Axel Birkmann

Tödlicher Aufguss


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das Salz zum Auftragen.

      Er folgte der Schwarzhaarigen. So konnte er ihren Rücken bewundern. Rechts oberhalb von ihrem Gesäß hatte sie eine kleine Tätowierung. Eine schwarze Lilie. Ganz in Gedanken an ihre weiblichen Rundungen formte er seine rechte Hand zu einer Schale und empfing an der Tür eine Kelle Salz. Etwas abseits vom Gedränge der anderen Gäste fing er an seine Beine, seine Oberarme und seine Brust einzureiben. Das Salz brannte auf seiner Haut. Er war froh, dass er sich nicht schon heute früh rasiert hatte. Das Salzölgemisch würde höllisch brennen, vor allem in den kleinen Wunden, die vom Nassrasierer herstammen würden, .

      »Könnten Sie mir bitte den Rücken einreiben«, hörte er plötzlich eine weibliche Stimme neben sich.

      Er drehte sich um und blickte in die blaugrünen Augen der Frau mit den schwarzen Haaren, die ihm ihre rechte Hand mit einem Rest der weißen Salzmasse hinhielt. Wie sie so nackt und ihn unschuldig anschauend vor ihm stand, versagten seine Stimmbänder für einen Augenblick den Dienst.

      Er stotterte etwas Unverständliches, legte seine linke Hand unter ihre Rechte und schaufelte mit seiner Rechten die Salzkristalle aus ihrer Hand. Sie drehte sich ohne weitere Worte um und streckte ihm ihren Rücken und ihren festen Hintern entgegen. Sanft und vorsichtig verteilte er das Salz auf ihrer Haut und begann die Kristalle mit sanftem Druck in die Hautporen einzumassieren. Es war etwas ganz Besonderes, diese Frau zu berühren, ihre weiche zarte Haut, und vor allem, sie vor sich stehen zu sehen.

      In seiner Fantasie spielten sich in den nächsten Sekunden diverse sexuelle Handlungen ab. Wie er sie mit seinen beiden Armen um die Hüfte packte, seine Hände den Weg weiter nach oben suchten und schließlich ihre Brüste fanden. Seine Finger ihre Knospen drückten, er sie immer fester griff und schließlich sein erigiertes Glied von hinten in sie eindrang. Ein kurzes Aufschreien ihrerseits, dann war er in ihr, und sie stöhnte nur noch gleichmäßig unter seinen Stößen.

      »Soll ich Ihnen auch den Rücken einreiben?«, fragte sie plötzlich und drehte sich um.

      Er wurde brutal aus seinem Traum gerissen und stand nun vor ihr, blickte kurz an sich herunter – Gott sei Dank, dachte er, es war alles im grünen Bereich – der Akt hatte nur in seinem Gehirn stattgefunden, und antwortete: »Ja sehr gern, wenn es Ihnen nichts ausmacht, ich hoffe, ich war nicht zu grob zu Ihnen.«

      »Nein, Sie haben das ganz toll gemacht. Haben Sie noch Salz?«

      »Nein, Sorry, ich habe alles auf Ihrem Rücken verbraucht.«

      »Warten Sie kurz hier, ich lasse mir noch etwas geben.« Sie sprach es und schon war sie weg auf dem Weg zum Saunameister, um Salz für ihn zu holen.

      So etwas war ihm noch nie passiert. Er hatte zwar schon öfter Damen hier unten vor dem Salzstollen den Rücken eingerieben, aber es hatte ihn noch nie sexuell erregt. Wenn er mit der Frau allein gewesen wäre, hätte er sie genommen, und zwar genau in dieser Stellung, von hinten. Und es schien ihm fast so, dass sie es höchstwahrscheinlich sogar zugelassen und es genossen hätte.

      Wer war diese Frau? Und warum löste sie das in ihm aus? Und wie sie ihn vorher in der Sauna angesehen hatte. Fast als ob sie ihn kennen würde oder auf ihn gewartet hätte. Es kam ihm vor, als ob zwischen ihnen beiden eine Vertrautheit war, eine Vertrautheit ohne große Worte, eine Vertrautheit nur aus reiner Körpersprache.

      »Da bin ich wieder. Es hat etwas gedauert. Der junge Mann musste noch etwas für uns holen. So, drehen Sie sich um. Bitte.«

      Er drehte sich um und ging etwas in die Hocke, damit sie besser an seinen Rücken herankam, war er doch etwa zehn bis fünfzehn Zentimeter größer als sie. Er zuckte zusammen, als ihre Finger seine Haut berührten. Sie verteilte mit der flachen Hand das Salz zart auf seiner Schulter. Vorsichtig fuhr ihre Hand über seine Wirbelsäule bis zum Ansatz seines Gesäßes. Er spürte wie die Mineralien in seine Haut eindrangen. Das Salz war mit Kampfer oder Eukalyptusöl gemischt, seine Poren sogen alles in sich hinein. Mit kreisenden Bewegungen massierte sie ihn. Er hätte das stundenlang genießen können, doch der Bademeister unterbrach sie und bat die Gäste, wieder in den Saunastollen zurückzukehren.

      Er richtete sich auf, bedankte sich bei der jungen Frau und lief voraus. Er musste vor ihr gehen, er konnte nicht noch einmal ihren makellosen Rücken vor sich sehen. Er setzte sich auf sein Handtuch und begann das Salz weiter in seine Haut zu massieren. An seinem Rücken brannte es. Sie hatte etwas zu viel Druck auf seine zarte Haut ausgeübt.

      Er lächelte verlegen. Sie saß ihm wieder gegenüber und schaute ihn an. Doch diesmal war ihr Blick anders, sie sah ihn nicht an, sie sah ihm eher zu.

      Der Saunameister goss Wasser auf die heißen Steine und wedelte mit seinem Handtuch die aufsteigende Wärme des verdampfenden Wassers in Richtung Gäste. Die heiße Luft traf ihn wie ein Schlag. Er bekam sie ins Gesicht und in die Lunge. Es brannte. Er bekam fast keine Luft mehr.

      Er hielt sich die Hände vor das Gesicht, um seinen Mund, seine Nase und seine Augen in der zweiten Runde vor dem heißen Dampf zu schützen. Die zweite Runde war viel, viel schlimmer. Der Saunameister hielt das Handtuch zwischen beiden Händen gespannt und schwenkte dasselbe mit aller Kraft nach vorne. Der Mann schlug an, so hieß das, dachte er, als wie eine gewaltige Faust die heiße Luft direkt auf sein Gesicht prallte.

      Der Schutz seiner Hände davor konnte leicht helfen, doch wieder versagte kurz seine Atmung. Er ließ die Hände vom Gesicht und blickte um sich. Der Saunastollen war voller Wasserdampf. Fast wie in einem Dampfbad. Er sah nichts mehr. Alles war verschwommen. Wo war die Frau? Sie musste ihm genau gegenüber sitzen. So weit konnte er nicht mehr sehen. Die beiden jungen Frauen neben ihm waren auch so weit weg.

      Sein Atem wurde immer schwerer. Er sollte aufstehen und die Sauna verlassen. Kaltes Wasser würde ihm gut tun. Doch seine Beine reagierten nicht. Er wollte etwas sagen, doch sein Mund öffnete sich nicht, er blieb verschlossen. Eine schwere Müdigkeit ermächtigte sich seiner.

      Was war nur mit ihm, zuckte es ihm durch den Kopf. Hatte er einen Kreislaufkollaps?

      Sein Atem wurde immer schwerer. Er gab seinem rechten Arm den Befehl, sich zu heben und den Saunamann zu berühren. Doch dazu kam es nicht mehr. Seine Arme versagten ihm letztendlich den Dienst. Sein Hals war wie zugeschnürt. Nur noch mühsam bekam er Luft. Der Aufguss war zu Ende. Und das Letzte, was seine Augen noch sehen konnten, war, dass die Saunagäste sich wie durch eine Nebelwand nach draußen schoben, Richtung frische Luft und kaltem Wasser. Seine Augen schlossen sich für immer und sein Herz hörte langsam auf zu schlagen. Er war tot.

      Bisschen Abendbrot

      Alois Kreithmeier starrte einige Sekunden auf den Abspann, dann sprang er mit einem Satz aus dem Sessel, zog seine Jacke über und folgte den anderen Gästen, die sich Richtung Ausgang drängten.

      »Und?«, fragte seine Kollegin, Melanie Schütz.

      »Was und?«

      »Na hat dir der Film gefallen?«

      »Also, wenn ich ehrlich bin, es geht so«, antwortete er. »Es ist halt gerade so ein Trend. Ich bin mehr Realist. Ich fange mit Werwölfen und Vampiren ganz einfach nichts an.«

      »Wir hätten ja nicht in den Film gehen müssen. Ich wäre auch mit dir in den Spionagefilm gegangen: Dame, König, As, Spion oder so. Vielleicht hätte dir der besser gefallen.«

      »War schon okay. Dieser Pattinson ist ja ein hübscher Mann. Ich kann schon verstehen, warum alle jungen und reiferen Mädchen in den verknallt sind. Bist du das auch, Melanie?«

      »Aus meinem Bett würde ich ihn nicht werfen«, sagte sie mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen.

      »Das brauchst du auch nicht, das macht er schon selbst, wenn er dich in deinen schönen Hals gebissen hat.«

      Kreithmeier fletschte die Zähne und fuhr sich mit der Lippe über seine vorderen Schneidezähne.

      »Depp!«, sagte sie nur knapp und marschierte auf den Parkplatz in die Richtung ihres Audis.

      »Wartet auf mich, mein holdes Weib,