Arno von Rosen

Exlux


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Schließlich wurden wir gerade noch einmal darüber aufgeklärt, wie gefährlich unsere Mission ist.“

      Thomas Steinbrugger war Abgeordneter aus Österreich, und vertrat sein Land seit Jahren in umweltpolitischen Fragen in Europa. Die anderen Männer stimmten brummend zu, und Ole forderte Fokke, mit einer Handbewegung auf, zu sprechen. Jasper rührte sich nicht, setzte sich nicht gerade hin, oder schien im Mindesten angespannt zu sein.

      „Nun, Herr Steinbrugger, es ist ihr gutes Recht, Fragen zu stellen, und ich werde sie beantworten so weit ich kann, aber zu ihrem eigenen Schutz werde ich das auf ein Minimum begrenzen. Vielleicht wissen die meisten von ihnen schon, dass mein Name Jasper Fokke ist, und ich Spezialist für Wirtschaftsfragen zwischen einzelnen Interessensgruppen und Staaten bin. Wenn sie auf der politischen Bühne auftreten, um Verträge zwischen Ländern, Konzernen, oder wem auch immer, zu schließen, ist mein Job schon lange erledigt, denn ich habe bereits die richtigen Partner ausgesucht, und positioniert. Störende Elemente sind dann bereits aus dem Weg geschafft, damit sie, meine Herren, ungestört in Verhandlungen treten können. Sie kennen nicht immer alle Verhandlungsparteien, die an den verschiedenen Verträgen profitieren, aber ich kenne sie. Und diesen Vorteil kann ich ihnen jetzt anbieten, aber nur, wenn ihr Einzelkämpfer zu einer Zusammenarbeit bereit ist. Sonst gehe ich lieber, und überlasse ihnen das Feld, denn ich bin gut, aber ich bin auch teuer. Mehr müssen sie im Moment nicht wissen.“

      Er blieb in seinem Sessel sitzen, ohne ein weiteres Wort zu verlieren.

      „Also Herr Fokke, dann bedanken wir uns bis hierhin bei ihnen. Sobald ich neue Informationen habe, trete ich in Kontakt mit ihnen. Ich nehme an, dass mein Kollege, Herr Bredsen, über die notwendigen Daten verfügt?“

      Ole blieb ruhig sitzen, aber die Knöchel an seinen Händen, mit denen er die Armlehnen umschlossen hielt, traten weiß hervor. Jasper erhob sich, nickte in die Runde, und warf einen Blick auf Bredsen, bei dem die Kiefer vor Anspannung malten, und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Deutlich wich die Nervosität der Ratsmitglieder, und Thomas Steinbrugger ergriff zuerst das Wort.

      „Es ist jetzt schon schwierig für mich, soviel Geld ohne Nachweise zu besorgen. Wie sollen wir noch mehr Männer bezahlen, Ole? Wenn jetzt auch noch eine Krise droht, gehen mir, und anderen hier in der Runde, bald die Mittel aus.“

      Einige nickten zustimmend, aber alle warteten ab, was Ole zu sagen hatte. Der blickte in die Runde, und begann dann, leise zu sprechen.

      „Es stimmt was du sagst, Tom. Es wird schwieriger, die Mittel für mehr Agenten aufzutreiben, als bisher.“

      Er nahm das Gemurmel wahr, das begonnen hatte, sobald er das Wort Agent ausgesprochen hatte, sprach aber ruhig weiter.

      „Was haben denn alle gedacht, als hier vor mehr als 15 Jahren der Rat ins Leben gerufen wurde? Das wir uns einen Freizeitspaß gönnen? Wir sind doch angetreten, um unsere Länder aus den Klauen der Spekulanten, Superreichen, und Großindustriellen zu befreien. Ich weiß, einige von euch sind noch nicht so lange dabei, aber jeder wusste über unsere Ziele bescheid, und es ist keiner gezwungen worden dem Rat beizutreten, oder? Bis jetzt haben wir nur an der Oberfläche gekratzt, mehr nicht! Was glaubt ihr denn, woher die Krise kommt, die wir noch nicht einmal sehen, obwohl wir eigentlich über alle wirtschaftlich relevanten Daten verfügen sollten?“

      Wut begann in ihm hochzusteigen, und zum ersten Mal verstand er, was Ben der Gruppe vorwarf. Sein Ton wurde schärfer.

      „Um diese Zustände zu bekämpfen sind wir doch hier. Erst jetzt haben wir konkrete Hinweise bekommen, um an die eigentlichen Drahtzieher heran zu kommen, die für solche Krisen verantwortlich sind. Ihr alle habt Elias über Jahre verfolgt, und die Informationen die er uns geliefert hat, bis wir gemeinsam beschlossen haben, einen Köder ins Wasser zu schmeißen. Den Erfolg haben wir uns mit dem Tod von unbeteiligten Menschen erkauft, die Elias gut gekannt hat, und mit denen er sogar befreundet war. Er hat sein eigenes Leben riskiert für die gemeinsame Sache, und jetzt wollen wir allen ernstes über Geld sprechen? Jeder von euch ist lange genug im politischen Geschäft tätig, und hat genügend Kontakte, um Gelder locker zu machen. Jeder von uns wird soviel besorgen wie er kann. Falls das nicht reicht, lassen wir uns etwas Neues einfallen.“

      Ole wandte sich mit funkelnden Augen an Bjarne.

      „Was waren denn die Forderungen von Fokke?“

      Bredsen fuchtelte mit seinen Händen, und verlor die Gesichtsfarbe. Er räusperte sich, und begann zu sprechen, was mehr einem Flüstern entsprach, als einer normalen Unterhaltung.

      „Jasper will zwei Millionen Euro auf ein Offshore Konto plus Spesen, wie Reisen, Bestechungsgelder, und so weiter. Nach Abschluss seiner Aufgabe bekommt er noch einmal dieselbe Summe.“

      Es herrschte eisiges Schweigen in der Runde, und Bjarne ergriff nochmals das Wort.

      „Das ist seine Bedingung für dieses Jahr. Nächstes Jahr wird neu verhandelt.“

      Tom Steinbrugger sackte in seinem Sessel zusammen und murmelte.

      „Da könnte er auch verlangen, nächste Woche auf den Mond fliegen zu dürfen. Wer sagt uns denn, ob er das Geld überhaupt wert ist?“

      Die anderen Ratsmitglieder murrten zustimmend, aber keiner wollte direkt ablehnen, obwohl den meisten Männern anzusehen war, dass diese Forderung außerhalb jeder Machbarkeit schien. Alle sahen ihren Vorstand an, als ob er die Lösung zu allen Problemen liefern könnte. Ole hob den Blick, nahm Haltung an, und sah die Ratsmitglieder wütend an.

      „Wir werden das Geld besorgen, und noch mehr, falls es notwendig wird! Außerdem ist „Das“ doch wohl ein Angebot, und keine endgültige Summe. Wir werden auf jeden Fall unseren Verhandlungsspielraum ausloten, und bis dahin wird jeder Einzelne von uns zusehen, wie er soviel Geld besorgt, so schnell wie möglich. Ich muss ja niemanden darauf hinweisen, dass weder Mäzene, Sponsoren, oder die üblichen politischen Geldgeber in Frage kommen.

      Wir alle haben solche Kontakte, alleine schon, um uns zu tarnen, aber das wäre Lebensgefährlich für die gesamte Gruppe. Jedes Land hat ja Sondertöpfe, aus denen Geld entnommen werden kann, ohne das die Öffentlichkeit davon erfährt. Notfalls wird jeder von seinem Vermögen soviel beisteuern, wie er entbehren kann. Ich denke, nach den erhaltenen Informationen, kann es ohnehin nicht schaden, unser Geld sicherer anzulegen, als in Aktien, oder dergleichen. Nehmt wertbeständige Anlagen, wie Edelmetalle, oder langfristige festverzinsliche Konten, von mir aus auch im Ausland, falls es nicht anders geht.“

      Keiner gab Widerworte, und niedergeschlagenen Augen zeugten vom Schuldbewusstsein der Männer. Coster hielt es für besser, die Sitzung abzubrechen, damit sie wieder Luft bekamen, und nachdenken konnten, so wie er selber.

      „Wir beenden jetzt unsere Runde, und werden auch in Straßburg Abstand von einander halten, jedenfalls vorerst. Jeder hat bis nächste Woche Mittwoch oder Donnerstag Zeit, seine Dinge zu regeln. Dann könnt ihr mich kontaktieren. Anschließend kann Bjarne wieder an Fokke herantreten, und unser Angebot unterbreiten.“

      Der Norweger nickte, und auch die anderen Ratsmitglieder gaben zu verstehen, dass sie begriffen hatten worum es ging. Tom räusperte sich, und sah Ole an, der ihm ein Zeichen gab zu sprechen.

      „Ich werde verreisen müssen, um meine Angelegenheiten zu regeln. Es wäre schön, wenn ich zumindest bis Freitag in die Liste der Anwesenden eingetragen werden würde.“

      Ruben Guterres war mit Tom auch außerhalb der Politik befreundet, und übernahm die Aufgabe, in dem er auf sich zeigte. Tom war erleichtert, da er sich auf Ruben immer verlassen konnte.

      „Danke Ruben, du hast einen „Gut“ bei mir.“

      Ole erhob sich von seinem Sessel, und alle folgten ihm fast gleichzeitig nach. Die Gruppe verließ ohne ein weiteres Wort den kleinen Sitzungsraum, und bis auf ein leises Rascheln der Anzüge, war in den, mit Teppichboden ausgelegten Gängen, nichts zu hören. Die Männer sahen sich nicht an, als sie das Gebäude verließen, sondern blickten in die Strassen, und zu den anderen Bürokomplexen, die dem Parlament gegenüber standen, ob jemand auf sie achtete. Man sah den Mienen der Politiker an, dass spätestens ab heute jeder begriffen