Tessa Koch

Liebe ist tödlich


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gerade unpassend aber vielleicht etwas einfallslos wären, wo Sie doch tagein, tagaus mit Blumen arbeiten. Deswegen habe ich Ihnen das hier mitgebracht.“ Er deutet auf das Päckchen.

      Als Lela es sich genauer besieht, muss sie anfangen zu lachen. „Mikado-Stäbchen!“, lacht sie, „die habe ich als Kind geliebt!“ Auch Leon muss nun lachen, anscheinend erleichtert, dass sein doch etwas extravaganteres Geschenk bei ihr gut ankommt. „Und Sie können mich ruhig duzen, Leon“, fügt sie dann hinzu. „Immerhin haben Sie vor, den Abend mit mir zu verbringen. Außerdem komme ich mir dabei immer so alt vor.“ Sie lacht wieder. Mit einem Mal fühlt sie sich unglaublich losgelöst.

      „Aber nur, wenn Sie mich auch duzen.“ Er zwinkert ihr zu.

      Sie grinst ihn an. „Gerne doch. Also, wohin entführst du mich?“

      Er lacht kurz auf. Es klingt schrill und etwas zu heiter. Doch in diesem Moment fällt es Lela nicht einmal auf. „Erst mal nirgendwohin. Lass dich überraschen.“ Er bietet ihr den Arm an und sie hakt sich mit einem vorherigen Knicks unter. Sie müssen beide lachen, als er sie zu seinem Auto, einem Seat Ibiza, führt. Er entriegelt den Wagen und hält ihr dann die Tür auf.

      Lela kommt aus dem Grinsen nicht mehr raus. „Unfassbar sage ich dir! Ich habe sowas zuvor noch nie gesehen! Er hat sich so viel Mühe gemacht, es ist … unfassbar, wirklich!“ Sie drückt das Kissen etwas fester an ihre Brust.

      Auch Stella grinst. „Wow, ich stelle es mir absolut himmlisch vor!“

      „Glaub mir, dass war es auch!“

      Obwohl Stella sie weiterhin angrinst, sieht Lela dennoch den blassen Neid in ihren Augen. Sie freut sich über ihn. Denn sie hat wirklich allen Grund neidisch auf sie zu sein. Leon hat sich an dem Abend nämlich wirklich jedes kleinste Detail genau überlegt, um ihr einen schönen Abend zu bereiten. Lela ist davon ausgegangen, dass sie irgendwo zusammen etwas Essen gehen, so wie man es eigentlich immer beim ersten Date macht. Über das Alter, in dem man immer ins Kino gegangen ist, um dann heimlich in der letzten Reihe zu knutschen, sobald es dunkel wurde, ist sie schon etwas hinweg. Seitdem ist es immer das Essengehen gewesen.

      Nein, Leon hat sich für sie etwas Besonderes ausgedacht – und zwar hat er ihr Karten für das Schwarzlichttheater in Hamburg geschenkt. Es war atemberaubend, wie man mit bloßen Lichtern dermaßen schöne Dinge zaubern konnte. Lela hat sich an den Bildern gar nicht satt sehen können. Danach hat er sie zu einem großen Haus direkt an der Elbe geführt, das seinem älteren Bruder gehört, der momentan jedoch auf Geschäftsreise ist, wenn sie es richtig verstanden hat. Dort war alles für ein romantisches Essen vorbereitet. Es hat sehr gut geschmeckt und Lela ist von der Mühe, die er sich nur für sie gemacht hat, sehr beeindruckt gewesen.

      Zwar haben sie nicht miteinander geschlafen, beim ersten Date wäre ihr das etwas zu voreilig erschienen, doch sie hat auf jeden Fall einen Eindruck davon bekommen wie gut er küssen kann. Schon jetzt liebt sie es ihn zu küssen. Er hat so weiche und warme Lippen, mit denen er ganz zart und behutsam und im nächsten Moment wieder stürmisch und leidenschaftlich sein kann. Er kann einen so küssen, dass einem die Knie weich werden.

      „Und wann seht ihr euch wieder?“ Stella sieht sie erwartungsvoll an.

      Lela muss grinsen. „Hoffentlich bald.“

      Sie lacht. „Ist da etwa wer verliebt?“

      Nun muss Lela ebenfalls lachen. „Ach, komm schon Elli, mach dir nichts vor! Aber wenn er bei jedem Date so einfallsreich ist, und wenn er mit seinem restlichen Körper ebenso leidenschaftlich sein kann wie er küsst …“ Stellas Augen blitzen schelmisch. „… dann denke ich, dass ich mich durchaus in ihn verlieben könnte.“ Stellas Grinsen wird etwas breiter. Auch Lela grinst – sie fühlt sich wie ein Honigkuchenpferd. Sie ist sich zu einhundert Prozent sicher, sich in ihn verlieben zu können.

      Sie hat ihren Verstand schon jetzt halb verloren.

      Kapitel 8

      Nie zuvor hat Lela einen Jungen kennengelernt, der sich um sie so sehr bemüht hat. Seit sie angefangen hat regelmäßig mit Leon auszugehen, glaubt sie erst zu wissen, was Romantik wirklich ist. Es scheint ihr so als sei Leon Casanova persönlich – er weiß, wie er sie für sich gewinnen und beeindrucken kann.

      Jedes einzelne Date scheint von ihm genau durchgeplant zu sein. An dem einen Tag gehen sie zusammen zum Paintball und bereits am nächsten Wochenende lädt er sie in den Zoo ein, nur um dann abends wieder romantisch für sie zu kochen, ihr nachts die Sterne über der Elbe zu zeigen und sie dann das Wochenende darauf zum Wasserskifahren einzuladen. Er denkt sich jedes Mal etwas Neues aus und immer wenn Lela glaubt, dass es nicht mehr besser oder schöner oder lustiger geht, beweist er ihr das Gegenteil. Nein, sie kann sich wirklich nicht erinnern, jemals zuvor einen Mann gekannt zu haben, der vergleichbare Mühen auf sich genommen hat, nur um sie zum Staunen und Lachen zu bringen. Leon ist wirklich unvergleichbar.

      Und es ist nicht nur das. Er ruft sie jeden Abend an, weil er sagt, dass er ihre Stimme so gerne hört. Er schreibt ihr SMS, er schickt Blumen zu ihrer Wohnung und manchmal kommt er sie auf der Arbeit besuchen. Er sagt ihr, wie schön sie ist und was für einen wundervollen Charakter sie hat. Wie sehr ihr Lächeln ihn jedes Mal aufs Neue verzaubert. Er gibt ihr einfach das Gefühl eine Prinzessin zu sein.

      Und es scheint nicht einfach nur eine Phase zu sein, so wie Stella es genannt hat, als sie mit Lela über Leons Kreativität gesprochen hat. (Inzwischen ist Lela sich sicher, dass Stella einfach nur eifersüchtig ist. Sie kann es ihr nicht verübeln, immerhin hat sie selbst noch nie einen Mann gekannt, der eine ähnlich romantisch-kreative Ader an sich hat, doch sie findet auch, dass Stella es nicht übertreiben soll. Wenn sie an Lelas Stelle gewesen wäre, hätte sie sich bestimmt für sie gefreut, anstatt ihr alles zu vermiesen). Nein, Leon scheint es tatsächlich ernst zu meinen. Mit dem, was er tut. Was er sagt. Einfach mit ihr.

      Und immer wenn sie Leon dann wiedersieht, er sie anruft oder ihr eine kleine Nachricht schreibt, will sie ihr Glück kaum fassen, dass er mit ihr zusammen sein möchte und sich so sehr für sie interessiert und um sie sorgt. Sie ist einfach … ja, glücklich mit ihm.

      An ihrem achten Date nimmt er sie das erste Mal mit zu sich nach Hause. Zuvor haben sie die Zeit, wenn sie nicht unterwegs gewesen sind, immer in dem Haus von seinem Bruder verbracht. (Leon hat ihr erklärt, dass sein Bruder als Dolmetscher fast nie zu Hause ist, er das Haus damals jedoch gekauft hat und es auch behalten möchte. Deswegen kümmert er sich immer um die Pflanzen und die Post, wenn sein Bruder wieder einmal unterwegs ist).

      Seine Wohnung gefällt ihr. Obwohl sie natürlich im Vergleich zu dem Haus seines Bruders recht klein erscheint, hat sie ihr ganz eigenes besonderes Flair. Er scheint viel Wert auf Dekorationen zu legen, denn in jedem einzelnen Zimmer, sogar auf dem Flur, sieht Lela Bilder, Blumen, Kerzen und kleine Figuren aus Glas und Porzellan. Das Wohnzimmer ist das größte und gemütlichste Zimmer, mit einem kleinen Körbchen für seinen Hund Buster, dem folgt sein Schlafzimmer. Seine Küche bietet genug Platz, um herumwirbeln und etwas auf dem Herd zaubern zu können, und sein Badezimmer ist sauber und ordentlich. Am meisten jedoch fasziniert Lela die Dunkelkammer, die Leon besitzt.

      „Eigentlich ist es ein Gästezimmer“, erklärt er ihr, während sie sich in dem rot erleuchteten Raum umsieht. „Aber ich habe einfach das Fenster abgeklebt und die Becken aufgestellt, in denen man die Fotos dann entwickelt.“

      „Ich wusste gar nicht, dass du ein Fotograf bist“, erwidert sie beeindruckt.

      Er lacht. „Eher Hobby-Fotograf, würde ich sagen. Um es wirklich beruflich zu machen, bin ich nicht gut genug.“ Er lacht erneut. „Außerdem macht mir meine Arbeit dafür einfach viel zu viel Spaß.“ Er arbeitet als Immobilienmakler. Vermutlich der entscheidende Grund, weswegen er sie zu solch extravaganten und garantiert teuren Ausflüge einlädt. Lela selbst hätte sich das nicht leisten können – zumindest nicht jedes Wochenende. „Aber so nebenbei …“ Er streicht über die dunkle Folie, die das Fenster verdunkelt. „… macht das echt Spaß.“

      „Du