Alfred Broi

Genesis II


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den Einsatz des heißen Plasmas buchstäblich auseinander gerissen worden war, wölbte sich weiter nach innen und drückte sich durch die Wolken nach oben.

      Die ganze Aktion wurde weiterhin begleitet von diesem furchtbaren Kreischen. Es war fast so, als würde die Anomalie aus einem Metall bestehen, dass zusammengedrückt wurde.

      Dann entschwand sie aus den Augen der Menschen, da sie die Wolkendecke vollständig durchstoßen hatte. Lediglich das Kreischen deutete an, dass sie ihren Weg zurück in das Weltall weiter fortsetzte.

      Esha, Kabus, Biggs und auch Kaleena, die durch das Geräusch aufmerksam geworden war und sich neben Esha in die Kabinentür gezwängt hatte, starrten beinahe fassungslos auf das Schauspiel, das sich vor ihnen abspielte.

      „Sie ist weg!“ sagte Kaleena plötzlich.

      Esha schaute sie verwirrt an. „Ist das gut oder schlecht?“

      „Sie ziehen sich zurück!“ meinte Biggs und schaute zu Kabus. „Sie geben auf!“ Er blickte zu den beiden Frauen, die daraufhin unsicher lächelten.

      Kabus blieb zunächst noch stumm und wartete.

      Plötzlich erstarb das furchtbare Kreischen genauso unvermittelt, wie es begonnen hatte und eine unheimliche Stille entstand.

      „Rückzug ja!“ sagte Kabus mit einem Mal und schaute zu den drei anderen. „Aber aufgeben? Ich befürchte nicht!“

      „Und was passiert dann?“ fragte Esha unheilvoll.

      „Nun, sie haben zwei Mal versucht, uns mit derselben Taktik zu vernichten. Wenn ich sie wäre, würde ich jetzt etwas anderes machen!“

      „Und was?“ hauchte Esha, doch ihr Tonfall zeigte deutlich, dass sie die Antwort auf diese Frage nicht wirklich hören wollte.

      Kabus schaute ihr direkt ins Gesicht. „Etwas…Unerwartetes!“

      „Kann ich dich etwas fragen?“ Shamos war aufgestanden und zu Jorik gegangen, der noch immer mit geschlossenen Augen hinter dem Computerterminal saß.

      „Das kommt darauf an...!“ gab Jorik freudlos zurück, ohne seine Augen zu öffnen.

      „Keine Angst, ich verstehe deine Gedanken, die du im Moment hast!“ Shamos lehnte sich mit dem Rücken gegen den Tisch und stand so Jorik beinahe gegenüber. „Mir geht es um etwas anderes!“

      Jorik öffnete seine Augen und schaute Shamos ausdruckslos an.

      „Ich würde dich auch nicht stören, wenn ich es nicht für wichtig hielte!“

      Jorik atmete hörbar durch. „Worum geht es?“

      „Kannst du dich noch daran erinnern, als wir von Imrix geflüchtet sind?“

      Jorik nickte. „Kann ich!“

      „Wir sind mit der Amarula voraus geflogen und Kendig und Rimbo hatten ein Gefecht mit zwei feindlichen Jägern...!“

      Jorik nickte wieder. „Dann hatten auch wir einen Verfolger und konnten nichts anderes tun, als mit Höchstgeschwindigkeit zu flüchten!“

      Jetzt nickte Shamos. „In Richtung Meer! Genau! Kendig kam uns dann zwar zur Hilfe, aber er hätte uns nie rechtzeitig erreicht. Wir waren dem Feind eigentlich hilflos ausgeliefert!“

      Jorik schaute Shamos einen Moment musternd an, dann hellten sich seine Augen etwas auf. „Und warum leben wir dann noch?“

      „Weil...weil wir in diesem Moment die Küste hinter uns gelassen hatten und auf das offene Meer geflogen waren!“

      „Was hat das damit zu tun?“ fragte Jorik, als wüsste er selbst die Antwort schon darauf.

      Shamos schaute Jorik direkt in die Augen. „Der feindliche Jäger folgte uns nicht mehr, sondern flog eine enge Kurve. Dann gab er doch eine Rakete auf uns frei und drehte sofort nach dem Schuss wieder ab!“

      „Das klingt merkwürdig!“ meinte Jorik.

      Shamos nickte. „Er hätte uns problemlos schon beim ersten Anflug abschießen können. Aber er hat es nicht getan. Es war gerade so, als...!“

      „Als was?“

      „Als wäre er überrascht, dass sich das Meer vor ihm auftat und er nicht, so wie wir, dort hinaus fliegen wollte!“ Shamos schien sich irgendwie selbst unsicher zu sein.

      „Das klingt...albern!“ erwiderte Jorik, jedoch in einem sanften Tonlage.

      Shamos nickte. „Die Rakete war hinter uns her, insofern hatte er seinen Plan doch noch ausgeführt. Kendig konnte uns nur unter Einsatz seines Lebens retten. Als er dann im Meer eintauchte und ihr ihn dort herausgefischt habt, waren wir...wie weit weg von der Küste?“

      „Ich würde sagen…zwei Meilen!“

      „Zu weit für einen weiteren Abschuss?“

      „Wohl kaum!“

      „Die Amarula lag knapp über der Wasserlinie und war mit der Bergung von Kendig beschäftigt, bewegte sich also nicht. Und mit Rimbo hatten wir nur noch einen Begleitjäger!“

      „Richtig!“

      „Und es waren zwei feindliche Jäger direkt an der Küste, die uns zwangsläufig auf ihrem Radar haben mussten. Du selbst hast mich darauf aufmerksam gemacht!“

      Jorik nickte.

      „Dann erkläre mir bitte, warum diese Bastarde sonst jede sich bietende oder auch nicht bietende Gelegenheit nutzen, um uns rigoros zu bekämpfen, und uns in diesem absolut schwächsten Moment von allen in Ruhe gelassen haben?“ Shamos schaute ihn mit großen Augen fordernd an.

      Jorik hielt seinem Blick zunächst stand, dann flackerten seine Augen. „Ich weiß es nicht...!“ Er schüttelte den Kopf. „Sag du es mir!“

      „Ich bin ein Mann der Wissenschaft, Jorik, der zunächst nach logischen Gesichtspunkten vorgeht!“

      „Und was sagt dir die Logik!“

      „Wenn unser Feind in dieser Situation anders gehandelt hat, als sonst, dann war vielleicht auch etwas anders, als sonst!“

      „Und was sollte das gewesen sein?“ Wieder schien Jorik die Antwort darauf bereits zu kennen.

      „Das Meer!“

      Jorik schaute Shamos einen Moment ausdruckslos an, dann nickte er zustimmend. „Und woran denkst du?“

      „Was wäre, wenn unser Feind so etwas wie das Meer nicht kennt? Vielleicht sogar Wasser überhaupt! Vielleicht ist er unsicher, um was es sich dabei handelt. Vielleicht weiß er nicht, wie er damit umzugehen hat! Vielleicht kennt er es aber auch ganz genau und er hat Angst davor. Vielleicht...!“ Shamos schaute Jorik an und wartete, bis sein Freund auch ihn ansah. „...weiß er nämlich, dass diese Angst nicht unbegründet ist!“

      Jorik erwiderte nichts, schaute Shamos nur an und schien zu überlegen. „Und was jetzt?“

      „Ich weiß es nicht!“ Shamos schien zweifelnd und unsicher. „Aber ich denke, wir haben einen Ansatz!“

      ¤

      „Geben sie mir ein Bild der Anomalie!“ rief Vilo.

      Ein paar Sekunden später sah er auf dem großen Wandbildschirm den Himmel über Ara Bandiks im Licht der aufgehenden Sonne aus dem Blickwinkel einer am Boden installierten Kamera. Wie nicht anders zu erwarten, war natürlich keine Anomalie mehr zu sehen.

      „Nicht so!“ raunte Vilo sofort. „Nutzen sie den Satelliten!“

      Ein junger Offizier tippte hektisch in sein Display ein paar Befehle ein und noch bevor der Nuri richtig sauer werden konnte, hatte er die Verbindung hergestellt und das Bild der Anomalie aus dem Weltraum erschien.

      Noch immer war der riesige Hauptstrang, der sich durch zwei Galaxien