MC Cougar

Das Spiel


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eigenartig ruhig verhielt und immer wieder Blickkontakt mit ihrem Kidnapper hatte. Aber wahrscheinlich ging ihre Fantasie wieder mal mit ihr durch. Oder er hatte sich in seinen Peiniger verliebt, das soll es ja auch geben – so ein Täter-Opfer Ding.

      Aderman öffnete eine Kabinentür und schob Mary hinein. Sie war positiv überrascht über die sehr geschmackvolle Einrichtung des Zimmers. Ein großes Bett in der Mitte des Raumes, Einbauschränke und ein Tisch aus blankpoliertem Mahagoniholz, bequeme Sessel und ein extra angepasster Schminktisch komplettierten das weitestgehend in cremefarben gehaltene Boudoir. Ein angrenzendes luxuriöses Badezimmer war in diesem Fall nur selbstverständlich.

      Der Mann stand dicht hinter ihr und Mary konnte seinen warmen Atem in ihrem Nacken spüren. Sanft strich er über ihr Haar und ließ seinen Blick an ihr hinab gleiten. Wie versteinert stand sie da und wusste im Augenblick nicht, wie ihr geschah. Als sich ihre Verkrampfung löste und ihr Gehirn wieder zu arbeiten anfing, drehte sie sich ruckartig um und starrte Aderman direkt in die kalten, gierigen Augen.

      „Vielen Dank, ab jetzt finde ich mich selbst zurecht. Ich läute, wenn ich was benötigen sollte.“

      Überrascht von soviel Schlagfertigkeit, drehte er sich grinsend um, nickte ihr noch zu und verlies die Kabine. Mary hörte den Riegel von außen zufallen. Sie war eingesperrt!

      Schnell rannte sie ins Badezimmer, schloss die Tür und holte ihr Telefon aus dem Stiefel.

      „Be, hast du das alles mitbekommen?“

      „Ja natürlich.“ Be, der mit Rafa gespannt alles verfolgt hatte, war um Jahre gealtert. Er legte seine Hände vors Gesicht und musste mehrmals kräftig durchatmen, bevor er mit Mary sprechen konnte.

      „Ihr seid auf einem Boot und fahrt nach Norwegen oder so. Weißt du, wie der Kahn heißt?“

      „Ja, Sunrise Speed und er fährt unter einer blauen Flagge mit roten Streifen oben und unten. In der Mitte ist sie weiß mit einem Wappen.“

      „Gut, wir werden sehen, was wir rausbekommen. Aber du musst auf diesen Kerl acht geben, der hat sie nicht mehr alle. Vollkommen durchgeknallt und er will was von dir!“

      „Oh Gott, was soll ich denn tun?“ fragte Mary aufgeregt. „Irgendwann ist das Handy leer oder es wird entdeckt, was dann? Soll ich es hier im Bad verstecken? Was meinst du? Weiß die Polizei schon, wo wir sind? Und Humphrey ist auch ganz komisch, seit wir hier sind. Ich habe ein verdammt schlechtes Gefühl.“

      „Mary – tief Luft holen, beruhige dich. Bei diesem Humphrey habe ich auch ein ungutes Gefühl. Trau ihm nicht, verstanden? Sag ihm nichts mehr! Höre mir jetzt genau zu, es ist sehr wichtig!“

      „Mache ich – komme ich hier wieder raus?“

      Be warf Rafa einen skeptischen Blick zu, der mit der Situation gänzlich überfordert war und schon wieder mit der Minibar liebäugelte.

      „Mary, ich habe in dein Handy einen Ortungschip einbauen lassen, für Notfälle. Ich erkläre dir jetzt, wie du ihn ausbauen kannst, Dann musst du ihn an deinem Körper verstecken, sodass er immer bei dir ist, verstanden?“

      „Ja, nur wo soll ich ihn denn verstecken? Soll ich ihn schlucken? Aber dann kommt er irgendwann wieder heraus.“

      „Das überlegen wir uns später. Jetzt baust du ihn erst aus. Merke dir gut. was ich dir jetzt sage. Du öffnest zuerst dein Handy. Neben dem Akku siehst du dann ein kleines, längliches goldfarbenes Teil mit der Aufschrift FF, das ist der Chip. Den nimmst du heraus. Dann schließt du das Gerät wieder, schaltest ein und rufst mich sofort an. Hast du alles verstanden?“

      „Ja, und das klappt?“ In Marys Stimme war jetzt leichte Panik zu hören und ihr wurde das erste Mal so richtig bewusst, dass sie Be vielleicht nie wieder sehen würde. Zwei kleine Tränen kullerten ihr die Wangen hinunter.

      „Mary, bist du soweit? Das funktioniert sicher. Ist nicht schwer“, versuchte Be seine Freundin zu beruhigen.

      „Okay, ich fange jetzt an. Bis gleich.“ Ein Rauschen und die Leitung war tot.

      Verzweifelt saß Be mit Rafa im Hotelzimmer und starrte auf sein Telefon. „Klingel endlich, du blödes Ding!“

      Er hasste dieses untätige Rumsitzen und hoffte nur inbrünstig, dass Mary alles hinbekam. Rafa saß mittlerweile wieder vor der Minibar und wollte gerade einen Wodka zu sich nehmen, als Be’s Handy klingelte und er vor lauter Schreck alles über sein Hemd schüttete. „Verdammte Scheiße.“

      Be, der am Fenster gestanden hatte, hechtete zum Telefon und war sichtlich erleichtert, als er die Stimme von Mary vernahm.

      „Gott sei Dank Kleines. Du hast es geschafft. Jetzt werden wir dich finden. Ich habe einen Freund, der kann deine Position bestimmen und dann hole ich dich dort raus!“

      Rafa sah seinen Freund etwas verstört an, blickte dann auf sein Glas und wieder zurück zu Be. Der nickte ihm ernst zu sprach weiter mit Mary.

      „Ich gebe der Polizei Bescheid, dass sie deine Position gesagt bekommen und sobald wir wissen, wohin sie dich bringen, komme ich mit dem nächsten Flieger. Du musst mir aber versprechen, den Chip immer bei dir zu tragen, ansonsten ...“

      „Ich weiß, ansonsten findest du mich nicht!“ Mary liefen jetzt die Tränen übers Gesicht und sie konnte nicht mehr dagegen ankämpfen.

      „Be, ich wollte dir eigentlich noch soviel sagen ...“

      „Ist schon gut, musst du jetzt nicht. Hab keine Angst, ich komme dich holen!“

      Mary wurde immer nervöser, sie konnte ihren Körper nicht mehr kontrollieren. Vor ihrem Auge rasten viele Bilder vorbei, Be, wie er sie findet tot in einer Ecke liegend, der Wald, die Fähre, Chida und die Wölfe, alles raste durch ihren Kopf. Doc Martens, ihre Wunde ... ihre Wunde? Das war’s!

      „Be, ich weiß jetzt, wie wir’s machen. Ich stecke den Chip in meine alte Wunde, die Naht ist noch nicht ganz verheilt.“

      Be rieb sich die Augen. „Rafa, hast du das auch gehört? Was macht sie?“

      Rafa schüttelte nur mit dem Kopf, warf sein Glas auf den Boden, griff zur Wodkaflasche und nahm einen ordentlichen Schluck.

      Mary war unterdessen schon am Suchen eines spitzen Gegenstandes, um ihre Bauchwunde zu öffnen, die ihr der Doc vor ein paar Tagen vernäht hatte. Im Spiegelschrank fand sie eine kleine Nagelschere, streifte ihren Hosenbund nach unten und entfernte das Pflaster von der Naht.

      „Mary“, rief Be außer sich, „sprich mit mir. Wo willst du das Ding verstecken? Ich habe dich nicht verstanden.“

      Rafa hatte schon wieder die Flasche im Mund.

      „Ich habe etwas gefunden, eine Nagelschere“, sagte Mary mit zitternder Stimme.

      „Was willst du mit der Schere? Bist du jetzt ganz verrückt?“

      „Nein Be“, Marys Nerven lagen blank, „ich muss dir jetzt etwas sagen.

      Be lief angespannt durch Zimmer und ahnte Schreckliches. „Was? Sag schon!“

      „Ich liebe dich“ kam es leise durch das Telefon.

      „Aah ...“ Be fiel eine Wagenladung Steine von der Brust und Rafa grinste blöde hinter seiner Flasche hervor.

      „Das wollte ich nur loswerden, es verpflichtet dich aber jetzt zu gar nichts ...“

      „Mary ..“

      „... ich wollte es nur sagen, damit ...“

      „Mary ..“

      „... du das weißt, kann ja sein ...“

      Mary ..“

      „... dass ich dich nicht mehr wieder sehe.“ Laut schluchzend, kaum mehr ihre Tränen bändigend, brachte sie gerade noch die letzten Worte hervor. Sie stand da mit ihrer Schere in der Hand kurz vor dem Zustechen, hatte aber höllische Angst und zitterte wie Espenlaub.

      „Mary,