Ann Bexhill

Quo Vadis Caput Mundi


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von gekreuzigten oder aufgehängten Sklavenhaltern und Hunderte Landbesitzungen brannten zu Asche. Die Sklavenhalter hingen an den Bäumen am Straßenrand, wie reife Äpfel.

      Konsul Craccus Libinius winkt nur ab, als wäre eine Sklavenerhebung ein Klacks, wo Rom haarscharf an der Katastrophe vorbeigeschlittert sind. Acht Legionen hat‘s gebraucht, um den Spartacus zu stoppen. Aber es war wohl zu lange her, die Zeit löscht die größten Katastrophen zu bloßer Erinnerung der Alten.

      „Rom sehe es doch auch ein Mal von der positiven Seite mein Junge, du wirst mehr Bestechungen in einer Woche kassieren, als in Kampanien in einem ganzen Jahr!“, versucht er mich zu trösten.

      Mein Vater hat ihm das Leben gerettet weshalb der Konsul etwas ähnliches wie Verantwortung für mich empfindet und mir zu einer Laufbahn verholfen hat, aber das kann mich jetzt auch nicht trösten. Wenn er weiter so macht werde ich noch Tribun über eine Legion oder schlimmer Beamter.

      „Bei uns wandert’s in die Gemeinschaftstruhe und Geld war mir nie so wichtig wie ein angenehmes Leben.“

      „Wie auch immer Veni vidi und so weiter. Und darum hast du nun dein Zeug zu packen und dich dort einzufinden, in Rom am Schweinemarkt in Subura. Machen wir uns nichts vor, für einen Mann von deinen Fähigkeiten, muß es doch furchtbar langweilig sein, nur alle Jubeljahre mal einen Mord!“

      „Das gefällt mir ja gerade!“, jammere ich, wie ein offiziell zugelassenes Klageweib, das nach sichtbarem Kummer und Lautstärke bei Trauerzügen bezahlt wird. Ich könnte Sand auf mein Haupt streuen und mir die bloße Brust zerkratzen aber das unterlasse ich, obwohl ich's tatsächlich fühlen kann den Schmerz. Ich bin nämlich förmlich vernarrt in mein Capua, nicht nur weil es meine Heimatstadt ist, sondern, weil mein komplettes soziales Umfeld hier ist.

      „Und die ganzen Veteranen? Wer bitte schön passt denn auf die Zausel auf, wenn ich nicht da bin?“

      Man hat das Staatsland um Capua herum den Veteranen aus Cesars Legionen gegeben. Die haben zwei Dörfer gegründet und die Häuser erstaunlich schnell hochgezogen, so als wollt man sie nicht anderswo. Die alten Halunken können zwar nicht mehr richtig laufen und faseln immer von ihren Streifzügen mit dem Cesar, den sie vergöttern. Aber wenn die alten Knacker an den Feiertagen nach Capua marschieren ist, was los. Die Ehemaligen Soldaten der XII Legion und die der XII fühlen einen Hass aufeinander. Bei denen ist es was Persönliches, nicht wie in einer militärischen Auseinandersetzung wo man ja nur seine Arbeit tut. Die Jungs von der XX halten den anderen ihr zu Spätkommen bei der Landung in Britannia vor. Die Kavallerie und die XII kamen nicht, weil angeblich ihre Trieren vom Sturm davon getrieben wurden.

      Ich war da, wir hatten am Strand nach Miesmuscheln gesucht und im Meer gebadet. Wo immer das schwere Seewetter war, jedenfalls nicht auf dem Oceanus Britannicus. Vermutlich sind die Halunken der XII in den übelsten Hafentavernen der Stadt Gesoriacum versumpft und verkatert und zu spät nur in den Krieg gegen die Briten aufgebrochen, weil sie Pleite waren und sich etwas zum plündern erhofften.

      „Was sind Zausel?“, fragt der Konsul und sieht zum Nomenclator.

      Der Sklave sagt mit gerümpfter Nase: „Er, also Quintus Metellus benutzt die Gossensprache mein Konsul. Er meint unsere großartigen Veteranen, die aus der alten Republik eine Diktatur und aus dem Cesar einen Dictator gemacht haben.“

      Mir ist’s völlig egal, ich höre nämlich leichten Sarkasmus heraus. Zumindest hat der Cesar in der kurzen Zeit seines Diktatoramtes fünfzehn Verfügungen für die ärmsten der Plebejer durchgepaukt, Gesetze, um die man fast 300 Jahre gekämpft hat. Er hat aber leider auch am Kalender rumgepfuscht, weil er sich seit seinem Abstecher nach Ägypten für einen Astronomen hält. Entweder es fehlen Tage, oder es sind ein paar hinzugekommen, so vollends begriffen habe ich seine Kalenderreform nicht.

      Der Prokonsul legt seinen goldberingten Finger an den Mund und klopft sich gegen die vollen Lippen, sehr philosophisch und sehr wohlhabend sieht er aus. Er denkt man siehst nicht, aber er hat sich dezent Lippenstift auftragen laßen und etwas Asche für die Augenlider. Nach der aktuellen Schminkmode ist der ägyptische Stil ganz groß in Mode, meint meine Verlobte.

      „Wer sich um die Veteranen kümmert? Eine sehr gute Frage“, er schüttelt den Kopf in einer echt ätzenden Art und Weise. „Hm, wer könnte das erledigen, ach ich hab da eine Idee. Die anderen von der Cohorte Urbanae, ich glaub das ist ihre Arbeit aber korrigiere mich, wenn ich mich irren sollte.“ Er beruhigt sich: „Quintus so viel passiert hier nun wirklich nicht. Also es ist beschlossen. Gratuliere zu deiner Beförderung zum Primus Pilus für das prätorische Giftmischer- und Meuchelmordgericht in Subura. Zumindest solange, bis die bedauerliche Cicero Sache vergessen ist.“

      Mir fällt was ein und ich habe wieder ein wenig Hoffnung. „Und was ist mit dem blutigen Doppelmord im Lupara von Lucilla Gneasus, soll ich den nicht erst aufklären, ich meine, bevor mein Nachfolger sich durch die Beweise arbeitet, ist der Mörder an Altersschwäche gestorben. Du mußt auch an die kommenden Spiele denken, die Löwen füttern sich nicht allein, wenn wir ihnen nicht unsere Mörder geben!“

      Graccus sieht mich aufmerksam an, er mag den Klatsch, seine Gattin die Konsulin fragt ihn immer, wie war es auf der Arbeit. Als ist das Konsulsein ein normales Amt, dabei ist es eine Verpflichtung und die streift man nicht einfach zu Hause ab, wie eine Tunika oder in seinem Fall eine geschmiedete Rüstung aus Gold mit Diamanten bestückt.

      „Der Doppelmord im Bordell, naja soll sich ...“

      Der Nomenclator flüstert verschiedene Namen in sein Ohr. Beim letzten Namen macht der Konsul große Augen und haut mit der flachen Hand auf den Tisch: „Was? Brutus, auf gar keinen Fall. So und nun Schluss jetzt, Quintus. Ich hab die Regeln nicht gemacht. Ich habe meinen Freund Clodius geschrieben er soll mal sehen, was er für dich machen kann. Immerhin hat mein Junge dir den Cicero vom Hals geschafft und nun laufen die Anticaesarianer umher und suchen einen Mörder für meinen Hauptmann.“

      Er legt mir seine rechte Hand freundlich auf die Schulter: „Dein Vater ist eben mein Klient, was wäre ich wohl für ein Patron, um zu erlauben deren Söhne umbringen zu laßen, hä?“ Er schüttelt den Kopf: „Nein, das ist was Moralisches, wenn ich meine schützende Hand über dich wegziehen täte, niemals könnt ich mich wieder im Spiegel anschauen. Andererseits, weil ich es mir auch nicht leisten will, deinen Feind Senator Sallerius der hier angeblich zum Urlaub machen weilt, einer der engen Freunde von Ciceros zu verärgern geht’s nach Rom.“

      Da habe ich mich selbst in die pontinischen Sümpfe gesetzt. Der Clodius Pulcher, der hatte einen dicken Hals auf den bedeutenden Redner Cicero. Nicht wegen seiner Schriften das er eimerweise Dreck über Antonius und Cesar ausschüttelt, als sie im Senat durchsetzen wollten die Mieten in Rom sollten auf 300 Denare im Jahr begrenzt werden. Nicht weil Cicero sein Geld als Immobilienhai macht, weil Cicero ihre Freundschaft für seine Karriere verriet. Der wollte ohne mit der Wimper zu zucken zusehen, wie die Liktoren den Clodius erdrosseln. Denn mit seiner Aussage, vor Gericht – wo er sagen sollte, ich besitze nicht den Schimmer einer Ahnung worum es geht, Prätor, ich weiß nämlich rein gar nix, rückt der mit der totbringenden Wahrheit heraus. Nur die immensen Bestechungsgelder, die Cesar lockermachte, retteten Clodius das Leben, sonst wär‘s um ihn geschehen. Der Bengel mußte halt nachsehen, warum am Feiertag der Bona Dea nicht eineinziger Mann zugelassen ist. Clodius hat sich als Frau verkleidet in das Haus Cesars geschlichen um bei den Zeremonien Augenzeuge zu sein. Seine Verteidigungsstrategie beim Götterfrevel Prozess war einfach wie brillant, er war nicht in Rom sondern Tagesreisen entfernt, behauptete er. Das ging, solange gut bis sein Exkumpel Cicero gutgelaunt plauderte, dass er den Clodius am fraglichen Tag mitten im Rom getroffen und mit ihm geschwatzt hat. Jahre zuvor hatte Clodius dem Cicero, als Leibwächter gedient, als der verrückte Konsul Sulla die Leute en gros ermorden ließ. Pulcher sorgte Tag und Nacht dafür, dass dem Verräter einer Freundschaft, die uns Italern heilig ist, die 100 Tage der Messer die Proskriptionen überlebt. Und was war Ciceros Dank, Verrat und Treuebruch.

      Der Clodius Pulcher übertreibt‘s mit dem, der Feind meines Feindes ist mein Freund! Jetzt zwingen der Konsul und er mich zu einer Laufbahn, dabei war ich mehr als zufrieden, weil Capua ist, eine sehr schöne Stadt. Mir ist zum heulen zumute. Aber das tue ich natürlich nicht, wenn man in