André Vladimir Heiz

Der falsche Ton


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Ladenbesitzer, Angestellte und Beamte – nehmen es gelassen zur Kenntnis, ohne darauf einzugehen. Vielmehr nicken sie zustimmend, damit Igor schneller zu einem Ende seiner Ausführungen kommt.

      Ja, Igor. Das Schrittmaß betont männlich, obwohl er leicht hinkt, so muss man ihn ankommen sehen, in seinem langen, schwarzen Mantel, den breitrandigen Hut auf dem Kopf, wenn er mit einem großen Korb frischer Pilze von einer Tageswanderung zurückkehrt. Er hat eine feine Nase und eine glückliche Hand. Stolz zeigt er auf seine reiche Ausbeute und verschenkt sie. Zur Hölle, meint Anna, von dort hat er seine Pilze her, der verdammte Lügner.

      Von wegen Lügen, Igor winkt entschieden ab. Wenn jemand ein notorischer Lügner ist, dann der Erfinder der Wahrheit. Schon Gorgias hat den blauen Schwindel aufgedeckt. Schau doch selber nach, klärt er Ruth auf, jedes Mal wenn du eine Geschichte erzählst, kommt es anders heraus. Es hängt nicht nur von der Tageszeit, vom Lichteinfall oder von deiner persönlichen Gestimmtheit ab, immer richtest du dich an ein Gegenüber. Du redest den anderen nach den Augen, auch wenn du zu dir selber sprichst. Beim einen lässt du etwas weg, beim Nächsten nimmt eine Einzelheit eine ganz besondere Bedeutung an. Und wenn es erst um die Liebe und eine Erklärung geht, sind ja bekanntlich tausend und eine Nacht nicht lang genug. Meinst du etwa gesagt zu haben, wie es tatsächlich ist?

      Es habe ihm nie eingeleuchtet, fasst nun Igor seine Seltsamkeiten zusammen, dass jemand überhaupt auf den Gedanken kommen könne, die Geschichte als solche für sich in Anspruch zu nehmen, denn was an unscheinbaren Besonderheiten und unbeschreiblichen Einzelfällen weggelassen werde, um aufs Ganze zu gehen, sei ja unerhört, besonders wenn einer – Feuer und Flamme – Heil und Erlösung verspreche. Er wendet sich wieder Ruth zu. Stell dir nur vor, wir würden alle auf unsere eigene Weise die Bar hier beschreiben – von wegen Wahrheit!

      „Es liegt an dir“...

      Ja nicht zu großes Interesse bekunden, in diesem entscheidenden Augenblick. Keine Anzeichen von Neugier verraten, keine Stellung beziehen. Keine Anteilnahme vorspielen und dich auf keinen Fall um den Finger wickeln lassen. Schlicht und einfach zurücklehnen, auf Zusehen hin, die hehren Anflüge und die viel versprechenden Ansätze über dich ergehen und die andern machen lassen.

      Keine Miene verziehen, die Gesichtszüge aus einem Guss, die Stirne aufgeklärt, die Augenbrauen ebenmäßig verhalten, die Nasenflügel unaufgebläht, die Mundwinkel bedeutungslos entspannt, keine Blöße, um Gottes Willen, keine Blässe, aber auch keine Röte, die den Fehlschluss eingestandener Begeisterung zuließe. Seelenruhig unauffällig in die versammelte Runde schauen und das Ganze fürs erste zur Kenntnis nehmen, ohne jeden Kommentar.

      Kein voreiliges Wort jetzt. Auf jede Andeutung, Anregung oder gar Ermunterung verzichten, sonst fällt alles auf dich zurück. Das kennst du doch, in Nu wird der Beschluss gefasst, deine Freiwilligkeit an ihrem spontanen Ausdruck dankbar ertappt, und der ganze Stapel wird dir zugeschoben, mit einer eleganten Bewegung der Hand, hurtig über den Tisch, ausgerechnet dir zu. Das ist unter allen Umständen zu vermeiden. Ein etwas tieferer Atemzug, ein verdächtiges Räuspern können schon das auslösende Moment sein, von einem Lächeln ganz zu schweigen. Und du bist dran. Das Licht fällt auf dich, ein einladender Wink folgt auf der Stelle, und du hast das Nachsehen. Verdammt, selber Schuld!

      Macht euren Mist doch alleine – schon zu spät! Die verwirrenden Unterlagen liegen auf deinem Tisch und rufen nach Bearbeitung. Die ganze Aufmerksamkeit ist voller Erwartungen bereits auf dich gerichtet, und Eile ist angesagt. Herzlichen Dank, ein Opfer ist gefunden. Alle Augen leuchten in der plötzlichen Vergewisserung auf, dass du die Sache an die Hand nimmst. Und jetzt schlägt der Präsident wahrscheinlich erleichtert vor, eine Runde auszugeben, Tipptopp, die Bar liegt gleich um die Ecke.

      „Schwamm drüber, morgen ist auch ein Tag“...

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