Michaela Leicht

Dezember - Adventsgeschichte


Скачать книгу

ihr Grinsen nicht zu einer Grimasse verkommen zu lassen. Als ob das ihre maßgeblichen Gedanken gewesen wären. Innerlich verdrehte sie die Augen. Ein kleines „Weiber“ durchkreuzte ihr Denken und ließ sie schmunzeln. Konnte sie nicht froh sein, nicht zu dieser Gattung zu gehören? Ein Hauch eines spöttischen Lächelns huscht über ihr Gesicht.

      „Nein – keine Angst, die Abrechnungen sind korrekt und fast alle durchgearbeitet. Ich wollte dich eigentlich, um einen anderen Gefallen bitten.“ Über den Schreibtisch hinweg schaute sie Sabine an.

      Jetzt war es an Sabine aufzuhorchen, kam näher an den Tisch. Neugierig blitzen ihre Augen auf. Die zurückhaltende Jessica hatte sie bisher noch nie um etwas gebeten.

      „Wie kann ich dir helfen?“ Neugierde und Spannung standen in ihrem puppengleichen Gesicht.

      „Du weißt, doch – ich habe bei dem Wichtellos Tanja gezogen. Aber ich habe nicht die blasseste Ahnung, was ich ihr in das Päckchen legen soll.“ Eine hilflose Geste begleitete diese Aussage.

      „Ach ...“, war da eine leichte Enttäuschung in ihrer Stimme und etwas davon auch in ihrer Mimik zu lesen? Eine wegwerfende Handbewegung ausführend, drehte sie sich um. „Wenn das alles ist.“ Damit ging sie zur Tür, „... reden wir doch nachher in der Kaffeepause darüber.“ Und sie war zur Tür hinaus in den großen Flur verschwunden.

      Jessica fühlte sich unvermittelt allein gelassen. Aus unerklärlichen Gründen wünschte sie sich, dass Sabine zurückkam, einen Kaffee in der Hand hielt und sie sich über das Thema Tanja unterhalten könnten. Oder jedes sonstige Problem.

      Kurz wollten die schwammigen Gedanken wieder von ihr Besitz ergreifen. Schnell konzentrierte sie sich auf ihre Arbeit und ließ alle anderen ablenkenden Überlegungen außen vor.

      3. Dezember – Luke

      Irgendwo in einer kleinen sehr ländlichen Stadt

      So wie es aussah, hatte sich seine Mutter nach ihrer etwas nervenaufreibenden Auseinandersetzung wieder beruhigt. Zumindest hatte sie ihn heute zum Brunch eingeladen. Im Stillen hoffte er, dass sie nicht dieselbe Angelegenheit ausdiskutieren wollte. Inständig wünschte er es sich.

      Nicht genug, dass er sich die letzten zwei Tage wirklich darüber Gedanken gemacht hätte. Natürlich möchte er sie glücklich sehen, ihr ihren wichtigsten großen Wunsch erfüllen. Hatte er moralisch denn überhaupt eine Chance, „nein“ zu sagen? Sein Großvater musste ihn auch noch auf ihre Angst aufmerksam machen – klasse, genau was er gebraucht hatte. Schuldgefühle setzten sich in ihm fest. Er konnte seinem Opa nichts vorwerfen.

      Über sein neustes Werkstück gebeugt führte er seine Werkzeuge sorgfältig über das Holz. Wie war es möglich, dass er nicht einmal auf den Plan blicken musste, das fertige Werk aber genau dem entsprach?

      Er liebte seine Arbeit. Seine Gedanken flogen dahin, frei wie die Vögel, die in den Kronen der Bäume genistet hatten, bevor sie in seine Werkstatt kamen.

      Wie ein Irrer versuchte er, auf eine Lösung zu kommen. Jegliche Szenarien stellte er sich vor. Sollte er ein Inserat aufgeben? Sollte er eine Agentur in Anspruch nehmen? Oder gar (er glaubte selbst nicht, dass er auf so eine Idee kam) eine Frau aus einem Katalog aussuchen?

      Gott – nein!

      Eigentlich wollte er mit diesen Ideen zu seiner Mutter gehen und sagen „Schau – wie weit du mich gebracht hast!“ Nur, als guter Sohn verwarf er augenblicklich dieses Vorgehen.

      Während er so dasaß und über eine Lösung des Problems grübelte, klingelte sein Handy. Er brauchte kurz, um zu orten, wo er es hingelegt hatte, schob den Deckel zur Seite und stöhnte kurz auf. Nicht das auch noch. Wenn er nicht den Button von Rot auf Grün schieben würde, bräuchte er nicht mit ihr zu sprechen. Nach einem weiteren Klingeln ergab er sich dem Handy. Auf seinem Stuhl sackte er in sich zusammen, hob seine Hand, fingerte nach dem Telefon und schob den Button auf Grün.

      „Schön, dass du auch mal an dein Handy gehst!“ Eine verschnupfte weibliche Stimme blaffte ihn an. Trotzdem konnte er ihr nicht böse sein.

      „Süße, hin und wieder arbeite ich – schließlich muss einer dieses Geschäft am Laufen halten!“ Sein brummiger gutmütiger Ton schien die weibliche Stimme am anderen Ende nicht zu beruhigen.

      „Warte – ich bedauere dich! Du armer großer Bruder, der allmächtige Arbeiter in deiner Firma .... Komm runter. Ich muss dringend mit dir reden!“ Nicht noch ein Weibsbild aus seiner Familie, dass ihn nicht in Ruhe lassen konnte. So lieb und gern er alle beide hatte - seine Mutter und seine Schwester - sie konnten ganz schön nerven.

      „Dann los! Ich bin ja jetzt am Telefon!“

      „Lieber würde ich mir dir persönlich reden ... Hast du nachher Zeit für mich?“

      „Tut mir leid Süße, unsere Mutter hat mich schon zu sich befohlen – zum zweiten Frühstück.“

      „Mist, ich habe nur heute Zeit!“

      „Dann doch jetzt!“

      „Orrh, na gut ... Du weißt doch von Franks Plan, Mutter zu Weihnachten so eine kleine Weltreise zu schenken?“

      Ja, er hatte von diesem Plan erfahren. Was er davon hielt, behielt er lieber für sich. Natürlich sollte es eine große Geste sein, aber ... er wusste ziemlich genau, seine Mutter ging sicherlich nicht auf ein Schiff, um sich übers Wasser schibbern zu lassen. Definitiv nicht.

      So schwieg er lieber und bestätigte ihr nur mit einem „Hmmmm“, dass er davon wusste.

      „Ja, ich weiß, nicht die brillanteste Idee. Deshalb wollte ich ja auch mit dir reden ... Ich versuche, ihn von diesem Vorhaben abzubringen. Dafür wollte ich deine Unterstützung. Ich habe ihm gesagt, du hättest so eine gigantische Idee, da wäre es doch toll, wenn wir uns bei dir einklinken ...“

      „Waaas?“ Vor Schreck ließ er beinahe das Handy fallen. „Wie kommst du denn auf so eine Idee?“ Schnell legte er sein Werkzeug zur Seite und wechselte das Telefon in die andere Hand.

      „Wie konntest du denn sowas sagen!“

      Statt der lauten, ihn anmotzenden Stimme hörte er jetzt eine kleine, fast weinerliche Frau am anderen Ende der Leitung.

      „Ich ....“, jetzt schluchzte sie tatsächlich.

      „Süße ...“, am liebsten hätte er sie in den Arm genommen. Ein kurzes Schniefen, dann ein Geräusch, wie wenn eine Nase geputzt würde. Dann noch ein Schniefen und ein tiefes Durchatmen.

      „Luke, ich weiß, es war dumm. Ich weiß aber wie Mutter tickt. Und eine Weltreise auf dem Wasser. Ich bitte dich, als wenn du nicht das Gleiche denken würdest. Deshalb musste ich mir etwas einfallen lassen. Besänftigt bekomme ich ihn schon. Jetzt steht aber deine Big-Überraschung ins Haus. Es tut mir leid ...“, ein weiteres Mal musste er feststellen, dass die Diagnose nicht nur sein Leben beeinflusst. Auch seine süße kleine Schwester hatte Angst.

      „Du ... ich lass mir etwas einfallen – versprochen!“ Wie sollte er sie auch hängen lassen? Seine kleine Schwester.

      Er hörte wie sie am anderen Ende leicht verlegen und erleichtert lachte. „Ich weiß noch nicht, wie ich das wieder gut machen kann! Hab dich lieb Großer!“

      Luke konnte nicht anders.

      „Hab dich lieb Süße!“

      Gleich darauf wurde die Verbindung unterbrochen. Seine Schwester hatte aufgelegt.

      Ungläubig und noch immer leicht verwirrt starrte er auf den dunklen Bildschirm. Worauf hatte er sich da gerade eingelassen.

      Fast hatte er das Telefon schon aus der Hand gelegt, da leuchtete das Display erneut auf.

      Doch dieses Mal überlegte er nicht lange und schon den Butten auf Annehmen.

      „Das ist doch mal eine schöne Überraschung!“ Ehrlich erfreut nahm er das Gespräch an.

      „Sei