Alfred Broi

Genesis II


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sie rein!“ rief er Esha zu. „Sagen sie Kabus, er soll sich beeilen!“ Mit all seiner Kraft stemmte er den linken Torflügel so schnell er konnte auf.

      Esha nickte und zog Kaleena mit sich.

      Im Inneren der Scheune gab es sechs Flugzeuge, doch nur eines hatte die Triebwerke gezündet. Es war ein mittelgroßer Truppentransporter, der etwa zwei Dutzend Personen Platz bot. Er sah mit seiner eher eckigen Form etwas klobig aus und war wohl auch nicht für hohe Fluggeschwindigkeiten ausgelegt, aber er wirkte intakt und stabil. Die seitliche Einstiegsluke war geöffnet. Esha drückte Kaleena hinein und schob sich dann an ihr vorbei zum Cockpit. Malis und Liva, die ihr zunächst freundlich zugelächelt hatten, verstummten, als sie ihr ernstes Gesicht sahen.

      „Ah...!“ begrüßte sie Kabus im Cockpit. „...sind sie endlich fertig!“

      „Mehr als das!“ erwiderte Esha tonlos und setzte sich auf den Copilotensitz.

      Kabus erkannte an ihrem Tonfall, dass etwas nicht stimmte. „Was ist los?“

      „Sie sollten sich ein wenig beeilen!“

      „Warum?“ fragte er Böses ahnend und gab leichten Schub auf die Vertikaltriebwerke, sodass der Transporter sanft einige Zentimeter vom Boden abhob und er ihn herumdrehen konnte.

      „Wir haben Besuch bekommen!“

      „Besuch?“ Jetzt war er doch etwas überrascht. Der Transporter hatte sich mit dem Cockpit in Richtung Eingang gedreht. Kabus erkannte Biggs, wie er eigentlich viel zu hektisch und wild den zweiten Torflügel aufstemmte. „Wen?“ Sanft gab er Schub auf die Horizontaltriebwerke und der Transporter schob sich aus der Scheune.

      „Die Handlanger des Teufels!“ Esha deutete mit ihrem Arm auf die Anomalie, die sich zu ihrer vollen Größe ausgebreitet hatte und aus der immer wieder feindliche Jäger herausschossen und sich zu den anderen gesellten, die bereits dabei waren, den Stützpunkt und die angrenzende Stadt systematisch und erschreckend effektiv zu bombardieren. Es war nur noch eine Frage von Sekunden, bis sie sich auch in ihre Richtung bewegen würden.

      „Verdammter Mist!“ fluchte Kabus und schaute gebannt auf die Schlacht. Aus den Augenwinkeln beobachtete er dabei Biggs, der das Scheunentor gänzlich geöffnet hatte und zu ihnen rannte. Kabus hatte den Transporter dicht an ihn heran geschoben, sodass er nur wenige Schritte zu machen brauchte. Seine Augen waren noch immer auf das Schlachtfeld gerichtet und gerade in dem Moment, da Biggs sich in Bewegung setzte, hatten sich zwei Jäger aus ihrer Formation gelöst und rasten direkt auf sie zu.

      „Anschnallen!“ sagte er nur kurz und emotionslos und Esha beeilte sich damit. Über Lautsprecher hatten es auch Kaleena, Malis und Liva im hinteren Raum gehört und ließen sich ebenfalls nicht lange bitten.

      Kabus aber bewegte ihren Transporter keinen Millimeter von der Stelle, sein Blick war nur starr geradeaus auf den heran rauschenden Feind gerichtet.

      Esha neben ihm wurde zusehends nervöser, ihr Blick zuckte zwischen Kabus und den Jägern hin und her.

      Biggs hatte mittlerweile den Transporter erreicht und hechtete prustend in den Innenraum. Kaum war er dort auf dem Boden aufgekommen, wirbelte er blitzschnell herum und betätigte die Schließhydraulik. „Der alte Sack ist an Bord!“ rief er atemlos aus und ließ sich zurückfallen, um ausgestreckt auf dem Boden zu verschnaufen.

      Doch Kabus ließ ihm dazu absolut keine Zeit. Kaum hatte Biggs ihm das Okay zum Start gegeben, donnerte er den Schubhebel des Transporter bis zum Anschlag nach vorn, während er das Steuer zurückriss.

      Im selben Moment zuckte unterhalb der Flügel der feindlichen Jäger je ein kleiner, gleißender Blitz auf und zwei tödliche Raketen schossen auf sie zu.

      Zu diesem Zeitpunkt ruckte der Transporter durch die maximale Schubleistung nach vorn. Fast zeitgleich hob sich die Nase innerhalb eines Wimpernschlages senkrecht in die Höhe, nur um sofort weiter nach hinten über zu kippen.

      Esha und der Rest der Besatzung schrien aus Leibeskräften, weil irrsinnige Kräfte auf ihre Körper wirkten. Malis wurde ohnmächtig. Esha wurde schlagartig schwindelig, sie verlor augenblicklich die Orientierung.

      Biggs krallte sich mit all seiner Kraft an eine Sitzlehne, um nicht wie ein lebender Kegel durch das Flugzeug zu poltern.

      Kabus verzog ebenfalls sein Gesicht und unterdrückte einen Schrei. Auch auf ihn hatten derartig wilde Kräfte lange nicht mehr gewirkt. Doch es war die einzige Chance, hier lebend herauszukommen.

      Kabus ließ den Transporter über die Senkrechte hinweg kippen, dann rollte er das Flugzeug über den linken Flügel wieder in eine annähernd aufrechte Position und überflog mit Höchstgeschwindigkeit die Scheune in die andere Richtung. Kaum hatten sie sie hinter sich gelassen, donnerten die beiden Raketen in sie hinein und zerfetzten in einem gewaltigen Feuerball alles, was sich in ihr befand.

      Esha zuckte erschrocken zusammen, als der Explosionsdonner die Triebwerkgeräusche zu einem Flüstern verkommen ließ und wilde Flammen um sie herum schlugen.

      Kabus trieb den Transporter in die Tiefe, ließ ihn nur zwei Meter über dem Boden dahin rasen, machte sich jedoch keine Hoffnungen, den Feind irgendwie abgehängt haben zu können. Das schrille Piepen des Heckradars bestätigte seine Annahme, beide Jäger rauschten durch die schmutzige Flammenkugel der zerberstenden Scheune und hielten Kurs auf sie. Kabus riss den Transporter nach rechts in eine enge Kurve, um hinter einer weiteren Scheune erst einmal außer Sicht zu gelangen. Lange würde er dieses Versteckspiel aber nicht durchhalten.

      „Esha!“ rief er und schaute zu ihr herüber. „Esha!“

      Esha hatte sich in die Sitzlehnen gekrallt. Sie hörte Kabus Worte, doch sie hatte nicht das Gefühl, dass ihr Körper darauf reagieren würde.

      „Esha, sie müssen mir helfen!“ sagte Kabus erneut.

      „Ich...!“ Esha fand kaum Luft zum Atmen. „Ich kann nicht!“

      „Doch, sie können!“ widersprach Kabus entschieden. „Sie müssen! Ohne sie schaffe ich es nicht!“

      „Ich...!“ begann sie wieder, dann schluckte sie und drückte sich aufrechter in den Sitz. „Okay,...was soll ich tun?“

      „Sehen sie den roten Hebel rechts vor sich?“

      Esha erkannte ihn unter einer durchsichtigen Schutzkappe und nickte.

      „Entfernen sie die Schutzkappe und drücken ihn auf mein Kommando!“

      Esha nickte. „Das kriege ich hin!“ Sofort klappte sie die Schutzkappe nach oben.

      „Dann Achtung jetzt...!“ Kabus sondierte kurz das Gelände. „Auf mein Kommando!“ Rechts von ihnen konnte er eine weitere Scheune erkennen, deren Tore auf einer Seite ebenfalls geöffnet waren. Offensichtlich hatte Biggs dort an einer Maschine gearbeitet, bevor sie angekommen waren. Das würde ihre Chance sein – oder ihr aller Tod.

      Kabus flog eine enge Linkskurve, bis er den Transporter so gestellt hatte, dass er frontal auf diese Scheune zuflog. Dabei musste er einer weiteren Rakete ausweichen, die Gott sei Dank nur halbherzig gezielt schien und dicht neben ihnen einschlug.

      Kaum hatte Kabus den Transporter in eine aufrechte Position gebracht, verlangsamte er die Geschwindigkeit. Die beiden feindlichen Jäger rückten sehr schnell näher.

      „Kabus?“ Esha hatte bemerkt, dass sie langsamer wurden und wurde sofort sehr nervös.

      „Hebel umlegen!“ rief Kabus, ohne sie zu beachten. Seine Augen waren auf das Heckradar und die Scheune vor ihnen gerichtet.

      Esha tat, was ihr befohlen wurde und drückte den Hebel nach rechts. „Was genau tue ich hier eigentlich?“ fragte sie unsicher.

      „Sie lassen Treibstoff ab!“ erwiderte Kabus tonlos und trocken.

      „Aber...!“ Eshas Augen weiteten sich augenblicklich.

      „Keine Angst. Sie machen das prima!“ Kabus grinste kurz und stellte zufrieden fest, dass der Treibstoff aus den Tanks den Boden