Arno von Rosen

Exlux


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um die Person zu finden. Aber du könntest es wahrscheinlich.“

      Jasper sah Pavel unentwegt an.

      „Dann hast du keinen sauberen Schnitt gemacht, als du gegangen bist? Das ist riskant. Was wirst du machen, wenn ich ihn finde? Entsorgen? Selbst wenn du ihm etwas schuldig bist, hängt sehr wahrscheinlich dein Leben davon ab, dass er schweigt. Also wenn du ihm nicht zufällig dein Leben verdankst, musst du einen Schlussstrich unter dein vorheriges Leben ziehen.“

      Pavel sagte kein Wort, aber es war klar abzulesen, dass er genau darüber schon lange nachdachte.

      „Also schuldest du ihm dein Leben. Das ist eine moralische Entscheidung, die du selber treffen musst. Ist es denn ein Profi?“

      Der Elite Killer dachte über die möglichen Antworten nach.

      „Nein, jedenfalls glaube ich es nicht, auch wenn die Umstände mehr als merkwürdig waren.“ „Kannst du mir mehr darüber sagen?“, hakte Jasper nach, „denn mit den bisherigen Informationen kann ich nicht viel anfangen.“

      „Der Mann den ich suche, war ein Auftrag von mir, den ich versaut habe, ohne es zu bemerken. Die Firma hat dann meinen Ruhestand beschlossen, aber ich konnte mich durch Glück darauf vorbereiten. Beim „Show down“ habe ich mich auf das falsche Ziel konzentriert, und das hätte mich fast das Leben gekostet, wenn nicht mein versauter Auftrag aufgetaucht wäre, und mir das Leben gerettet hätte, und zwar so, dass die Firma ganz sicher davon ausgehen kann, dass ich endgültig verschwunden bin.“

      Jasper nahm einen großen Schluck von seiner Bloody Mary, und sah beiläufig in die flanierende Menge, die sich auf dem Platz vor dem Casino tummelte.

      „Das klingt nicht nach einem Amateur, aber ein Profi hätte dich auf jeden Fall aus dem Weg geräumt, vor allem, wenn er auf deiner Liste gestanden hat. Jeder in dem Metier weiß, dass es keine zweite Chance gibt. Jetzt willst du wahrscheinlich wissen, ob die Quelle für immer versiegt ist, oder ob du handeln musst.“

      Pavel nickte, und fügte hinzu. „Vielleicht bin ich auch zum Teil neugierig darauf, zu erfahren, mit wem ich es zu tun habe. Auf jeden Fall hat er eine Chance verdient es mir zu erklären.“

      Fokke lies ein paar Augenblicke verstreichen, bevor er den Faden wieder aufnahm.

      „Meine Ansicht kennst du. Ich würde jedes Risiko ausschalten, aber es ist deine Show. Eines muss dir aber klar sein. Wenn ich dir helfe, und selber dabei Gefahr laufe entdeckt zu werden, werde ich ohne zu zögern handeln.“

      Pavels Mimik verriet, dass er verstanden hatte.

      „Um wen handelt es sich denn?“

      „Hast du letztes Jahr von den „Unfällen“ auf der „Caravan“ in Düsseldorf gehört? Eigentlich hatte ich den Auftrag den Autor zu befragen, aber der war im Hintergrund geblieben, und so habe ich die Falschen befragt. Der Mann den ich suche, ist aus Marburg, und heißt Benjamin Timm.“

      Pavel reichte Jasper einen Notizzettel, auf dem eine Nummer stand.

      „Ich höre die Mail-Box alle drei Tage ab, um 12 Uhr deutscher Zeit. Wenn du Informationen für mich hast, treffen wir uns wieder.“

      Damit stand er auf, und war nach wenigen Schritten in der Menge verschwunden, die jetzt gegen Mittag Monte Carlo flutete. Jasper blieb noch einen Moment sitzen, und nippte wieder an seinem Getränk.

      Tatsächlich hatte er die Wahrheit gesagt, als er Pavel erzählt hatte, dass er darüber nachgedachte, wieder tätig zu werden, aber zuerst musste er sich mit seinem möglichen neuen Auftraggeber treffen, um herauszufinden, ob sich das Risiko lohnte, wieder in Aktion zu treten.

      Ein paar Tage würde das aber noch warten müssen, denn das Wetter jenseits der Alpen war miserabel, und er würde lieber noch ein wenig die Sonne genießen, wenn auch nicht in Monaco.

      4. Kapitel

      „Sind sie sicher, dass wir hier alleine sind, Coster?“

      „Keine Angst, fast jeden Monat befindet sich das Parlament für vier Tage in Straßburg, und seit gestern gibt es hier noch nicht einmal Reinigungspersonal. Erst am Freitag rücken die Umzugswagen an, um die Akten der Abgeordneten wieder in die Büros zu bringen. Vor nächster Woche Montag interessiert sich hier kein Mensch für uns.“

      Ben hatte niemand in den Gängen gesehen, und das gesamte Gebäude machte einen verlassenen Eindruck auf ihn, aber er hatte kein gutes Gefühl, sich in die Tiefen eines so großen Bauwerkes zu begeben, zumal er sich hier nicht aus kannte, und damit eine schnelle Flucht unmöglich wurde.

      „Es ist ihre Party, Coster, aber es wird die Einzige bleiben, und bitte nennen sie mich nicht mehr bei meinem alten Namen. Sie sollten sich an meine neue Identität gewöhnen, bevor jemand auf den Gedanken kommt, mich bei der letzten Aktion aus versehen doch nicht getötet zu haben. Man weiß ja nie, wie nachtragend diese Auftragskiller sind. In Zukunft kontaktiere ich sie, und wir treffen uns nicht mehr in einer Mausefalle.“

      Ole Coster runzelte die Stirn.

      „Sie wollten den Rat doch sehen Ben, äh Entschuldigung, ich meine Elias. Dieses ist die beste Möglichkeit alle zusammen zu bringen, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen. Anschließend fahren alle nach Straßburg, und tragen sich dort in die Anwesenheitsliste ein. Damit wäre das Alibi von allen perfekt, oder?“

      Ben antwortete nicht, sondern konzentrierte sich auf das bevorstehende Treffen. Er kannte bisher keine vollständigen Namen, und wusste nicht genau, aus welchen Ländern die Ratsmitglieder stammten. Sein erster Kontaktmann, in den 80er Jahren, hatte ihm eingebläut immer Misstrauisch zu sein, und niemals viel von sich Preis zu geben. Jetzt hielt er Helmut Jäger nicht mehr für paranoid. Jetzt wusste Ben, wie wichtig Anonymität war.

      Aufgrund von Jägers Anweisungen hatte er schon aus Prinzip keine Namen der Gruppe wissen wollen, und hielt seine Identität stets verborgen, auch seiner Familie gegenüber. Der einzige Kontakt war Coster.

      Er war sich immer noch nicht sicher, ob dieses Treffen eine gute Idee war, oder ob er nur einen Groll gegen die Ratsmitglieder hegte, und reinen Tisch machen wollte. Immerhin gab er für dieses Gespräch seine Unsichtbarkeit auf, und er erhielt gefährliche Informationen über jede Person der Gruppe. Damit verloren alle an Sicherheit, denn was man nicht wusste, konnte auch niemand aus einem herauspressen.

      Für Ben war das logisch, aber er bezweifelte, dass die Ratsmitglieder das auch so sehen würden, denn Wissen war ja ihr Geschäft. Nach den letzten Worten von Ole, konnte er zumindest annehmen, dass es sich ausschließlich um Mitglieder des Europäischen Parlamentes handelte, was ihm eine gewisse Beruhigung verschaffte, auch wenn es keine Garantie dafür war, dass sich nicht einer von der anderen Seite hatte kaufen lassen. Politiker riskierten in der Regel nicht ihre Jobs, und sie lehnten sich schon gar nicht gegen die herrschende Elite auf.

      Sie gingen in eines der kleinen, abgelegenen Konferenzzimmer, die selten benutzt wurden, da die Ausstattung recht dürftig war. Zumindest hatte ihm Coster das versichert. Er hatte versucht, sich den Weg hierher so gut wie möglich einzuprägen, da Schilder im Gebäude Mangelware waren.

      Das ganze Gebäude bestand aus Beton und Glas, und überall waren runde Formen zu sehen, ob das Bauwerk selbst, die Tische, der Empfangstresen, oder sogar die Abluftanlagen. Der ganze Komplex wirkte eher wie ein gelandetes Ufo, und sah nicht halb so nüchtern aus, wie die Gespräche waren, die hier geführt wurden.

      Vor einer der letzten Türen des Ganges blieb Ole stehen, und sammelte sich einen Moment. Er sprach sich selber im Stillen Mut zu, und öffnete die Tür. Ben bemerkte, wie die Gespräche verstummten, und man hörte nur noch ihre gedämpften Schritte auf dem glänzend gewienerten Boden, der die Optik von Holz hatte.

      „Meine Herren, hier ist unser Mann, der für uns seit über 15 Jahren draußen tätig ist, und dem wir die Daten zu verdanken haben, die uns jetzt ein besseres Bild über die Gesamtsituation geben. Ich darf ihnen …“

      Ben machte eine Handbewegung,