Andreas Model

Die schönsten Märchen aus Südafrika


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Mädchen betrog einst seine Eltern, indem es sagte: "Ich bin krank und kann nicht aufs Feld gehen." Die Eltern mussten allein aufs Feld, um zu hacken.

      Als sie fort waren, stand das Mädchen auf, säuberte den Topf und stellte ihn aufs Feuer. Dann reinigte es den Holzlöffel, mit dem der Brei aufgefüllt wird, und säuberte schließlich mit weißer Erde ein Bastkörbchen. Nachdem der Brei zubereitet war, schüttete sie ihn sorgfältig in das Körbchen und trug es auf einen Berg. Dort oben angekommen, sang das Mädchen folgendes Lied: "He, Mmamota-Schlange, komm heraus! He Mmamota, komm heraus!" Da kroch eine riesengroße Schlange heran. Das Mädchen hockte sich hin, wusch die Schlange mit Wasser und gab ihr dann den mitgebrachten Brei zu essen.

      Nachdem die Schlange gesättigt war, stand das Mädchen auf und kehrte nach Hause zurück. Dort legte es sich nieder und tat wieder wie eine Kranke.

      Als die Eltern am Abend zurückkamen, fragten sie: "Wie geht es dir, Kind?" und das Mädchen antwortete, dass es immer noch sehr krank wäre. Auch an den folgenden Tagen gab das Mädchen vor, krank zu sein. Kaum waren aber die Eltern aufs Feld gegangen, kochte es wieder Essen und brachte es der Schlange auf den Berg.

      Eines Tages wurde sie dabei von einem Jäger beobachtet. Der Jäger berichtete dem Vater des Mädchens, was er gesehen hatte. Er wiederholte auch das Lied, das er dem Mädchen abgelauscht hatte. Der Vater des Mädchens machte sich nun auf, ging auf den Berg und stimmte das Lied an: "He Mmamota, komm heraus! He Mmamota, komm heraus!"

      Als die Schlange heraus gekrochen kam, er­schlug der Vater sie mit seinem Beil.

      Am nächsten Morgen tat das Mädchen wieder so, als ob es krank sei, und blieb zu Hause. Es kochte Brei und brachte ihn der Schlange. Aber als das Lied, das die Schlange sonst heranlockte, verklungen war, kam niemand. Das Mädchen suchte überall, und als es schließlich die Schlange fand, rief es: "He Mmamota! Was ist heute mit Euch los, dass Ihr nicht kommt, wenn ich Euch rufe? Kommt und esst, da ist Euer Brei!" Doch alles blieb still. Das Mädchen versuchte die Schlange zu schütteln, da merkte es, dass sie tot war. Nun begann das Mädchen bitterlich zu weinen, schüttete den Brei weg und zerschlug die Gefäße. Dann kehrte es wie eine Kranke nach Hause zurück. Am Abend aber sagte der Vater: "Steh auf, du bist nicht krank! Du stellst dich nur krank, weil ich deine Schlange getötet habe." Das Mädchen klagte, aber es wurde wirklich gesund.

      Das Mädchen, das aus der Höhe kam

      Ein junger Mann wollte heiraten, doch er fand keine Frau. Da weinte er sehr und zog sich in die Einsamkeit zurück. Eines Tages kam er an eine große Wasserstelle. Er zog sich aus, ging ins Wasser und wusch sich. Als er wieder aus dem Wasser kam, sah er ein Mädchen nahe bei seinen Kleidern sitzen. Er erschrak, doch dann fragte er sie: "Woher kommst du?" Sie antwortete: "Ich komme von zu Hause!" Als er wissen wollte, wo ihr Zuhause sei und wohin sie ginge, erklärte sie ihm, dass sie aus der Höhe zu ihm gekommen wäre. Nun wollte der junge Mann den Grund ihres Kommens erfahren, und sie erklärte: "Die Unseren sagten: 'Geh für ihn kochen, er dauert uns, denn er ist Junggeselle.'" Als die beiden abends in das Dorf des jungen Mannes kamen, fragten dessen Eltern, wer das junge Mädchen sei. Da erzählte er ihnen, was er erlebt hatte, und dass sie seine Frau werden wolle. Die Eltern freuten sich sehr und gaben ihr den Namen 'Aus-der-Höhe-Gekommene'.

      Das Mädchen kochte für den jungen Mann und wurde seine Frau. Bald war sie schwanger. Die Eltern des jungen Mannes wollten nun, dass sich das Mädchen bei ihren eigenen Eltern vorstelle. Doch sie weigerte sich und sprach: "Mein Zuhause besucht man nicht! Gehe ich wieder dorthin, kann ich nicht mehr zurückkehren." Die Schwiegereltern aber gaben sich nicht zufrieden und fragten: "Was ist das für eine Frau, die keine Eltern hat?" Auch ihr Mann plagte sie und verlangte: "Wir wollen deine Eltern besuchen!" Bald darauf gebar die junge Frau einen Knaben, und er erhielt den Namen 'Aus-der-Höhe-Gekommener'. Nun drängten die Schwiegereltern die junge Frau von neuem: "Bring das Kind zu seinem Großvater." Doch sie weigerte sich wiederum und erklärte, dass sie dann niemals mehr wiederkommen könne. Da wurden die Schwiegereltern zornig und sagten: "Du lügst! Bring den Knaben in deine Heimat, du wirst schon mit ihm wiederkommen." Die Frau weinte sehr, nahm ihr Kind auf den Rücken und machte sich auf den Weg. Ihr Mann begleitete sie. Als sie an der großen Wasserstelle angekommen waren, nahm die junge Frau das Kind vom Rücken, gab es dem Vater, grüßte ihn und stieg ins Wasser. Kurz darauf war sie verschwunden. Sie war zu Wasser geworden.

      Tief betrübt kehrte der Mann mit dem Kind zu seinen Eltern zurück und erzählte ihnen, was geschehen war. Da weinten sie bitterlich und bereuten sehr, dass sie ihre Schwiegertochter vertrieben hatten.

      Das Mädchen, das der Fluss geholt hat

      Vor langer, langer Zeit geschah es einmal, dass einige Mädchen, die in der Ikhuba wohnten, zum Baden an den Fluss gingen.

      Als sie dort ankamen, steckten sie ein Mädchen ins Wasser und sagten: "Bleib hier und bade, während wir am Ufer spielen." Aber als sie da spielten, stieg der Fluss an und nahm das Mädchen mit. Als die anderen wiederkamen, sahen sie, dass der Fluss das Mädchen mit sich genommen hatte. Sie gingen nach Hause.

      Dort sagten sie niemandem, dass die Flut das Mädchen, das bei ihnen gewesen war, mitgerissen hatte. Sie schwiegen einfach still.

      Dann erkundigten sich die Leute: "Die Mädchen in der Ikhuba, wann kommen die denn wieder? Der Tag, an dem sie kommen sollten, ist doch schon längst vorbei."

      Und ein Mann verließ den Kraal, um Holz zu schlagen, und als er an den Fluss kam, hackte er drauflos: Poch, poch! Da fing das Mädchen zu singen an: "O weh, der du da hackst, geh und sage meiner Mutter, dass es Buhlasi, die Tochter des Häuptlings, nicht mehr gibt. Sie ist von Zendla und Qugasi getötet worden." Und der Mann hackte und hackte und dachte dabei: 'Ah, hier gibt es einen Vogel, der sehr schön singen kann.'

      Er ging nach Hause und sagte zu einem anderen: "lass uns Holz schlagen gehen." Und beide gingen und hackten: Poch, poch! Das Mädchen sang wieder: "O weh, Mann meines Vaters, der du dort hackst, geh und sage meiner Mutter in dem Haus dort drüben, dass es Buhlasi, die Tochter des Häuptlings, nicht mehr gibt. Sie ist von Zendla und Qugasi getötet worden."

      Jetzt ging der Mann nahe heran und sah das Mädchen, er entdeckte die Tochter des Häuptlings in einem Baum.

      Er eilte nach Hause und sagte: "Häuptling, dass die Mädchen die Ikhuba nicht verlassen, liegt daran, dass sie ein Mädchen im Fluss verloren haben." Der Häuptling sprach darauf: "Geh und rufe die Männer zum Rat zusammen." Die Männer kamen zusammen, und der Häuptling trug ihnen die Sache vor und sagte: "Nehmt eine Ochsenhaut und geht damit zum Fluss."

      Die Männer erhoben sich und gingen zum Fluss. Und der erste schlug an den Baum, auf den das Mädchen gestiegen war, er schlug: poch, poch! Das Mädchen sang: "O weh, Mann meines Vaters, der du dort klopfst, geh und sag meiner Mutter in dem Haus dort drüben, dass es Buhlasi, die Tochter des Häuptlings, nicht mehr gibt." Da schlugen sie den Baum um, breiteten die Ochsenhaut aus, und als die Tochter des Häuptlings herunterkam, ergriffen die Männer sie.

      Dann sangen sie ein Lied und kehrten heim. Die Mädchen wurden gerufen, und man sagte ihnen: "Der Häuptling lädt euch vor." Aber sie weigerten sich, die Hütte zu verlassen und vor den Häuptling zu treten. Da sandte der Häuptling junge Männer aus, die sie mit Gewalt aus der Ikhuba holten und schlugen. Und sie fragten die Mädchen: "Wohin habt ihr dieses Kind geschickt?" Die Mädchen antworteten: "Der Fluss hat sie geholt." Man wollte wissen: "Warum habt ihr uns das nicht gesagt?" Und sie antworteten: "Wir fürchteten, dass der Häuptling uns schlagen würde." Und die Männer gingen hin und schlugen die Mädchen noch einmal.

      Das Ungeheuer Nwaungaunga

      Einige Rinder- und Ziegenhirten gingen ihr Vieh hüten. Während sie noch beim Hüten waren, machten sich die jüngeren auf, um Hasen, Antilopen und Rebhühner zu jagen. Einen Jungen schickten sie aus, Feuer von einer Feuerstelle zu holen, die sie in der Ferne sahen. Sie spieen aus und befahlen dem Jungen: