MC Cougar

Das Spiel


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was einfallen!“

      Ein paar Tage später wurde Mary morgens unsanft durch ihr unverschämt laut klingelndes Handy aus ihren Träumen gerissen. Verschlafen griff sie nach dem Telefon.

      „Ja? Hallo.“

      Es war ihr Lektor, der sie freudig begrüßte und irgendetwas von ihrer unleserlichen Sauklaue und dem nicht verständlichen Kauderwelsch faselte, das er schon kläglich vermisst hatte. Sie war seine einzige Autorin, die noch alles mit der Hand schrieb, weil angeblich der Computer zu langsam war um ihre Gedankensprünge damit ordentlich wiedergeben zu können.

      Natürlich war das vollkommener Quatsch. Sie konnte einfach nicht schnell genug tippen!

      Außerdem hatte sie ja ihn. Und Mary wusste, er würde alles wieder ausbügeln. Dafür war sie ihm auch sehr dankbar und erwies ihm hier und da einen kleinen Gefallen! So wie jetzt.

      Er bat sie, zusammen mit ihm und Humphrey Goles zu Mittag zu essen. Goles war ein großer Fan von Marys Geschichten und besaß all ihre Bücher. Sein großes Vermögen hatte er im Kunst- und Antiquitätenhandel gemacht.

      ‚Oh Gott’ dachte Mary, ‚über Kunst kann ich mich weiß Gott nicht unterhalten. Wie langweilig. Und alte Möbel mag ich auch nicht, wer weiß, wer die schon alles befingert hatte!’

      Zögernd willigte sie ein. „Na gut Tom. Ich will nur hoffen, dass mich dieser Kerl nicht angrabscht, so wie der letzte, den du angeschleppt hast.“

      „Nein, da kannst du sicher sein. Schreibst du schon an einem neuen Buch? Die Welt wartet auf dich.“

      „Ja, ich habe schon angefangen. Aber lass mich das später erzählen. Ich muss erst einmal wach werden.“

      „Okay, wir sehen uns dann oben im Harrods. Humphrey hat einen Tisch im Georgian Restaurant reserviert. Er liebt es.“

      „Alles klar, bis später.“

      Sie legte auf und ging in die Küche um endlich zu ihrem geliebten, und mittlerweile auch bitter notwendigen Kaffee zu kommen.

      Harrods zählt zu den wohl berühmtesten, größten und exklusivsten Warenhäusern der Welt. Momentan in arabischem Besitz findet man dort so gut wie alles was das Herz begehrt. Mode der exklusivsten Hersteller, Accessoires, Wohnkultur, Spielwaren und vieles mehr. Aber das absolut spektakulärste sind die Food Halls im Erdgeschoss. Jedes europäische Spitzenrestaurant würde sich die Finger lecken nach so einer exquisiten Auswahl von frischen Lebensmitteln. Einige Abteilungen haben sogar Esstheken, an denen die Speisen sozusagen „fangfrisch“ zubereitet werden. Begleitet von dem einen oder anderen Gläschen Chardonney lassen sich hier ganz locker ein paar Stunden kulinarischen Hochgenusses verbringen.

      Das Georgian Restaurant, indem sich Mary mit Tom und Humphrey treffen sollte, lag im vierten Obergeschoss und bot von der Terrasse einen fantastischen Blick über die Dächer von Kensington.

       London ist wirklich eine sehr weltoffene, verrückte Stadt und jederzeit eine Reise wert, ich liebe sie! Letztes Jahr war diese Weltstadt an der Themse im Südosten Englands wochenlang in aller Munde. Die Queen feierte ihr 60 jähriges Thronjubiläum und im Sommer fanden die Olympischen Spiele und die Paralympics statt. Die Eröffnungsfeiern fand ich spektakulär, wie alles, was die Engländer in die Hand nehmen. Die großzügige Gastfreundschaft und die Herzlichkeit dieses Inselvolkes wurde von allen Teilnehmern und Gästen der Spiele aufs Höchste gelobt.

      Ich muss unbedingt noch loswerden, dass ich den augenblicklichen Bürgermeister Boris Johnson echt cool finde. „Westminsters liebenswertester Clown" hat so das gewisse Etwas!

      Nachdem Mary den ganzen Vormittag über alles Lästige wie Wäsche waschen, aufräumen, einkaufen und all den anderen stupiden Mist erledigt hatte, machte sie sich auf den Weg zum Harrods. Sie ging zu Fuß, weil sie noch genügend Zeit hatte und die Luft ihr gut tun würde.

      Vorbei am Picadilly Circus lief sie die Regent Street zum St. James Park hinunter, weiter über The Mall am Buckingham Palace vorbei bis sie an der Hyde Park Corner angelangt war. Dort stieg sie in die Underground, fuhr das kurze Stück zur Knightsbridge Station und ging den Rest zu Fuß die Brompton Road entlang bis sie die heiligen Hallen des ehemaligen Hoflieferanten Harrods betrat.

      Mary war als erste im Restaurant, was sie etwas verwunderte, da es schon ein paar Minuten nach 12 Uhr war. Und Männer sind ja schließlich viel pünktlicher als Frauen!

      Sie nahm an dem in einer windgeschützten, sonnigen Ecke stehenden, reservierten Tisch Platz und bestellte sich mutig einen trockenen Weißwein.

      Tom tauchte circa 10 Minuten später auf, einen kleinen, rundlichen Mann mit Nerdbrille im Schlepptau, der keuchend, leicht transpirierend hinter Tom her hechtete. Der begrüßte Mary herzlich und konnte sich ein paar außerordentlich charmante Bemerkungen über ihre Schrammen und Wehwehchen im Gesicht, die sie sich in Finnland zugezogen hatte, nicht unterdrücken.

      Humphrey Goles kam aufgeregt auf Mary zugewackelt und umarmte die Überraschte, die so gar nicht wusste wie ihr geschah.

      Bei einem ausgezeichneten französischen Sauvignon Blanc, begleitet von einem gegrillten Schollenfilet mit Butterkartoffeln erzählte Mary den beiden von ihren Erlebnissen in Finnland. Be erwähnte sie natürlich mit keiner Silbe. Ihr Privatleben ging niemanden etwas an.

      Humphrey war derart von Marys Ausführungen gefangen, dass seine Augen förmlich an ihren Lippen klebten.

      „Mary, geben sie mir doch bitte die Ehre, mich heute Nachmittag zu einer Hausbesichtigung zu begleiten“, sagte er zwischen einem Stück Scholle und einem Schluck Sauvignon, „ich habe von einem Makler den Schlüssel zu einem Haus in der Bond Street bekommen. Es ist zwar alt und ein wenig verfallen, aber ich möchte es gerne restaurieren. Bei ihrer Fantasie könnten sie mir doch ein paar Anregungen geben, oder?“

      Humphrey biss sich vor lauter Nervosität in die Zunge und jammerte wie ein kleiner Junge vor sich hin. Mary sah Tom an und verdrehte die Augen, was Tom ein verstecktes Grinsen entlockte.

      „Humphrey, trinken sie noch einen Schluck Wein, der kühlt und hemmt den Schmerz ein wenig“, riet sie ihm.

      „Ohje, ohje, tut das weh. Ist ja nicht zum Aushalten“, memmte Humphrey unbeeindruckt weiter.

      „Möchten sie vielleicht ein Eis zum Dessert? Das wird ihre Schmerzen mit Sicherheit in den Griff bekommen.“

      „Oh ja, bitte! ... Und sie müssen mich begleiten!“

      „Na gut. Ihnen zu Liebe. Wann können wir das Haus besichtigen?“

      „Gleich jetzt im Anschluss.“

      „Gut, abgemacht. Aber nur wenn wir zu Fuß gehen. Ist eine halbe Stunde und das Wetter ist heute so schön.“

      „Wenn es unbedingt sein muss“, stöhnte Goles, „aber erst nach dem Dessert!“

      Humphrey verspeiste mit großem Genuss einen Strawberry Cake mit Eiscreme aus weißer Schokolade und machte sich danach notgedrungen per pedes auf den Weg zur Bond Street.

      Ja, die Londoner Bond Street – das selbst ernannte Mekka der Shopaholics. Es gibt nahezu keinen bekannten Markenhersteller, der etwas auf sich hält, der hier keinen eigenen Store betreibt. Sei es Mode, Schmuck oder von Hand gefertigte Schuhe – alle sind sie hier.

      Das ungleiche Trio kam nur sehr schleppend voran, da Mr Goles sich in jeder erscheinenden Schaufensterscheibe peinlichst genau betrachten musste und immer irgendetwas an seiner Kleidung zurecht zupfte.

      Aber endlich waren sie an einem sehr alten, baufälligen Gebäude angekommen und Humphrey verkündete stolz, dass dies das Objekt der Begierde sei.

      „Sie wollen allen Ernstes mit mir da hinein?“ fragte Mary skeptisch, „sieht nicht sehr einladend aus.“

      „Ach was, wird uns schon nichts passieren. Zudem freue ich mich auf ein kleines Abenteuer mit ihnen.“

      Er schritt jovial die Treppen zum Eingang hinauf und wollte weltmännisch