Bärbel Junker

Die Tote auf der Bank


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entschloss ich mich zu ihr hinzugehen und nachzusehen, ob ich ihr helfen kann.

      Und das hab ich dann ja auch getan.

      Aber als ich näher kam schwante mir nichts Gutes, als ich sie so unbeweglich auf der Bank sitzen sah. Und als ich dann vor ihr stand, wurde meine schreckliche Ahnung bestätigt, denn sie sah mich starr aus leblosen Augen an.

      Es war ganz schrecklich!

      Einen Moment lang fürchtete ich, mein Herz bliebe stehen.

      Aber nachdem ich mich dann von meinem Schreck erholt hatte, alarmierte ich sofort die Polizei“, sagte sie leise.

      „Aber Sie haben die Frau vorher noch nie gesehen, ist das korrekt?“, vergewisserte sich Heckert.

      „Ja, das ist korrekt. Ich kenne die Frau nicht und habe sie auch vorher noch nie gesehen.“

      „Ich danke Ihnen für das lange Warten und für Ihre Geduld, Frau Krause“, verabschiedete sie der Hauptkommissar freundlich.

      „Und was ist jetzt mit meinen Holunderbeeren, Herr Kommissar? Ich bin schließlich extra deswegen hierher gefahren. Sind Ihre Leute jetzt fertig? Kann ich endlich meine Beeren pflücken?“, wollte die Frau wissen.

      „Ich bedaure das traurige Ende der armen Frau wirklich sehr, aber die Holunderbeeren können doch nichts dafür“, fuhr Magda Krause treuherzig fort, die sich überraschend schnell von dem Schreck erholt hatte. Jetzt kam ihre praktische Seite zum Vorschein und die befürchtete, sie müsse unverrichteter Dinge abziehen.

      „Es tut mir sehr leid, aber die Untersuchungen hier werden noch länger andauern“, erwiderte Heckert freundlich. „Allerdings dürften Sie hier am Wochenende wohl wieder ganz ungestört die Beeren pflücken können.“

      „Danke, Herr Kommissar. Wissen Sie, wenn ich es mir so recht überlege, dann passt mir das Wochenende auch viel besser. Da können mich nämlich mein Mann und meine beiden Söhne hierher begleiten. Jetzt, wo das hier passiert ist, traue ich mich ehrlich gesagt alleine nicht mehr hierher.“

      Nachdem die beiden Kommissare sie noch zu ihrem Kombi begleitet und ihr dabei geholfen hatten die sperrige Leiter zu verstauen, verabschiedete sich Magda Krause und fuhr davon.

      „Und was machen wir jetzt, Chef?“, wollte Kommissar Schuster wissen.

      „Wir fahren zurück ins Präsidium. Hier stören wir nur. Versuchen Sie anhand der Fotos etwas über die Tote herauszufinden. Wenn wir Glück haben, finden Sie was in Ihrem Computer“, erwiderte der Hauptkommissar.

      DER ANRUF

      Kommissar Benno Schuster hatte gehofft, noch am selben Tag mit Hilfe seines Computers etwas über die Tote auf der Bank herauszufinden. Aber nach Stunden vergeblichen Suchens musste er kapitulieren. Er fand nichts. Die Tote war polizeilich nicht erfasst.

      „Dann lassen Sie ihr Foto in den Medien veröffentlichen“, entschied sein Vorgesetzter.

      Jetzt, nur einen Tag später, saß Benno Schuster an seinem Schreibtisch und legte übers ganze Gesicht strahlend den Telefonhörer auf. Er stand auf und eilte beschwingt aus dem Zimmer. Er klopfte an die gegenüberliegende Bürotür seines Chefs und trat ein.

      „Ich hatte gerade einen interessanten Anruf, Chef. Eine Frau namens Katharina Berger behauptet, das im Hamburger Abendblatt abgebildete Foto zeige ihre Schwester.“

      „Ist das sicher?“

      „Ich denke schon. Sie klang jedenfalls glaubwürdig. Sie hat sich für dreizehn Uhr angesagt.“

      „Das ist eine gute Nachricht. Vielleicht bringt uns das ja in diesem Fall endlich ein Stück weiter“, erwiderte der Hauptkommissar erfreut.

      „Gibt es schon was Neues, Chef?“

      „Ich habe mir gerade den Tatortbericht und den Untersuchungsbefund von Dr. Roth angesehen. Zum Tatortbericht ist zu sagen, dass die Tote einen Hund gehabt haben muss, denn an ihrer Kleidung wurden Hundehaare gefunden. Vermutlich gehört die gefundene Hundeleine also ihr.

      Außerdem wurden an ihren Kleidungsstücken Erde, Kletten und Tannennadeln festgestellt“, fuhr Heckert fort. „Das deutet darauf hin, dass sie den Wald betreten hat. Vielleicht ist sie ja ihrem Hund hinterhergelaufen oder sie wurde dazu gezwungen.

      Seltsam finde ich jedoch die Rückstände eines Holzschutzmittels, welches man ebenfalls an ihrer Kleidung entdeckte. Ich kann mir einfach nicht erklären wie es dahingekommen sein könnte.“

      „Das ist wirklich seltsam. Wer mit so etwas hantiert, der zieht doch bestimmt Arbeitskleidung an“, erwiderte Kommissar Schuster verwundert.

      „Das meine ich auch. Aber wie dem auch sei, gehen wir schnell noch den Bericht des Doktors durch, bevor Ihre Besucherin hier auftaucht“, entschied Heckert.

      „Er schreibt, dass ihre Hände und Arme Schrammen und kleinere Schnitte aufweisen, die von Gebüsch und Zweigen stammen, was für die Theorie ihres Betretens des Waldes spricht“, fuhr er fort.

      „Und außerdem steht in dem Bericht, dass es ein willkürlich herbeigeführter Genickbruch war, der die Frau brutal vierundzwanzig Stunden vor ihrem Auffinden tötete. Quetschungen im Nackenbereich bestätigen das. Die gefundenen Fingerabdrücke waren verwischt. Verwertbare gibt es nicht, da der Täter wohl Handschuhe trug.

      Da wir den Tatort in dem Wald vermuten, vor dem sie auf der Bank gesessen hat, kommen wir nicht umhin, diesen nach Spuren abzusuchen. Ich habe bereits alles dafür Notwendige in die Wege geleitet.“

      „Das hört sich nicht besonders vielversprechend an“, meinte Benno Schuster enttäuscht. „Ich hatte mir mehr von der Obduktion erhofft, Chef.“

      „Na ja, etwas Positives ist schon dabei herausgekommen. Immerhin wurden unter den Fingernägeln der Toten Hautpartikel gefunden, die nicht von ihr stammen.“

      „Na, das ist doch schon mal was“, freute sich Benno. „Eine DNA-Analyse wird uns dabei helfen den Täter zu überführen.“

      „Das schon, doch bis dahin ist noch so manches zu klären. Ich frage mich zum Beispiel, weshalb der Täter sein Opfer nicht einfach im Wald liegen ließ“, erwiderte Heckert.

      Kommissar Schuster sah nachdenklich vor sich hin. „Vielleicht sollte sie möglichst bald gefunden werden“, überlegte er laut.

      „An diesem entlegenen Ort? Hätte diese Frau Krause dort nicht ausgerechnet an diesem Tag Holunderbeeren pflücken wollen, hätte die Getötete unter Umständen noch ziemlich lange dort auf der Bank sitzen können. Aber wie auch immer, irgendwann finden wir es sicherlich heraus.“

      Kommissar Schuster schaute auf seine Armbanduhr.

      „Gleich dreizehn Uhr. Die Anruferin müsste jeden Augenblick hier sein. Ich geh mal schnell nach unten und nehm sie dort in Empfang“, bot Benno an.

      „Bitte, bringen Sie die Besucherin zuerst hierher. Ich möchte kurz mit ihr sprechen, bevor sie ihre Schwester identifiziert, falls es denn wirklich ihre Angehörige ist“, bat Heckert.

      „Wollen Sie, dass ich dabei bin, Chef?“

      „Ja. Vielleicht fällt Ihnen während des Gesprächs irgendetwas auf, das ich übersehen habe.“

      Kommissar Schuster nickte und machte sich auf den Weg.

      DIE IDENTIFIZIERUNG

      Es dauerte nicht lange, da kam Benno Schuster mit Katharina Berger zurück in Hauptkommissar Heckerts Büro. Dieser musterte aufmerksam die Besucherin, die auf einem der Stühle vor seinem Schreibtisch Platz genommen hatte.

      Katharina