der Herr, indem er ihm
sein Beglaubigungsschreiben überreichte.
Er hatte ganz recht, denn sie waren wirklich zwei verwandte
Seelen gewesen.
Bei dem ominösen Wort Freigebigkeit runzelte Scrooge die
Stirn, schüttelte den Kopf und gab das Papier zurück.
»An diesem festlichen Tage des Jahres, Mr. Scrooge«, sagte der
Herr, eine Feder ergreifend, »ist es mehr als sonst
wünschenswert, wenigstens einigermaßen für die Armen zu
sorgen, die zu dieser Zeit in großer Bedrängnis leben. Vielen
Tausenden fehlen selbst die notwendigsten Bedürfnisse,
Hunderttausenden die notdürftigsten Bequemlichkeiten des
Lebens.«
»Gibt es keine Gefängnisse?« fragte Scrooge.
»Überfluß an Gefängnissen«, sagte der Herr, die Feder wieder
hinlegend.
»Und die Armenhäuser?« fragte Scrooge. »Bestehen die noch?«
»Allerdings«, antwortete der Herr, »aber doch wünschte ich, sie
brauchten weniger in Anspruch genommen zu werden.«
»Tretmühle und Armengesetz sind in voller Kraft?« sagte
Scrooge.
»Beide haben alle Hände voll zu tun.«
»So? Nach dem, was Sie zuerst sagten, fürchtete ich, es halte sie
etwas in ihrem nützlichen Gang auf«, sagte Scrooge. »Ich freue
mich, das Gegenteil zu hören.«
»In der Überzeugung, daß sie doch wohl kaum imstande sind,
der Seele oder dem Leib der Armen christliche Stärkung zu
geben«, entgegnete der Herr, »sind einige von uns zur
Veranstaltung einer Sammlung zusammengetreten, um für die
Armen Nahrungsmittel und Feuerung anzuschaffen. Und wir
wählen diese Zeit, weil sie vor allen andern eine Zeit ist, da der
Mangel am bittersten gefühlt wird und nur der Reiche sich freut.
Welche Summe darf ich für Sie aufschreiben?«
»Nichts«, antwortete Scrooge.
»Sie wünschen ungenannt zu bleiben?«
»Ich wünsche, daß man mich in Ruhe läßt«, sagte Scrooge. »Da
Sie mich fragen, meine Herren, was ich wünsche, so ist eben dies
meine Antwort. Ich freue mich selbst nicht zu Weihnachten und
habe nicht die Mittel, mit meinem Geld Faulenzern Freude zu
machen. Ich trage meinen Teil zu den Anstalten bei, die ich
genannt habe; s ie kosten genug, und wem es schlecht geht, der
mag dorthin gehen!«
»Viele können nicht hingehen, und viele würden eher sterben.«
»Viele können nicht hingehen, und viele würden eher sterben.«
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»Wenn sie eher sterben würden«, sagte Scrooge, »so wäre es
gut, wenn sie es täten und die überflüssige Bevölkerung dadurch
verminderten. Übrigens, Sie entschuldigen, ich weiß nichts
davon.«
»Aber Sie könnten es wissen«, bemerkte der Herr.
»Es kümmert mich nichts«, antwortete Scrooge. »Es genügt,
wenn ein Mann sein eignes Geschäft versteht und sich nicht in
das anderer Leute mischt. Das meinige nimmt meine ganze Zeit in
Anspruch. Guten Abend, meine Herren!«
Da sie deutlich einsahen, wie vergeblich weitere Versuche sein
würden, zogen sich die Herren zurück. Scrooge setzte sich
wieder an die Arbeit mit einer erhöhten Meinung von sich selbst
und in einer bessern Laune als gewöhnlich.
Nebel und Dunkelheit hatten inzwischen so zugenommen, daß
die Leute mit brennenden Fackeln herumliefen, um den Wagen
vorzuleuchten. Der alte Kirchturm, dessen brummende alte
Glocke sonst unverwandt aus einem alten gotischen Fenster in
der Mauer listig auf Scrooge herabsah, wurde unsichtbar in den
Wolken und schlug die Stunden und Viertel mit einem zitternden
Nachklang, als wenn in dem erfrorenen Kopfe droben die Zähne
klapperten. Die Kälte wurde immer schneidender. In der
klapperten. Die Kälte wurde immer schneidender. In der
Hauptstraße an der Ecke der Sackgasse wurden die
Gasleitungen ausgebessert, und die Arbeiter hatten ein großes
Feuer in einer Kohlenpfanne angezündet. Darum herum drängten
sich einige zerlumpte Männer und Knaben, die über den
Flammen behaglich blinzelnd s ich die Hände wärmten. Aus der
eisernen Pumpe, sich selbst überlassen, floß ungehindert Wasser
aus, aber bald war es zu Eis erstarrt. Der Lichtschimmer der
Läden, in deren Fenstern Stechpalmenzweige und Beeren in der
Lampenwärme knisterten, rötete die bleichen Gesichter der
Vorübergehenden. Die Gewölbe der Geflügel-und
Materialwarenhändler sahen aus wie ein glänzendes, fröhliches
Märchenland, und es schien fast unmöglich, damit den Gedanken
an eine so langweilige Sache wie Kauf und Verkauf zu
verbinden. Der Lord Mayor gab in den innern Gemächern des
Mansion House seinen fünfzig Köchen und Kellermeistern
Befehl, Weihnachten zu feiern, wie es eines Lord Mayors würdig
ist, und selbst der kleine Schneider, den er am Montag vorher
wegen Trunkenheit und blutrünstiger Äußerungen in der
Öffentlichkeit mit fünf Shil ing gestraft hatte, rührte den Pudding
für morgen in seinem Dachkämmerchen, während seine magere
Frau mit dem Säugling auf dem Arm wegging, um das Roastbeef
zu kaufen.
Immer nebliger und kälter wurde es, durchdringend, schneidend
kalt. Wenn der gute, heilige Dunstan die Nase des Gottseibeiuns
nur mit einem Hauch von diesem Wetter gefaßt hätte, anstatt
seine gewöhnlichen Waffen zu gebrauchen, dann hätte er wohl
seine gewöhnlichen Waffen zu gebrauchen, dann hätte er wohl
recht gebrüllt. Der Inhaber einer kleinen, jungen Nase, an der die
hungrige Kälte biß und nagte, wie Hunde an einem Knochen,
legte sich an Scrooges Schlüssel och, um ihn mit einem
Weihnachtsliede zu erfreuen. Aber beim ersten Ton des Liedes
ergriff Scrooge das Lineal mit einer solchen Heftigkeit, daß der
Sänger voll Schrecken entfloh und das Schlüssel och dem Nebel
und dem noch verwandteren Frost