Arno von Rosen

Exlux


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wieder so Abwesend, als ob du dich in einer ganz anderen Welt befindest. Was ist los mit dir?“

      Burton senke die Augen, und sah wieder zurück zum Bildschirm.

      „Nichts, ich denke nur darüber nach, was wir für die zwei Tage an Material benötigen.“

      Julie beobachtete gespannt den Bildschirm, und schmunzelte triumphierend.

      „Mach dir keine Sorgen Burt, ich hab bereits alles im Heli verstaut. Du kannst dich also entspannen, und dich mit dem Film, oder mit mir beschäftigen.“

      Er sah die lächelnde Wissenschaftlerin strahlend an.

      „Das ist meine wunderbare Julie. Immer wenn ich am Zweifeln bin, hast du schon eine Lösung. Also, wenn es dir nichts ausmacht, können wir den Film auch später noch sehen, mon Amour.“

      Julie machte das Gerät mit der Fernbedienung aus, und setzte einen lasziven Gesichtsaudruck auf.

      „Ich liebe es, wenn du Französisch sprichst. Dann kann ich dir nicht widerstehen, Burt.“

      Julie rollte sich auf ihn, und begann ihn zärtlich in den Hals zu beißen.

      Die Fernsicht betrug wahrscheinlich mehr als 500 Kilometer, und wurde nur davon beschränkt, dass Burton das Sonnenlicht in den Augen schmerzte, wenn er längere Zeit in den Himmel starrte, obwohl er eine nahezu schwarze Sonnenbrille trug, die speziell für starkes Licht ausgelegt war.

      Mit einem Fernglas hätte man sicher die schroffen Felswände des über 3600 Meter hohen Mount Coman sehen können, aber Burton konzentrierte sich darauf, eine geeignete Stelle für die Landung des Hubschraubers zu finden.

      Das Eisschelf war hier, in der Nähe der ausgesuchten Stelle, fast zwei Meter dick, und könnte die Maschine sicher tragen, aber Julie wollte die Sensoren an den Abbruchkanten des Schelfs, zum Meer hin, anbringen. So konnten sie eine zusätzliche Sicherung in den felsigen Boden bohren, um die Station zu verankern. Sollte das Eisschelf dann abrechen, konnten sie die Station trotzdem wieder einsammeln. Zumindest war das der Plan.

      Julie zeigte mit ihrer Hand zu einem kleinen Eisberg, der etwa 20 Meter hoch aus dem Schelf herausragte, und ihnen einen gewissen Schutz vor dem Wind verschaffte, wenn auch das Wetter heute hochsommerlich war. Es gab keine Wolken, fast keinen Wind, und die Temperaturen lagen bei angenehmen 18° Grad Minus.

      Burton setzte den Heli auf, und es hörte sich an, als ob er auf Beton landete. Tatsächlich war durch den Wind, und die ständigen Minusgrade, der Schnee so hart wie Stein geworden. Das war der Grund, warum es hier am Südpol nur wenige Ausflüge mit Raupenfahrzeugen, oder gummibereiften Fahrzeugen, gab. Selbst bei den robusten Schneemobilen waren etliche Kufen gebrochen, wie Glas. Nur die regelmäßig befahrene Strecke, von der Station bis zur Küste, hatte so etwas wie eine Piste hervorgebracht, auf der man leidlich schnell fahren konnte.

      Kaum hatte der Helikopter aufgesetzt, sprang Julie hinaus, und ging in Richtung Abbruchkante des Gletschers, der das Eisschelf speiste.

      Burton ließ das Triebwerk auslaufen, und begann, den Bohrer und das Bohrgestänge, auszuladen. Sie hatten für heute nur eine Messstation dabei, da es unwahrscheinlich war, eine weitere an diesem Tag aufzubauen. Zudem verbrauchte der Helikopter mehr Kerosin, wenn sie unnötige Ausrüstungen spazieren flogen.

      Trotz der Minusgrade schwitzte Burton nach ein paar Minuten, und öffnete seine Polarjacke.

      „Vorsicht Burt, du holst dir noch eine Lungenentzündung.“

      Julie war wieder zurückgekommen, und packte nun selber Teile vom Equipment, und trug diese zur Abbruchkante.

      „Ich habe eine passende Stelle gefunden, wo wir bohren können, Burt. Wir laden die schweren Kisten auf den Schlitten, und ziehen gemeinsam. Warte, ich bin gleich wieder da.“

      Sie ging zu einer etwa 50 Meter entfernten Stelle, und markierte diese mit einer kleinen Fahne der Forschungsstation. So wusste jeder in der Antarktis, zu wem diese Ausrüstung gehörte.

      Sie luden die schweren Teile der Ausrüstung auf einen flachen Kunststoffschlitten, der selber fast nichts wog, aber aus hochfestem Material bestand, ohne viel Platz einzunehmen. Nach einer Stunde war das Material am Bohrloch, und Burton gönnte sich eine Zigarette.

      „Kein Wunder, dass du schnell aus der Puste bist, Burt. Du solltest das Rauchen aufgeben, abgesehen davon, dass es merkwürdig aussieht, wenn ein Polarforscher am Südpol steht, und vor sich hin qualmt.“

      Julie lachte, da Burton ein saures Gesicht zog, und sie sich darüber freute, ihn etwas aus der Reserve gelockt zu haben. Er kannte aber die Frotzeleien von Julie, und konterte geschickt.

      „Das muss am Schlafmangel von letzter Nacht liegen, da habe ich lange gearbeitet, während du im Bett gelegen hast.“

      Jetzt freute sich Burt über seine schlagfertige Antwort.

      „Touchè, mein Lieber, aber jetzt lass uns ein schönes Loch bohren, bevor du wieder auf dumme Gedanken kommst.“

      Die Glaziologin bemerkte ihr unfreiwilliges Wortspiel zu spät, und als Burton begann sich vor Lachen auszuschütten, konnte sie sich auch nicht mehr zurück halten.

      Es dauerte mehrere Stunden, bis sie den felsigen Untergrund erreicht hatten, um einen Anker in den Stein zu treiben. Danach befestigten sie ein Stahlseil daran, und verbanden es mit dem Standfuß der Messstation. Nach dieser ersten Etappe aßen sie zu Mittag, und tranken jeder einen Liter Tee, denn der Flüssigkeitsverlust in der Kälte war enorm, da die trockene Luft, den Körper regelrecht austrocknete. Sie benötigten zwei weitere Stunden, um die Station aufzubauen, und die Parameter der Messfühler zu bestimmen, sodass sie eine Nachricht per Funk bekamen, wenn die Messwerte außerhalb der Toleranz lagen. Burton sah auf seine Uhr, aber auch so hätte er gewusst wie spät es bereits war, da die Sonne sich schon wieder dem Horizont näherte.

      „Es ist nicht mehr viel Zeit, Julie. Nur noch zwei Stunden, dann geht die Sonne unter. Wir sollten uns so schnell wie möglich wieder auf den Rückweg machen.“

      „Mein lieber Burt, wir fliegen nur eineinhalb Stunden bis zur Basis. Wir sollten die halbe Stunde nutzen, findest du nicht?“

      Burton dachte kurz darüber nach, was sie vergessen haben könnten, bevor ihm das verschwörerische Lächeln von Julie auffiel.

      „OK, ich verstehe, aber ist es nicht ein bisschen zu kalt draußen?“

      „Sieh mal in den Heli, was ich noch eingepackt habe.“

      Burton ging zur Maschine, und zog einen großen Zweimannschlafsack aus der Notfallkiste im Ladeabteil.

      „Du weißt, dass der Platz für eine Notfallausrüstung vorgesehen ist, falls wir einen Defekt haben, und wir hier ausharren müssen, bis Hilfe kommt.“

      Julie ignorierte seine Hinweise, breitete den Schlafsack in der Sonne vor dem Hubschrauber aus, und begann sich auszuziehen.

      „Ich weiß ja nicht, wie du das siehst, Burt, aber nach all dem Löcher bohren, und so, halte ich das für einen Notfall, und ich möchte auch nicht warten bis Verstärkung kommt, oder hast du etwas Besseres vor?“

      Er stand eine Sekunde am Helikopter, und beobachtete seine Geliebte beim Ausziehen. Julie stand einen Moment nackt auf dem Schlafsack, und schlüpfte dann mit einer eleganten Bewegung hinein. Burton dachte kurz darüber nach, was für ein glücklicher Schweinehund er doch war, bevor er sich in Windeseile aus den Klamotten schälte, und zu ihr in den Schlafsack kroch.

      Als der Hubschrauber an der Basis landete, war die Sonne schon unter gegangen, und die Außenbeleuchtung des kleinen Hangars tauchte die Umgebung in helles Licht. Die Temperaturen waren bereits bei Minus 30° Grad, und zwei Techniker beeilten sich, den Helikopter so schnell wie möglich in den Hangar zu schieben.

      Auch die Bemerkungen der Bodencrew über die späte Arbeit am Hangar, konnten das Lächeln auf dem Gesicht der beiden Ausflügler nicht verdrängen.

      „Vielen Dank Jungs, dass ihr gleich hier draußen gewartet habt. Bitte kontrolliert gleich die Maschine, und macht sie