Christoph Hoenings

DAS GESCHÄFT - TEIL 1


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darüber. Er trug weiterhin schwarze Slippers, aber keine Strümpfe.

      Das fand Liliana ungewöhnlich, aber irgendwie auch schick.

      Nach wenigen Minuten kam Karin Kinzel dazu.

      Graf trank ein Glas Pisco-Sour, sein erstes bei diesem Aufenthalt.

      Das Getränk aus weißem Weinbrand, Limonensaft, geschlagenem Eiweiß und Zuckersirup schmeckt, gekühlt serviert, wie Limonade, hat es aber in sich. Die meisten Leute sind nach dem dritten Glas hoffnungslos betrunken.

      Graf beschloss, wieder auf Weißwein umzusteigen.

      Walter Fernandez wirkte ungeduldig. Er wollte wissen, wie das Gespräch mit Bustamante verlaufen war. Er hatte Kinzel gleich bei seiner Ankunft im Hotel gefragt, wie es gewesen wäre, und der hatte nur gesagt: "Gut."

      Sie beschlossen, in das Terrassenrestaurant im ersten Stock zu gehen. Dort konnten sie in der Nähe des Swimming-Pools sitzen, was etwas Abkühlung versprach.

      Graf gab dem Kellner ein Zeichen, um seine Rechnung abzuzeichnen. Er sah aus den Augenwinkeln, dass auch Garcia zahlen wollte.

      Sie gingen gemeinsam die Treppe nach oben. Während sie warteten, dass die Empfangsdame des Restaurants ihnen ihre Plätze zuwies, nahm Graf Walter beiseite. Kinzel stellte sich dazu.

      "Zwei Dinge, Walter. Schauen Sie sich jetzt nicht um. Da kommt ein Bursche, der für Ihren Geheimdienst arbeitet. Er war vorhin auch in der Bar. Seien wir also bitte zurückhaltend mit allem, was wir sagen.

      Das Gespräch mit Bustamante war gut. Es scheint, dass er uns unterstützen, aber die Dinge direkt regeln will, er hat ausdrücklich gesagt, ohne Sie. Nun, wir werden sehen."

      Walter fiel ein Stein vom Herzen. Was ihm zwar Rätsel aufgab war, dass Graf einen Geheimdienstler erkannt haben wollte. Aber das wichtigste war, dass Bustamante nicht das Projekt kaputt gemacht hatte!

      ---

      Garcia ärgerte sich, dass ihm im Restaurant ein Tisch weit von der Gruppe um Graf zugewiesen worden war. So konnte er nur aus der Ferne zusehen, wie die Kellner um sie herumschwirrten, Wein und Wasser brachten, Essen servierten und Nachtisch und Kaffee.

      Er selbst hatte sich mit einer Vorspeise begnügt und dazu das Brotkörbchen leergegessen.

      Nicht, dass er keinen Hunger gehabt hätte, aber die Preise in diesem Hotel fand er zu hoch. Er hätte sie zwar bezahlen können, aber von seinem eigenen Geld, und das war ihm zu schade.

      Bei einer offiziellen Überwachungsmission hätte er die Rechnung auf die Spesenliste gesetzt.

      Das hier war aber nun mal nicht offiziell.

      In der Hotelbar war nicht über das Geschäft gesprochen worden, das hatte er gehört. Er sah aber, dass alle fünf gelöster Stimmung waren, offenbar waren sie mit dem heutigen Tag zufrieden.

      Er würde schon noch fündig, da war Garcia sicher. Auch Graf mit seinem arroganten Gesicht und seinem aufgesetzten Charme würde einen Fehler machen.

      Der Gedanke, der ihm plötzlich durch den Kopf schoss, Roxana könnte mit diesem Mann die Nacht verbracht haben, verursachte Garcia ein krampfartiges Gefühl im Magen. Ihm wurde richtig übel.

      Roxana! Wenn er sie erst in die Finger bekam! Das Türschloss auszuwechseln!

      Seine Wut machte seine Übelkeit erträglicher.

      Garcia winkte dem Kellner und bestellte noch einen Whisky.

      Wegen dieses Luders gab er jetzt noch mehr Geld aus als nötig!

      ---

      Nach dem Essen brachte Graf seine Gäste bis zum Aufzug, mit dem sie direkt in die Tiefgarage fahren wollten. Dann fuhr er hinauf zu seinem Zimmer.

      Als er Roxanas Nummer wählte, wurde sofort abgehoben.

      „Ich warte auf dich,“ sagte er. „Park in der Garage und fahr direkt auf meine Etage. Dein Freund ist hier im Hotel.“

      ----

      Roxana fiel ihm um den Hals, sobald er die Tür hinter ihr geschlossen hatte.

      Er versuchte, sich aus ihrer Umarmung zu schälen.

      "Komm, gucken wir mal, was die Minibar bietet, Vielleicht finden wir ein Fläschchen Weißwein. Oder hättest du lieber einen Champagner? Den gibt´s auch!"

      Er kramte in der Minibar.

      Roxana wollte ein Glas Wein.

      Er goss zwei Gläser ein, machte den Fernseher an und bat sie, sich zu ihm auf das Sofa zu setzen.

      "Dein hamsterartiger Garcia hat den ganzen Abend unten herumgelungert. Er ist uns selbst zum Abendessen gefolgt. Saß da und schielte zu uns herüber! Das ist vielleicht ein Herzchen!"

      "Und wo ist er jetzt?"

      "Ich vermute, er sitzt an der Bar, oder er ist hinter meinem Kollegen hergefahren. Vielleicht steht er auch draußen und lauscht an der Tür. Ist mir aber auch egal!"

      Der Gedanke, dass Garcia an der Tür lauschen könnte, gefiel Roxana nicht!

      "Rupert, willst du nicht nachschauen, ob er wirklich draußen steht? Wenn er mich hier finden sollte, weiß ich nicht, was passiert!"

      "Wir legen die Sicherheitskette vor. Jetzt erzähl mir von dir!"

      Roxana rückte näher an Graf heran.

      "Was willst du wissen, Rupert?"

      "Na, wer du wirklich bist, wo du herkommst, was du den ganzen Tag so tust, so einfach ein ganz normaler Lebenslauf." Graf grinste sie an.

      "Nun, das ist nicht ganz leicht."

      Roxana räusperte sich. Sie ergriff seine Hände und hielt sie fest. Sie hätte zu gern gehabt, dass er jetzt wieder ihr Handgelenk streichelte.

      "Dass ich für unseren Geheimdienst arbeite, habe ich dir heute Nachmittag schon gesagt."

      "Was tust du da?"

      "Ich arbeite in einer Abteilung, die deutsche Unternehmen in Peru überwacht. Ich selbst spreche zwar kein Deutsch, aber die Leute, die Deutsch können, sitzen den ganzen Tag an Computern und Tonbandgeräten und hören Gespräche ab, Telefonate, lesen eure Telefaxe und E-Mails. Und wenn was wichtiges dabei ist, werden weitere Leute in Aktion gesetzt, die Beschattungen durchführen und den Betroffenen direkt auf die Finger gucken. Unsere Abteilung ist darauf aus, Unternehmen zu überprüfen, die in Programme von militärischer Bedeutung involviert sind. Es geht auch um Geschäfte mit anderen Regierungsstellen. So, wie wenn du Präservativherstellungsmaschinen an unser Gesundheitsministerium verkaufen willst."

      Sie lächelte Graf scheu an.

      "Garcia ist Chef der Deutschlandabteilung. Er hat keine typisch militärische Laufbahn hinter sich, da er aber einer von wenigen Leuten ist, die perfekt Deutsch können und sich mal besonders hervorgetan hat, haben sie ihn zum Oberst gemacht."

      Sie holte Luft.

      "Ich selbst bin da so was wie die Abteilungsbuchhaltung, mache den Schriftwechsel mit anderen Stellen in der Behörde."

      Sie nahm einen Schluck Wein.

      "Und wie bist du da hinein geraten?" wollte Graf wissen.

      "Nun, ich hatte vorher eine Anstellung im Gesundheitsministerium, als Sekretärin. Von da hat mich jemand weggeholt und in die neue Stelle gebracht, die auch erheblich besser bezahlt wird."

      "Das war Garcia, nicht wahr?"

      "Ja."

      "Bist du seine Geliebte?"

      Roxana wurde puterrot.

      "Ich war es, aber es ist vorbei."

      "Aber noch nicht sehr lange?"

      Sie holte tief Luft. Sie konnte ihm unmöglich sagen, dass er sie heute morgen geschlagen hatte!

      "Nein, noch nicht sehr lange, Rupert."