Dag Schuldig

Königin Orchidee


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höherer Luftfeuchtigkeit und mehr Taubildung gestalten würde, wäre das bald kein Problem, denn Feuchtigkeit und Kälte lassen Mauern zerbrechen.“ „Willst Du Dich mit den Menschen anlegen?“, fragte die Königin entsetzt. „Majestät, die Menschen wissen doch gar nichts von uns! Elfen sind für Menschen Märchenwesen! Das hatte mir meine Zofe schon beigebracht, als ich noch ein kleines Mädchen war.“, entgegnet die Prinzessin ihrer Tante. Missmutig löffelt die Königin dabei ihre Suppe. „Gerade die Politik der Duldung führte dazu, dass die Menschen immer mehr Raum beanspruchen. Doch können sie nicht überall sein und wenn wir auf unsere Stärken und Tugenden vertrauen, werden wir siegen.“, erklärt Orchidee kämpferisch und erntet großen Applaus.

      Abermals wird der Tisch abgeräumt. Zum Nachtisch wird ein Frucht-Eis serviert.

      Schweigend und sichtlich enttäuscht stochert die Königin in ihrem Eis. „Man merkt gleich, dass Du keine geborene Prinzessin bist. Du hast von Diplomatie keine Ahnung und glaubst die Dinge mit chicen Ideen, die das Volk begeistern, lösen zu können. Aber das lernst Du noch. Nur dann wird es zu spät sein, und auf unserer Aue steht so eine Scheußlichkeit! So ein Parkhaus!“, ereifert sich die Königin, „Oder so ein Supermarkt und zwischen den Blumen liegt der Plastikmüll!“ Entsetzen geht durch die Menge. „Kind, wir sehen uns dann auf dem Ball.“ Wortlos erhebt sich die Königin. Auch Orchidee erhebt sich und knickst höfisch, wie überhaupt jeder der Königin Ehre erweist.

      Nachdem die Königin gegangen ist, zerstreut sich die Menge. Gäste, die nicht im Palast leben schauen sich das Schloss an oder gehen in den Garten. Freudig kommt der Prinzessin Mutter auf ihre Tochter zugeeilt. „Orchidee, Du warst großartig!“ „Diese alte, vertrocknete Schachtel!“, schimpft die Prinzessin halblaut. Sanft lacht ihre Mutter auf. „Diese Schachtel, ist Deine Königin!“, ermahnt sie. „Och! Zum Glück nicht mehr lange! ‚…Vor allem möchte ich Dich bitten, nicht Tante zu mir zu sagen!’’’, äfft Orchidee die Königin nach, „Ab Morgenfrüh bekommt sie jeden Tag ‚Tante’ um die Ohren gehauen!“, nörgelt das Kind aufgebracht. „Hahaha! - Nein, das ist ungezogen! Die Königin hat ab Mitternacht einen neuen Titel. Und Du, sei so lieb, wirst sie als ‚Ehrwürdige Mutter’ anreden.“, ermahnt sie ihre Mutter amüsiert, doch auch nicht ohne Strenge. „Ehrwür… - Mama! Am liebsten würde ich sie an einer Kette neben meinem Thron platz haben lassen!“ Entrüstet flattert Prinzessin Orchidee mit ihren Flügelchen. Da muss die Mutter doch über ihre aufgebrachte Tochter lachen und nimmt sie liebevoll in die Arme.

      In der Zwischenzeit hat sich Mirala zu Belido gesellt und erzählt ihm vom Plan der Prinzessin, den Freiern Rätsel aufzugeben. Interessiert hört er zu. „Rätsel raten kann ich gut. Was sind das für welche?“ „Die Rätsel sind nicht einfach. 1. Frage: ‚Würdest Du Dich beklagen, dass Dich die Rose sticht?’; 2. Vor Dir erscheint 12-mal nebeneinander die Elfenkönigin, doch nur eine ist die Richtige! Und 3.: ‚Was ist das teuerste auf der Welt?’“ „Mehr nicht? Ich würde Orchidee unter Hundert Elfen erkennen! Das teuerste für Sie ist die Gesundheit von Flora und Fauna – und die wahre Liebe. Eine Rose ist wunderschön, da ist ein Bisschen Pieken schnell vergeben.“, erklärt Belido während Mirala ihn gänzlich zum Elfen schminkte. „Achja: Du sollst vor Aufregung husten! Und zwar so, wie die Prinzessin als sie vor paar Jahren schwer krank war.“ „Ah, das kann ich!“, freut sich Belido. „So! So gefällst Du mir!“, lobt sie schließlich ihr eigenes Werk, „Nun muss ich aber auch gleich los. Die Prinzessin wird bald da sein und ich muss sie ja zum Ball zurecht machen!“ Eilig macht sie sich auf den Weg.

      Verärgert geht sie in ihre Räume, wo Mirala bereits auf sie wartet um sie für das Bankett umzuziehen. Orchidee versucht sich zu beruhigen und sieht sich die heraus gelegte Kleidung an. „Das sieht ja alles hochoffiziell aus!“ „Das ist es auch! Heute Nachmittag ist der große Empfang. Prinzen werden später ihre Aufwartung machen – und einer…“ „Ja, ja, einen muss ich heiraten!“, mault Orchidee. „Hahaha, das wird nicht so schlimm, wie Du glaubst.“, lacht Mirala vergnügt, während sie die Prinzessin ankleidet. „Du erinnerst Dich an unseren Plan?“ „Ja!“, freut sich Orchidee erleichtert. „So, Süße, Du gehst nun da raus und schlägst diese Bande!“ „Ja, Mirala!“ Mit einem geheimen Handschlag – geheim, weil niemand davon erfahren darf - macht sich Prinzessin Orchidee in einem hinreißenden Blütenkleid auf den Weg in den Ballsaal. Mit jedem Schritt wurde sie leichtfüßiger und anmutiger. Als sie endlich die Tür zum Ballsaal erreicht, ist sie wieder eine Prinzessin voller Würde und Anmut und kein zorniger 16 jähriger Teenager mehr.

      Der Zeremonien-Meister öffnete die Tür und ruft „Prinzessin Orchidee von Nikolin!“ Mit einem Mal verstummt der ganze Ballsaal und beobachtet sie, wie sie leichtfüßig, fast schwerelos herein geschwebt kommt. Neugierig betritt die Prinzessin den Ballsaal und sieht sich die vielen Fremden an, die wiederum sie erwartungsvoll ansehen. Würdig begrüßt sie mit einer anmutigen Handbewegung die Gäste und Würdenträger. Sie schreitet auf den Thron zu und verbeugt sich ehrfürchtig vor der Königin, die den Gruß knapp erwidert. Neugierig nimmt Prinzessin Orchidee neben ihrer Mutter platz, als auch schon die Musik einsetzt. Nach einer alten Sitte, muss die Kronprinzessin mit allen jungen Männern tanzen. Es dauert auch nur einen kurzen Augenblick, bis ein hübscher junger Elfen-Mann seine Aufwartung macht. Schmunzelnd schaut sie ihre Mutter an, die ihre Tochter stumm ermutigt. Prinzessin Orchidee erwidert die Verbeugung des jungen Prinzen und nimmt sein Angebot zum Tanz an. So reiht sich ein Prinz an den Anderen, denn zu jeder neuen Musik tanzt sie mit einem anderen. Einer von ihnen sieht irgendwie merkwürdig aus, doch höflich übersieht sie sein lustiges Äußeres. Zweige und Blätter scheinen irgendwie an ihn angeklebt zu sein. Schmunzelnd schaut sie sich den Prinzen an. Die Blätter scheinen aus dem Schlossgarten zu stammen. Plötzlich hustet der Prinz. „Fehlt euch etwas, geschätzter Prinz?“ „Danke, edle Prinzessin, ich bin wohlauf. Ich bin nur so aufgeregt.“ Belustigt schaut sie sich den Prinzen mit verliebten Augen an, etwas verlegen und ruhelos antworteten seine Augen. „Euer Anblick ist so verwirrend. Eure Blätter im Haar, sehen aus, wie die aus unserem Garten.“, gesteht sie ihm verlegen. „Das liegt wohl daran, dass sie aus unserem Garten stammen, Liebes.“ Mit offenem Mund und leuchteten Augen sieht sie den Prinzen an, während ihre Lippen stumm seinen Namen aussprechen. Lächelnd gibt er ihr Zuversicht. Glücklich verliebt schaut sie während des restlichen Tanzes ihren Prinzen an.

      Die Musik verstummt und Prinzessin Orchidee nimmt wieder ihren Platz neben dem Thron ein und die Prinzen machten ihre Aufwartung.

      Ein junger, etwas pummeliger Mann verbeugt sich vornehm. Gelangweilt lächelt die Prinzessin ihn an. „Der Prinz von Pedolia“, verkündet der Zeremonien-Meister. „Ahhhh!!!“, raunt die Menge. Als nächster verbeugt sich ein langer, dünner Mann auf umständliche Weise. „Der Prinz von Amosen!“ Die Prinzessin kann sich das Lachen kaum verkneifen. Als nächster kommt einer, der schon einpaar Blätter hinter sich streut und das Gelächter auf seiner Seite hat. „Der Prinz von Silok!“ „SILOK? Wo ist Silok?“, fragen die Gäste. Dieser Mann ist hoch gewachsen und gut gebaut. Während er sich verbeugt, brechen einpaar kleine Zweiglein ab. Besorgt schaut sich die Prinzessin den unbekannten Prinzen an. „Also der kommt ja gar nicht in Frage!“, empört sich die Königin.

      „Ich freue mich über euer Erscheinen.“, begrüßt die Prinzessin die Prinzen, „so wie Ihr ausseht, könnte jeder König sein.“ Verärgert sieht die Königin zur Prinzessin herüber, die offensichtlich die Fremden verspottet und einen Krieg heraufbeschwört. „Doch wenn einer mein Gemahl werden möchte, muss er drei Rätsel lösen.“ „RÄTSEL??? Wieso bestimmt nicht die Königin den Gemahl?“, wundern sich die Gäste über die junge Prinzessin.

      „Die Rätsel sind nicht einfach.“, erhebt Prinzessin Orchidee ihre Stimme, „1. Frage: ‚Würdest Du Dich beklagen, dass Dich die Rose sticht?“ Der Prinz von Pedolia ergreift zuerst das Wort. „Königliche Hoheit, die Rosen sind nicht das Problem – wenn man aufpasst. Dann pieken auch nicht die grässlichen Dornen!“ „Rosen gibt es bei uns keine!“, töhnt der Prinz von Amosen, „Das hat den Vorteil, dass sich kein Elf die Kleidung zerreißt!“ Enttäuscht schaut die Prinzessin die Kandidaten an. „Was sagt ihr, Prinz von Silok?“ Entsetzt, dass dieser Fremde überhaupt gefragt wird, drehen sich die anderen Prinzen zu ihm um. „Nun Prinzessin“, beginnt der Prinz, „Ist es nicht wunderschön, dass