Decker, sie müssen den Fall aber auch zu Ende bringen, mit oder ohne Mörder … falls es ein Unfall war.«

      »Okay, die Rechnung geht dann zu ihren Händen, ich bin aber ned billig und die Unterlagen schicke ich auch an sie, oder?«

      »Ja, ja Herr Decker, alles an mich. Danke Herr Decker.«

      »So, jetzt weißt du Bescheid, dann viel Spaß bei deinen Ermittlungen. Die Spusi und der Rechtsmediziner sind schon unterwegs. Servus Günter.«

      Günter konnte sich gerade noch von Hermann verabschieden, als er den Streifenwagen vor seinem Haus anhalten sah. Günter stand auf und ging vor die Tür. »Servus, was gibt‘s?«

      »Vier Leichen in einem ausgebrannten Haus.«

      »Warum kommt‘s ihr hierher und bleibt‘s ned am Tatort? Der Kommissar Müller hat mich bereits angerufen, ich wär jetzt sowieso gleich los gfahrn.« Beide zuckten die Schultern.

      »Wir mussten doch Bescheid geben.«

      »Wie wäre es mit einem Telefonat gewesen? Mensch ihr seid‘s aber auch zwei Helden. Kommt‘s …, wo müssen wir hin?«

      »A … bisserl außerhalb vom Dorf.«

      »Wen hat‘s erwischt?«

      »Das Haus von den Jansens.« Günter sah erschrocken auf.

      »Also doch das Nordlicht, ich hab‘s schon befürchtet.«

      Günter folgte dem Streifenwagen zum Brandort. Bereits nach wenigen Minuten waren sie dort.

      Die Spurensicherung und der Doktor waren noch nicht vor Ort. Decker bekam eine leichte Gänsehaut, als er die Brandruine sah.

      Günter stieg aus dem Wagen und ging auf seinen Freund Hans zu.

      Hans unterhielt sich gerade mit dem Einsatzleiter. Wie er Decker kommen sah, unterbrach er seine Unterhaltung und ging auf ihn zu.

      »Bist du nur die Vorhut von München oder musst du den Fall auch lösen?«

      »Den lös ich.«

      »Siehst, jetzt ist es schneller gegangen als du dir denkt hast – mit einem Fall. Kriegst du das wenigstens ordentlich bezahlt?«

      »Das stell ich denen schon in Rechnung, du kennst mich ja.« Hans schmunzelte vor sich hin.

      »Also jetzt pass auf. Das Haus ist völlig ausgebrannt, wir gehen davon aus, dass ein Brandbeschleuniger genommen wurde. Jetzt musst du aber zum Komandanten, der will dir alles selber erzählen.«

      Günter ging zum Komandanten und horchte, was dieser ihm zu erzählen hatte.

      »Jetzt kommen‘s die Münchner!«, rief ein Feuerwehrmann. Langsam näherten sich die Autos der Männer von der Spurensicherung und des Rechtsmediziners.

      Der Gerichtsmediziner ging auf den Komandanten und Decker zu.

      »Servus beieinander, bist du an dem Fall dran?«, fragte er Decker.

      »Ja, mich haben‘s überredet.«

      »Tja sie sind viel zu wenig Leut in München, da sind sie schon mal froh, wenn‘s jemand in Reserve haben. Ist dein jetziger Job ruhigerer?«

      Günter nickte.

      »Dann gehen wir es an, gehen wir rein«, sagte der Mediziner.

      »Geht ihr mit dem Doktor rein, ich komm gleich nach«, sagte Günter zu den Polizisten.

      Die Männer der Gerichtsmedizin und die Polizisten betraten das Haus. Der Arzt kümmerte sich sogleich um den ersten verkohlten Leichnam.

      »Das scheint der Hausbesitzer zu sein«. Er sah ihn sich genau an, dann nickte er.

      »Der Tote ist männlich und er scheint eine Brustverletzung zu haben. Näheres kann ich erst sagen, wenn ich ihn genau anschauen kann«, sagte er zu dem älteren der zwei Polizisten. Sie gingen weiter in das angrenzende Zimmer und der Arzt untersuchte auch die dortigen Leichen genau.

      »Bei denen ist es das Gleiche, alle weisen sie Brust- oder Rückenverletzungen auf. Übrigens unter den Toten sind zwei Kinder. Also wenn ihr mich fragt, dann könnte es vielleicht sogar ein vertuschter Mord sein.

      Langsam ging Decker auf das Haus zu und rief nach dem Arzt. Gleich nach der Türschwelle traf er bereits auf die erste verkohlte Leiche.

      »Doktor, wo bist du?«

      »Hier im Zimmer!« Decker stieg vorsichtig und respektvoll an dem Toten vorbei und folgte der Stimme des Arztes. Günter betrat den Raum, indem der Arzt neben einer der Leichen kniete.

      »Also wie es ausschaut, könnte es sich auch hier um Mord handeln«, erklärte der Doktor. Günter Decker sah dem Mediziner über die Schulter, um sich die verkohlten Leichen etwas genauer anzusehen. Er hielt sich ein Taschentuch vor die Nase, um nicht den Geruch von verbranntem Fleisch einatmen zu müssen. Hinter ihm waren Schritte zu hören, die sich näherten. Sein Freund Hans von der freiwilligen Feuerwehr stellte sich neben ihn.

      »Jetzt bist du baff, gell? Ich kann mich nicht erinnern, dass wir so etwas Grauenvolles schon einmal in unserem Dorf gehabt hätten.

      »Also ich bin fertig. Die Spurensicherung wird noch länger brauchen«, der Bericht liegt morgen auf deinem Tisch«, sagte der Mediziner und erhob sich.

      Decker klopfte dem Mediziner auf die Schulter, der kurz darauf den Brandherd verließ und mit seinem Wagen wegfuhr. Günter hatte mit dem Arzt die Brandruine verlassen.

      »Braucht‘s ihr uns noch?«, fragten die Polizisten.

      »Nein, ihr könnt schon fahrn. Ich werde auch gleich fahren, ich will mir nur noch einen Eindruck