MC Cougar

Das Spiel


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bewegte.

      Das war nicht gut! Denn gegenüber dem Hafen lag der London City Airport. Be durfte den Gedanken gar nicht weiter verfolgen, sonst würde ihm sofort übel werden.

      Er hatte den Anruf mit Rafas Telefon gemacht, so dass er mit seinem weiterhin auf ‚Hör-Kontakt’ mit Mary war.

      Rafa war vollkommen daneben und gönnte sich einen Cognac zur Stärkung aus der Minibar.

      „Hallöchen Be, hören sie mich?“

      „Ja Humphrey, laut und deutlich. Was ist los?“

      „Ich wollte ihnen nur versichern, dass Mary nichts für diese missliche Lage kann. Ich habe sie hier hinein gezogen“

      „Dann passen sie mal ein bisschen auf sie auf, so groß ist sie nämlich noch nicht, sie tut immer nur so!“

      „Ich tue mein Möglichstes ... Aber jetzt verstehe ich Mary endlich, sie ist immer so ruhig und gelassen, wenn sie mit ihnen gesprochen hat.“

      „Soo ... ist sie das? Das ist ja schön. Ich muss mich nur noch an ihr Tempo gewöhnen, mit dem sie von einer Katastrophe zur nächsten jagt.“

      Humphrey grinste und bedeutete Mary, dass sie jetzt gefälligst was sagen sollte. Kleinlaut sprach sie in das Handymikro.

      „Tut mir Leid, dass du dir immer Sorgen um mich machen musst, das brauchst du nicht, ehrlich. Ich schaffe das alles schon alleine.“

      „Weiß ich ja, versprich mir aber, dass du auf dich acht gibst, ich wollte dich eigentlich in diesem Leben noch mal wieder sehen.“

      „Versprochen! Ich will dich auch sehen!“

      „Ich will ihn auch sehen!“

      „Halten sie die Klappe, Humphrey.“

      Be musste lächeln, da war sie wieder, seine liebliche, reizende Freundin. „Ach was ich ganz vergessen hatte, die Jungs haben ein paar schrille Sexspielzeugchen besorgt. Sind hier der allerletzte Schrei, an jeder Straßenecke werden sie verkauft.“

      „Iih, das ist ja eklig. Du wirst doch nicht glauben, dass ich diese Drecksdinger mit dir ausprobiere. Da sind bestimmt tausend Bakterien dran.“

      „Ich würde sie mit ihnen ausprobieren“, flötete Humphrey.

      „Humphrey!“ fuhr ihn Mary an.

      „Ist ja schon gut, tschuldigung.“

      Sie merkten wie der Wagen langsamer wurde und schließlich zum Stehen kam.

      „Be“, flüsterte Mary, „wir haben angehalten, sag jetzt nichts mehr, ich lasse das Handy an und stecke es in meinen Stiefel, dann kannst du alles mit anhören.“

      „Gut, passt auf euch auf!“

      Rafa lag auf dem Boden und hatte seine Freundschaft mit der Minibar deutlich vertieft. „Jetzt unterhältst du dich mit einem Stiefel ... Is ja irre, hahaha.“

      „Sei still, du Hohlkopf, und trink nicht noch dein letztes bisschen Verstand weg!“

      „Sorry“, Rafa schüttelte sich und konnte wieder klar sehen. Beide waren nun mucksmäuschenstill und verfolgten alles, was im fernen London irgendwo am Hafen vor sich ging.

      „Be? Sag mal, wieso hat denn die Polisei nicht gleich Marys Handynummer verfolgt? Ich denke dieser Humpy hat dem Minister Bescheid gegeben? Mann, die sind ganz schön doof da auf der Insel.“

      „Wie viel hast du denn getrunken? Hol dir erst einmal einen Kaffee. Der Kerl heißt Humphrey ... „

      „Geenau.“

      „... und das war der Polizeipräsident nicht der Minister! – Toll, dass dir das mit dem Anruf auch schon aufgefallen ist!“

      Be machte sich schon die ganze Zeit darüber seine Gedanken und wusste nicht mehr so recht, was er nun davon halten sollte. Er wusste nur, dass er einen Ortungschip in Marys Handy hatte einbauen lassen, der unabhängig arbeitete und keine externe Stromzufuhr benötigte. Ein guter Freund aus seiner mehr oder weniger erfolgreichen Studienzeit auf der Universität Helsinki hatte ihn auf diesen Gedanken gebracht – er arbeitete als Entwickler in einer großen Elektronikfirma und hatte immer den neuesten Schnickschnack auf Lager. Wenn alles schief ginge, müsste er nur diesen Freund anrufen und er könnte im Nu Marys Position bestimmen, unabhängig ob das Handy eingeschaltet war oder nicht.

       Ist das nicht schlimm, wenn man jemandem helfen möchte und kann nicht? Oder darf sogar nicht! So erging es mir schon mehrere Male und da frage ich mich immer, warum passiert diesen Personen das. Meistens geschehen immer denselben Menschen ganz furchtbare Dinge. Sollen sie etwas lernen oder ist das purer Zufall? Wir werden es wohl nie erfahren!

      Der Kofferraum öffnete sich und die beiden blickten in das unrasierte Grinsegesicht von Aderman. Er beförderte sie unsanft aus ihrem Gefängnis und schubste sie abfällig gegen den Geländewagen. Sie befanden sich an einem Hafen und Mary konnte in der Nähe die Thames Barrier erkennen. Sie gehört zu den weltweit größten beweglichen Flutschutzwehren. Ihre Hauptaufgabe ist es, London vor außergewöhnlich hohen Fluten der Nordsee zu schützen, insbesondere vor Sturmfluten.

      Nun wusste sie, wo sie waren.

      Der unfreundliche Zeitgenosse und zwei seiner Spießgesellen führten sie mürrisch zu einer großen Yacht, auf deren Heck Mary gerade noch den Namen „Sunrise Speed“ und eine ihr nicht bekannte Flagge erkennen konnte. Blau mit einem schmalen roten Streifen entlang des oberen und unteren Randes, im Zentrum eine große weiße Scheibe mit einem Wappen.

      Als sie die Gangway aus feinstem Teakholz passiert hatten, wurde diese sofort eingeholt und die kräftigen Dieselmotoren wirbelten das Wasser hinter dem Boot auf.

      „Eine nette Nussschale haben sie hier. Können sie und ihre Hilfsgangster überhaupt mit sowas technischem umgehen, ohne gleich ins Höschen zu pinkeln?“

      Aderman kam auf Mary zu und packte sie hart am Arm.

      „Immer zu Scherzen aufgelegt, was? Das wird ihnen bald vergehen, wenn wir in kühleren Gefilden angelangt sind.“

      „Oh, kühl. Ist ja mal was anderes. Im warmen Süden, besonders in Frankreich war ich schon zur Genüge. Ich hoffe, sie können mir wenigstens die skandinavischen Länder etwas schmackhaft machen. Norwegen oder Schweden würde ich vorziehen, die Fjorde sollen wunderschön romantisch sein.“

      Aderman strich über Marys Haar. „Haben sie keine Angst vor der Kälte und den Wölfen, die soll es nämlich dort geben.“

      „Nein, im Moment steht beides direkt vor mir! Sehen sie etwa Angst in meinen Augen?“

      Er kam jetzt ganz dicht zu Mary. „Ich weiß nicht, was ich in ihren Augen sehe, aber das was ich sehe hält mich davon ab, sie gleich zu töten oder besser noch zu verkaufen. – Wobei, wenn ich recht überlege – verkaufen wird auch nicht ganz leicht werden. Mit ihrer eigenwilligen Art wird sich manch einer meiner Kunden die Zähne an ihnen ausbeißen und sein Geld zurück verlangen. Für sie brauche ich einen außergewöhnlichen Käufer. Einer, der ihren Kampfgeist, ihr Feuer und ihre Leidenschaft schätzt und dies auch zu beherrschen weiß. Denn sind wir mal ehrlich, mit ihrer Jugend und Reinheit können wir nicht mehr groß punkten.“

      Er legte eine kleine Pause ein und betrachtete eingehend Marys Figur. „Aber sie können mir hier an Bord gerne Gesellschaft leisten und mir das Gegenteil beweisen. Vielleicht werden auch sie dann erkennen“, er warf einen Seitenblick auf Humphrey, „dass nicht alles so ist wie es scheinen mag.“

      Mary erhaschte einen kurzen, ärgerlichen Blick von Humphrey, der sie stutzig machte. Wie hatte Aderman das gemeint und auf wen bezog er es? Aber sie schob diesen Gedanken schnell wieder beiseite, weil sie sich viel mehr um ihre Aussagen gegenüber ihrem Entführer Sorgen machen musste. Dieser Mann war äußerst gefährlich und extrem schlau, ihm war alles zuzutrauen. Er blickte einen aus eiskalten