Ulf Imwiehe

Gut Nass


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      »Felix«, sagt sie. »Lass uns bitte am Wochenende darüber reden, ja? Am Samstag, ich komm am Samstag so am frühen Nachmittag. Kannst du das bitte akzeptieren und mich bis dahin einfach in Ruhe lassen? Mir ein bisschen Zeit geben? Wir klären das, ja? Das verspreche ich dir. Ok?«

      »Ist gut, Käpt'n«, flüstere ich, aber da hat sie schon aufgelegt.

      Ich starre durch den Bildschirm auf mein Leben und erkenne nichts mehr wieder. Zu viele Geheimnisse. Was wollen die bloß alle von mir? Was geht hier vor sich? Die will doch nicht etwa ihr Studium schmeißen? Ich versuche zu denken. Ich will rennen, im Wasser schweben, im Wald kauernd in die Nacht starren. Warum will ich immer woanders sein? Bin ich schwach?

      Manchmal, wenn morgens um halb fünf der Wecker klingelt und ich zur Frühschicht um sechs muss, wünsche ich mir, schwer krank zu sein. Irgend etwas Romantisches, Interessantes, was die Lebensqualität nicht zu sehr einschränkt aber dringend Ruhe, viel, viel Ruhe erfordert. So eine Dichterkrankheit. Ich wünsche mir auch oft, entführt zu werden. Ich wünsche mir, aufzuwachen und ein anderer zu sein. Alles, bloß nicht diese hilflose, wimmernde Müdigkeit, dieses aus dem Schlaf geschnitten werden, wie ein triefender zuckender Tumor aus Träumen. Und ich springe dann auf mein Rad und rase wie ein Getriebener durch das noch menschenleer dämmernde Schweigen. Ich stehe noch früher auf und schwimme vor Dienstbeginn bis mir alles brennt unter der Haut. Das sind die Momente, die nur mir gehören. Nichts und niemand, der über mich verfügt oder aus irgendwelchen Gründen meiner bedarf. Nicht der Mann. Nicht Maike. Nicht Bürgermeister Marther. Nicht Tante Heidi. Kein Dienstplan. Keine Pflichten. Nur stumpfes Strampeln und Gluckern, kreatürlicher Trieb zur Bewegung. Narkose. Frieden.

      Ich fahre den Laptop runter, reiße in der Personalumkleide im Keller die Dienstkleidung von mir, ziehe meine Badehose an, schnappe mir Schwimmbrett, Paddles und den ganzen Mist und stürze mich in der dunklen, verlassenen Schwimmhalle ins Sportbecken.

      Mit unkoordinierter schmerzhafter Vehemenz zerre und werfe ich mich durch den amniotischen, drückenden Trost, reiße raschelnde Blasenschnüre aus der Tiefe hinter mir her, stoße brüllend unter Wasser die Luft aus, versuche einen Takt in meinem Kopf zu folgen, schlagen, ziehen, atmen, atmen, schlagen, ziehen. Ein Galeerenbeat. Mein sogenanntes Training ist sportlich ineffektiv wie immer. Gut. Alles, was mich interessiert ist die unmittelbare Wirkung, die Betäubung oder wie immer Maike das nennen würde. Zur Strafe nochmal tausend Delphin Technik. Bringt nichts, so rein schwimmerisch, aber es hilft. Kampfschwimmen für Hungerhaken, nennt Caruso das. Meine Schienbeine jucken. Da ist zuviel Flockungsmittel im Wasser. Die anderen lachen immer über mich, aber ich merk das doch! Nach dreieinhalbtausend Metern beschließe ich, mich locker auszuschwimmen. Rückenkraul, nur Beine, Brett im Nacken. Ich starre durch meine leicht trübe Schwimmbrille an die hohe hölzern-metallene Decke und stelle mir vor, ich sei ein Astronaut, wie in so einer Science Fiction Geschichte. Ein einsamer, verlorener Forscher, das Weltall kreuzend in meinem Raumschiff Forstbad auf der Suche nach, was weiß ich denn, hat man wahrscheinlich längst vergessen. Da draußen findet man bestimmt sowieso nur Wahnsinn. Anstatt in entspannendem Rhythmus zu schlagen, treten meine Beine immer schneller bis ich eine Schaumspur hinter mir her ziehe. Dann tauche ich noch ein wenig. Langes Gleiten, ein Pressen auf den Ohren, die Fliesen zählend. Ich hasse Tauchen. Also tauche ich noch ein wenig mehr. Als ich am Beckenrand nach Luft schnappe, sehe ich Meredith durch die Panoramascheibe zum L'Afrique. Sie redet auf Simon ein, ihre Gesten ausladend und umarmend. Simon lacht, blickt dann herüber zu mir und winkt kurz. Ich winke zurück und schiebe mir die Schwimmbrille auf die Stirn. Meredith sieht mich lange an. Regungslos. Dann grinst sie, schüttelt den Kopf und verschwindet hinter der Theke aus meinem Blickfeld. Meredith weiß einfach, wie das geht. Das alles.

      Meine Haut ist Quallenfleisch vor lauter Wasser, weiß, weich und zu groß für mich. Ich habe Hunger. Ich krieg das hin.

      Ich krieg das alles hin.

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