Andreas Model

Die schönsten Märchen aus Südafrika


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anderen schlugen ihn und fragten: "Weshalb hast du uns kein Feuer gebracht?" Er sagte: "Es war mir zu weit." Da schickten sie einen anderen los und bedeuteten ihm ebenfalls, sich zu beeilen. Der Junge rannte, so schnell er konnte, und erreichte bald die Feuerstelle.

      Der Besitzer des Feuers aber war Nwaungaunga, das Ungeheuer. Es war so groß, dass man das Ende seines Körpers nicht sehen konnte. Nwaungaunga fragte den Jungen, wo er herkomme, und dieser antwortete: "Ich komme von der Viehweide und bitte um Feuer, damit wir die Hasen, Rebhühner und Antilopen braten können." Darauf sagte Nwaungaunga: "Legt etwas davon für mich zur Seite. Ich werde kommen, wenn ihr den Wind spürt, die Tropfen prasseln hört und ein Blatt der Schönmalve abfällt", und er gab dem Jungen Feuer.

      Der Junge lief zu seinen Kameraden zurück und sagte: "Hier ist das Feuer. Ich habe es von Nwaungaunga bekommen, dem Ungeheuer, das später auch noch selbst kommen will." Da wurden die anderen zornig und riefen: "Du rügst, du hast nur getrödelt." Bald darauf spürten sie, wie der Wind wehte, die Tropfen prasselten und ein Blatt der Schönmalvenstaude abfiel. Sie hörten ein Geräusch, und ehe sie sich versahen, war Nwaungaunga da und sprach: "Guten Morgen, ihr Knaben! Ihr habt Antilopen, Rebhühner und Hasen getötet, ich bin gekommen, um etwas davon für mich zu erbitten. Wie habt ihr die Tiere getötet?" "Mit Stöcken und Hunden!" Darauf sagte Nwaungaunga: "Ich bitte um einen Stock, damit ich ebenfalls jagen kann." Sie gaben ihm einen, und das Ungeheuer verschluckte sämtliche Stöcke. Dann bat Nwaungaunga um einen Hund, und als sie ihm einen gaben, verschlang er sämtliche Hunde. So ging es weiter - er bat um einen Speer und verschluckte alle, ebenso tat er es mit den Rebhühnern, Hasen und Antilopen. Dann fing er an, auch um Vieh zu bitten und verschlang alle Rinder und Ziegen. Nun blieben nur noch die Hirtenjungen übrig. Als er um einen von ihnen bat, fingen alle an zu weinen, und jeder rief: "Mich sollt ihr ihm nicht geben." Doch in ihrer Angst sagten einige: "Nimm jenen." Da verschlang er sie alle, nur der Junge blieb übrig, der das Feuer geholt hatte. Nwaungaunga sagte zu ihm: "Lauf nach Hause und kündige deinen Leuten an, dass ich kommen werde. Sage ihnen: 'esst und stellt etwas für Nwaungaunga zur Seite.'"

      Der Junge lief nach Hause und erzählte, was er erlebt hatte. Doch man schlug ihn und schimpfte: "Du bist vom Viehhüten fortgelaufen." Da versteckte sich der Knabe in einem großen Korb in der Hütte seiner Mutter. Bald darauf spürten die Bewohner, dass der Wind wehte, die Tropfen prasselten und ein Blatt der Schönmalvenstaude abfiel. Nwaungaunga erschien und sagte: "Guten Morgen! Ist das euer Dorf? Gebt ihr mir ein Stück Brennholz, damit ich mich wärmen kann?" Man gab ihm ein Stück, und Nwaungaunga verschlang das gesamte Brennholz des Dorfes. Er bat dann um eine Hütte. Sie wiesen ihm eine kleine Hütte zu, worauf er alle Hütten des Dorfes verschlang und nur jene stehen ließ, wo der Knabe sich im Korb versteckt hatte. Dann verlangte Nwaungaunga eine Frau, die für ihn kochen sollte. Doch die Männer weigerten sich: "Wenn wir dir eine geben, nimmst du sie alle", nur einige riefen aus Angst: "Nimm diese!" Da verschlang das Ungeheuer alle Frauen. Dann sagte es: "Ich bitte nur um einen einzigen Mann, dann werde ich gehen." Die Männer weinten und baten, verschont zu werden. Doch ein paar von ihnen riefen: "Nimm diesen da", und Nwaungaunga verschluckte sie alle. Nun trug er dem Knaben auf: "Laufe zum Häuptling und berichte ihm, dass Nwaungaunga kommt!"

      Der Knabe lief zum Häuptling und erzählte ihm, was das Ungeheuer alles getan hatte. Aber niemand schenkte dem Knaben Glauben. Nur einige meinten: "Er lügt nicht, er erzählt die Wahrheit", und gaben ihm zu essen. Der Häuptling ließ alle Männer zusammenrufen, und das Heer sammelte sich. Einige brachten ihre Schilde in Ordnung, andere vertrieben sich die Zeit mit Schnitzen, Spielen oder Tanzen. Bald darauf spürten sie, wie der Wind wehte, die Tropfen prasselten und ein Blatt der Schönmalvenstaude abfiel. Sie hörten ein Geräusch, und plötzlich war Nwaungaunga da! Sie sahen nur seinen Kopf, das Ende des Körpers konnten sie nicht erkennen. Nwaungaunga grüßte: "Guten Morgen, Hof des Häuptlings! Wie schön ihr spielt! Gebt ihr mir einen Stein, damit ich mitspielen kann?" Und sie gaben ihm einen, worauf Nwaungaunga sämtliche Steine verschluckte. Dann verlangte er eine Hütte, um sich auszuruhen. Doch kaum hatte man ihm eine gezeigt, verschlang er alle Hütten. So ging es weiter, bis der Häuptling sagte: "Nwaungaunga, du hast uns herausgefordert. Wir werden gegen dich kämpfen." Er schickte eine Abteilung Krieger in den Kampf, doch das Ungeheuer verschluckte alle. Wieder rückte eine Abteilung vor, und das Ungeheuer verschlang sie bis zum letzten Mann. Schließlich war nur noch eine Abteilung übrig, und der Häuptling sagte: "Männer, wenn ihr es jetzt nicht schafft, werden wir alle umkommen." Da kämpften die Krieger mit allen ihren Kräften und konnten Nwaungaunga schließlich besiegen. Sie töteten ihn und fingen an, ihn aufzuschneiden. Sie schnitten und schnitten, aber nach einem Monat waren sie noch nicht einmal ins Innere des Ungeheuers vorgedrungen. Sie brauchten noch zehn Monate, bis sie endlich zum Magen vorgedrungen waren.

      Dort fanden sie Dörfer, Viehherden und Weiden, Hirten und Ackerbauern. Sie alle wurden befreit. Die Häuptlinge konnten wieder das Land regieren, und alle waren voller Freude.

      Das ungehorsame Mädchen

      Es war einmal ein Mädchen, das verschmähte, als man um sie warb, viele junge Männer. Auch einen jungen Mann, der von weither kam, wollte das Mädchen nicht, es weigerte sich und sagte: "Einen Mann, der von weither kommt, will ich nicht heiraten!" Die Eltern des Mädchens waren sehr für diese Heirat, aber das Mädchen widersetzte sich allen Ratschlägen so entschieden, dass man sie schließlich in Ruhe ließ.

      Eines Tages erschien wieder ein junger Mann aus der Fremde, und den mochte das Mädchen. Nachdem er den Brautpreis gezahlt hatte, heiratete er sie und zog mit ihr fort. Sie richteten sich ein Haus ein und lebten zusammen darin. Die junge Frau bekam zwei Kinder.

      Eines Tages sagte sie zu ihrem Mann: "lass uns doch einmal meine Eltern besuchen. Es ist lange her, seit wir geheiratet haben, und du hast mich noch nicht ein einziges Mal nach Hause gebracht." Ihr Mann erwiderte: "Warte, ich gehe noch auf die Jagd." Er machte sich auf und ging fort.

      Als nun die Frau sah, dass ihr Mann auf die Jagd gegangen war, nahm sie sich heimlich von seinen Essensvorräten, die aus lauter guten Dingen bestanden. Sie stahl sich eine Kalebasse voller Erdnüsse und Ameisen und machte sich mit ihren Kindern auf den Weg zu ihren Eltern.

      Bald darauf kehrte ihr Mann von der Jagd zurück und entdeckte, dass seine Frau davongelaufen war. Er fragte die anderen Leute im Dorf nach seiner Frau, und sie antworteten ihm: "Sie ist zu ihren Leuten gegangen!" Da sammelte er Skorpione, Schlangen, verschiedene Tausendfüßlerarten und noch viele andere beißende Tiere und nahm die Verfolgung seiner Frau auf.

      Als sich die Frau unterwegs umschaute und ihre Verfolger sah, sprach sie zu ihren Kindern: "Meine Kinder, es ist alles vorbei. Wir sind verloren, dort ist euer Vater mit seinem Gefolge!" Als sie das sagte, begannen die Tiere, die ihr zusammen mit dem Mann folgten, zu schreien. Da warf die Frau ihnen Erdnusskerne hin, und die Verfolger blieben zurück, um sie aufzulesen. Die Frau aber klagte: "Die Eltern haben gesagt: 'Heirate den jungen Mann nicht, denn wo er herkommt, dort frisst man Menschen.' Wehe, meine Mutter! Wehe, mein Vater! Wehe, mein Großvater!" Und wieder streute sie Nüsse und Ameisen auf den Weg, um ihre Verfolger aufzuhalten. Doch bald waren alle Vorräte erschöpft, und die Tiere kamen ganz nahe heran. Die Frau opferte erst das eine, dann auch das andere Kind. Bitterlich weinend ging sie weiter und beschuldigte sich selbst: "Wahrlich, wenn man von seinen Eltern gewarnt wird, aber nicht hören will, das bringt nichts ein." Der Mann und seine Tiere hatten sie nun bald eingeholt und töteten sie.

      Dann begaben sie sich zum Dorf der Schwiegereltern. Als sie an der Umzäunung des Hauses angekommen waren, befahl der Mann dem Getier, das er bei sich hatte, es solle draußen bleiben und sich verstecken. Er ging allein zum Haus. Als die Mutter ihren Schwiegersohn sah, wurde ihr Angst: "Mein Herz fürchtet sich, ich ahne, dass mein Kind nicht mehr am Leben ist. Lebte sie noch, wäre sie mit ihrem Mann gekommen. "Trotzdem wurde der Schwiegersohn ins Haus geführt, und er setzte sich. Sie fragten ihn: "Sind zu Hause alle wohlauf?" Und er antwortete: "Es geht allen gut, auch eure Tochter ist gesund, sie lässt auch grüßen. Sie hat jetzt zwei Kinder." Am nächsten Morgen gingen alle Frauen zeitig aufs Feld. Der Schwiegersohn blieb zurück. Er rief das Getier, das er mitgebracht und am Zaun versteckt hatte, herbei, und alle kamen hervor. Sie gingen ins Haus und verzehrten gemeinsam das Essen. Als sie aufgegessen hatten,