Marian Freder

Sex Puppen mit Künstlicher Intelligenz Buch 1-5


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auf Honigpröpfchen und Zuckerschneckchen gekommen waren. Wahrscheinlich hatten sie sich im Internet schlau gemacht, jedenfalls schien ihr Repertoire nahezu unerschöpflich. Von Lurchi zu Lutscher bis zur historischen Ansprache Commandante, Mein Führer, Großer Steuermann, Heiliger Vater ... war alles möglich.

      Natürlich könnte er sie auch Bumsebiene, Dummdumm, Zauberhase oder Schmuddelmaus nennen. Die Zeiten, wo man Siri, Cortana, Alexa ... sagen musste, um erhört zu werden, waren glücklicherweise dahin.

      Vorsichtig befühlte er ihre Oberfläche. Schlösse er die Augen, würde er keinen Unterschied zu richtiger Haut feststellen. Er streichelte ihr Gesicht, spürte den Wangenknochen, beziehungsweise was die Techniker dort implantiert hatten.

      "Danke Andy, das fühlt sich herrlich an. Möchtest du mich ins Bett bringen? Oder soll ich mich erst umziehen?"

      Andreas war sich unklar, wie er antworten sollte. In der Verpackung befanden sich mehrere Kleider in ihrer Größe. Er hatte sich für Outfits entschieden, die jedem Straßenmädchen als Arbeitskleidung gefallen hätten. Dezente Klamotten erhielt er überall. Die durchsichtigen Oberteile und Miniröcke, die er ausgewählt hatte, führten nur Spezialboutiquen.

      Ahyoka rappelte sich auf, ihn zu umarmen. Schuldbewusst erinnerte er sich, sie wohl erst mal aufzuladen, um sie voll einsatzfähig zu machen. Er bewunderte ihre geschmeidigen Bewegungen, mit denen sie ihm folgte. Wüsste er es nicht besser, hätte er die Gestalt für aus Fleisch und Blut gehalten.

      Er zeigte ihr das Zimmer, in dem sie sich einrichten und den Kleiderpacken einräumen sollte. Nachdem er die Ladestation neben ihrer Liege installiert hatte, überließ er sie sich selbst.

      Er musste erst mal einen klaren Kopf bekommen. Über sie herfallen könnte er dann immer noch. Während er sich ein Glas Weißwein einschenkte, ging er in Gedanken erneut ihre Gebrauchsanweisung durch. Sie war im Großen und Ganzen pflegeleicht, sollte nur regelmäßig upgedated werden, insbesondere, wenn er Funktionen verändern wollte. Er hatte bewusst eine relativ autonome Freundin gewählt, die sich nicht nur selber warten, sondern auch leichte Aufgaben im Haushalt übernehmen konnte. Man hatte ihn darauf hingewiesen, dass Außenstehende nicht erkennen würden, eine Androide vor sich zu haben. Er solle daher einige Vorsichtsmaßnahmen treffen.

      Am gefährlichsten seien Hunde, die verwirrt ob ihres natürlichen Aussehens und des ungewohnten Geruchs, sie voraussichtlich ins Bein bissen. Zwar gab es Modelle, die sich wehrten, aber er hatte sich für eine günstigere Variante entschieden, die Einbrechern, Tieren oder eifersüchtigen Frauen keinen Widerstand entgegenzusetzen vermochte. Man versicherte ihm, dass er seine Partnerin selbstredend aufrüsten könne bis hin zur befähigten Martial Arts Kämpferin. Schmunzelnd dachte er an das Bemühen der Chinesen, von dem Roboter ständig als seiner Freundin zu sprechen. Selbst der Name der Firma schien so ausgesucht, dass übersetzt er wie Waisenhaus klang.

      Zahlreiche Amerikaner nahmen elternlose Jugendliche auf und ließen sich vom Staat dafür bezahlen, Waisenkinder aufzuziehen. Er hatte sich für die elektronische Ausführung entschieden. Der Vorteil war, dass er sie jederzeit abschalten konnte. Auch musste man sich nicht mit Behörden herumärgern, falls er mit dem Mädchen Sachen anstellte, die als nicht gesellschaftsfähig galten.

      Vertreter von Indianerorganisationen hatten mit Empörung feststellen müssen, dass gerade Rednecks indianische Roboter bestellten. Einzelne Stammeshäuptlinge versuchten, dies zu unterbinden. Aber es schien einfacher, das Design eines iPhones zu patentieren als die Gesichtszüge der Ureinwohner. Andreas ahnte, warum sich Amis Rothäute ins Haus holten, doch für ihn hatte vor allem der Preis den Ausschlag gegeben. Die asiatischen, speziell die chinesischen Mädels gab es zwar häufig im Sonderangebot. Rechnete man jedoch die Frachtkosten hinzu, war es günstiger, sich für eines der Modelle zu entscheiden, die in den Lagerhallen von Longbeach abrufbereit aufbewahrt wurden. Da weiße Männer Squaws bevorzugten, konnte leicht tausend Dollar sparen, wer keinen so exotischen Geschmack besaß.

      Er hätte eigentlich vermutet, dass dem amerikanischen Schönheitsideal eher Süd-Amerikanerinnen entsprachen, die regelmäßig die Miss World oder Universum Wahlen gewonnen hatten. Aber wahrscheinlich befanden sich noch Reste alter Siedlermentalität im Blut der Nachfahren.

      Zu Beginn des letzten Jahrhunderts trafen sich zuweilen Männer nach Kirche und Sonntagsbraten, Indianer zu jagen. Von ihren Vätern angewiesen, wussten sie, dass kein allzu großes Risiko einging, wer aus dem Hinterhalt ein paar Wilde abknallte. Rothäute hatten in der Vergangenheit den Vorfahren das Land streitig gemacht. Zwar stellten sie mittlerweile keine ernst zu nehmende Gefahr mehr da, trotzdem gab es noch zu viele. Eigentlich genügte es, war gängige Meinung, sie wie die Bisons in einigen Reservaten zu entsorgen. Man hatte den Ureinwohnern nie verziehen, Land und Lebensgrundlage nur höchst unfreiwillig, den selbst ernannten Herrenmenschen zu übereignen. Wer sich mit Federn schmückte und lieber in Einklang mit der Natur als weißen Eroberern leben wollte, gehörte wie die Bisons, die Rindern das Grass wegfraßen, ausgerottet. Indianer oder afrikanische Ureinwohner waren als billige Arbeitskräfte willkommen, wurden aber nicht als gleichberechtigte Menschen wahrgenommen.

      Später hatten dann selbst ernannte Milizen damit begonnen, Nachfahren der Indios umzubringen. Man jagte Mexikaner, die in den Südstaaten, dem so genannten Bible Belt, über die ehemals offene Grenze flüchtend, den amerikanischen Traum verwirklichen wollten. Aber natürlich kannten die Globalisierungsbestrebungen der weißen Rasse keine Grenzen.

      Andy hatte davon gelesen, dass in Kanada auch heute noch Indianermädchen getötet werden, die sich ihrem Schicksal widersetzten, als Kinderprostituierte Männern zu Gefallen zu sein. Da viele von ihnen zu den Ärmsten der Armen zählten, von zu Hause wegliefen, dem trostlosen Leben im Trailer Park zu entkommen, gerieten sie zur leichten Beute für Zuhälter - auch in den Vereinigten Staaten. Jahrzehntelang waren in einigen Gegenden Minnesotas indianische Mädchen weit überproportional unter denen vertreten, die ihren Körper verkaufen müssen.

      Behörden in Kanada gehen davon aus, dass über 500 Indianerinnen während der letzten Jahre verschwunden sind. Und in Mexiko gibt es Ortschaften, wo Hunderte von jungen Frauen Vergewaltigern zum Opfer fallen, um dann Wochen später tot und entstellt in der Wüste aufgefunden zu werden.

      Man praktizierte gegenüber Ureinwohnern und besonders deren weiblichen Angehörigen ein Verhalten, das nicht immer als in beiderseitigem Einvernehmen bezeichnet werden konnte. Aber hatte dieses Vorgehen nicht eine lange, wenn auch berüchtigte Tradition?

      Wie viel zivilisierter war es da doch, chinesischem Erfindergeist zu vertrauen und sich eine Gespielin zu besorgen, die weder Ansprüche stellen, noch sich wehren konnte.

      Eigentlich sollte man erwarten, dass der Antrieb für die mechanischen Gestalten aus Silikon Valley hätte kommen müssen. War nicht in den Siebzigerjahren ein schwunghafter Handel mit Kindern und Jugendlichen in Kalifornien organisiert worden, der von Päderasten bis hin nach Europa genutzt wurde. Kinderpornos und Snuff-Filme waren dann die letzten Ausläufer eines Geschäftsmodells gewesen, das heute in virtueller Realität eine neue Heimat gefunden hatte.

      Wie Mädchen ihre Puppen in die Ecke schleudern oder ihnen die Haare ausreißen konnten, so waren Androide Ersatzbefriedigung einer Klientel geworden, die unter dem Pflaster nach dem Strand suchte.

      Allerdings bezweifelte Andy, dass künstliche Frauen dem Ansinnen gewaltbereiter Männer Einhalt geböten, nicht auch lebendige Wesen als Sex-Sklavinnen zu unterjochen. Selbst die gottesfürchtigen ISIS Märtyrer ließen es sich nicht nehmen, außer den 72 in Aussicht gestellten virtuellen Jungfrauen, erst einmal jesidische Christenkinder zu vergewaltigen. Das Himmelreich war vielversprechend, aber ebenso paradiesisch konnte es sein, Menschen im Hier und Heute zu versklaven.

      Er würde einmal mit Ahyoka darüber sprechen, wie sie die Entwicklung männlichen Eroberungsgeistes einschätzte. Sie war als sehr eloquent angepriesen worden. Die Chinesen hatten zudem als kostenlose Dreingabe das Tausend-und-eine-Nacht Modul implantiert, das zum Geschichtenerzählen jederzeit abgerufen werden konnte. Auf einem Fragebogen durfte er ankreuzen, ob er lieber sadomasochistische Erzählungen hören wollte oder Science-Fiction, wo sich mehrarmige Kraken an gottesfürchtigen Nonnen vergingen. Er hatte sich damals darüber gewundert, welch abartige Sexualpraktiken im Angebot fernöstlicher