Petra Jaenicke

ENGELSCHAUER


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      Petra Jaenicke

      ENGELSCHAUER

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Unterwegs

       5. April, Parma, Altstadt

       6. April, Brescello, Dorfplatz

       7. April, Modena

       08. April, Bologna

       9. April, Bologna

       10. April, Faenza

       11. April, Forli

       13. April, Pesaro

       15. April, Urbino

       16. April, Chiesa di San Bernardino

       18. April, Sansepolcro

       20. April, Gubbio

       21. April, Perugia

       22. April, Perugia

       23. April, Assisi

       24. April, Foligno

       25. April, Todi

       27. April, Orvieto

       28. April, Rom

       29. April, Rom

       30. April, Rom

       01. Mai, Rom

       02. Mai, Grosseto

       03. Mai, Castelnuovo dell´Abate

       04. Mai, Siena

       04. Mai, Siena

       05. Mai, San Gimignano

       06. Mai, Florenz

       07. Mai, Florenz

       08. Mai, Mailand

       Lektion in Liebe

       Impressum neobooks

      Unterwegs

      Gerade noch „Ich weiß nicht, was ich will und schon gar nicht wohin“ denkend, spüre ich schon Energieschwünge, die mir ein „Du weißt es sehr wohl!“ um die Ohren hauen.

      Einfach alles Irrsinn. Deshalb beschließe ich, das Ganze möglichst locker und vor allem positiv zu sehen. Eine bessere Lösung sehe ich vorerst nicht. Wer würde mir schon glauben, wie der abendliche Spaziergang am Ende meines ersten Reisetages endete?

      Müde und in Gedanken durch die Altstadt von Parma schlendernd, die Straßen und Häuser um mich nicht wirklich wahrnehmend, höre ich, scheinbar aus den Wolken kommend, jemanden „Elisa, Elisa!“ rufen. Reglos stehe ich da, schaue mich um, warte mit klopfendem Herzen. Mich kennt hier niemand!

      Plötzlich kommt etwas wie ein Blitzlicht in mein Sein. Ich schließe geblendet die Augen, öffne sie beim nächsten Atemzug und stelle erstaunt fest, die Stadt vor mir zerfällt in Stücke. Wie Teile eines zerbrochenen Spiegels umschweben sie mich, und aus den Wolken regnet etwas hell Strahlendes direkt auf mich herab. Ich starre nach oben, halte die Luft an und kann gerade noch „geile Performance“ denken. Ein Engel, das ist mir merkwürdigerweise völlig klar, und mit dieser Feststellung fühle ich mich von den Ereignissen auch schon total überrumpelt. Schlagartig meiner ganzen Souveränität beraubt stehe ich da, staunend, erstarrt, völlig verschreckt. Instinktiv möchte ich nur noch schnell weg von hier! Alle Widerstandskraft mobilisierend, versuche ich davonzulaufen. Die in mir verborgene Sehnsucht nach Wundern bleibt dabei zwar auf der Strecke, aber es könnte ja noch schlimmer kommen, denn wer weiß schon genau, welche Auswirkungen solche Mysterien auf ungläubige Menschen haben. Am liebsten würde ich mich verhalten wie ein Boxer, der in Deckung geht: erst abtauchen und dann Rückzug antreten! Trotz des übermächtigen Fluchtgefühls bin ich unfähig, auch nur den kleinsten Schritt zu tun. Allein meine Gedanken rasen, ich selbst bin starr einer unsichtbaren Anziehungskraft ausgeliefert.

      Mittlerweile strampeln meine Füße gefühlt einen Meter über dem Pflaster. Ein dichter Vorhang aus durchscheinenden Trümmern der Stadt und ein glänzender Lichtregen umgeben mich. Ich schwebe darin wie ein Goldfisch in einer glitzernden Seifenblase. Direkt über mir, ganz nah, ein mich neugierig anblickendes Augenpaar. Unsere Blicke treffen sich, mir bleibt die Luft weg und das rasende Herz stehen, gleichzeitig zerplatzt die mich umgebende Blase. Auch der lichte Schleier ist verschwunden und gibt den Blick frei auf eine geflügelte Lichtgestalt, an einem Ort weit hinter unserem Kosmos. Der Engel und ich sind Dort und Hier, pendelnd gemeinsam schwebend zwischen den Weltenräumen. Liebe und Nähe umgeben uns, Gefühle, die mich trotz dieses überirdischen Augenblicks leider auch argwöhnisch werden lassen. Ein typischer Effekt, wenn mir jemand zu nahe kommt. Und gerade ist meine Haut extrem dünn. Emotional gesehen fühle ich mich schon seit Wochen wie eine bibbernde Nacktmaus. Der nächste Augenaufschlag des Engels weht diese störende Befindlichkeit zum Glück einfach weg, schenkt mir Sicherheit und Leichtigkeit. Ich komme langsam an, er dagegen scheint bereits allmählich zu verblassen.

      „Yes, you can! Vergiss das nie, Elisa!“, haucht das leuchtende Wesen, äußerst sanft, schon halb vergehend, noch in meine Richtung. Dann dreht plötzlich jemand den Ton ab und knipst das Licht aus. Augenblicklich ist der ganze