Ann Bexhill

Quo Vadis Caput Mundi


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es wichtig?“, fragt sie und überwacht, ihre Stammgäste die Zausel mit Argusaugen. Die Meisten sind Veteranen, die am Tag auf der Hafenpromenade sitzen und ihren unverdünnten Wein schlürfen. Dann kommen sie her, für eine Schale Getreidebrei und Essigwasser um sich den Durst zu stillen. Später geht‘s gemeinsam im Marschschritt und rülpsend zum Marstempel, der wie in jeder zivilisierten Stadt vor den Stadtmauern zu finden ist und erflehen vom Kriegsgott einen militärischen Konflikt, weil ihnen langweilig ist.

      „Nein, nur so“, sag ich und muß gerade einmal Mal scharf nachdenken warum ich die Nofre nach einmal Liebe. Ich spül den Kummer mit Falerner herunter und erhebe mich. „Ja, gut, bevor ich gehen tue“, rufe ich und stell meinen Weinbecher ab.

      „Und was noch?“, fragt die Nofretete.

      „Ich mein nur, wenn ich zurück bin, aus Rom sollten wir mal vielleicht übers Heiraten reden und Nägel mit Köpfen machen!“, rufe ich in die Taverne rein. Totenstille ein paar der Veteranen kichern aber ansonsten könnt man eine Nadel auf den Boden fallen hören.

      „Moment, zurück bist? Wieso willst du überhaupt nach Rom? Du hast hier nicht, was angestellt das man sich als deine Frau schämen müsste oder?“

      „Ach bei Hercules, eine vorläufige Beförderung, doch ich beeil mich.“ Ich winke ihr zu und geh nach Hause. Sie hätte auch ein wenig freudiger auf den Antrag reagieren können, finde ich. Sie hätte mir um den Hals fallen sollen, und nicht so aussehen als hätte sie sich irgendetwas auf dem Markt gekauft. Das kommt eben davon, wenn man in einer eher ungewöhnlichen Familie groß wird. Mein Vater als Pater Familiares, hat eigentlich die Aufgabe mir eine passende Braut zu suchen. Das erspart einem echt Nerven mit Rendezvous und immer auf nett machen, obwohl man gerade eine stinkende Laune hat. Ich sehe meinen Schatten über den Bürgersteig huschen und es kommt mir so vor als sei ich um einen Meter geschrumpft, vielleicht sind die Anderen nur gewachsen, während ich im Forum die schlechten Nachrichten serviert bekam. Sonst bin ich einer, dem der rote Militärumhang passt, als sei er für mich erfunden, nun schlurf ich mit gesenktem Kopf die via Capua entlang. Ich trete Steinchen über die Straße und stelle mir vor das sind Ballistengeschosse von 30 Pfund Gewicht die Löcher in die Stadtmauer von Rom schießen und dem Erdboden gleichmachen.

      Da sieht man es wieder, mit was unsere Soldaten zu kämpfen haben. Barbaren sind prinzipiell unzuverlässig. Vor 300 Jahren marschierten die Gallierstämme nach Rom und räumten auf dem Weg alle Legionen weg und brachten dann die Arbeit nicht zu Ende. Das ist gerad mal so, als wäre Cesar nie über die Wasser des Grenzfluß Rubikon gerudert, über den niemals ein Heerführer mit seinen Männern schreiten darf.

      Ich sehe mich mit tränenden Augen um. Nette Häuser und Geschäfte säumen die Gasse, unter den steinernen Kolonnaden ist es schattig und alles Volk geht seinem Gewerbe nach. Da wird geklopft und gehämmert und gebrutzelt und allerlei Zeugs verkauft. Ich wohne einen Steinwurf vom Circus Capua, es ist eine ruhige Gegend außerhalb der Spielesaison. Ein paar vieretagige Mietshäuser und kleine Domus, nichts besonderes und genau deswegen gefällt es mir so gut.

      Meine Nachbarn sitzen entspannt in den Säulengängen vor ihren Wohnungen und trinken ihren Wein. Die Gallier und Ägypter ihr Bier und alle schwatzen miteinander und sie grüßen mich, weil sie mich mögen und ich sie von Kindsbeinen auf kenne. Da ist Ptolemais der Astrologe und Wahrsager der seine Dienste anbietet, daneben der Rufus ein Käsehändler. Daneben ist Brutus der Schweineschlachter, eine extravagante Person, er isst kein Fleisch und er hält Tierhatzen und Gladiatorenkämpfe für unzivilisiert.

      Ruhig ist es hier in meiner Heimatstadt, bis auf die Sache mit dem verbannten Cicero, der angeblich nur Frieden und Ruhe suchte. Er mag ja eine von den Musen geküsste Geistesgröße gewesen sein, aber eben auch ein Giftmischer allererster Güte. Kaum sagte einer was gegen ihn schon stirbt der einfach weg nachdem der feine Marcus Tullius Cicero zu einem Versöhnungsumtrunk geladen hat.

      Natürlich wird eine Ordnungsmacht, also ich der Zenturio von der Cohorte Urbanae hellhörig denn eins und eins ist zwar nicht immer aber oft zwei. Ich befragte ihn in aller Höflichkeit nur dass ich bei der Befragung in der unerhört teuren Taverne, wo er immer trank, sicherheitshalber die Weinbecher ausgetauscht habe. Damit hat er nicht gerechnet. Sein dummes Gesicht, wie die Wirkung vom Eisenhut eingesetzt hat und ich ihm sage – Ist das nicht komisch, ich hab aus Versehen deinen Becher ausgetrunken und du ...

      Ich geh ins Haus und marschier vom Vorraum in die Küche. Und bevor ich das tue, sehe ich mich noch einmal um. Man gewöhnt sich so schnell an das Gute, das man es für gar nichts mehr hält. Vom Durchgang gehen links die Küche und rechts die Vorratsräume ab. Geradezu ist das Atrium mit dem Regenauffangbecken. In unserem Impluvium schwimmen Fische die mein Vater vom Konsul geschenkt bekommen hat. Vom Atrium mit den fetten unerhört kostspieligen Goldfischen erreicht man den Rest der Räume und den Hintergarten. Direkt an der Außenmauer des Grundstücks sind meine bescheidenen Räumlichkeiten. Ich habe die ehemaligen Sklavenunterkünfte umgebaut, natürlich alles viel freundlicher als damals. Genug geschnuppert denk ich und geh in die Küche.

      Hermes steht an der Feuerstelle und kocht falsche Hasensuppe. Er rührt mit linkem und rechtem Arm in zwei Töpfen. Ich schnuppere, da ist Hühnerfleisch in der Suppe. Vor dem Herd liegt ein Haufen Federn und es riecht, als würde mich Gott Bacchus mit was Leckerem belohnen wollen, nach dem ganzen Mist vom Vormittag. Ein Feiertag muß sein, Hühner sind teuer, ein Luxus, den sich nur die Reichen leisten. Ich setz mich an den Tisch und komme mir vor, wie ein Augur der nur gute Vorzeichen sieht. Überall hängen Wurstringe in der Küche zum trockenen herum. Der Hermes macht die Lucullchen Würste aus Weizengrütze und hackt das Schweinefleisch nur grob, tut Fleisch, Pfeffer, Garum und Pinienkerne in den Mörser und stampft es. Er stopft‘s in die Wursthaut und brüht sie in Salzwasser. Dann wird‘s über einem Holzfeuer getrocknet, wo die Leckereien vom Rauch noch mal extra Geschmack aufnehmen. Aber die Würste sind nicht alle für mich, Hermes und mein Vater besitzen einen Imbisskarren. Mit den die Beiden immer am Circus herumlungern.

      „Hast wohl wieder einen Hunger, was!“, schreit Hermes mich an, er ist schwerhörig und nicht böse auf mich. Ich sehe ihn an als würde ich für immer Abschied nehmen. Er ist hoch aufgeschossen und um die sechzig Jahre alt. Sein Haar ist weiß und er hat mehr Falten im Gesicht als eine Schildkröte. Er ist der einzige Grieche, der kochen kann und ich muß es wissen, ich war mit der X-Legion in Dyrrachium. Allein in Capua gibt es 200 Gastwirtschaften, wegen der Geschäfte, die mit den Badeurlaubern zu machen sind. Jeder, der was auf sich hält, baut, mietet oder kauft hier seine Ferienvilla. Deshalb haben wie an der Strandpromenade, neben dem malerischen Fischerhafen und dem Tempel des Neptun lauter Restaurants, Weinstuben, Buchläden und Parfümerien. Phönizische, ägyptische, hibernische und nubische Spezialitätenrestaurants. Man kann sich an einem Tag rund um die Welt futtern, aber man kommt nicht bis nach Griechenland, weil’s, da einfach nichts gibt, was sich zu essen lohnt. Die mögen ja die Philosophie, Demokratie und die Architektur erfunden haben, aber vom Kochen besitzen die eine Ahnung wie die Eubronen vom Städtebau, nämlich Null.

      „Essen, bei Merkur, noch nicht einmal dunkel und schon wieder ans Essen denken! Der Junge frisst mir noch die Haare vom Kopf“, schreit mein Vater. Er sitzt mit hochgezogener Tunika in der Küche auf der Latrine und macht sein Geschäft. „Du mußt xylospongio kaufen die sind wieder alle. Wer verbraucht nur immer die ganzen Schwämme? Soll ich mir den Hintern mit der Hand abwischen?“, fragt er.

      Unser Domus ist an das öffentliche Wassernetz angeschlossen und die Latrine in der Küchenecke dient zugleich, als allesfressender Müllentsorger. Nachdem er sich den Allerwertesten mit dem letzten Xylospongio saubergemacht hat, steht er auf und schrubbt seine Finger im Wasser, dessen Leitungsabschluss, neckisch aus der Wand guckt.

      Attilus mein Vater ist altmodisch, er isst nur zweimal am Tag, gegen Mittag und dann abends. Aber er sitzt so oft auf dem Abort, als würde er die Luft, die er so im Laufe des Tages einatmet, aus’m Hintern wieder ausscheiden.

      „Hab eben einen Hunger“, sage ich und hefte den Blick aus dem Fenster auf die Nachbarn. Die stehen vor ihren Läden und tratschen. Mir fällt auf das unsre Fensterläden, beim geringsten Wind klappern, ich muß die reparieren, wer weiß, wann ich sonst dazu kommen werde. Zum Heulen ist mir zumute, komisch wegen einer