Ann Bexhill

Quo Vadis Caput Mundi


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hat er ist bankrott. Auf keinen Fall ein erster Zenturio der Cohorte Urbanae.

      Der Prokonsul nimmt zärtlich die Cesarspielfigur in die Hand und betrachtet sie lächelnd. Er küsst die Figur und stellt sie auf der Karte mitten auf dem Zielfeld Rom ab, ohne seinen Blick von dem Ort zu laßen.

      „Dort kannst du den Römern zeigen, was einer aus Capua auf die Beine stellt. Es ist nicht nur eine Ehre, auch was das Geld angeht, ist es ein sehr bedeutender Schritt nach vorne!“

      Er schaut begeistert aus, soll er doch an meiner Stelle in den Hexenkessel nach Rom, wenn er’s da so toll findet. Aber er ist noch nicht fertig damit, mir den Umzug in den Hades schmackhaft zu machen.

      „Caput Mundi, Circus, Forum Romanum, das Marsfeld und die Weiber erst ...“

      Er schweigt und sieht kurz zum Nomenclator, der ihm zunickt und eine anstößige Geste macht.

      „Also die Frauen in Rom, da fällt mir spontan nur ein Wort dafür ein: traumhaft. Da gibt es Hibererinnen, vielleicht magst du eher Gallierinnen. Nein nun dann Nubierinnen und Äthiopierinnen, die sind ein Gedicht. So und nun freue dich endlich, oder ich lass dich den Löwen vorwerfen und schreibe dann an deinen neuen vorgesetzten den Präfekten der Stadt Rom, dass die Vorfreude dich umgebracht hat!“

      Ich reiß meinen Arm in die Höhe und brülle dem Konsul ins Gesicht: „Ave, Konsulos, morituri te salutant.“ Die Totgeweihten grüßen dich, dass sagen unsere Gladiatoren, bevor es bei den Spielen richtig zur Sache geht, denn genau so kommt‘s mir halt vor. Die Blutathleten besitzen einen republikanischen Bildungsauftrag. Die sollen uns verweichlichten Bürgern beibringen, wie wir in den Tod zu gehen haben, so als tut es Freude von einem Schwert den Bauch aufgeschlitzt zu bekommen. Für mich ist eine Reise nach Caput Mundi fast dasselbe, nur ich werd nicht so tun, als würd‘s mir noch Spaß machen. Capua hat mir so gut gefallen, weil Heimat ist, eben Heimat und nach 16 Jahren in der Legion wird man der ganzen Eroberungen per Fuß auch überdrüssig und sehnt sich nach einem festen Bezugspunkt fürs Leben. Capua ist eine große und schöne Stadt im felix Campania und doch verbrechenstechnisch gesehen eher ein Dorf und dann ist es, vor allem erst einmal ein wirklich netter Ort. In der Saison stören uns die Reichen aus allen Provinzen, die hier einfallen, um Badeurlaub zu verleben, aber selbst die sind erträglich. Ich habe nur, was gegen Römer die in Rom sind. Es ist nicht einmal, weil‘s Scheusale sind, nein ich hab was gegen den Ort an sich.

      Vor vier Jahren hatte ich da mal zu tun und wäre beinahe wegen Mordes an meinem damaligen Zenturio hingerichtet worden. Ich selber mußte erst aus dem Kerker ausbrechen und den Verbrecher auf eigene Faust finden. Und was hat er bekommen? Er wurde mit Verbannung aus Rom bestraft. Der lebt jetzt in Baiae den Luxusurlaubsort.

      „Na übertreiben wir ein wenig?“, fragt der Konsul, aber er versteht mich. Er geht auch nicht mehr aus Capua weg. Mit immensen Bestechungen an die Senatoren läßt er sein Amt Jahr um Jahr verlängern.

      „Also bereite dich vor, das Abenteuer ruft deinen Namen zu den Adlern.“

      „Abenteuer? Ich war eineinhalb Jahrzehnte in der zehnten Legion, ich war mit dem Cesar in Gallia cisalpina, in Germania superior und in Brittania, ich habe von Aufregung die Nase gestrichen voll. Denn ehrlich, so ein Abenteuer besteht nur aus unangenehmen Sachen, da gibt’s nicht das kleinste bisschen Verlockendes. Du steckst bis zum Hals in Problemen, hast nichts zu essen, außer den Würmern die auf den verseuchte Tierkadaver krauchen. Und das schlimmste ist, irgendwer möchte dich immer liebend gern umbringen oder dich für seine Götter lebendig verbrennt. Wenn einer die Angewohnheit hat, mit leerem Magen in brennende Häuser zu rennen, nennt man ihn einen Verrückten und keinen Abenteuerer! Und wann ruft mich nun das Abenteuer genau, Konsul?“

      „Ja, Quintus ich wußte die Idee mit den Volksschulen bringt stümperhafte Vergleiche wie deinen und miese Literatur hervor. Ich denk je schneller du reist desto sicherer. Ich meine Cicero hatte Freunde bei uns und da habe ich mir so gedacht, wir sollten mit dem Abschied nicht so lange warten, bis sie einen fähigen Mörder finden.“

      Ich frage völlig idiotisch als wäre es nicht so, „Aha. Und da reicht ein Befehl und ich marschiere los, völlig, egal was der Sohn von dem Mann, der dir das Leben gerettet hat, davon hält.“

      Mein Vater war der Sklave vom Konsul und der hat ihm bei einem Festmahl, ein Stück steckengebliebenes Antilopenfleisch aus dem Schlund gezogen und so vorm Ersticken gerettet. Der Konsul schlingt, als habe er Angst man würde ihm sein Essen aus der Hand reißen. Als wäre der Mann nicht in einer protzigen Villa, sondern mit Löwen groß geworden. Der Konsul hat Vater vor meiner Geburt freigelassen, ging ja schließlich um was, so ein Konsulleben ist auch was wert, was seine Erben mal bestätigen werden.

      „Was sagst du denn da, Quintus“, behauptet er entsetzt und kneift mir in die Wange. „Was sagst du denn da, natürlich habe ich an alles gedacht! Du erledigst in aller Ruhe deine Angelegenheiten in Capua und dann meldest dich noch einmal bei mir und dann geht‘s ganz entspannt und in aller Ruhe nach Rom. Und zwar in den Iden des Monats.“

      „Was? In der mitte des Monats, das ist in drei Tagen.“

      „Genau, Quintus“, strahlt er mich an, als könne er kein Wässerchen trüben, dabei hat er es faustdick hinter den Ohren. Solange wie er bleibt man nicht Konsul, wenn‘s anders wäre. Die hinter ihm sitzen doch schon in den Startlöchern, der Konsul von Capua ist spätestens nach einem Jahr so reich wie Lucullus. Das ist ein Sprichwort über unseren Konsul. Er ist ganz dick in den Geschäften mit den Tributen. Obwohl er natürlich als Beamter und Patrizier keine Geschäfte macht, Geld stinkt, wenn man’s nicht vom Landbesitz und der Arbeit seiner Sklaven bekommt. Der Crassus jedenfalls bekommt von allen unterschlagenden Steuern, Geschenken und Tributen der Provinz Kampanien seine 10 Prozent und damit können er und die Geschäftsleute gut Leben.

      „Ja sonst, noch was, mein Junge?“, fragt, er mich und widmet sich wieder dem Bürgerkrieg. Der Konsul setzt mit konzentriertem Antlitz die Legion Cesars dicht vor Rom und mit drei anderen nimmt er Pompejus Verfolgung auf.

      Ich mache mich wie ein geprügelter Hund davon. Der Wunsch nach ein wenig Frieden treibt mich zu in die beste Taverne am Forum Capua. Nofretete gehört eine Insulae am Forum, im unteren Stockwerk ist das Ambrosias, ein sehr beschaulicher und bis spät in der Nacht geöffneter Ausschank. Das Lokal ist sehr beliebt bei den Angestellten der Tempel und des Forums und bei den Urlaubern. Im Stockwerk über dem Geschäft wohnt sie und ihre vier Sklaven. Die Tür zu ihrer Caupona steht immer weit offen. Ein Schild hängt über der Tür, schon seit ihre Mutter das Gebäude geerbt hat. Auf dem Werbeschild fressen Titanen einen Menschen. Draußen unter der Kolonnade stehen zwei Tische, die zum Sitzen verlocken und an die Säulen gekettete Weinamphoren die zum mitnehmen einladen. Ich hocke mich in düsterer Stimmung an einen der Tisch und bestelle mir Wein.

      „Was willst du zu der Stunde hier, hast niemanden zu verhaften, Verbrechen zu verhindern?“, ruft die Nofre und gibt einem der reichen Badeurlauber, so einem Fettsack in Senatorentoga, mit dem Purpursaum an der Toga und dickem Goldring am Finger, das Wechselgeld.

      Ich betrachte den Mann der ungeheuer fett ist. Heutzutage trägt auch Jeder den Siegelring, am kleinen Finger und den Patrizierring am andern. Kein Wunder, das wir Plebejer einen Dreck auf die alten Namen geben, außer die Iulier, die werden wegen irgendetwas vergöttert, das über meinem Horizont liegt. Nicht nur der Cesar, seine ganze Familie hat das gewisse Etwas. Der könnte einen Hund adoptieren und wir würden auch den anbeten.

      Der Fette ist ein typischen Urlauber bei uns. Die Nofre gibt’s Wechselgeld nicht direkt ihm, sondern seinen Sklaven, der nur die Aufgabe hat, die Geldbörse seines Besitzers zu tragen und zu bezahlen, weil der feine Mann sich zu nobel dazu ist.

      „Hast du denn Zeit?“, möchte ich von meiner geschäftstüchtigen Verlobten wissen. Der Craccus hatte sie meinem Vater empfohlen, weil der Konsul hier gerne verkleidet sitzt und den Geschichten der Veteranen lauscht und Nofre dabei gern gewonnen hat. Ihre Taverne ist ja nur einen Katzensprung weg vom Forum. Mein Vater kann natürlich nicht nein sagen, wenn sein Patron ihm sagt, Attilus mein Freund, die Nofre die ist was für deinen Jungen, eine Augenweide und versteht es zu wirtschaften. Mir ist es recht, die Nofre und ich passen gut zusammen. Nur eben nicht, wenn sie