Mady Chambers

Wo du auch sein wirst


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morgen kann ich mich voll und ganz auf meine Geschichte konzentrieren.“

      Sie grinste breit.

      „Das ist doch super.“

      „Ach ja und dann war da wieder dieser bescheuerte Jeremy King.“

      Jannes Blick verklärte sich.

      „Mein schöner Jeremy. Hach, wie schade dass er nicht schwul ist. Ich würde ihn sofort heiraten.“

      „Ach du spinnst doch. Er ist ein Chauvinistisches Arschloch.“

      „Aber ein äußerst Schönes.“

      Jannes zwinkerte Feline zu.

      „Weil die Optik auch alles ist. Manchmal kann ich gar nicht glauben wie oberflächlich du bist.“

      „Ich bin nicht oberflächlich, ich mag einfach nur die schönen Dinge im Leben. Deshalb stehe ich ja auch auf Männer.“

      Er streckte ihr die Zunge raus und verschwand wieder hinter seiner Wand.

      „Pah.“ Sie wusste dass er das noch gehört hatte.

      Sie liebte diese Zankereien mit Jannes. Das war fast das Schönste an ihrem Job. Mit dem besten Freund zusammen zu arbeiten war unbezahlbar.

      Endlich konnte sie in ihren Bagel beißen und begann sofort mit der Fisch Story.

      Gegen 18:00 Uhr schaltete sie ihren PC aus, nahm ihre Tasche und machte sich auf den Heimweg. Jannes war schon seit einer Stunde weg, er hatte noch ein Date. An einem Montag, dachte Feline. Sie war viel zu müde um sich unter der Woche auf Dates einzulassen.

      Es war noch hell draußen. Es wurde endlich Frühling und die Tage wieder länger.

      Sie mochte den Sommer viel lieber als den Winter. Sie mochte eigentlich alles lieber als den Winter. Im Winter gab es Weihnachten und da sie keine Familie hatte, waren diese Tage nicht von Liebe, Geschenken und Familie geprägt.

      Jannes schleppte sie oft mit zu seiner Familie nach Kanada, aber sie wollte ihm nicht immer zur Last fallen und versuchte auch mal ein paar Feiertage alleine zu verbringen. Sie war schließlich kein Kind mehr.

      Obwohl Jannes Familie riesig und einfach nur großartig war. Sie haben Feline seit ihrem ersten Besuch mit offenen Armen aufgenommen und dort fühlte sie sich fast so, als hätte sie wirklich eine eigene Familie.

      Jannes Opa Vince sang immer polnische Lieder sobald er Feline sah. Sie hatten ihm zwar alle mehrfach erklärt, dass sie kein polnisch sprach und auch nicht von dort kam, aber es war ihm egal. Feline lernte extra für ihn sogar ein paar Brocken Polnisch. Fuhr sie mal nicht mit, sie wollte sich ja schließlich nicht immer an Jannes hängen, dann verkroch sie sich eigentlich nur und schaute alte Filme und ihre Lieblingsserien auf DVD, oder sie arbeitete. Das lenkte sie wenigstens ab.

      Nicht zu wissen wer die eigene Familie war und wo man hingehörte war nicht leicht. Es bestimmte im Grunde ihr ganzes Leben. Man fühlte sich nie wirklich dazugehörig.

      Sie musste sich eingestehen, dass der Artikel über die Ahnenforschung sie auch deshalb so reizte. Sie hatte zwar noch nicht konkret mit dem Gedanken gespielt ihre eigenen Ahnen zu erforschen, aber sobald sie es bei anderen getan hatte, war sie vielleicht schon in der Übung und wer weiß...

      Zurück in ihrer Wohnung versuchte sie sich einen Schlachtplan für die nächsten Tage zu Recht zu legen. Wo sollte sie anfangen?

      Wen zog sie als Zielperson in Betracht?

      Sie bestellte sich eine Pizza bei ihrem Stammitaliener. Mittlerweile erkannten sie sich schon an ihrer Nummer. Ein wenig schämte sie sich dafür, aber andererseits ersparte es ihr immer wieder zu sagen was sie wollte. Sie bestellte eh immer das Gleiche. Eine mittelgroße Pizza Margaritha.

      Das war auch die einzige Telefonnummer die sie auf der Schnellwahl hatte. Das Einspeichern hatte sie damals eine dreiviertel Stunde gekostet und für Jannes Nummer hatte sie dann keine Geduld mehr gehabt.

      Sie ließ sich schon mal Wasser in die Badewanne und goss sich ein Glas Wein ein.

      Die Pizza würde sicher noch eine Weile brauchen, da konnte sie auch noch in die Wanne gehen. Sie schnappte sich ihr Glas und ließ sich in das warme Wasser gleiten.

      Es gab kaum etwas Schöneres als in der Wanne zu liegen und Wein zu trinken, dachte sie sich.

      Ihr Telefon klingelte und sie hatte es in weiser Voraussicht an den Badewannenrand gelegt. Jannes hatte ein Date, also würde er mit 100%iger Sicherheit anrufen und ihr ganz detailliert berichten wie es gelaufen ist.

      „Kummerkasten-Hotline, hier ist Feline, wie kann ich Ihnen helfen?“

      „Haha du Spaßvogel.“, motzte Jannes.

      „Oh oh, das hört sich nicht nach einem gelungenen Date an.“ Feline versuchte mit dem Fuß den Hahn auszudrehen, langsam wurde es ihr doch zu heiß.

      „Er war ein Vollidiot, es ging ihm nur um das Eine.“

      „Und dir nicht?“

      „Mache ich etwa den Eindruck dass es mir nur um Sex geht?“

      „Ja.“ Feline schnaubte.

      Zumindest in 90 % der Fälle ging es ihm nur darum. Er sagte ständig, dass er nicht an etwas Festem interessiert war, er wollte seine Künste schließlich nicht an nur einen Mann verschwenden. Alle sollten die Chance haben in den Genuss zu kommen.

      „Ok, aber bei mir ist das auch was anderes.“

      „Achso, du meinst wenn du das so siehst, ist es ok, aber wenn jemand anderes das im Sinn hat, dann nicht?“

      „Genau.“

      „Also dann, so ein Arsch.“

      „Ach du verstehst mich immer so gut.“

      „Dafür bin ich doch da.“

      „Genug gequatscht, ich brauche jetzt meinen Schönheitsschlaf. Gute Nacht!“

      Zack. Aufgelegt.

      Er war echt ein Unikat, schmunzelte Feline.

      Sie schielte auf die Uhr im Bad und kämpfte sich aus der Wanne. Sie wollte dem Pizzaboten nicht unbedingt eingewickelt in einem Handtuch die Tür öffnen. Sie kannte ihn zwar schon beim Vornamen und wusste dass er und seine Frau Paula 3 Kinder hatten, aber ein paar Geheimnisse wollte sie sich doch bewahren.

      In dieser Nacht schlief sie nicht sonderlich gut, ihr eigener Artikel machte ihr ein wenig Kopfschmerzen, sie wusste noch nicht genau wie sie anfangen sollte und das ließ sie nicht in den Schlaf finden. Wenn etwas noch nicht genau geplant war und sie keinen richtigen Fahrplan hatte, machte sie das unruhig. Oft half es ihr, sich alles aufzuschreiben und dann daraus einen To-Do Liste zu entwickeln. Das wollte sie sich für morgen vornehmen, jetzt sollte sie wirklich schlafen. Aber auch die große Pizza war nicht gerade förderlich für einen gesunden Schlaf. Egal, dachte sie, das war es wert.

      Der Wecker schrillte trotzdem wieder gnadenlos. Jeden Morgen aufs Neue schwor sie sich, sich so einen Wecker zu kaufen, der den Sonnenaufgang simulierte und sie mit Vogelgezwitscher weckte. Aber davon wäre sie um 6:00 Uhr auch nicht wacher.

      Sie arbeitete ihre Morgen Routine ab und lief zu ihrem Lieblingsstand und zu Oliver.

      „Guten Morgen Schönheit“, rief er schon von weitem. Sie lächelte.

      Die Schlange der anstehenden Wartenden drehte sich nach ihr um, was ihr etwas unangenehm war. Zu ihrem Leidwesen erkannte sie ein bekanntes Gesicht in der Schlange.

      Jeremy.

      „Ich bin also nicht Ihr einziger Verehrer, wie ich sehe.“ Er schmunzelte und warf dabei einen Blick auf Oliver. Der Blick war ein kleines bisschen zu scharf, wie sie fand.

      Er zog die Augenbrauen hoch und schaffte es, sie so früh am Morgen schon wieder zu nerven.

      Blödmann, dachte Feline, verkniff sich aber es laut auszusprechen. Sie ignorierte ihn, schnappte sich