MC Cougar

Das Spiel


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hartem Akzent. Dem Anschein nach stammten sie aus Osteuropa oder vom arabischen Golf.

      Instinktiv steckte Mary ihr Handy in den Stiefelschaft, die kleine Ausbeulung würde schon keinem auffallen.

       In jeder größeren Stadt dieser Erde finden tagtäglich irgendwelche Waffengeschäfte, Menschenhandel und vieles mehr statt, ohne dass wir Normalos das mitbekommen. Das ist so und wird auch immer so sein. Leider!

       Mir ist auch mal etwas sehr seltsames passiert. Ich war mit einer Freundin in Strasbourg (Elsass, Frankreich) und stand mit ihrer kleinen Tochter vor einem Schaufenster. Da kam ein kleiner, windiger Franzose auf uns zu gerannt und wollte sich das kleine Mädchen schnappen. So wie ich sein französisch verstanden habe, erzählte er irgendwas von seine Tochter suchen oder so. Aber hört mal, jeder wird doch in der Lage sein, sein eigenes Kind zu erkennen. Jedenfalls habe ich die Kleine nicht mehr losgelassen, bis die Luft wieder rein war. Höchst sonderbar, nicht?

      Die Männer hatten riesige Lampen dabei, die den ganzen Raum erhellten. Sie schauten umher und wunderten sich über den Zustand des Hauses, welches sie anscheinend von ihrem letzten Besuch anders in Erinnerung hatten.

      Einer von ihnen entdeckte jetzt die geöffnete Kiste und schlug Alarm.

      ‚Gleich bemerken sie uns’ da machte sich Mary nichts vor, ‚sobald sie die Truhen entfernen, sehen sie uns, und dann ... ? Ich hätte doch eine Einzelkämpfer-Ausbildung machen sollen, verflixt.’

      Neben ihr schlotterte Goles am ganzen Körper, für sein zartes Seelchen war das überhaupt nichts. Er gehörte eher in die Abteilung Smalltalk, Champagner mit Erdbeeren und Kaviarschnittchen.

      Die Herren in schwarz wurden zusehends unruhiger und schwärmten aus, die anderen Zimmer zu durchsuchen. Einer dieser netten Menschen, vermutlich ihr Anführer, blieb zurück und führte ein lautes, aufgebrachtes Telefonat in einer nicht zu erkennenden Sprache. Eine breit geschwollene Ader trat auf seiner Stirn hervor und zuckte, was ihn optisch um Jahre altern ließ. Mary hielt Humphreys Hand fest umklammert um ihn zu beruhigen und dass er nicht laut losheulte. Er schwitzte wie ein Schwein vor lauter Angst.

       Warum sagt man das eigentlich? Können Schweine überhaupt schwitzen? Angst ist doch nur ein unkontrollierbares Gefühl in einer bestimmten Situation, von der man nicht weiß, wie sie ausgeht. Man kann Angst auch mit verliebt sein vergleichen. Der Puls geht schneller, das Adrenalin bringt einen zum Kochen und ein flaues Gefühl befällt die Magengegend. Das ist bei positiven wie bei negativen Ereignissen absolut das gleiche.

       Angenommen, man begegnet einer fremden Person auf der Straße und fühlt sich aus irgendeinem Grund mit ihr verbunden, Schmetterlinge im Bauch oder was auch immer. Aber genauso könnte dieses Gefühl auch Angst bedeuten! Angst vor einer fremden Person. Alles an dieser Person ist NEU! Die Gedanken, der Körper, das Umfeld, und genau das macht es so spannend. Die Empfindung ist die gleiche wie in einer schwierigen Situation.

       Ich nehme an, dass genau aus diesem Grund so viele Ehen in die Brüche gehen. Im Laufe der Zeit kennt man einander in- und auswendig, es wird langweilig und der Reiz fehlt.

       Würde jetzt eine dieser Personen sagen, er sei ein ganz anderer als der, den er vorgibt zu sein, vielleicht ganz lapidar sogar ein Spion – kämen da nicht wieder diese Gefühle empor, die schon seit langer Zeit vermisst waren? Ich denke schon! Man kann sich sehr gut selbst manipulieren, da bin ich mir sicher.

       So, falls das jetzt jemand nicht verstanden haben sollte. Hier eine kurze Zusammenfassung:

       Angst ist ein fremdes Gefühl

       Liebe ist ein fremdes Gefühl

       Angst empfinden wir als negativ

       Liebe empfinden wir als positiv

       Beides ist aber von den Körpersignalen das absolut gleiche.

      Der Mann griff sich an die Nase und sog die Luft tief ein. Er roch etwas, was nicht hierher passte. Ganz still stand er da und hörte in den Raum. Langsam atmete er ein, wie ein Spürhund, der gerade eine Fährte aufnahm.

      Es war gespenstig still und Humphrey sabberte auf Marys Hand. Jeden Moment konnte er schreiend wegrennen, obwohl er wusste, dass er keine Chance hatte. Mary drückte immer stärker seine Hand, sie konnte seine Anspannung spüren.

      Der erste der Ausgeschwärmten kehrte zurück und schüttelte grimmig den Kopf. Der Anführer mit der dicken Ader auf der Stirn, nennen wir ihn Aderman, schnippte mit den Fingern und gab ihm ein Zeichen, das Zimmer zu durchsuchen. Er griff in seine Tasche und zog eine Pistole heraus. Eine Beretta Px4 Storm, Kaliber 9 mm Luger mit 17-Schuss Magazin. Eine leichte Handfeuerwaffe, die auch gerne in Spionageabwehr- und Personenschutzkreisen benutzt wird.

      Der Mann sah jetzt Mary und Humphrey hinter der Kiste kauern, riss sie unsanft hoch und schubste sie zu Aderman, der sich grinsend vor Mary postierte und ihren Duft einsog.

      „Ich wusste es doch. So gut roch es in diesem Loch noch nie. Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack.“ Er sah zu Humphrey und verzog das Gesicht. „Aber er hier, ist das ihr Ernst?“

      „Hören sie, wer auch immer sie sind, ich möchte ihnen danken, dass sie uns hier gefunden haben. Mein Kunde und ich haben uns dieses Haus angesehen, da er es gerne kaufen möchte. Aber hier ist alles baufällig und wir sind durch den Boden gekracht. Gott sei Dank sind sie aufgetaucht. Alleine wären wir niemals hier heraus gekommen. Also nochmals vielen Dank – Humphrey, kommen sie, wir gehen. Ich denke sie haben kein Interesse mehr an dieser Bruchbude, oder?“

      Aderman klatschte beeindruckt in die Hände und nickte anerkennend. „Kein schlechter Auftritt, meine Liebe. Bringt nur leider nichts. Aber du gefällst mir. Vielleicht können wir uns ja arrangieren? Aber jetzt muss ich mich zuerst um diesen Heini hier kümmern.“

      Abfällig musterte er Humphrey. „Du bist nur Ballast für uns. Dich sollten wir sofort entsorgen.“

      „Ich habe Geld. Viel Geld!“ jammerte Humphrey, „nennen sie mir eine Summe, wenn ich tot bin, kann ich es sowieso nicht mehr ausgeben.“

      „Das überlege ich mir noch. Wir nehmen sie fürs erste doch mit. Jungs, packt alles ein samt den beiden hier und dann verschwinden wir.“

      Die Männer, die mittlerweile von ihren Erkundungsgängen zurück gekehrt waren, nahmen die Kisten auf und verluden sie in einen schwarzen Chevy Suburban mit abgedunkelten Scheiben. Mary und Humphrey stopften sie hinter die Rückbank in den Laderaum. Dicht aneinander gepresst lagen sie in der „Löffelchen“ – Stellung auf dem harten Boden.

      „Humphrey, sie wissen schon, dass sie gerade meine Brust in der Hand halten.“

      „Ja, ja Schätzchen, aber ich brauche jetzt unbedingt ein bisschen Muttergefühl.“

      „Wo ist denn ihre Flöte? Ist die nicht besser geeignet?“

      „Püppchen, ich glaube, mir gefällt, was ich da in Händen habe!“

      „Nehmen sie jetzt augenblicklich ihre Hand da weg, sonst hacke ich sie ihnen ab! Letzte Warnung.“

      Frustriert zog Humphrey seine Hand weg und fummelte sie irgendwie hinter sich.

      „So ist’s brav. Sie sollten doch lieber bei Altbewährtem bleiben. Wie wär’s denn mit dem Pistolen-Macho? Sie stehen doch auf Bad Boys, oder?“

      „Unter anderen Umständen könnte er mir sogar gefallen.“

      „Na sehen sie! Dann vernaschen sie den Chorknaben doch und wir haben viele Probleme weniger.“

      „Nein Herzchen, das geht jetzt aber entschieden zu weit.“

      „Einen Versuch war’s wert“, sagte sie, zwängte sich zu ihrem Stiefel vor und zog ihr Handy heraus. Glücklicherweise hatten die Männer es bei der Durchsuchung vorher übersehen.

      Humphrey Goles hatte im Laufe des Tages erwähnt,