Arno von Rosen

Exlux


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vor allem ihr neuer Kollege nicht, falls sie damit ein Problem hätten. Der eine Pass war wirklich schwer zu besorgen, also gehen sie damit bitte behutsam um.“

      Ole sah seinen Agenten verunsichert an, während sie die Gänge entlang eilten.

      „Es wird ja doch langsam ein brauchbarer Partner aus ihnen, Ole. Wer hätte gedacht, dass sie die Fähigkeit besitzen konspirativ zu arbeiten.“

      Coster lächelte, war er doch soeben zum ersten Mal gelobt worden. Zumindest nahm er an, dass es sich um ein Lob handeln könnte, da fast jeder Satz von Benjamin Timm, oder vielmehr jetzt „Elias Chron“, sarkastisch klang. Das war er allerdings als Abgeordneter gewöhnt, zumindest während der Debatten im Plenum, herrschte diese Art von Konversation vor, auch wenn hinter verschlossenen Türen, der Ton sehr viel freundlicher war.

      „Besorgen sie mir die Namen der Mitglieder, und ein paar Grunddaten über jeden, vor allem über meinen neuen Partner. Natürlich nur, wenn es ihnen nichts ausmacht, Ole.“

      Beide kamen zum Ausgang des Gebäudes. Die Sonne wurde von den umliegenden Bürohäusern des Parlaments verdeckt, und tauchte das Bauwerk bereits in ein diesiges Licht.

      „Ich besorge die Daten, aber über ihren neuen Partner weiß ich so gut wie nichts. Den hat Bjarne erst vor wenigen Tagen angekündigt, als Hilfe für sie.“

      Ben stieg ein paar Stufen hinab zur Straße, und drehte sich noch einmal zu Coster um.

      „Legen sie die Informationen in unserem Briefkasten in der Tiefgarage vom Marriott Hotel ab, und lassen sie sich nicht soviel Zeit, wie bei dem Treffen hier. Wissen sie überhaupt etwas von dem neuen Mann, oder tappen sie alle völlig im Dunkeln?“

      Das kleine Hoch, dass Ole eben noch verspürt hatte, war verflogen, und er fühlte sich wieder so deprimiert, wie vor dem Treffen. Er wollte ja alles so gut wie möglich machen, aber es gab weder ein Handbuch „Wie gründe und führe ich eine Geheimorganisation“, noch konnte er seine Aufgaben an einen Stab von Mitarbeitern weiter leiten, wie er es gewohnt war. Aber er wollte lernen, die Sachen in Zukunft besser zu machen.

      „Ich kenne nur den Vornamen, und weiß natürlich nicht, ob der stimmt, aber ich versuche mehr herauszubekommen.“

      „Ja, aber machen sie nicht die Pferde scheu, schließlich wollen wir ja am Ende des Tages kein Loch im Kopf haben, oder Coster?“

      Ole hatte sowieso nicht vor, eine Fragestunde zu veranstalten. Zumindest im Aushorchen von Menschen hatte er im politischen Geschäft eine gewisse Routine erlangt.

      „Der Mann nannte sich Jasper. Mehr weiß ich zurzeit noch nicht.“

      „Das ist ja schon ein Anfang“, antwortete Ben genervt.

      Damit drehte er sich um, und verließ das Regierungsviertel so schnell wie möglich. Er hatte noch eine Verabredung, und die wollte er auf keinen Fall verpassen.

      Coster sah seinem Agenten noch ein paar Augenblicke hinterher, und ging dann wieder ins Gebäude zurück. Seine Kollegen wollten sicher so schnell wie möglich zurück nach Straßburg. Ihm war nur noch nicht klar, wie er an Informationen über diesen Jasper kommen sollte, aber es ergab sich bestimmt eine Gelegenheit, bei einer der vielen langweiligen Sitzungen, oder beim gemeinsamen Arbeitsessen. Zuerst musste er aber seine neue Bekanntschaft anrufen, dass er etwas später kommen würde. Wenigstens das war ein Lichtblick, bei all den Schwierigkeiten mit Elias, und seinen Ratskollegen.

      Jasper Fokke hatte es sich im Stuhl bequem gemacht, die Ellenbogen auf die Armlehnen gestützt, und die Hände vor der Brust gefaltet, als ob er ein stilles Gebet sprechen wollte. Kaum, dass Ben das Zimmer verlassen hatte, waren die Ratsmitglieder mit Fragen auf ihn eingestürmt.

      Wer ist von der Krise betroffen?

      Was kann ich persönlich tun?

      Wie kann ich meinem Land helfen?

      Ist mein Land gefährdet, oder bleiben wir verschont?

      Oh ja, Fragen gab es genug, aber sie waren für Jasper nicht relevant. Sie zielten vermutlich nur darauf ab, ihren eigenen Arsch zu retten, oder sich zumindest einen Vorteil gegenüber den restlichen Abgeordneten zu verschaffen.

      Wie hatte doch Baron Rothschild einst so treffend bemerkt, „Wenn Blut in den Strassen fließt, musst du kaufen, selbst wenn es dein eigenes Blut ist“.

      Er antwortete nicht, sondern dachte darüber nach, was er mit Ben anfangen sollte. Es hatte Geld und Arbeit gekostet, den Einstieg in die Gruppe, über Bjarne Bredsen, so schnell zu bewerkstelligen. Aber jeder Mensch hatte eine Schwachstelle. Bei Bredsen war es ein ausgeprägter Spieltrieb, und eine glücklose Hand beim Pokern, die ihn eine Stange Geld gekostet hatte, da Bjarne ein sehr guter Spieler war, und mit legalen Mitteln schwer zu schlagen. Seine Schwäche war, dass er nicht aufhören konnte, wenn er im Plus war.

      Jasper hatte fast 150.000 Euro versenkt, bevor er Mitspieler gefunden hatte, die Bjarne mit über 170.000 Euro ins Minus getrieben hatten.

      Dann war er als Geldgeber aufgetreten, und hatte bei einem freundschaftlichen Gespräch schließlich herausgefunden, dass Bredsen tatsächlich zu der einen Gruppe im Europaparlament gehören könnte, die oft miteinander sprachen, ohne das es größere politische Zusammenhänge zwischen ihren Parteien geben konnte.

      Es war nicht leicht, in dem Wust der europäischen Abgeordneten bestimmte Muster aufzuspüren. Er konnte zwar die Neulinge ignorieren, da solche Gruppen meist aus arrivierten, langjährigen Mitgliedern bestanden, aber auch dann mussten eine Menge Daten ausgewertet werden, ob Telefon, E-Mail Verkehr, Reiserouten, Anwesenheitszeiten, und viele Punkte mehr, bis man auf den ersten Treffer stieß.

      Das er innerhalb so kurzer Zeit schon auf Elias, oder vielmehr „Ben“ treffen würde, war für ihn ein Glücksfall, zeigte aber auch, dass die Abläufe der Abgeordneten routinemäßig statt fanden, und er sich eher auf die Brüche in den Tagesplanungen konzentrieren musste.

      Trotzdem war der schnelle Treffer mit Bredsen eher ein Zufall, den er gerne annahm.

      Als nächstes heftete er sich an Coster, denn dieser würde bestimmt schnell wieder Kontakt zu Ben aufnehmen, und das musste er nur abwarten. Das Telefon des Ratsvorstandes hatte er bereits im Konferenzraum geklont, und seine Aktentasche mit einem Sender ausgestattet. Das sollte reichen, um ihn direkt im Blick zu halten. Für mehr Informationen hatte er bereits vor Wochen eine Freundin auf Coster angesetzt, die ihm, ab und zu, in den letzten Jahren geholfen hatte Informationen zu sammeln. Denn im Bett waren fast alle Männer gesprächig.

      Sofort nachdem er herausfand, dass Coster der Kopf der Gruppe war, hatte er Doris auf den Politiker angesetzt, um gar nicht erst Misstrauen aufkommen zu lassen, falls das Treffen in Brüssel ohne gewünschtes Ergebnis verlaufen wäre.

      Die Tür ging wieder auf, und Coster betrat den Raum. Sofort verstummten die Gespräche, und alle sahen zu dem blassen, hageren Mann auf, der sich noch die Haare aus dem Gesicht wischte, damit der sonst so perfekte Seitenscheitel wieder saß. Bjarne meldete sich als erstes zu Wort. Der sonst eher introvertierte Politiker, wenn es das in dem Beruf überhaupt gab, schien aufgeregter als gewöhnlich, aber das waren heute alle Männer des Rates, und so kümmerte sich keiner um die Nervosität des anderen.

      „Wird er mit unserem Mann zusammen arbeiten? Hat er noch etwas zu dir gesagt, Ole? Red schon!“

      Coster zog die Stirn in Falten, und ließ sich wieder in seinen angestammten Sessel, am Kopfende fallen, den bis eben Timm besetzt hatte. Sein Blick wanderte langsam von einem Ratsmitglied zum anderen. Seine Kollegen atmeten alle unregelmäßig, oder fast gar nicht. Nur Jasper schien dies alles nicht zu interessieren. Er hielt Blickkontakt mit ihm, als ob er seine Fragen schon wüsste, und wahrscheinlich war das auch so. Ole schlug die Augen nieder, und wandte sich an seine Mitverschwörer.

      „Es wäre hilfreich gewesen, wenn wir Elias mehr über unseren neuen Mann hätten sagen können, aber er war froh jetzt Unterstützung zu bekommen.“

      Bjarne rutschte nervös auf seinem Stuhl herum, und eines, der anderen Mitglieder, ergriff das Wort.

      „Ich